Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

Читать онлайн.
Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



Скачать книгу

Mit denen bearbeitete er das Schott von Old Donegals Kammer, das von innen abgeriegelt war. Allein diese Tatsache brachte den Profos noch mehr auf die Palme. Wo gab’s denn das, daß sich ein Arwenack auf dem eigenen Schiff einschloß?

      „Mach auf, Donegal!“ brüllte Carberry. „Oder ich ramme das Schott ein!“

      „Ist was?“ fragte Old Donegal von drinnen und ließ ein Gähnen ertönen. „Was soll der verdammte Krach? Hat dich was gebissen?“ Und dann ziemlich barsch: „Ich will jetzt schlafen, Profos! Troll dich! Ein alter Mann braucht seine Ruhe!“

      Ein alter Mann! Dieser Hurensohn!

      Carberry trat in dem Gang zurück, um sich mit dem ganzen Gewicht seines wuchtigen, harten Körpers gegen das Schott zu werfen.

      Da erschien Philip Hasard Killigrew von achtern her, wo die Kapitänskammer lag.

      „He-he, Ed!“ rief er. „Was soll der Krach? Ich dachte, das Schiff fällt auseinander.“

      „Der – der Bastard hat abgeriegelt“, stieß der Profos keuchend hervor. „Läßt uns suchen, verdammt noch mal, und haut sich in die Koje, als ginge ihn das alles einen Scheiß an …“

      „Nun mal langsam, Ed, immer der Reihe nach. Wieso hat er sich eingeschlossen?“

      „Weil Smoky drin ist!“

      „Wie bitte? Was soll denn Smoky in Old Donegals Kammer?“

      Der Profos hätte sich am liebsten die Haare gerauft. „Das ist doch klar, Sir! Der will sich drücken, weil er die Wette verloren hat! Weil jetzt die Glatze fällig ist. Darum! Und der alte Knacker steckt mit ihm unter einer Decke!“

      Hasard räusperte sich. „Das mit dem ‚alten Knacker‘ möchte ich überhört haben.“ Er klopfte ans Schott. „Donegal? Riegel bitte das Schott auf.“

      „Kann man hier nicht mal seine Mittagsruhe halten?“ nörgelte Old Donegal. „Dauernd wird man gestört. Du hast gesagt, wir sollten uns einen ruhigen Tag machen. Das tue ich jetzt.“

      Carberry kriegte schon wieder das Zittern – vor Wut, versteht sich.

      Hasard sagte leise: „Woher weißt du, daß sich Smoky in der Kammer befindet?“

      „Deine Söhne haben Plymmie schnüffeln lassen. Die Spur endet vor diesem Schott. Außerdem war es dem alten Kerl seltsam gleichgültig, als wir feststellten, daß Smoky beim Backen und Banken fehlte. Und statt dann mitzusuchen, erklärte er, er wolle jetzt pennen.“

      „Verstehe.“ Hasard nickte und wandte sich wieder dem Schott zu. „Donegal! Ist Smoky in deiner Kammer?“

      „Ich seh’ hier keinen Smoky“, maulte Old Donegal.

      Hasards Stimme hatte bisher ruhig geklungen. Nun wurde sie scharf. „Donegal! Entweder öffnest du sofort, oder ich lasse von Old Shane das Schott aufbrechen. Jetzt ist Schluß mit dem Theater! Bei uns schließt sich niemand ein, es sei denn, er hat etwas zu verbergen.“

      Old Donegal brabbelte etwas Unverständliches. Hasard und Carberry hörten die Koje knarren, dann tappten Schritte zum Schott. Die Riegel rasselten zurück. Old Donegal öffnete, trat zur Seite, schwenkte den rechten Arm und sagte fuchtig: „Bitte sehr, meine Kammer ist leer, wie zu sehen ist.“

      „Ach ja?“ sagte Hasard und hielt Carberry zurück. Dabei flüsterte er ihm was ins Ohr.

      Carberry nickte und verschwand. Hasard blickte Old Donegal mit undurchdringlichem Gesicht an und sagte nichts. Old Donegal schwieg ebenfalls und starrte zur Decke hoch, wo’s nichts zu sehen gab, es sei denn sauber gefugtes Holz. Die Stille war spürbar – sie knisterte sozusagen.

      Dann wurde Old Donegal doch nervös.

      „Was sollen diese Mätzchen?“ sagte er gereizt.

      „Och, nichts weiter“, erwiderte Hasard gelassen.

