Название | 3 zu viel für diesen Job |
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Автор произведения | Herwig Silber |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783943941593 |
»Ja … aber, Moment noch!«
»Robert?«
»Was passiert, wenn wir uns nicht einigen können?«
»Dann empfehle ich, Ihren Koffer heute Abend gar nicht erst auszupacken, denn was soll mein Auftraggeber mit einem Bewerber anfangen, der schon bei der ersten, halbwegs robusten Aufgabe versagt?«
»Also nun, Moment mal …«, ereiferte sich Kampen.
»Sie wollen, dass ich schon mal einen Tisch zum Abschied auf Ihren Namen vorbestelle? Die Alte Fischerhütte ist berühmt für ihr Pferdegulasch in Rotweinsauce.« Keiner konnte darüber lachen.
»Sie sagen, eins der drei Pferde, die wir im Film gesehen haben, muss verletzungsbedingt getötet werden und jetzt sollen wir auf gut Glück darüber entscheiden …?«
»Nicht auf gut Glück, Michael, sondern aufgrund reiflicher Überlegung sollen Sie gemeinsam ein Urteil fällen.«
»Was passiert eigentlich …?« Herzberg unterbrach Stein.
»Schluss! Ich kann und will keine Frage mehr beantworten, wir müssen jetzt anfangen. In genau einer viertel Stunde erwarte ich Ihr gemeinsames Votum.« Im Türrahmen drehte er sich nochmals um. »Nun gucken Sie nicht so entsetzt, Rita. Ist doch alles halb so wild, die Mähren sind längst abgeschrieben, andernfalls könnte ich das finanzielle Risiko einer Fehlentscheidung gar nicht tragen. So, und jetzt konzentrieren Sie sich mal auf den Film.« Herzberg trat ab.
»Das glaub ich nicht.« Rita Sessinger starrte fassungslos hinter ihm her. Die Pferde auf der Leinwand galoppierten derweil munter durch die Endlosschleife.
»Ach, ist doch alles nur ein Trick. Die Pferde gibt’s nur in diesem dämlichen Film. Wer soll denn kontrollieren, was mit denen am Ende wirklich passiert?« Kampen lehnte sich weit und betont entspannt zurück.
»Also Vorsicht, ich sag mal, ich glaube nicht, dass wir es uns so einfach machen können.« Marr hatte seine Stirn in Falten gelegt.
»Das ist die gängige Methode, um Stress zu erzeugen, alles nur leeres Gequatsche. Wir nehmen irgendeinen Gaul und damit hat es sich.« Kampen wies lässig auf eins der Pferde. »Hier, der da ist so ein wilder Geselle, der hat sich bei irgendeinem Sprung garantiert die Haxen gebrochen und muss jetzt die Konsequenzen tragen.«
»Also, bitte, so trifft man doch keine Entscheidung, das ist ja grausig«, erklärte Rita Sessinger mit fester Stimme. »Wir werden uns an das halten, was gesagt wurde.«
»Und was wurde gesagt, von unserem Tierfreund?«, zischte Kampen.
»Jeder hält jetzt einfach mal den Mund und wir schauen ganz genau hin, was da vorne läuft«, erklärte Stein. Kampen wollte etwas entgegnen, sagte dann aber nichts. Diesen Stein konnte er noch am wenigsten einschätzen.
»Wenn einem der gesunden Pferde auch nur ein Haar gekrümmt wird, benachrichtige ich den Tierschutz«, giftete Rita Sessinger.
»Ruhig Blut«, empfahl Stein. »Wir können im Anschluss immer noch überlegen, was wir mit dem Herrn Personalberater anstellen. Im Übrigen gebe ich Herrn von Kampen Recht, die Sache ist ein Trick. Ich weiß zwar nicht, was für einer, aber wir sollten versuchen dahinterzukommen. Uns bleiben genau noch neun Minuten, also, bitte, konzentrieren wir uns auf die Bilder.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. »Wir sehen Freiland, eine Koppel, darauf der Traberhengst. In der nächsten Einstellung …«
»Oh, Mann.« Stein ließ sich durch Kampens Stöhnen nicht irritieren, sprach einfach weiter. »… ist eins der Springpferde im Bild.« Nachdenklich strich er sich über das Kinn. »Weiß jemand, bei welcher Disziplin die Verletzungsgefahr höher ist, beim Springen oder bei der Dressur?« Rita Sessinger schüttelte ungehalten den Kopf.
