Название | Seewölfe Paket 28 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399963 |
„Du kannst an Bord bleiben, du kleiner mickriger Bastard. Und du wirst jedem gehorchen, der dir etwas befiehlt. Wenn du etwas klaust, schneide ich dir persönlich den Hals durch und verfüttere deinen Kadaver an die Haie, verstanden?“
„Ja, Herr, ich habe verstanden“, hauchte Ahmed. Ihm war speiübel zumute, als der Pirat ihn erneut musterte. Ständig hatte er das Gefühl, Ali Ben Chufru würde ihn durchschauen.
„Zeige ihm, was er zu tun hat, Tarsa“, sagte Ali zu dem tonnenförmigen Mann, der reglos hinter ihm stand.
„Ja, Herr.“
Der Tonnenmann, wie Ahmed ihn insgeheim nannte, packte ihn wie ein Karnickel am Genick und schob ihn mit einer Hand vor sich her nach vorn. Der Griff war so hart, daß Ahmed schmerzhaft das Gesicht verzog.
Vor einem Schott blieb der Tonnenmann stehen. Es roch verheißungsvoll. Verschiedene Gewürze erfüllten die Luft dicht vor dem Schott.
Ahmed riskierte noch einen schnellen Blick in die Runde. Viel Zeit dazu blieb ihm nicht, aber er sah noch genug.
Piraten, wohin er blickte. Zerlumpte Gestalten, abenteuerlich gekleidete Figuren, Narbenmänner, bärtige Visagen, unrasierte, gemeine und hinterhältige. Kein einziger Kerl war dabei, der einigermaßen redlich aussah. Er befand sich wahrhaftig auf der gefürchteten schwarzen und düsteren Sambuke, vor der die Fischer so erbärmliche Angst hatten.
Aber er sah in diesem kurzen Augenblick noch mehr. Die See ging längst nicht mehr so hoch wie vorhin. Das Land war an Backbord ein ganz feiner dunstiger und kaum erkennbarer Strich. Nur die Tartane war nirgends zu sehen, so sehr er auch suchte. Er konnte sie nicht mehr entdecken und nahm an, daß sie doch untergegangen war. Die Sorgen überfielen ihn wieder, doch zum Nachdenken blieb keine Zeit.
Der Tonnenmann ließ ihn los und stieß ihm die mächtige Faust ins Kreuz. Er flog ein paar Stufen hinunter ins Halbdämmer und hörte noch die Stimme des fürchterlichen Kerls.
„Du wirst dem Koch helfen, du Laus!“
Ahmed landete an einem heißen Herd, vor dem ein in Dunstschwaden gehüllter Kerl stand. Der Kerl war hager und hatte lange spitze Mausezähne in einem unrasierten Gesicht. Auf dem Herd stand in Schlingerleisten ein großer Kessel, in dem es dampfte und brodelte wie in einer Giftküche.
Der Koch starrte ihn mit offenem Maul an. Er sah aus wie eine große Maus, die in die Falle gegangen war.
„Ich soll hier helfen, Herr“, sagte Ahmed kläglich.
„Du sollst helfen? Meinetwegen, Arbeit gibt es genug. Dann brauche ich jedenfalls nicht mehr so viel zu tun. Die Kocherei hängt mir sowieso zum Hals heraus. Immer ich! Dabei kann ich gar nicht kochen.“
Er rührte in der Suppe herum und spie auf den Boden. Dabei hustete er zum Gotterbarmen.
Die Kombüse war klein, stickig, dreckig und von Schwaden durchzogen. Was der Kerl kochte, war für Ahmed unerfindlich. Aber er würzte kräftig, denn es roch immer intensiver. Vielleicht glich er seine schlechte Kocherei durch die Zugabe von reichlich Gewürzen aus.
Der Mausezahn befahl ihm sogleich, die Suppe umzurühren. Dabei spie er alle Augenblicke auf die schmutzstarrenden Dielen. Er selbst lümmelte sich faul ans Schott und kommandierte nur noch herum.
Ahmed mußte Asche an Deck tragen, einen Abfallkübel nach oben bringen und ausleeren und andere Kleinigkeiten tun.
Er wollte freiwillig die Dielen schrubben, weil es so entsetzlich dreckig war, aber der Kerl sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
„Hat Tarsa das befohlen?“ fragte er entsetzt. Offensichtlich hatte er heillose Angst vor geschrubbten Planken.
Ahmed wußte mittlerweile, daß Tarsa der Tonnenmann war und überall an Bord gefürchtet wurde.
