Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



Скачать книгу

eine Sambuke mit rötlichen Segeln, die Westkurs lief und dann abdrehte. Sie jagte hinter einer anderen her.

      „Es könnte fast die schwarze Sambuke sein“, meinte Don Juan. „Aber die Entfernung ist noch zu groß, um das genauer bestimmen zu können. Außerdem geht es uns nichts an. Sollen sich die Kerle doch beharken, wie sie wollen.“

      „Ganz meine Ansicht, Juan“, erwiderte Hasard. „Dieser Küstenverlauf scheint von Piraten nur so zu wimmeln. Ich bin nicht wild darauf, mich mit ihnen anzulegen. Schließlich haben wir etwas anderes vor.“

      Durch das Spektiv sah Dan O’Flynn, daß die beiden Sambuken immer noch dahinjagten. Sie waren wesentlich schneller als die „Santa Barbara“. Etwas später verschwand die eine Sambuke im Inselgewirr, die zweite folgte ihr, und dann waren beide für mehr als eine halbe Stunde verschwunden.

      Erst viel später tauchten sie als feine Striche wieder auf. Danach sah auch Dan O’Flynn sie mit seinen scharfen Augen nicht mehr.

      Dafür sah er etwas anderes, noch bevor der Ausguck es bemerkte.

      „Steuerbord voraus treiben Gegenstände in der See, Sir. Möglicherweise ist das auf den Donner zurückzuführen. Meiner Meinung nach hat da ein Kampf stattgefunden.“

      Der Ausguck meldete die Trümmer ebenfalls gleich darauf.

      Der Seewolf entschied sich nach kurzem Zögern.

      „Wir sehen einmal nach, Stenmark“, sagte er zu dem Schweden, der am Ruder stand. „Kurs auf das, was da in der See treibt.“

      Der Kurs wurde nach Steuerbord geändert. Als er anlag, waren voraus noch mehr treibende Gegenstände zu erkennen.

      „Ein Bugteil, Planken, zwei Kisten und anderer Kleinkram“, zählte Ben Brighton auf. „Das sieht tatsächlich ganz danach aus, als sei da ein Schiff untergegangen.“

      Mit langsamer Fahrt näherten sie sich den Wrackteilen. Die Segel hingen lose an den Rahen, Brassen und Schoten waren gefiert worden.

      Die Arwenacks blickten aufmerksam ins Wasser. Hasard hatte ihnen eingeschärft, nach eventuellen Überlebenden Ausschau zu halten.

      Gleich darauf wurden sie fündig. Smoky, der seine Glatze jetzt mit einer Art Turban nach Landessitte verziert hatte, deutete nach vorn.

      „Da treibt einer im Wasser.“

      „Der ist tot“, sagte Carberry zum Kutscher, „denn er treibt mit dem Gesicht nach unten.“

      „Höchstwahrscheinlich“, gab er Kutscher zu. „Dennoch geschehen immer mal wieder Wunder. Wir sollten ihn uns ansehen.“

      Als sie langsam näher herantrieben, sahen sie den Mann deutlich. Er trug nur eine mehrfach geflickte Leinenhose und hatte ein rotes Tuch um den Kopf geschlungen.

      Mit dem Bootshaken drehte Carberry den Mann an der Hose im Wasser herum.

      Ein entsetzlich verzogenes unrasiertes und brutales Gesicht starrte sie an. Der Galgenvogel hatte Mund und Augen unnatürlich weit geöffnet und starrte sie an, als wollte er jeden Moment laut losbrüllen. Aber noch etwas anderes wurde sichtbar: In der Brust des Toten steckte ein langes Messer mit breiter Klinge.

      „Wenn das kein Pirat ist, bin ich Sankt Elmo“, sagte Carberry. „Den hat es aber ganz übel erwischt.“

      Er ließ den Haken los. Der tote Pirat rollte zur Seite und schwamm mit dem Gesicht nach unten weiter. Nach ein paar Minuten ging er langsam unter.

      Ein weiterer Mann wurde in der See entdeckt. Daß er nicht zu den Piraten gehörte, zeigte schon seine gepflegte Kleidung. Er konnte ein arabischer Kaufmann sein, denn er trug noch das Kaffje und eine lange Djelaba. In seinem Gürtel steckte ein Dolch mit breiter und funkelnder Klinge. Diesen Dolch hatte er aber nicht mehr ziehen können, denn ein furchtbarer Hieb mit einem Schiffshauer hatte ihm den Brustkorb zerschmettert.

