A Hund bist fei scho. Johann Rottmeir

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Название A Hund bist fei scho
Автор произведения Johann Rottmeir
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862221691



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      å = dunkles, tief im Rachen angesetztes „a“

      Ein Laut zwischen „a“ und „o“. In der Regel ist das „å“ ein lang gesprochener Laut, wie bei „båån“ (baden) oder „fåhn“ (fahren), ohne dass dies zwingend extra durch die Doppelung des Vokals angezeigt wird. Im Hochdeutschen gibt es diese Form („å“) nicht, allenfalls eine ähnlich klingende Variante des „o“, wie z. B. in „Ordnung“, „Orgel“ oder „Ort“.

      Auch vom Buchstaben „e“ gibt es im Bairischen eine hell gesprochene Version:

      è = helles, breites „e“

      Wie bei „drèpfèn“ (tröpfeln).

      Im Gegensatz zu den deutlich unterschiedlichen Formen des „a“ ist hier die Kennzeichnung nicht zwingend geboten, der Unterschied zwischen „e“ und „è“ ist nur gering. Sie erleichtert zwar grundsätzlich die Aussprache des jeweiligen bairischen Spruchs, sollte den Dialektunkundigen, der den Unterschied wahrscheinlich kaum hören wird, aber nicht irritieren.

      Alle übrigen Vokale wie Konsonanten lassen sich mit den Buchstaben des hochdeutschen Alphabets problemlos darstellen. Oder anders ausgedrückt: Das bairische Alphabet umfasst zwei Buchstaben (Vokale) mehr als das hochdeutsche.

       Besonderheiten bei „i“ und „e“: Assimilierung

      Der Sprecher des Bairischen ist kein Anhänger der Konsonantenfolge bzw. des Lauts „ch“. Liest man bairische Texte, so wird ein „ich“ schnell zum „i“ verkürzt, ein „dich“ zum „di“ – siehe „Zupf di!“ (Verzieh dich!) – und aus dem „Rettich“ wird ein „Ràdi“.

      Wie diese Beispiele zeigen, wird das „i“, auf das die übriggebliebene letzte Silbe endet, vorerst im Dialekt beibehalten. Nun tut sich der Bayer allerdings auch wesentlich leichter beim Aussprechen des lockeren, entspannt im Mund gebildeten „e“ als beim hohen, eher gepressten „i“. Nach Möglichkeit wird also das ursprüngliche oder durch eine Kürzung des hochdeutschen Worts zustande gekommene „i“ zum angenehmeren „e“ umgeformt – es wird assimiliert.

      Für die obigen Beispiele „ich“ und „dich“ kann man festhalten: Nur wenn das bairische „i“ bzw. „di“ am Anfang eines Satzes steht oder extra betont wird, bleibt es beim „i“. Ansonsten wird durch Assimilierung ein „e“ daraus.

      Konkret sieht das dann folgendermaßen aus:

      Di håt d’ Sunnà gscheit dàwischt. (Dich hat die Sonne stark erwischt – mit Betonung des Angesprochenen: „Di“/„Dich“ steht am Anfang des Satzes.)

      D’ Sunnà håt de gscheit dàwischt. (Die Sonne hat dich stark erwischt.) Oder:

      I mächt dàvolàffà. (Ich möchte davonlaufen – der Sprecher betont, dass es genau er ist, der sich bald seinem Ärger Luft machen muss.) Dàvolàffà mächt e. (Davonlaufen möchte ich.)

       Weitere Assimilierungen

      Stoßen bei zwei aufeinander folgenden Worten an Ende und Anfang zwei gleiche Vokale aufeinander, dann geht dies dem Sprecher meist nicht leicht von der Zunge: die Häufung desselben Vokals stört. Deshalb wird im Bairischen dem Sprachfluss zuliebe häufig ein Konsonant dazwischen geschoben:

      Wià-r-à gsengte Sau is à gfåhn. (Wie eine gesengte Sau ist er gefahren.)

      Oder:

      Jetz geht àn anderer Wind! (Jetzt geht ein anderer Wind!)

      Auch zwei aneinander stoßende Konsonanten, die als Lautfolge nicht so recht miteinander harmonieren wollen, können zur Erleichterung der Aussprache angepasst werden:

      „Die Farbe“, auf bairisch auch eigentlich „d’ Farb“, wird zu: b’ Farb.

