Название | Trips & Träume |
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Автор произведения | Klaus Fischer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862870196 |
»Das Teil ist ganz in Ordnung, so wie es ist. Ist zwar kein Ludwig, aber ich werd damit zurechtkommen«, flüsterte Mark mir zu.
»Du spielst ja richtig gut«, sagte Rolf. »Ich hab das Gefühl, meine Kleine ist bei dir in guten Händen. Habt ihr das Geld dabei?«
»Das Schlagzeug hat nur eine Hängetom. Der Kleinen fehlt was, wenn du verstehst, was ich meine«, antwortete ich und hielt die Hände, als würde ich zwei Bälle vor der Brust tragen.
Rolf war verunsichert. »Was willst du damit sagen?«
»In Anbetracht der fehlenden Tom sollten zweihundertfünfzig reichen.«
Dreist, aber ich wollte nichts unversucht lassen.
»Dreihundert, so wie es in der Anzeige stand, drunter geht es nicht.«
»Okay, das war’s dann. Mark, lass uns abhauen«, sagte ich.
Rolf machte hektische Bewegungen mit den Händen. »Wollt ihr mich verarschen? Ihr kommt den weiten Weg, um unverrichteter Dinge wieder abzuziehen?«
»Mark braucht das Schlagzeug. Er hat einen Auftritt bei einem Festival. Das heißt aber nicht, dass du die Situation ausnutzen und unverschämte Preise verlangen kannst«, antwortete ich.
Wie auf einem Bazar. Das macht Spaß, dachte ich und guckte rüber zu Mark. Der blickte verstohlen zu Boden. Es war meine Kohle, darum überließ er das Verhandeln mir.
»Ich mach euch einen Vorschlag. Ich war noch nie auf einem Festival. Das stell ich mir aufregend vor. Ich kriege freien Eintritt. Was ist, kommen wir ins Geschäft?«
Ich zog fünf Fünfzigerscheine aus der Hose und hielt sie ihm hin.
Rolf riss mir das Geld aus der Hand und stopfte es in seine Hemdtasche. Der musste total abgebrannt sein. »Okay, abgemacht. Aber ich krieg auch wirklich freien Eintritt, damit das klar ist.«
Er half uns, die Teile auf den Mofas zu verstauen, was gar nicht so einfach war. Bassdrum und Standtom kamen auf den Gepäckträger der Kreidler, Hängetom und Becken auf Dons Mofa. Mark klemmte sich Hi-Hat und Fußmaschine unter den Arm, ich mir die beiden Beckenständer.
*
Als wir am Hot Rats ankamen, war es bereits dunkel.
Die Rückfahrt hatte zwei Stunden gedauert. Die Landstraße war kaum befahren, doch jeden dritten Kilometer hielten wir an, weil entweder die Bassdrum vom Gepäckträger zu rutschen drohte oder mir mit den Beckenständern unterm Arm die Knochen wehtaten.
Mark erging es nicht besser. In einer Linkskurve löste sich die Leine, die Hängetom rollte ein Feld hinunter, die Becken klatschten mit einem Riesengetöse auf die Straße.
Ein Capri fuhr mit Affenzahn vorbei, der Fahrer zeigte uns einen Vogel. Wir luden alles wieder auf. Zum Glück war keine Polizei unterwegs. Die hätten bestimmt einen mächtigen Terz veranstaltet.
Skip, Gero und Paul warteten schon, Dreamlight wollten heute ihren Proberaum herrichten. Kief hatte gerade das Rats aufgeschlossen und gab Zeichen, wir sollten alle nach hinten kommen.
»Das ist also das Teil, auf dem du Wunder vollbringen wirst«, sagte Skip.
Mark machte auf Bandboss. »Soll ich alles alleine tragen?«
Der Hintereingang zum Rats lag in einer unbeleuchteten Gasse. Durch einen schmalen, gekachelten Flur, in dem sich Getränkekästen an der Wand stapelten, ging es zwei Treppen hinunter. Ich fühlte mich an einen Film über die Erstürmung der Bastille erinnert. Da hatte es auch dunkle Verliese gegeben.
Kopf einziehen und den Hebel einer schweren Eisentür umlegen, dann standen wir in einer Art Gewölbe. Es roch nach Moder, Dreck und Abfällen. An der Decke baumelte einsam eine Glühbirne, der Boden war betoniert. Ich stellte die unhandliche Bassdrum ab.