      „Piraten, überfallen Kaufleute“, sagte Hasard nachdenklich. „Das Schiff haben sie versenkt, die Beute haben sie offenbar übernommen. Aber hier muß sich noch etwas anderes abgespielt haben. Aber was nur?“

      „Vielleicht haben zwei Piraten das Schiff gestellt und ausgeplündert“, meinte Don Juan. „Andererseits werden sie sich dann nicht gegenseitig jagen, wie es den Anschein hatte.“

      „Ja, das finde ich auch reichlich merkwürdig.“

      Hasard hielt noch einmal nach den beiden fremden Schiffen Ausschau, doch er konnte sie nirgends entdecken. Vermutlich hatten sie sich wieder in das Labyrinth der vielen Inseln verzogen.

      Sie suchten noch ein wenig die See ab, doch außer ein paar zerfetzten und fast undefinierbaren Holzstücken fand sich nur noch ein zerschlagenes Faß. Alles andere war untergegangen und ruhte jetzt auf dem Grund der See.

      „Wir segeln weiter und gehen auf den alten Kurs zurück“, entschied Hasard, als sich nichts mehr fand.

      Die Segel wurden getrimmt. Die „Santa Barbara“ ging auf ihren alten Kurs zurück, allerdings blieb sie da nicht lange, denn nach einer guten Stunde meldete Batuti aus dem Ausguck einen treibenden Gegenstand. Diesmal befand er sich zur Abwechslung Backbord voraus, wie Hasard ironisch bemerkte. Da käme dann auch keine Langeweile auf.

      Nicht lange, und es stellte sich heraus, daß es ein Mensch war. Dieser Mensch lebte noch, denn er schwamm ziemlich ruhig, ohne sonderlich Kräfte zu verbrauchen, der Galeone entgegen.

      „Also doch noch ein Überlebender“, stellte Hasard fest. Er wußte noch nicht, daß er sich damit im Irrtum befand, aber die Verhältnisse ließen diesen Schluß ohne weiteres zu.

      „Ein verdammt junges Bürschchen“, sagte Jung Hasard nach einem intensiven Blick durch den Kieker. „Ein Araberjunge. Der ist aber sehr weit von der Untergangsstelle entfernt.“

      Dieser Umstand erstaunte auch die anderen. Das schmächtige Kerlchen, das da sehr sparsam durchs Wasser schwamm, um seine Kräfte zu schonen, mußte schon stundenlang unterwegs sein.

      Hasard wunderte sich, daß das Kerlchen nicht zum wesentlich näheren Land geschwommen war. Statt dessen hielt es unbeirrbar auf die Galeone zu. Ab und zu hob es den Kopf aus dem Wasser, um einen besseren Überblick zu haben. Dann wieder legte sich der Junge kurze Zeit auf den Rücken und ließ sich treiben. Er schien mit seinen Kräften ziemlich am Ende zu sein.

      Carberry stieg schon auf die Rüste, um den Jungen aus dem Wasser zu fischen. Hasard ließ kurz vorher anluven, um die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Am Schanzkleid standen Ferris Tucker, Shane, Gary Andrews und weitere Arwenacks bereit, um dem Profos das Bürschchen abzunehmen.

      Der Kleine grinste schwach, doch als er den ebenfalls freundlich grinsenden Profos dann aus der Nähe sah, verging ihm das Grinsen. Er sah ein narbiges Gesicht mit einem wüsten großen Kinn, eine Visage, die ihm auf den ersten Blick Angst und Schrecken einflößte. Und wie das narbige Ungeheuer auch noch grinste!

      In seiner Angst wollte Ahmed wegtauchen, doch dann entdeckte er in dem Narbengesicht etwas, das ihn stutzig werden ließ. In den Augen las er Mitleid, aber auch Hilfsbereitschaft, und da ahnte er, daß dieser wüste Kerl ein gutes Herz hatte.

      Er konnte auch gar nicht mehr wegtauchen, denn eine mächtige behaarte Pranke von solcher Größe, wie sie höchstens der Tonnenmann hatte, langte ins Wasser wie eine riesige Schaufel und schaufelte ihn einfach heraus. Einfach so, ruckzuck, und schon hing er wie ein Lappen in einem gewaltigen Wasserrad. Das triefende Wasserrad reichte ihn wie spielerisch nach oben.

      Ahmed befand sich übergangslos auf den Planken eines fremden Schiffes, und er sah Männer, wie er sie auch noch nie gesehen hatte. Riesige breitschultrige Männer waren es, mit roten dunklen oder seltsam blonden Haaren. Und zwei Jungen sah er, nein, Männer waren das schon eher, die sich so glichen wie ein Ei dem anderen. Es war einfach unmöglich, sie zu unterscheiden. Sie musterten ihn aus eisblauen Augen, wirkten aber sehr freundlich.

      Ahmed schaute verwirrt von einem zum anderen, als sich ihm ein schlanker hagerer Mann näherte, der ihm lächelnd die Hand auf die Schulter legte.

      „Du