Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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Figuren geriet Bewegung. Jeder hatte plötzlich etwas zu tun und verhielt sich so, als gäbe es die Galeone nicht mehr. Die Sambuke segelte weiter. Keiner der Kerle drehte sich auch nur ein einziges Mal noch um. Nach einer Weile verschwand sie hinter einer schmalen Landzunge den Blicken der Arwenacks.

      Hasard lächelte, etwas schadenfroh, wie es den Anschein hatte. Die anderen grinsten ebenfalls mehr oder weniger.

      „Das war den ehrenwerten Señores aber gar nicht recht, plötzlich in die Mündungen von Kanonen blicken zu müssen“, sagte Don Juan, der ebenfalls am Grinsen über die schnelle Abfuhr war. „Die haben sich die Sache vermutlich anders vorgestellt.“

      „Wesentlich anders“, stimmte Hasard zu. Dann rief er nach oben: „Kannst du die Kerle noch sehen, Matt?“

      „Die segeln an die Küste!“ rief Matt. „Aber ich sehe nur noch die Mastspitzen.“

      „Vermutlich wollen sie uns auflauern“, meinte Ben Brighton. „Aber damit werden sie auch kein Glück; haben. Wir werden aufpassen.“

      „Und vor allem aus der Reichweite ihrer Drehbassen bleiben“, sagte Hasard. „Auf größere Distanz können sie gegen unsere Culverinen ohnehin nichts ausrichten.“

      Die Sambuke segelte noch ein Stück weiter und rundete dabei eine weitere Landzunge. Dort legten sich die Schnapphähne offenbar auf die Lauer. Jetzt waren von dem Schiff nur noch ganz schwach die Mastspitzen zu erkennen.

      „Wollen wir trotzdem noch Wasser holen?“ erkundigte sich Shane. „Wenn wir vor Anker liegen, und den Halunken fällt es ein …“

      „Ich weiß, was du meinst“, sagte Hasard. „Wir werden nicht ankern, die Galeone aber so am Wind halten, daß die Kerle uns nicht überraschen können, ohne sich blutige Nasen zu holen. Auf das Wasserholen möchte ich nicht verzichten, weil wir nicht wissen, wann sich wieder eine so günstige Gelegenheit bietet.“

      Der Ausguck hatte die schwarze Sambuke zwar nicht im Blickfeld, er wußte aber, wo sie sich aufhielt, und er würde sofort bemerken, wenn sie lossegelte. In dieser Hinsicht bestand also so gut wie keine Gefahr mehr.

      Kurz darauf wurde das Beiboot ausgesetzt. Shane, Ferris Tucker, Edwin Carberry und Batuti enterten ab. Sie hatten drei größere Wasserfässer dabei, einschließlich der Tragegestelle. Jeder hatte im Hosenbund eine doppelläufige Pistole stecken.

      „Nehmt lieber noch ein paar Musketen mit“, riet Hasard. „Ich traue den Brüdern gerade hier an dieser Küste nicht über den Weg. Mit den Pistolen habt ihr keine große Reichweite, falls etwas passiert.“

      Batuti nahm die geladenen Musketen in Empfang, die ihm Al Conroy über die Rüste nach unten reichte. Sie legten ab und pullten zum Land hinüber, zu einer Stelle, wo sie die „Santa Barbara“ nicht mehr im Blickfeld hatten. Auch von ihr waren nur noch die Mastspitzen zu sehen. Die Galeone begann, langsam gegen den warmen Wind zu kreuzen.

      Hinter der Ladzunge sahen sie die große Düne vor sich. Von den Dattelpalmen war jetzt ebenfalls nichts mehr zu sehen, so hoch stieg der Dünenkamm an.

      Carberry drehte sich beim Pullen um und zeigte mit dem Amboßkinn in die Richtung, wo der Strand ganz flach wurde und sich feinpulveriger Sand befand.

      „Da ziehen wir die Jolle hoch“, sagte er. „Dann haben wir es leichter und können schräg über den Dünenkamm laufen.“

      Batuti saß an der Ruderpinne und spähte zum Land hin. Der schwarze Riese hatte die Augen zusammengekniffen und musterte die Düne. Er glaubte, dahinter eine flüchtige Bewegung gesehen zu haben, war sich seiner Sache aber nicht ganz sicher. Doch dann riß er mit einem harten Ruck die Ruderpinne herum.

      „He, was soll das?“ protestierte Carberry.

