MUSIK-KONZEPTE Sonderband - György Kurtág. Группа авторов

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Название MUSIK-KONZEPTE Sonderband - György Kurtág
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Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783869168807



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gemeint, und zwar in einem spezifischen Sinne: Denn jenes Prinzip der Nachahmung, das Kurtágs Musik durchdringt, ist nicht nur auf Ligeti, sondern auf Tradition im Allgemeinen gerichtet. Die Hommage- und Message-Komposition ist ein untrennbarer Bestandteil seiner Ästhetik. Ligeti greift zwar ebenfalls auf historische Referenzen zurück, treibt dabei aber Verwirrspiele – er neigt dazu, Bezüge zu verschleiern und Spuren zu verwischen.5 Im Gegensatz dazu legt Kurtág seine Modelle häufig in Stück- und Satztiteln bzw. Partiturhinweisen offen.6 Dabei bezieht er sich auf Komponisten der europäischen Musiktradition vom Mittelalter bis heute: Er schreibt Hommagen an Ligeti, Machaut, Obrecht, Bach, Schumann, Debussy, Janáček, Boulez, Stockhausen, Holliger, Eötvös und viele andere. Diese intensive Verflechtung mit Geschichtlichem trägt zu jenem eigenständigen kompositorischen Profil bei, das er im Lauf der Jahre entwickelte.

      1) Raum / Klang: Diese Auseinandersetzung setzt erst relativ spät ein (in den 1980er Jahren).

      2) Sprache: Dieser Begriff zielt nicht nur auf die Text-Musik-Beziehung, sondern auch auf die inhärente Musiksprachlichkeit, also die musikalische Syntax ab. Dieser Entwicklungsstrang ist bereits ab 1959 aktuell.

Werk / Text / FestredeJahrBezug
Kurtág, 24 Antiphonae op. 10 (Orch., unvollendet, nicht ediert)1970–71Widmung an Ligeti
Kurtág, A kis czáva op. 15b, 3. Satz (Scherzo)(Picc, Pos, Git)1978Ligeti, Aventures (1962)Vermerk in den Skizzen
Ligeti, Begegnung mit Kurtág im Nachkriegs-Budapestvgl. Gesammelte Schriften, Bd. 1 (Anm. 2); urspr. in: Friedrich Spangemacher (Hrsg.), György Kurtág, Bonn 1986, S. 14–171985
Kurtág, … quasi una fantasia … op. 27/1,1. Satz: Introduzione (Kl, Instr)1988–89Ligeti, Klavierkonzert (1985–88),2. Satz (Lento e deserto)
Kurtág, Festredevgl. Varga, György Kurtág (Anm. 3), S. 90–102;vgl. Kurtág, Entretiens (Anm. 12), S. 155–661993Verleihung des Siemens-Preises an Ligeti im Cuvilliés-Theater München
Ligeti, Analyse Introduzionevgl. Gesammelte Schriften, Bd. 1 (Anm. 15);ungar. Original in: Muzsika 39/2 (1996), S. 9–111995Kurtág, … quasi una fantasia …op. 27/1 (1988–89), Introduzione
Kurtág, Hälfte des Lebens für drei Baritone(aus: Hölderlin-Gesänge op. 35a, Buch II) bisher unveröffentlicht; work in progress1995Widmung an Ligeti; möglicher Bezug: Ligeti, Drei Phantasien nach Hölderlin für Chor a cappella (1982)
Kurtág, »… le tout petit macabre – Ligetinek«, aus: pas à pas – nulle part op. 36 (Bar, Str, Perc)1993–97Ligeti-Bezug im Titel; Anspielung auf Ligetis Le grand macabre (1974–77, rev. 1996–97)
Kurtág, Ligatura to Ligeti (Kl), aus: Játékok 71997Ligeti-Bezug im Titel; Bezug auf die Klangflächen in Atmosphères (1961)
Kurtág, Hälfte des Lebens für Bariton soloVersion 1: noch einmal für György LigetiVersion 2: und wieder einmal für György Ligeti (aus: Hölderlin-Gesänge op. 35a, Buch II) bisher unveröffentlicht; work in progress1999Widmung an Ligeti; möglicher Bezug: Ligeti, Drei Phantasien nach Hölderlin für Chor a cappella (1982)
Ligeti, Laudatio György Kurtág vgl. Gesammelte Schriften, Bd. 1 (Anm. 32)2000Aufnahme György Kurtágs in den Orden Pour le mérite
Kurtág, Hipartita op. 43 (Vl solo), 1. Satz2000–04Vermerk »Hommage à Ligeti« in der Partitur; Bezug auf: Ligeti, Horntrio (1982), 4. Satz
Kurtág, Kylwyria – Kálvária (Gedächtnisrede)vgl. Varga, György Kurtág (Anm. 3), S. 103–106vgl. Kurtág, Entretiens (Anm. 12), S. 167–782007Veranstaltung zu Ehren verstorbener Träger des Ordre pour la mérite

      I Raum / Klang

      … quasi una fantasia … für Klavier und Instrumentengruppen op. 27/1 (1988–89)

      Im Blick auf Ligetis Klavierkonzert, das kurz davor entstanden ist (1985–88), wird deutlich, dass sich das Ende des 2. Satzes (Lento e deserto, T. 21–24) modellhaft auf T. 9 der Introduzione beziehen lässt. Auch diese Passage ist durch verhallende Klänge im tiefen Register bestimmt, in die sich höhere Mundharmonika-Klänge mischen. Das Ergebnis ist auch hier eine kontinuierliche Erhöhung der Klanghelligkeit (Notenbeispiel 2).

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