Название | Seewölfe Paket 28 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399963 |
„Du solltest mit Allahs Namen vorsichtiger umgehen, du kleiner Bastard“, sagte Ali drohend. „Das nächste Mal wird dich das Messer da treffen, wo es ganz gräßlich weh tut.“
Der Tonnenmann kam mit völlig ausdruckslosem Gesicht auf ihn zu und zog das Messer aus dem Holz. Dabei schlitzte er sein Hosenbein noch weiter auf.
„Ich habe gleich gesagt, daß man dich Wurm wieder über Bord werfen soll“, knurrte er heiser. Dann holte er aus und gab dem Jungen eine kräftige Ohrfeige, die ihn auf die Planken warf.
Ahmed war von dem harten Schlag so benommen, daß er eine Weile auf den Planken liegenblieb. In seinem Schädel dröhnte es, und auf dem rechten Ohr konnte er kaum noch etwas hören, so hart hatte der Kerl zugeschlagen.
So verlief der zweite Tag auf der Sambuke für Ahmed. Auch in dieser Nacht fand er nur wenig Schlaf und dachte darüber nach, wie er von der schwarzen Sambuke fliehen konnte. Er sah jedoch vorerst noch keinen Ausweg.
Am dritten Tag wagte Ali Ben Chufru einen Raid, der selbst für ihn ein paar Nummern zu groß war. Er übernahm sich einfach, denn an der langgestreckten Küste von Abu Dhabi gab es noch einen üblen Schnapphahn, und der hatte Ali längst im Visier, weil der in „seinem“ Revier wilderte.
Dieser Schnapphahn hieß Moshu El Kekir und war auf einem Auge blind. Das Auge hatte er durch einen Messerwurf verloren, und dieses Messer hatte kein anderer als Ali Ben Chufru geschleudert.
Seitdem herrschte zwischen beiden erbitterte Feindschaft. Moshu hatte geschworen – vor versammelter Mannschaft –, „diesen oberräudigen, triefäugigen Sohn einer Kameltreiberhure“ so lange zu hetzen, bis er ihn erwischte. Was dann mit Ali zu geschehen hatte, ließ selbst die abgebrühten Schnapphähne vor Scham erröten und erschauern.
Das mindeste, was Ali passieren würde, war der Verlust seiner Männlichkeit. Danach sollte er in Stücke geschnitten, geröstet und verbrannt werden. Diese Drohungen wechselten allerdings fast täglich, denn Moshu El Kekir war ein Mann mit Phantasie, und ihm fiel ständig etwas Neues für Ali ein.
Kekir hatte eine große Baggala gesichtet, ein unauffälliges Schiff, dessen Ladung es allerdings in sich hatte. Das dhauähnliche Schiff hatte Silber, Gold und Perlen an Bord und war auf dem Weg nach Basra.
Kekir hatte allerdings vor dem Entern einen Ruderschaden erlitten, und so war die Baggala entwischt. Als der Ruderschaden behoben war, wurde die Verfolgung wieder aufgenommen.
Ausgerechnet Ali Ben Chufru entdeckte an diesem Morgen die Baggala, Sie war nur ganz schwach bewaffnet und wirkte unauffällig. Gerade deshalb war sie zum Transport ausgewählt worden.
In der Nacht zuvor hatten die Schnapphähne an Bord noch einmal kräftig gefeiert. Einige sahen recht verkatert aus, gähnten laut und waren von übler Laune erfüllt.
Ahmed sah das alles mit Schrecken, als einige begannen, ihre Wut an ihm auszulassen.
Der Ausguck meldete das Schiff erst dann, als es schon von Deck aus deutlich zu erkennen war. Auch Ahmed hatte es gesehen, hütete sich jedoch, auch nur ein Wort darüber verlauten zu lassen.
„Eine Baggala“, sagte Ali, nachdem er einen Blick durch das Spektiv geworfen hatte. „Eine Baggala soll auch unterwegs nach Basra sein, wie ich erfahren habe. Sie hat eine prachtvolle Ladung an Bord.“ Er rieb sich die Hände und lachte dröhnend. „Mir ist da was von Gold, Silber und Perlen zu Ohren gekommen. Vielleicht haben wir Glück. Du Hundesohn hättest das Schiff viel früher melden sollen“, brüllte er den Ausguck an.
Die Baggala war noch weit entfernt. Die Besatzung schien auch keinen Verdacht zu schöpfen.
Ali überlegte einen Augenblick, dann entschied er sich für eine Landzunge, hinter der sie sich auf die Lauer legen wollten, und tat so, als wollte er Kurs auf die Küste nehmen.
