Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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kann sich alles so abgespielt haben, wie du sagst, Ed. Die Rabauken wollten euch überraschen, und fast wäre ihnen das auch gelungen. Wir segeln noch ein Stück näher heran, bis wir einen besseren Überblick haben. Dann können wir immer noch die Fässer füllen.“

      „Weiter im Landesinnern ist eine Moschee mit Türmen zu sehen“, berichtete Batuti. „Man sieht aber nur die Spitzen.“

      „Haben wir schon bemerkt. Es ist nur eine winzige Ortschaft. Ein paar der Bewohner flüchten weiter ins Landesinnere. Ich glaube nicht, daß wir noch etwas zu befürchten haben.“

      „Dann sollten wir uns doch mal etwas näher mit den Schnapphähnen befassen“, schlug der Profos vor. „Wenn wir die Sambuke überraschen, brummen wir ihr ordentlich eins auf.“

      Bevor Hasard antworten konnte, meldete sich wieder der Ausguck.

      „Die Sambuke segelt weiter. Sie hält sich ziemlich dicht unter Land.“

      „Na also“, sagte Hasard, „damit ist das Problem von allein gelöst. Es hat keinen Zweck, ihr zu folgen. Sie ist schneller als wir.“

      Nachdem noch einmal alles genau abgesucht worden war, stand fest, daß sich keine weiteren Kerle in der Nähe aufhielten. Die Piratensambuke hatte ihre beiden Schnapphähne einfach im Stich gelassen und war weitergesegelt, ohne sich um sie zu kümmern. Die Piraten konnten nicht einmal über den Ausgang ihres Überfalles Bescheid wissen.

       5.

      Die beiden Schnapphähne waren tot, wie Carberry feststellte, als sie die große Düne erreicht hatten.

      „Was tun wir mit ihnen?“ fragte Shane.

      „Gar nichts“, knurrte Carberry zurück. „Meinetwegen sollen die Geier sie holen. Ich fühle mich nicht verpflichtet, den Totengräber für üble Schnapphähne zu spielen.“

      Sie nahmen die Tragegestelle mit den leeren Fässern auf und umgingen die Düne. Dort blieben sie erst einmal stehen.

      Ganz dicht vor ihnen befand sich ein langgestreckter Palmenhain. Er war um ein großes Wasserloch gruppiert. Hier gab es nicht nur Wasser im Überfluß, sondern auch Datteln.

      Kein Mensch ließ sich blicken. Erst viel weiter hinten lag ein kleines Dorf mit hellen Lehmhäusern, einer Moschee und zwei Minaretten. Dort schien sich zur Zeit niemand aufzuhalten. Die paar Bewohner hatten wohl angesichts der Piratensambuke blitzschnell das Weite gesucht und waren dorthin gelaufen, wo noch mehr Palmenhaine standen.

      In dem Wasserloch spiegelte sich die Sonne. Das Wasser selbst war von tiefblauer Farbe. Hier ging auch kein Wind mehr, und so war es unerträglich heiß.

      „Sieht nach Ruhe und Frieden aus“, sagte Shane, „leider aber gibt es immer wieder ein paar Hundesöhne, die diesen Frieden nachhaltig stören müssen.“ Er sah sich noch einmal genau um, konnte aber niemanden entdecken. Auch drüben bei den Hütten rührte sich nichts.

      Batuti und Shane luden die Fässer an der Wasserquelle ab und füllten sie. Es war herrliches klares und kühles Wasser. Davon überzeugten sie sich gleich an Ort und Stelle.

      Während die beiden Wasser einfüllten, pflückten Ferris und der Profos Datteln ab. Ferris tat es voller Eifer und probierte auch gleich welche. Carberry tat es mit verzogenem Gesicht.

      „Von dem süßen Pappzeug kriegt man matschige Flossen“, maulte er. „Meine sind schon so weich wie die Datteln selbst.“

      „So süß sind die doch gar nicht“, widersprach Ferris. „Außerdem bereichern sie unseren Speisezettel. Der Kutscher hat gesagt, man kann daraus auch Schnaps herstellen. Man muß sie nur richtig präparieren.“

      Plötzlich waren die Datteln gar nicht mehr so uninteressant für den Profos. Ziemlich wild begann er zu pflücken.

      „Dattelschnaps, was, wie? Das müssen wir gleich ausprobieren. Ich habe doch gewußt, daß die Dinger zu etwas gut sind.“

      Innerhalb kurzer Zeit war der große Leinensack voll mit Datteln. Inzwischen hatten auch Shane und Batuti die Fässer gefüllt. Mit Hilfe der Tragegestelle schleppten sie die Wasserfässer zur Jolle. Der Profos hatte sich den Sack mit Datteln aufgeladen.

