Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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der Baggala war immer noch der Teufel los. Von der Besatzung lebten nur noch ein paar Männer, aber die waren so schwer verletzt, daß sie nicht mehr kämpfen konnten.

      Die Schnapphähne begannen damit, voller Gier das Schiff zu durchsuchen und zu plündern.

      Sie wurden auch gleich fündig. Ein unbeschreibliches Geheul brandete auf. Gelächter erklang, Schreie des Triumphes. Die Kerle benahmen sich so ausgelassen wie seit langem nicht mehr. Eine unwahrscheinlich große Beute war ihnen in die Hände gefallen.

      Ali stierte fassungslos auf eine Truhe mit indischem Silberschmuck, Kästchen voller Perlen, Goldbarren und Münzen. Auch ein paar archäologische Kostbarkeiten waren dabei, die aus irgendwelchen Gräbern stammen mochten.

      „Ha, ist das eine Beute?“ schrie er begeistert. „Aber jetzt ganz schnell rüber damit. Seid ihr mit der Durchsuchung fertig?“

      Ein paar Kerle nickten eifrig. Sie hatten nicht mehr viel gefunden. Das meiste war in der Kapitänskammer versteckt gewesen.

      Ali hörte das Wasser gurgeln. Aus etlichen Löchern ergoß es sich in den Bauch des Schiffes. Nicht mehr lange, und die Baggala würde untergehen. Sie hatte ein paar Treffer nahe der Wasserlinie erhalten.

      Noch einmal stöberte er in aller Eile die prunkvoll eingerichtete Kammer durch, fuhr mit dem Säbel zwischen das Holz, fetzte es heraus und suchte nach weiteren geheimen Verstecken. Er fand keine mehr.

      Das Rauschen und Gurgeln verstärkte sich. Auch ein feines Zischen war jetzt zu hören.

      Gerade als Ali die langsam sinkende Baggala verließ, sprang Tarsa mit einem Satz herüber. Das aufgedunsene Gesicht des Tonnenmannes war verzerrt und unnatürlich bleich.

      „Die Sambuke von Moshu“, stieß er hervor. „Sie steht noch an der Kimm, aber ich habe die roten Segel erkannt. Wir sollten schleunigst verschwinden. Du weißt, Sidi, wie viele Kanonen er an Bord hat, und du weißt auch das andere.“

      Ali fuhr fassungslos herum. Vor Moshu el Kekir hatte er einen Heidenrespekt. Den fürchtete er noch mehr als den Scheitan.

      „Verdammt! Diese Ratte war hinter der Baggala her“, ächzte er. „Der hat doch einen Riecher dafür.“

      Das rote Segel war jetzt schon mit bloßen Augen zu erkennen. Den Schnapphähnen wurde es mulmig zumute. Unbehaglich starrten einige zum Horizont, wo das Segel schnell größer wurde.

      „Nichts wie weg!“ stieß einer hervor.

      Ali hatte es jetzt ebenfalls furchtbar eilig, weil er genau wußte, was ihm blühte, wenn der Hurensohn von Moshu ihn erwischte. Wenn er dann noch die riesige Beute fand, war alles aus. Ali hatte ihm diese Beute vor der Nase weggeschnappt, und das würde ihm Moshu el Kekir nie verzeihen. Das war eine Schmach, die nur mit Blut abgewaschen werden konnte.

      Der Tonnenmann warf zwei Tote auf die Baggala hinüber und löste die Enterhaken, die beide Schiffe miteinander verbanden.

      Als die Toten zur Baggala hinübergeworfen wurden, öffnete sich das Schott und Ahmed kam bleich an Deck. Am Schanzkleid mußte er sich erst einmal übergeben. Niemand kümmerte sich um ihn, und er selbst war im Augenblick zu schwach, um noch an Flucht denken zu können. Ahmed kriegte aber mit, daß die Kerle fürchterliche Angst hatten und ständig von einem roten Segel faselten, das jetzt deutlich im Sonnenlicht zu erkennen war.

      Aus den Augenwinkeln sah er die Truhen an Deck stehen. Sie waren so schwer, daß selbst drei Männer Mühe hatten, sie zu tragen.

      Die Segel wurden gesetzt, und dann begann eine überstürzte Flucht.

       8.

      Zu Alis Entsetzen und zum Schrecken der anderen Schnapphähne und Totschläger wurde das rote Segel schnell größer. An Bord herrschten Angst und Verwirrung, weil Moshu das Revier für sich beanspruchte und Ali darin ungeniert plünderte. Das war das eine.