»Ein richtig abgefahrenes Loch. Scheint aber trocken zu sein«, sagte ich.
»Dann kannst du schon mal den Pinsel schwingen.« Paul war hinter mir die Treppe heruntergekommen und stellte einen Eimer auf den Boden.
Nachdem die Einzelteile von Marks Schlagzeug in einer Ecke verstaut waren, brachten Skip und Paul zwei weitere Eimer an. Gero hatte Eierkartons und zwei Teppiche besorgt. Aha, dachte ich, erst Kleber auftragen und alles mit den Kartons zupappen.
Es hieß, das sähe nicht nur gut aus, so als Dekoration an der Wand, die Kartons trügen zusätzlich auch zur Dämpfung bei. Nach der Schlagzeugaktion hatte ich keinen Bock, mich schon wieder körperlich zu betätigen, mich mit Kleber zu bekleckern erst recht nicht.
»Ich bring das Mofa zu Don zurück«, rief ich und war draußen, bevor die Jungs widersprechen konnten.
Die Mofas standen noch da, wo Mark und ich sie abgestellt hatten. Okay, dachte ich, zuerst Dons Knatterbüchse zurückbringen, dann würde ich noch mal herkommen und die Kreidler abholen. Was soll’s.
Dons Maschine sprang beim ersten Kick an. Ich gab ein paarmal Vollgas, um in der schrägen Gasse genug Power für die Anfahrt zu haben. Mit einem kurzen Ruck holte ich das Mofa vom Ständer und preschte los.
Plötzlich tauchte ein Fahrrad vor mir auf. Ausweichen ging nicht mehr, und im nächsten Moment krachten der Drahtesel und das Mofa zusammen. Ich landete auf dem Boden, die Maschine ging mit einem lauten Knall aus. Ich lag auf der rechten Seite, einen Fuß in den Speichen des Fahrrads. Mein Arm schmerzte, der Kopf brummte.
»Kannst du nicht aufpassen?«
»Karen, bist du das?«
»Mist. Du hättest mich beinahe umgebracht.«
»Eine junge Dame flucht nicht.«
»Du kannst mich mal.«
Ich rappelte mich auf, klopfte Arme und Beine ab. Der rechte Ellbogen tat höllisch weh. Mit der linken Hand half ich Karen auf die Beine. Sie blickte mich wütend an. Sie war kurz davor, über mich herzufallen. Als ich mir das vorstellte, musste ich schmunzeln.
»Was gibt es denn da zu lachen?«, meckerte sie. Obwohl sie jetzt auch schmunzelte, war da was. Ich sah es an ihrem durchdringenden Blick.
»Wenn du wütend bist, siehst du noch hübscher aus«, sagte ich.
Sie boxte mich auf den schmerzenden Arm. »Klappe!«
»Hey, das tut weh«, sagte ich und hielt ihr den Arm hin.
»Die Haut ist abgeschürft. Waschen und ein Pflaster drauf«, sagte sie.
»Lad bitte deinen Ärger woanders ab.«
»Ärger ist das richtige Wort. Ich bin sauer.«
»Etwa auf mich?«
»Nein.«
»Willst du drüber reden?«
Ich stellte das Mofa wieder auf die Räder. Es schien alles in Ordnung zu sein, bis auf den Kickständer, der irgendwie schief aussah. Das ließ sich bestimmt wieder richten. Don wird darüber hinwegkommen, dachte ich. Karens Vorderrad war platt. Auch das war zu verschmerzen.
Gegenüber dem Rats lag die Berufsschule. Wir gingen über die Straße und setzten uns auf die Stufen.
Besonders an Sonntagen war diese Treppe Austragungsort für so manches Freakout. Dann hingen da bis zu zwanzig Leute herum und warteten darauf, dass Kief das Rats aufschloss. Natürlich kreiste dann und wann ein Joint, Mark spielte auf seinen Bongos, Paul packte die Akustische aus, dann wurde eine richtige Session abgehalten.
Hucky, Jule und Werner parkten ihren VW-Bus immer genau vor der Treppe. Schiebetür auf, und ein dicker Qualm schlug uns entgegen, weil die Kerle gerade ein Chillum geraucht hatten.
Ich liebte diese sonntäglichen Treffen. Einmal waren wir so bekifft, dass ein echtes Happening draus wurde. Es