LENA HALBERG - NEW YORK '01. Ernest Nyborg

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Название LENA HALBERG - NEW YORK '01
Автор произведения Ernest Nyborg
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783868411294



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worden.

      »… gesamt wäre der Preis vierhundert Millionen Dollar, dafür bekämen Sie normalerweise nicht einmal die Helikopter«, beendete Bronsteen seine Erklärungen zu der Aufstellung. »Außerdem bestünde im Normalfall auch das Problem einer Lieferung in ein Krisengebiet.«

      »Für Sie kein Problem?«, wollte Tounambani wissen.

      »Nein, wir haben da als Bank sehr gute Beziehungen in die Länder Südamerikas«, warf Ducca ein, »dort ist man wesentlich ungezwungener in der Abwicklung derartiger Aufträge, unsere Partner sind da sehr diskret.«

      »Und das Finanzierungsmodell?«

      »Ist ganz einfach ein Barter-Deal, ein einfacher Tauschhandel, also ganz afrikanisch.« Der gezwungene Scherz kam nicht an. Ndogar zog nur verständnislos eine Augenbraue hoch. Ducca beeilte sich sachlich fortzufahren. »Die Banco Merini gewährt Ihnen am Papier ein Darlehen über die vierhundert Millionen für den Waffenkauf und wir erhalten dafür einen gleichwertigen Anteil an den Uran-Schürfrechten. Unsere Gewinne aus dem Weiterverkauf dieser Rechte, abzüglich der üblichen Unkosten, sind dann die Rückzahlung des Kredites. Somit genügt für die Finanzierung Ihre Unterschrift.«

      »Und wie wäre der Rücklauf?«, erkundigte sich Ndogar ungeduldig, da ihm die Details der Finanzierung nicht interessierten, das war die Angelegenheit von Politikern.

      »Fünf Prozent auf ein neutrales Nummernkonto in der Schweiz oder wo Sie sonst möchten. Die Provision ist zahlbar nach erfolgtem Beginn des Uranabbaus.«

      »Nach Beginn des Abbaus?«, wurde Ndogar hellhörig. »Wäre da nicht im Voraus eine gewisse Summe …«

      »Das machen wir nicht einmal beim Präsidenten der Vereinigten Staaten«, unterbrach ihn Bronsteen sofort mit einem feinen Lächeln. »Wenn das ein Problem ist, dann sollten wir die Waffenlieferung auf Eis legen und uns nur auf das Projekt mit den Kindern konzentrieren.«

      Ndogar fixierte Bronsteen mit einem harten Blick, der diesen jedoch mit seinem verbindlichen Lächeln auf den Lippen standhielt. Die Stimmung war eisig geworden. Ducca stand aber dennoch der Schweiß auf der Stirn.

      Das einzige Geräusch in der momentanen Stille war ein verlegenes Räuspern von Tounambani, der auf einen positiven Ausgang hoffte, immerhin würde er die Hälfte des Schmiergeldes kassieren. Die Verträge für das Uran waren mit Ducca schon vorweg besprochen und von Tounambani ausgestellt worden.

      Ndogar schob mit einer forschen Bewegung den Stuhl zurück und stand auf.

      »Fünf Prozent in der Schweiz sind ausgezeichnet«, sagte er und streckte Bronsteen die Hand hin.

      »Ich weiß, General«, antwortete dieser.

      Nach der Besprechung verließ Ndogar, begleitet von seinem Sicherheitsberater Mérou, der ihm wie ein Schatten folgte, das Hotel, Tounambani ging alleine Richtung Hotelbar und Sarah ging auf ihr Zimmer. Sie war froh aus den Klamotten und unter kaltes Wasser zu kommen. Bronsteen gab Ducca einen Wink, er möchte noch bleiben.

      »Ausgezeichnet Cesare«, meinte er, als sie alleine waren, »und Tounambani hat die Verträge für uns ausgestellt?«

      »Ja, die Vorgespräche mit ihm liefen problemlos und er hat mir die Entwürfe nach Rom gemailt«, antwortete Ducca und goss sich ein Glas Eiswasser ein. »Es war nur noch offen, ob wir hier ohne viel Aufsehen agieren können, was jetzt mit dem UNICEF-Projekt kein Problem ist, und ob Ndogar der Sache zustimmt.«

      »Was auch kein Problem war«, grinste Bronsteen und legte die Füße gemütlich auf den Nebenstuhl. »Immerhin winken sehr viele Millionen, wenn das Geschäft einmal läuft. Da war die langfristige Gier dann doch größer …«

      Ducca stand auf, ging um den Tisch und nahm eine der Mappen mit den Details.

