Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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Carberry? Erst ’ne Spake abbrechen und dann noch den Decksältesten schlachten!“

      „Paß auf, daß ich dich nicht aus Versehen verschlucke, Mister O’Flynn“, sagte Carberry.

      Sie waren heute einander mal wieder herzlich zugetan, der Profos und der alte Zausel. Sir John erkannte das auch und schmetterte von der Großrah: „Gib Küßchen, kille-kille!“

      Bill verschwand grinsend im Vordeck.

      „Die Sprüche von deinem Geier werden auch immer dämlicher“, lästerte Old Donegal, „aber braucht einen ja nicht zu wundern – wie der Herr, so sein Vogel!“

      Sir John lauschte, brachte ein Gelächter zustande und verkündete: „Hepp-hepp-alter-Knacker-Kacker!“

      „Damit meint er dich, Mister O’Flynn“, sagte Carberry spitz, „und er hat das trefflich ausgedrückt.“

      Old Donegal schlug sofort zurück. „Er hat uns verwechselt, dieser schielende Marabu!“

      Carberry wurde einer Antwort enthoben. Bill kehrte ziemlich eilig zurück.

      „Smoky ist nicht in seiner Koje“, meldete er.

      „Nicht in seiner Koje?“ fragte der Profos verdutzt. „Ja, wo denn dann?“ Er rappelte sich auf und blickte auf Old Donegal hinunter. „Hast du nicht gesagt, er habe sich in seine Koje gehauen?“

      „Ich habe nur eine Vermutung ausgesprochen, Mister Carberry“, erwiderte Old Donegal von oben herab. „Falls dir der Unterschied zwischen einer Vermutung und einer Behauptung nicht bekannt ist, erkläre ich dir das gern.“

      Carberry wurde wild. „Du hast wortwörtlich gesagt: ‚Sicher hat er sich in die Koje gehauen!‘ Das ist keine Vermutung, sondern eine Behauptung! Willst du das leugnen?“

      „Das war eine Feststellung – eine Feststellung, die eine Vermutung ausdrückt. Oder eine mögliche Erklärung, gewissermaßen eine Hypothese, eine Annahme, so könnte es sein. Könnte! Nicht: so ist es! Ich habe nichts behauptet, sondern …“

      „Du Arsch mit Zöpfen!“ brüllte Carberry und war drauf und dran, dem Alten an die Gurgel zu gehen. „Du mieser Taschenspieler! Du windiger Wortverdreher …“

      Ferris Tucker zog Carberry am Hemd zurück und sagte: „Reg dich ab, Ed. Wenn einer spinnt, mußt du ihn spinnen lassen. Der Satz, ‚Sicher hat er sich in die Koje gehauen‘, enthält auch nach meiner Auffassung eher eine Behauptung als eine Vermutung, alles andere ist Quasselkram. Viel wichtiger ist die Frage, wo Smoky abgeblieben sein könnte, wenn er nicht in der Koje steckt. Hier an Oberdeck befindet er sich auch nicht. Wo dann?“

      „Vielleicht hockt er auf der Galion und legt ’n Ei“, sagte Luke Morgan.

      „Schau nach, Luke“, befahl Ferris Tucker.

      Luke stieg auf die Back, erkundete die Galion, kehrte zurück und schüttelte den Kopf.

      „Kein Smoky“, erklärte er.

      Die Mannen blickten sich irritiert an. Der einzige, der sich desinteressiert zeigte, war Old Donegal.

      Er gähnte und sagte: „Ich mach’ ein Nickerchen. Falls mich jemand sucht – ich bin in meiner Koje.“ Er betonte das „ich“, warf Carberry einen schiefen Blick zu, rappelte sich auf und verzog sich ins Achterdeck, wo er seine Kammer hatte.

      Ferris Tucker starrte hinter ihm her und kratzte sich nachdenklich am Kinn. Carberry scheuchte indessen bereits die Mannen hoch, um nach Smoky suchen zu lassen. Mac Pellew unkte, Smoky plansche bestimmt unten in der Bilge herum, um sich dem Kahlschnitt zu entziehen. Aber Carberry war zur Zeit sauer und hatte für Macs Art von Humor nicht viel übrig. Tatsächlich sorgte er sich, mußte sich jedoch sagen, daß nichts passiert sein konnte – etwa so eine üble Geschichte wie jene im letzten Monat, als Old Donegal im Sturm abgekantet war, ohne daß jemand an Bord etwas davon bemerkt hatte.