      Das kann manchmal dazu führen, dass der Artikel zumindest textlich ganz verloren geht:

      „Die Bratwurst“, bairisch „d’ Bråtwurscht“, wird über „b’ Bråtwurscht“ schließlich zu: ’Bråtwurscht.

      Zwei gleiche aufeinander folgende Konsonanten werden nur einmal gesprochen und daher in diesem Buch auch nur einmal geschrieben. Weitere Wortkürzungen, auf die meistens Assimilierungen folgen, gibt es bei den Endsilben „-ben“, „-den“ und „-gen“. Im Interesse der größtmöglichen Nähe zum bairischen Dialekt werden auch diese Wörter so geschrieben, wie man sie ausspricht, z. B.:

      bleiben – bleim

      werden – wern

      Laden – Lån

      wiegen – wiàng

      Augen – Aung

      Abschließend kann man hierzu sagen: Die Vereinfachung der Aussprache ist im Bairischen bei so manchem Wort der Grund für eine Veränderung der ursprünglichen Buchstabenfolge – so wird z. B. aus einem „zum“ regelmäßig ein leichter von der Zunge springendes „zon“.

       Doppelte Verneinung

      Die Doppelte Verneinung ist im Bairischen keine klassische rhetorische Stilfigur. Mit einer Litotes, der doppelten Verneinung, mit der eine Sache vorsichtig bejaht werden soll (Die haben hier nicht das schlechteste Essen), hat man als Sprecher des in der Regel sehr direkten Bairisch nicht viel am Hut. Typisch für den bairischen Dialekt soll vielmehr durch die Doppelung das eigentliche „Nein“ verstärkt werden:

      Då mach mà heit koà Gschäft net.

      Wörtlich „übersetzt“: Da machen wir heute kein Geschäft nicht. Gemeint ist, dass heute die Chancen für einen Handel aufgrund zu schlechter Konditionen des Handelspartners überhaupt nicht gut stehen, also: Da machen wir heute kein Geschäft.

       Genitiv, Dativ oder Akkusativ

      Im Bairischen kommt der Genitiv so gut wie gar nicht vor, auch der Dativ genießt keine Zuneigung und wird oft durch den Akkusativ ersetzt. Bei den Sprüchen und Redewendungen heißt es also häufig „den“ statt „dem“ usw. Der grammatikalischen Korrektheit wird bei der Übersetzung ins Schriftdeutsche natürlich wieder mit dem passenden Kasus Rechnung getragen.

       Dehnungen

      Lang, also gedehnt gesprochene Vokale oder Umlaute werden durch Doppelung des entsprechenden Vokals gekennzeichnet: schee (schön), Sååg (Sack).

       „Fei“

      In den Sprüchen wird man gelegentlich auf das Wort „fei“ stoßen. Diese Spezialität der bairischen Sprache wurde von den Bayern im Jahr 2004 sogar zum Lieblingswort gewählt, auch wenn die Herkunft von „fei“ nicht ganz geklärt ist. Die aussichtsreichsten Kandidaten für den Ursprung der kurzen Buchstabenfolge sind das lateinische „finis“ (Ende, Grenze), das französische „fin“ (Ende) und nicht zu vergessen auch das deutsche „fein“.

      Die Möglichkeiten, „fei“ in einen Satz einfließen zu lassen, sind mannigfaltig und dabei kommen dem kleinen Wörtchen die unterschiedlichsten Bedeutungen zu: Je nachdem kann es als reine Verstärkung einer Aussage daherkommen, als Hinweis, Bitte, Betonung, Drohung, Verbot, Respektsbekundung – der Bayer bringt all das ökonomisch mit nur einer Silbe zum Ausdruck. Im Hochdeutschen hat man es weniger leicht, hier muss man auf die vielen vergleichsweise umständlichen Varianten von „fei“ zurückgreifen, z. B.: „damit du es ja weißt“, „auf jeden/keinen Fall“, „wirklich“, „sicher“, „aber“, „ja“.

      Unser Glààm

      Die katholische Religion

      Der Tagesablauf der Bayern wurde früher sehr stark von der katholischen Religion bestimmt. Der Tag begann mit dem Betläuten, das die Leute zum Morgengebet rief, darauf folgte die tägliche