      »Che bello«, sagte er, »die eigenen Lieferungen von den Russen billig zurückzukaufen und den Afrikanern nochmals zu verhökern.«

      »Na billig sind sie nicht. Raskonow will zweihundertfünfzig dafür, der ist wahnsinnig. Der muss erst jemanden finden, der ihm den Schrott abkauft. Die Panzer sind dreißig Jahre alt, den Deal hat noch mein Vater abgeschlossen. In den Achtzigerjahren! Deshalb fährst du Ende nächster Woche zu der Besichtigung und den Verhandlungen nach Meschgorje. Mehr wie hundertachtzig zahlen wir nicht dafür.«

      »Für den Termin hab ich Julio …«, versuchte Ducca das noch abzuwenden.

      »Du fährst nach Russland, Cesare, nicht dein Consigliere, haben wir uns da verstanden?« Bronsteen nahm die Füße vom Stuhl und stand auf. »Du musst den Preis um siebzig Millionen drücken, das sind auch deine siebzig Millionen und das ist nicht der Job eines Anwalts.«

      »Okay, okay!« Ducca hob beschwichtigend die Hand. »Ich fahre ja.«

      Alles Idioten, dachte Bronsteen, wie kann man überhaupt auf so eine Idee kommen. Nur weil er lieber zu Hause Maserati fährt, als bei den Russen nach dem Rechten zu sehen, will er einen Angestellten schicken.

      »Ich bin im Fitness-Center«, brummte er verärgert und ging grußlos hinaus.

      »Dio, mio!« fauchte Ducca, nachdem die Tür wieder zugefallen war. »Erst Afrika, dann Russland, langsam fühle ich mich zu alt für so einen Scheiß.«

      Er leerte den Rest des Eiswassers hinunter. Dann griff er zum Telefon und bestellte ein Chateaubriand, medium rare, mit gebratenen grünen Bohnen, Kräuterbutter und Kresse, von der Steakkarte aufs Zimmer. Dazu eine Flasche Rotwein – südafrikanischen Pinotage, den die Küche dazu empfahl. Er würde duschen und den positiven Abschluss des Vertrages mit einem ausgiebigen Essen feiern. Hunger hatte er ausreichend, denn er war seit dem Frühstück unterwegs und der Snack im Flugzeug war mager gewesen.

      Langsam leerte sich nun auch die Terrasse des Hauses, als Bronsteen zu seiner Suite ging um sich frisch zu machen. Verschiedene Gruppen saßen noch plaudernd im Schatten der großen Sonnenschirme, hauptsächlich die Frauen der Politiker. Sie nutzen das Treffen für einen ausgiebigen Smalltalk über Mode und die neuesten Faceliftings der afrikanischen Society.

      Die Journalisten und Redakteure der Zeitungen hatten sich ins improvisierte Pressefoyer zurückgezogen, schrieben ihre Artikel oder luden die Fotos des Events auf die Websites ihrer Agenturen. Nur einer saß schwer angetrunken im Vorraum und grinste blöd in sein Handy, auf dem er offensichtlich versuchte eine SMS zu tippen.

      Vor dem Hotel war ein Tumult zu hören. Bronsteen verhielt den Schritt vor einer Fensterwand. Draußen, zwischen der Umzäunungsmauer und dem Eingang, drängte sich eine Gruppe von Aktivisten. Sie hatten Sprüche wie: Keine Kinder für Waffenschieber, Wir haben genug vom Krieg oder Ami go home auf Papptafeln gemalt und auf lange Holzlatten genagelt. Die hielten sie schimpfend hoch und drohten mit den Fäusten in Richtung Hotel. Die kleine Menge bestand fast nur aus Frauen mit Kindern, darunter auch Weiße.

      Manche Leute sind eben gegen alles, sogar wenn man als Wohltäter ins Land kommt, die demonstrieren immer, dachte Bronsteen. Insgeheim verfluchte er das Internet. Früher sprachen sich Besuche erst herum, wenn die Zeitungen am nächsten Tag darüber berichteten. Jetzt, mit der globalen Vernetzung, standen diese penetranten Aufrührer, die versuchten jeglichen Fortschritt zu blockieren, bereits am Flugfeld, wenn man ankam. Wahrscheinlich waren es auch diesmal seine Intimfeinde, die er unter dem Begriff Grüne zusammenfasste.

      Zwei graue Armee-Hummer bogen in die Einfahrt und hielten in einer Staubfahne rechts und links von den Demonstranten. Mehrere Soldaten sprangen heraus und begannen mit Schlagstöcken wahllos auf die Gruppe einzudreschen. Die Frauen ließen die Tafeln fallen und flüchteten zum Tor zur Straße.

      Eine der weißen Frauen stolperte über eine schmiedeeiserne Einfassung, die eine Grünfläche vom Beton trennte, und fiel der Länge nach aufs Gesicht. Mühsam rappelte sie sich auf. Der Soldat, der neben ihr stehengeblieben war, schlug ihr weit ausholend mit dem Knüppel auf den Hinterkopf. Sie rannte taumelnd weiter, während Blut aus ihrem hellen Haar zu rinnen begann.

      Es dauerte keine fünf Minuten und die Auffahrt des Hotels war geräumt. Der Auflauf war vorbei. Ein Hotelboy kam dienstbeflissen,