      Nein, das schied hier aus. Beim Versuch, die „Santa Barbara“ mit dem Gangspill von der Untiefe zu ziehen, war Smoky noch unter den Mannen gewesen, das konnte er, Carberry, selbst bezeugen. Erst nach diesem vergeblichen Manöver war Smoky nicht mehr gesehen worden.

      Wäre er über Bord gesprungen, hätte Gary Andrews Alarm geschlagen. Ein idiotischer Gedanke! Warum sollte Smoky über Bord springen? Doch nicht wegen dieser Lappalie, daß ihm eine Glatze bevorstand!

      „Mein Gott, die wachsen doch wieder nach, die Haare“, murmelte Carberry vor sich hin.

      „Wie?“ Ferris Tucker drehte sich zu ihm um.

      „Ach – nichts. Wenn Smoky abgängig ist, müssen wir Hasard wahrschauen, Ferris. Oder tun wir das besser gleich?“

      „Erst mal abwarten, wo er steckt“, sagte Ferris Tucker. „Von Bord ist er keinesfalls.“

      „Das meine ich auch“, sagte Carberry. „Aber merkwürdig ist das schon.“

      „Was ist merkwürdig?“

      „Das einer verschwindet, und keiner hat was gesehen.“

      „Wir waren eben alle beschäftigt“, meinte Ferris Tucker.

      „Glaubst du, daß er sich versteckt hat, um sich vor dem Haareschneiden zu drücken?“ fragte Carberry.

      Ferris Tucker grinste. „Das wird’s wohl sein, Ed.“

      „Verdammt noch mal“, knurrte der Profos, „dieser wettsüchtige Kerl hat die Wette angeregt, nicht ich! Er hätte ja auch um ’ne Perle wetten können. Oder darum, daß der Verlierer ein Faß Rum stiften muß. Was weiß ich! Jetzt hat er verloren und kneift. Das finde ich echt beschissen.

      „Finde ich auch“, sagte Ferris Tucker. „Es ist eine Ehrensache, daß man für eine verlorene Wette einsteht.“

      So palaverten sie hin und her, und allmählich versammelten sich die Mannen wieder auf der Kuhl. Smoky war nicht entdeckt worden, auch nicht unter den Bodenbrettern, die über der Bilge lagen, und schon gar nicht in irgendeiner Last oder gar in einem leeren Faß.

      Carberrys Gesicht wurde immer länger.

      „Das gibt’s doch gar nicht“, sagte er fassungslos. „Der kann sich doch nicht in Luft auflösen.“

      Zuletzt erschienen die Zwillinge. Zwischen sich hatten sie Plymmie.

      „Habt ihr was gefunden?“ fragte Carberry erregt.

      „Eine Spur“, erwiderte Hasard junior vorsichtig. „Nur eine Spur, Mister Carberry, Sir.“

      „Und?“ Carberry stemmte die Fäuste in die Hüften.

      Ferris Tucker grinste breit. „Laß mich mal raten, ihr beiden! Endet die Spur vielleicht irgendwo an einer bestimmten Stelle?“

      „So ist es, Sir“, sagte Philip.

      Ferris Tucker grinste noch breiter. „Dann laßt mich mal weiter raten. Sie endet vorm Schott von Old Donegals Kammer, eh?“

      Carberry fuhr zu ihm herum. „Wie bitte?“

      Hasard junior sagte: „Stimmt, Mister Tucker, Sir. Sie endet vor dem Schott von Mister O’Flynns Kammer!“

      „Da soll mich doch der Teufel …“ Carberry verstummte und fuhr Ferris Tucker an: „Woher weißt du das?“

      „War eine Vermutung, Ed“, sagte Ferris, immer noch grinsend. „Keine Behauptung! Hast du nicht gemerkt, wie versessen Old Donegal darauf war, dich von Smoky abzubringen?“

      Carberry klatschte sich die flache Hand vor die Stirn. „Richtig! Warum hast du das nicht gleich gesagt?“

      „Wollte mal abwarten, wie sich das so entwickelt“, erwiderte Ferris Tucker. „War ja erst nur ein Verdacht. Aber als Old Donegal plötzlich davon sprach, er wolle ein Nickerchen machen, hat’s bei mir geklingelt. Wenn ein Mann fehlt, haut man sich nicht zum Nickerchen in die Koje, sondern sucht mit!“

      „Dem