      „Hört mal auf zu pullen“, sagte Batuti leise. „Mir war so, als hätte sich bei der Düne etwas bewegt.“

      Sie hielten die Jolle so, daß sie freies Blickfeld zum nahen Land hatten. Aber dort rührte sich nichts.

      „Vielleicht hast du dich getäuscht“, sagte Ferris.

      Batuti schüttelte den Kopf und starrte weiterhin aufmerksam zum Land hinüber.

      Als sich nach einer Weile immer noch nichts rührte, zog der Profos die Riemen wieder durchs Wasser.

      „Wahrscheinlich war es das Sonnenlicht, das dich geblendet hat“, meinte er. „Das passiert öfter mal.“

      Sie waren noch keine zehn Yards weitergepullt, als Batuti ruckhaft zusammenfuhr.

      „Zwei Kerle“, sagte er und deutete zum Land.

      Links hinter der Düne tauchten zwei Kamelreiter auf. In einer Sandwolke rückten sie rasch näher.

      Die Arwenacks erkannten weit hinter ihren Köpfen jetzt deutlich die Türme einer Moschee, die im Sonnenlicht glänzten.

      Sie stellten das Pullen ein und tasteten nach der Muskete.

      Inzwischen hatten sich die Kamelreiter weiter genähert. Sie trugen schmuddelige Kaftans und hatten turbanähnliche Tücher um die Köpfe geschlungen. In den Händen hielten sie Musketen, die sie jetzt hochrissen. Carberry glaubte in dem einen Kerl einen der Galgenstricke von der Sambuke wiederzuerkennen.

      Noch im Reiten feuerten sie ihre Musketen ab. Zwei kleine Flammenzungen erschienen vor den Läufen. Der Knall hörte sich wie Peitschenschläge an.

      Gedankenschnell hatten die Arwenacks ihre Waffen in den Händen.

      Big Old Shane duckte sich instinktiv, als etwas mit zirpenden Geräuschen an seinem Kopf vorbeiflog. Die Kugel versengte ihm fast das rechte Ohr.

      Die zweite Kugel schlug in die Ducht ein und blieb stecken. Im Holz entstand ein Loch, in das bequem ein Daumen hineinpaßte.

      Die beiden Kerle warfen die leergeschossenen Musketen achtlos in den Sand und griffen nach ihren Pistolen. Immer noch stürmten sie wild auf den Kamelen voran.

      Big Old Shane feuerte. Er schoß nicht überhastet und ließ sich ein paar Augenblicke Zeit, um das auf und ab schwankende Ziel besser erfassen zu können.

      Zur selben Zeit feuerten auch Ferris und der Profos. Der eine Reiter wurde im Sattel schlaff und sank in sich zusammen. Dabei fiel ihm die Pistole aus der Hand. Einen Augenblick später flog er in hohen Bogen aus dem Sattel. Er überschlug sich ein paarmal und blieb mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken liegen.

      Der andere fiel ebenfalls aus dem Sattel und verlor seine Waffe. Er blieb jedoch mit seinem Kaftan hängen und wurde ein Stück von dem Kamel mitgeschleift. Dann landete auch er leblos im Sand. Die beiden Kamele trabten in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Hinter der Düne war nur noch eine Staubwolke zu sehen, dann war der ganze Spuk auch schon vorbei.

      „Das waren doch diese dreckigen Pilger von der Sambuke“, fluchte Carberry. „Die eine Visage habe ich wiedererkannt. Aber was sollte dieser Angriff auf uns bezwecken?“

      „Ein Racheakt“, sagte Ferris lakonisch. „Sie haben vorhin nichts erreicht und wollen sich dafür rächen. Offenbar sind das recht nachtragende Halunken.“

      „Und wo haben sie die Kamele her?“

      „Vermutlich in der Oase geklaut. Sie haben uns von irgendeinem Punkt aus belauert oder bemerkt, daß wir die Jolle aussetzten. Dann haben sie einen Bogen um die Düne geschlagen, sich die Kamele besorgt und wollten uns in Empfang nehmen.“

      „Schon möglich“, sagte Carberry. Sie sahen zu den beiden reglosen Gestalten im Sand. Anscheinend waren alle beide tot.

      „Die anderen werden die Schüsse gehört haben“, sagte Batuti. „Was tun wir jetzt – an Land pullen, oder kehren wir zurück an Bord? Es kann sein, daß dahinten noch mehr Kerle auf uns lauern.“

      Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen. Hinter der Landzunge schob sich die „Santa Barbara“ hervor.

      „Zurück an Bord“, sagte Carberry. „Hasard winkt uns zu.“

      Sie