      Das andere war die unversöhnliche Feindschaft zwischen den beiden. Das dritte Übel war die Tatsache, daß Moshu mindestens doppelt so viele Kanonen und Drehbassen an Bord seiner Sambuke hatte. Und trotzdem war seine Sambuke noch schneller und wendiger.

      „Wenn er uns stellt, sind wir erledigt“, sagte Ali besorgt zu dem Tonnenmann. „Wenn er aber noch die Truhen an Bord findet, dann sind wir noch erledigter. Was können wir tun, beim Scheitan?“

      Tarsa starrte zu dem Inselgewirr, das prächtige Verstecke bot. Moshu kannte sich zwar auch hervorragend in dieser Ecke aus, aber vielleicht hatten sie noch eine Chance.

      „Wir werfen die Truhen über Bord“, sagte er dumpf.

      „Bist du verrückt geworden?“ fuhr Ali ihn an.

      „Ich meine natürlich, wir versenken das Zeug an einer Stelle, wo wir es später leicht wiederfinden. Drüben, bei Qok im seichten Wasser der kleinen Insel. Die Drehbassen werfen wir auch über Bord, dann sind wir schneller und können dem Bastard entwischen. Später, wenn er weg ist, holen wir uns das Zeug zurück.“

      Ahmed hörte mit zu und sog jedes Wort gierig in sich auf. Niemand beachtete ihn. Alle waren mit diesem Moshu el Kekir beschäftigt und seiner Sambuke, von der sie gejagt wurden.

      „So schlecht ist die Idee nicht“, sagte Ali nach einer Weile. „Zunächst müssen wir unseren Hals retten, denn ohne Hals nutzt uns die ganze Beute nichts.“

      Er blickte sich gehetzt um. Die Sambuke hatte weiter aufgeholt. In spätestens einer Stunde würde sie auf gleicher Höhe sein. Dann ging es hart zur Sache. Aber diesen zweifellos letzten Gang wollte Ali unbedingt vermeiden.

      „Gut, über Bord mit den Drehbassen, aber jetzt noch nicht. Wir versenken sie hinter der Insel. Und die Kisten werfen wir an einer anderen Stelle über Bord.“

      Sie steuerten die Insel an. Dahinter gab es noch ein paar kleine Eilande, zwischen deren Gewässern sie sich gut auskannten.

      Als sie hinter der Insel waren, geriet die Sambuke vorübergehend aus ihrem Blickfeld.

      In wilder Hektik wurden die schweren Drehbassen über Bord geworfen. Auch sie wollte man später wiederholen, wenn sie Moshu entwischt waren. Eine nach der anderen klatschte ins Wasser und versank.

      Ali ließ eine schmale Bucht ansteuern, wo nicht einmal die Fischer hinkamen. Hier wohnte weit und breit kein Mensch.

      „Los, jetzt, über Bord mit den Truhen. Merkt euch genau diese Stelle. Das Wasser ist nicht sehr tief.“

      Am Land standen drei mickrige Palmen, die Ali zusätzlich als Markierungspunkt dienten.

      Sie stemmten die Truhen hoch und warfen sie ebenfalls über Bord. Das bedauerten alle zwar sehr lebhaft, aber das kostbare Zeug war ja nicht verloren. Doch jetzt ging es um das eigene Leben.

      Sie kurvten zwischen den Inseln herum und erreichten bald darauf wieder offene See. Hier wehte der Wind kräftig, und die Sambuke bewegte sich wesentlich schneller, über das Wasser als vorher.

      Inzwischen war Ahmed nach achtern gegangen und hatte sich dicht vor dem Heck versteckt. Immer noch kümmerte sich keiner um den Jungen. Als er einen Blick achteraus warf, erkannte er an der Kimm feine Masten, die offenbar zu einem größeren Schiff gehörten. Aber das war noch sehr weit entfernt.

      Jetzt konnte er den Halunken eins auswischen. Vielleicht gelang es ihm, das fremde Schiff zu erreichen und die Männer für den Schatz zu begeistern. Dann hatten Ali und seine Kerle das Nachsehen. Wenn er den Kerl schon nicht umbringen konnte, dann wollte er ihm wenigstens noch einen großen Schaden zufügen.

      Er drehte sich um und sah gerade noch, wie auch der Tonnenmann den Kopf wandte und ihn verblüfft anstarrte.

      Dann sprang Ahmed mit einem wilden Satz achtern über Bord und verschwand im blasenwerfenden und schaumigen Kielwasser. Unglaublich rasch trieb er achteraus.

      „Weiß der Teufel, was in dieser Ecke los ist“, sagte Hasard. Sie hatten „Gewittergrollen“ gehört,