      „Dann kann ich mich ja wieder aufs Ohr legen“, erklärte Old Donegal, „wenn nichts weiter ist.“

      „Bitte sehr.“

      Old Donegal runzelte die Stirn, zuckte mit den Schultern, drehte sich um, ging zur Koje und legte sich lang. Die Arme verschränkte er unter dem Kopf. An seiner Miene konnte Hasard ablesen, daß er eingeschnappt war.

      „Was man sich hier alles bieten lassen muß“, lästerte er.

      „Das liegt immer an einem selbst“, sagte Hasard freundlich. „Wer etwas herausfordert, sollte sich nicht wundern, wenn darauf reagiert wird.“

      „Ich habe nichts herausgefordert.“

      Hasard zog die Augenbrauen hoch. „So? Darf man fragen, warum du dich eingeschlossen hast?“

      „Weil ich meine Ruhe haben wollte.“

      „Ah so. Mir neu, daß die Ruhe vollkommener wird, wenn man ein Schott abriegelt. Ist es dann stiller in der Kammer?“

      Old Donegal sah noch eingeschnappter aus und zog es vor, die Frage zu überhören.

      Der Dialog war auch beendet, denn im Gang erschienen die Zwillinge mit Plymmie, dahinter Carberry. Hasard nickte Philip zu, der Plymmie am Nackenfell festhielt. Philip ließ los, Plymmie schnüffelte über den Boden, tigerte in Old Donegals Kammer und ohne Verzug zu dem eingebauten Wandschrank, der für die sperrige Kleidung bestimmt war.

      „Wuff!“ äußerte sie und kratzte mit der rechten Pfote an der Schapptür.

      „Da scheint ’ne Ratte drin zu sein“, sagte Old Donegal gepreßt.

      „Du solltest dich schämen, Smoky als Ratte zu bezeichnen, Donegal“, sagte Hasard kalt. „Smoky, komm raus, das Spielchen ist zu Ende.“

      Die Tür wurde aufgedrückt, Smoky erschien, verschwitzt und mit Armesündermiene. Plymmie wedelte freudig mit dem Schwanz.

      Hasard verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Old Donegal an. Er sagte: „Da hast du dir ein ziemliches Ding geleistet, Mister O’Flynn. Aber um uns zu leimen, mußt du früher aufstehen. Das war doch wohl klar, daß man Smoky suchen würde, sobald sein Verschwinden bemerkt wurde. Du versteckst also Smoky in deiner Kammer und läßt unsere Männer suchen. Ich wußte von dieser Suche zunächst nichts – bis der Profos an dein Schott hämmerte. Aber eins kann ich dir versichern: Wenn auf unserem Schiff ein Mann der Crew spurlos verschwindet – so wie ein gewisser Mister O’Flynn vor einem Monat, nicht wahr? –, dann bin ich zutiefst betroffen, das geht mir unter die Haut, und dann setze ich alles in Bewegung, um den Mann zu finden. Und was hast du getan? Du hältst das für einen herrlichen Streich, Smoky zu verstecken, und hast auch noch die Stirn, mir zu erklären, was du dir hier alles bieten lassen müßtest. Das geht mir zu weit, Mister O’Flynn! Und wenn du kein alter Mann wärst, würde ich selbst das Amt des Profos’ übernehmen und dir das Fell gerben, bis du um Erbarmen winselst. Und ich würde mir überlegen, ob so ein Mann in meiner Crew noch Platz hat! Auf Kerle, die es offenbar witzig finden, eine makabre Situation zu provozieren, kann ich gern verzichten. Hast du mich verstanden?“

      „Ja“, brummte Old Donegal. Er lag nicht mehr, sondern hatte sich hochgeschoben und lehnte mit dem Rücken an der Kopfwand der Koje. Die eingeschnappte Miene war verschwunden. Offenbar wurde ihm jetzt erst bewußt, daß er Mist gebaut hatte.

      Hasard wandte sich zu Smoky um.

      „Du hattest eine Wette verloren, Mister Smoky“, sagte er, „eine Wette, die von dir selbst vorgeschlagen worden war. Richtig?“

      „Ja, Sir.“ Das klang ziemlich dünn.

      „Wenn der Profos die Wette verloren hätte, was wäre dann gewesen? Hättest du darauf bestanden, daß er seine Wettschuld begleicht?“

      „Ja, Sir, sonst wär’s ja keine Wette gewesen.“

      Hasard zog scharf die Luft ein. Diese Kerle hatten manchmal eine merkwürdige Logik: Gewannen sie eine Wette, dann galt sie natürlich, verloren sie hingegen, dann drückten sie sich, ihre Wettschuld