„Nein, ich wollte es von selbst tun, Herr.“
„Du bist ja verrückt. Man tut nie etwas von selbst. Man wartet immer, bis es einer befiehlt. Dann muß man es allerdings tun, wenn man keinen Ärger haben will.“
Etwas später war das Essen fertig. Der Koch nannte es Ab Guscht, und es sollte ein Ragout aus Fleisch und Gemüse sein. Aber als es fertig war, bestand es aus einer dicken Pampe von Hirse, Reis, kleingeschnittenem Hammeltalg und grünlich-braunen Blättern. Das Zeug quoll im Hals auf und verhinderte das Reden. Zudem war es so scharf gewürzt, daß einige fast daran erstickten.
Dem Tonnenmann war das gleichgültig. Er schaufelte das Zeug in endlosen Mengen in sich hinein, ohne auch nur einmal aufzublicken. Viele andere stießen üble Verwünschungen aus.
Auch Ali Ben Chufru aß an Deck. Er tunkte den Holzlöffel in die Pampe und probierte. Dann winkte er mit gekrümmtem Zeigefinger den vor Angst schlotternden Koch herbei. Der Mausezahn mußte am Mast Aufstellung nehmen.
„Du bist erst seit vier Tagen an Bord“, sagte Ali freundlich. „Und du hast dich als Koch ausgegeben, als ich dich nahm. Das ist doch richtig, oder?“
„So ist es, Herr.“
„Deine Künste übertreffen wirklich alles.“ Ali blieb immer noch ausgesprochen freundlich. „Ich hoffe, du hast noch nicht gegessen, denn es gehört sich nicht für einen Koch, früher als der Sidi Reis zu essen. Das ist hier so üblich.“
„Ich habe noch keinen Bissen zu mir genommen, Herr“, versicherte der Koch voller Eifer. Seine Angst war jetzt einer gewissen Überlegenheit gewichen.
„Dann wollen wir beide gemeinsam essen“, sagte Ali. „Bring den ganzen Topf gleich an Deck.“
Ahmed mußte helfen, den Topf an Deck zu schleppen. Er war noch fast halbvoll. Der spitzzahnige Koch benahm sich, als sei er bei Hofe eingeladen und stand mit stolzgeschwellter Brust herum.
Ali tunkte wieder den Holzlöffel in die Pampe und probierte.
„Etwa Salz scheint noch zu fehlen“, meinte er.
Der Tonnenmann hatte schon eine gefüllte Pütz mit Seewasser auf den Planken stehen. Er hob sie hoch und kippte den Inhalt mit ausdruckslosem Gesicht in den Kessel. Dann rührte er mit einer Handspake das ganze Zeug um.
„So sieht das schon besser aus“, lobte Ali freundlich. „Und nun laßt erst einmal den Koch ausgiebig essen.
Zwei Kerle rissen dem Koch blitzschnell die Arme auf den Rücken und drückten ihn auf die Planken, bis er auf dem Kreuz lag und sich nicht mehr rühren konnte. Ein dritter Kerl brachte einen hölzernen Trichter, den sie dem Koch in den Hals steckten. Der konnte nicht einmal mehr schreien, so überrascht war er.
Ahmed stand schaudernd daneben und mußte mitansehen, wie sie mit dem Koch verfuhren. Offenbar war das nicht die erste Prozedur, die etliche Köche schon über sich ergehen lassen mußten, denn die Kerle verständigten sich nur mit Blicken und sprachen nicht viel.
Das Trichterende drückte dem Koch die Zunge nach unten. Er sah aus, als wollte er brüllen, aber er konnte nicht.
Dann hob der Tonnenmann den Kübel hoch, kippte ihn um und ließ den Inhalt in den Trichter rinnen.
Der Koch zuckte und zappelte, und dabei rann das Zeug unaufhörlich in seinen Hals. Ahmed sah, wie sein Bauch langsam zu einem Faß anschwoll und immer dicker wurde.
Wehren konnte sich der Koch auch nicht, denn zwei Mann hockten auf seinen ausgebreiteten Armen, der dritte hielt den Trichter, und der Tonnenmann schenkte fleißig nach, bis der Koch knallrot anlief und fast erstickte.
Ein Handzeichen von Ali Ben Chufru unterbrach die grausame Prozedur. Der eine nahm ihm den Trichter aus dem Hals, die beiden anderen aber hielten ihn weiter auf den Planken fest.
„War