Unauffällig ging die schwarze Sambuke auf einen anderen Kurs – ganz unmerklich nur, wie sie es schon erfolgreich geprobt hatten. Darauf waren schon etliche Kapitäne hereingefallen.
Als sie hinter der Landzunge verschwand, ließ Ali in aller Eile die Drehbassen montieren und laden. Für eine Viertelstunde herrschte großer Eifer auf der Sambuke. Die Kerle wurden alle bis an die Zähne bewaffnet. Die Sambuke glich jetzt einer kleinen schwimmenden Festung.
Ahmed verkroch sich in seiner Angst in der Segellast, um das Furchtbare und Schreckliche nicht mit ansehen zu müssen.
Zwischen Dornengestrüpp und Palmen lag die schwarze Sambuke geschützt und fast unsichtbar hinter der Landzunge. Die Baggala wurde mit zwei Spektiven belauert.
Nach einer Weile erreichte sie die Landzunge. Die Besatzung war völlig ahnungslos und überrascht, als die schwarze Sambuke unter vollem Preß auf sie zusegelte.
Lange Blitze schossen aus den Drehbassen. Brüllender Donner war zu hören, und grobgehacktes Blei raste mit vernichtender Gewalt in die Baggala. Die ersten Schüsse mähten einen Teil der überraschten Besatzung augenblicklich nieder. Segel zerfetzten, der Mast wurde getroffen und krachte splitternd an Deck.
Innerhalb weniger Augenblicke tat sich die Hölle auf, eine Hölle aus flammenden Blitzen, dröhnendem Donner und heißem Blei. Getöse erfüllte die Luft.
Auf der Baggala schlug es pausenlos ein. Kreischendes Holz fetzte aus dem Rumpf, in dem immer wieder neue Löcher entstanden.
„Klar zum Entern!“ brüllte Ali.
Die Sambuke rammte die stark beschädigte Baggala hart und drängte sie ab. Dann flogen Enterhaken hinüber, die sich hinter dem Schanzkleid im Holz verkrallten.
Auf dem Deck sah es wüst aus. Tote und Verletzte lagen herum. Das Schreien von sterbenden Männern war zu hören.
Alis Horde setzte über, Messer zwischen den Zähnen. Enterbeile, Säbel, Degen oder Pistolen in den Fäusten. Etliche Kerle ließen sich an langen Tauen hinüberschwingen und sprangen an Deck.
Ein Teil der Besatzung hatte sich nach unten geflüchtet. Es gab kaum Gegenwehr. Die Angst saß den Kaufleuten in den Knochen. Außerdem waren sie keine mutigen Kämpfer.
Ali stürmte an der Spitze seiner Schnapphähne vor. Er schoß seine Pistolen leer und griff dann zum Krummschwert, mit dem er brüllend nach allen Seiten um sich hieb.
Unter seinen wilden Streichen sanken zwei Männer auf die Planken. Drei weitere sprangen voller Angst ins Meer, ohne sich zu wehren.
Ahmed, der von dem wilden Kampfgetümmel eingeschüchtert und verängstigt war, öffnete das Schott einen winzigen Spalt. Dann warf er einen scheuen Blick hinaus und zuckte zusammen.
Überall lagen Tote herum. Männer schrien ihr Entsetzen hinaus, als die Piraten unter ihnen wüteten. Ein Mann kippte getroffen aus dem Want, in das er sich geflüchtet hatte. Er fiel mit einem dumpfen Klang auf die Planken und rührte sich nicht mehr.
Ahmed sah, daß ein großes Messer in seiner Brust steckte.
In diesem Augenblick dachte er an Flucht. In dem Kampfgetümmel würde sich niemand um ihn kümmern. Das Land war auch nicht weit entfernt. Es würde überhaupt nicht auffallen.
Zitternd öffnete er das Schott noch etwas weiter und fuhr zurück, denn direkt vor seinen Augen und ganz dicht vor dem Schott kämpften zwei Männer. Einer gehörte zu Alis Bande, der andere war ein dunkelhaariger Mann von der Baggala. Er schien sich nicht zu fürchten und brachte den Piraten in arge Bedrängnis.
Alle beide donnerten an das Schott, das sich wieder einen Spaltbreit schloß.
Ahmed fuhr hastig zurück. Gleich darauf hörte er einen gellenden Schrei, wie ihn nur ein Sterbender ausstoßen konnte. Das höhnische Gelächter des Piraten bewies, daß der Mann von der Baggala sein Leben ausgehaucht hatte.
Als der Kampflärm nach und nach abebbte, versuchte Ahmed wieder, das Schott zu öffnen. Es ging nicht. Genau davor lag der Tote mit ausgebreiteten Armen. Das Schott ließ