      „Wir sollten noch mehr davon holen“, schlug er vor. „Schließlich nehmen wir den Leuten in dem Dorf ja nichts weg. Die haben jede Menge Datteln.“

      „Ich dachte, die seien dir zu pappig und matschig“, sagte Shane grinsend.

      Carberry dachte wieder an Dattelschnaps und blickte verzückt zum Himmel.

      „Das war am Anfang so. Jetzt sind mir diese Früchtchen so richtig sympathisch geworden. Ich werde nachher gleich mal mit dem Kutscher reden.“

      Etwas später waren sie an Bord, und da nahm der Profos sofort den Kutscher zur Seite.

      „Stimmt es, daß man aus den Datteln Schnaps bereiten kann?“

      „Das stimmt. Man kann das aus fast allen Früchten. Sie müssen nur süß sein und stark gären.“

      „Dann fangen wir am besten gleich an, bevor sie vergammeln“, drängte Carberry. „Wir holen auch sofort noch mehr.“

      „So schnell geht das nun auch wieder nicht. Du kannst nicht ein paar Datteln abrupfen und anschließend verlangen, daß sie zu Schnaps werden. Dazu gehört etwas mehr. Aber ich werde es versuchen. Shane kann mir aus Kupferblech ein paar Röhrchen herstellen, die braucht man nämlich zur Destillation.“

      „Aha. Aber wenn wir mehr Schnaps herstellen wollen, können wir dann nicht einfach ein Kanonenrohr nehmen? Ich meine, da läuft doch wesentlich mehr durch als durch so ein kleines Röhrchen.“

      Der Kutscher amüsierte sich köstlich über den eifrigen Profos. Aber leider waren seine gigantischen Ideen mit Kanonenrohren und so nicht in die Tat umzusetzen. Er brauchte eine ganze Weile, um dem Profos das zu verklaren.

      Eine halbe Stunde später wurden noch drei weitere Fässer Trinkwasser geholt. Der Profos sorgte dafür, daß auch noch reichlich Datteln an Bord genommen wurden. Der Grund dafür war der Küstenverlauf. Hasard war in den Großmars aufgeentert und hatte mit dem Spektiv die Küste genau abgesucht. Von weiteren Oasen oder Ansiedlungen war weit und breit nichts zu sehen. Nur ein wüstenähnlicher und unbewachsener Landstrich erstreckte sich an der Backbordseite.

      Bis sie damit fertig waren, wurde es Abend, und die Schatten der Nacht senkten sich über Land und Meer. Sie beschlossen, die Nacht über hier vor Anker liegenzubleiben. Es gab in Küstennähe zahlreiche Untiefen und außerdem das Problem mit Ebbe und Flut, das einen wesentlich anderen als den gewohnten Rhythmus aufwies.

      Erst in der Frühe des nächsten Tages segelte die „Santa Barbara“ wieder weiter.

      Von dem unterdrückten Schrei erwachte Ahmed aus seinem Halbschlaf und fuhr hoch. Fassungslos blickte er zu seinem Onkel. Ein derartiges Gesicht hatte er bei ihm noch nie gesehen.“

      Selim hatte den Mund weit aufgerissen. Die Augen quollen ihm fast aus den Höhlen, sein braunes Gesicht war ganz fahl und gelblich geworden. Dazu stieß Selim ein paar undefinierbare Laute aus. In der Hand aber hielt er eine Muschel, und in die starrte er hinein, als sei dort alle Herrlichkeit der Welt verborgen.

      „Was ist, Onkel Selim, fehlt dir etwas?“ fragte Ahmed besorgt.

      Selim gab immer noch keine Antwort. Nur um seine Lippen zuckte es ständig. Er schien etwas sagen zu wollen, brachte aber vorerst keinen Ton heraus. Schließlich begann er zu schnaufen.

      „Allahs Schwarze Träne“, sagte er heiser. „Du hast eine von Allahs Schwarzen Tränen gefunden, Ahmed. Hier ist sie.“

      Der Onkel fiel auf die Knie, hielt die große Muschel mit der rechten Hand umklammert und bedankte sich lautstark und kreischend bei Allah über den glücklichen Fund. Er pries ihn in den höchsten Tönen. Dann kehrte er langsam wieder in die Wirklichkeit zurück, benahm sich aber trotzdem immer noch seltsam