»Das ist doch irrelevant. Immer und bei jeder Gelegenheit kann im Sport was Ernstes passieren. Im Übrigen sollten wir nicht nur auf die Tiere starren. Da muss es noch etwas anderes geben, irgendetwas, ein versteckter Hinweis im Film zum Beispiel.« Ihr Kopf schoss herum. »Menschenskinder, nun sagen Sie doch auch mal was.« Marr räkelte seinen zusammengefalteten Körper aus dem Sitz.
»Schöne Idee, Rita, aber wo, bitte, wo? Ich sehe nur trabende Rösser in blühenden Landschaften, nichts, was mir besonders ins Auge springen würde.« Er sackte wieder in sich zusammen.
»Rita hat Recht«, bekräftigte Stein. »Wir starren jetzt nicht nur auf die Gäule, sondern achten ganz genau auf alles, was sich noch so darum herum abspielt.« Im unteren Bildschirmrand wurde die Restzeit eingeblendet. »So, uns bleiben noch fünf Minuten, in Kürze treffen wir eine Entscheidung, welche auch immer«, erklärte Stein.
»Welche auch immer«, wiederholte Kampen verächtlich. ›Dieser Stein versucht sich als Macher aufzuspielen und kocht selbst nur auf kleiner Flamme‹, dachte er voller Genugtuung.
»Bitte, jetzt noch mal absolute Konzentration«, donnerte Stein, während die Bilder der Amateuraufnahmen vor den Augen der Betrachter flackerten.
»Da, die Hinterhand des Rappens«, erregte sich Stein, »ist das normal?«
»Völlig normal, hat nur einen eigenwilligen Gang, der Bursche«, befand Marr mit dem fehlbaren Blick des Gelegenheitsreiters.
»Plattfüße«, höhnte Kampen, aber niemand lachte.
»Also ich kann beim besten Willen nichts Auffälliges entdecken.« Marr nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Wo wurde das überhaupt gedreht?«
»Nur Feld, Wald und Wiese, kann überall sein«, knurrte Stein.
»Dort!«, rief Rita Sessinger und sprang auf. »Da oben rechts, in der Szene mit dem dunkelbraunen Pferd. Im Holzbogen, da stand etwas.« Gespannt warteten die vier, bis die Einstellung wiederkehrte. Für einen winzigen Moment sahen es alle. Eine gekerbte Inschrift in dem geschwungen Torbalken des Koppelzauns.
»Schlazig oder Schlenzig? Ich probier’s einfach.« Rita Sessinger eilte zum Fernsprechapparat auf der Anrichte und wählte die Nummer der Auskunft. »… Ja? … Es gibt tatsächlich einen Reiterhof mit diesem Namen?« Sie notierte die Nummer und wählte erneut.
»Guten Tag, mein Name ist … Ach, Sie wissen Bescheid? Das Pferd mit der schweren Verletzung? … Ja? Ach, das ist wirklich sehr traurig … Danke und alles Gute für Sie.« Sie kam zurück, setzte sich und strahlte. »Bingo, es ist tatsächlich der Dunkelbraune.« Herzberg hatte den Raum durch den hinteren Eingang betreten und klatschte laut Beifall.
»Bravo, Sie haben die Lösung gefunden.« Rita Sessinger sprang auf und stapfte ihm mit zusammengepressten Lippen entgegen.
»Dieses Spiel war eine Sauerei.«
»Weshalb?«, fragte er unschuldig.
»Was wäre, wenn wir falsch gelegen hätten?« Sie baute sich herausfordernd vor ihm auf.
»Nichts!«
»Was heißt ›nichts‹? Sie haben gesagt, bei einer falschen Entscheidung würde ein weiteres, nämlich unverletztes Tier sterben. Oder war doch nur alles ein Bluff? Auch das wäre