Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
Sie hatten sich in einer windstillen Ecke auf ihrer Dachterrasse gesonnt und den geruhsamen Sonntagnachmittag genossen. Um vier Uhr war es mit der Ruhe vorbei.
Abwechselnd versuchten sie nun, Dr. Reuwen zu erreichen, aber das gelang ihnen erst kurz nach sechs Uhr. Björn versprach, sofort zu ihnen zu kommen. Vierzig Minuten später war er da. Es wäre ein höllischer Verkehr gewesen, sagte er zur Entschuldigung, dass sie so lange auf ihn warten mussten.
Daniel hatte inzwischen mit seinem Schwiegervater telefoniert und etwas mehr erfahren, denn Dr. Cornelius hatte es für verantwortbar gehalten, den Brief zu lesen.
Björns Gesicht war fahl geworden, als Dr. Norden davon sprach.
»Ich hatte keine Ahnung, dass ein solcher Brief existiert«, sagte er tonlos. »Ich weiß auch nicht, wie Christina in seinen Besitz gekommen ist. Allerdings ist mir bekannt, dass eine andere Frau im Leben meines Bruders existierte. Ich konnte nicht ahnen, dass dies alles noch einmal aufgerührt werden würde.«
»Wir wollen uns nicht in Ihr Vertrauen drängen, Herr Reuwen«, sagte Fee, »aber meinen Sie nicht, dass es besser wäre, wenn Sie uns mehr von dieser Geschichte erzählen würden?«
Björn war völlig niedergeschlagen.
»Dürfte ich erst mit Dr. Cornelius telefonieren?«, fragte er deprimiert.
»Aber gewiss«, erwiderte Fee und wählte schon die Nummer.
Sie erfuhren, dass Christina jetzt schlafe und Katja bei ihr sei. Es wäre kein Grund zur Beunruhigung gegeben. Vielleicht hätte Christina sogar einen heilsamen Schock bekommen, aber es wäre wohl gut, wenn Dr. Reuwen mithelfen würde, diese Psychose zu heilen.
Björn ließ sich schwer in einen Sessel fallen. »Es ist eine abscheuliche Geschichte«, sagte er heiser. »Und manches ist auch für mich rätselhaft.«
»Was zum Beispiel?«, fragte Daniel, als Björn wieder in Schweigen versank.
»Dieser Unfall.« Björn stöhnte auf. »Und nun dieser Brief.«
»Für uns ist alles rätselhaft«, warf Fee sanft ein und schaute Björn mit einem ermunternden Blick an.
Björn nickte. »Es tut mir schrecklich leid, dass ich Sie hineingezogen habe.«
»Lieber Björn Reuwen«, sagte Daniel Norden ruhig, »Sie haben keine Ahnung, was wir mit unseren Patienten schon mitgemacht haben. Von Entführung bis Mordanschlag war schon alles dabei. Und Sie ahnen wohl auch nicht, wie aufregend angeblich tägliche Vorkommnisse in einer Arztpraxis werden können. Wir könnten versuchen, gemeinsam die rätselhaften Vorgänge zu lösen.«
»Daniel hat sehr viel dafür übrig«, sagte Fee mit einem kleinen Lächeln.
Björn sah mit einem verlegenen Lächeln von einem zum anderen.
»Ich raube Ihnen nun auch noch den wohlverdienten Sonntag«, sagte er zögernd.
»Ach was, wir haben genug gefaulenzt«, meinte Daniel. »Sie tun uns jetzt nur einen Gefallen, wenn Sie uns nicht länger auf die Folter spannen.«
»Mix uns erst einen Cocktail«, bat Fee.
Das tat Daniel nebenbei, während Björn nun stockend zu erzählen begann.
»Bob rief mich eines Tages an. Er wollte mir sagen, dass seine Heirat bevorstehe, und ich sei eingeladen, falls ich mich überzeugen wolle, dass er eine gute Partie mache. Ich hatte nicht die Absicht, mich davon zu überzeugen, aber Magnus Hammerdonk lud mich persönlich ein. Sein Name war mir bekannt. Er besaß ein weltweites Unternehmen, eine Fischereiflotte, und auch sonst war er finanziell mehr als gut abgesichert. Insgeheim hoffte ich, dass Bob endlich vernünftig geworden wäre. Immerhin war anzunehmen, dass sich ein Mann von Hammerdonks Format genau über seinen zukünftigen Schwiegersohn erkundigen würde. Aber wie schon so manches Mal hatte Bob unseren guten Namen als Aushängeschild benutzt.«
»Ein Name, der Kredit verschafft«, warf Daniel ein.
Björn nickte ernst. »Sie haben es erfasst.« Er fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn. Er sah so elend aus, dass Fee es direkt mit der Angst bekam.
»Ich flog also nach Kopenhagen und lernte die Hammerdonks kennen. Bob zeigte sich von seiner besten Seite. Er konnte sehr charmant sein, und dort gab er sich ausgesprochen seriös. Es gelang ihm, auch mich zu täuschen. Allerdings war Christina so bezaubernd, dass ich meinte, sie hätte ein Wunder an ihm vollbracht. Sie war noch ein völlig unerfahrenes Mädchen, wie man es heutzutage selten findet. Ihr Vater hätte ihr wohl jeden Wunsch erfüllt, aber ich spürte schnell, dass er Bob gegenüber nicht frei von Misstrauen war, doch wohl aber zu anständig, um mich auszufragen.«
Wieder machte Björn eine kleine Pause.
»Bob zeigte sich auch mir gegenüber von seiner besten Seite. Er machte mir klar, dass er seinem Schwiegervater auch auf dem Papier gewisse Garantien bieten müsse, und bat mich darum, ihm seinen Aktienanteil aus dem Erbe unserer Eltern auszuzahlen. Christina wolle endlich fort von ihrem tyrannischen Vater, sagte er, und er könne sich an einer Schweizer Firma beteiligen. Nun muss ich leider sagen, dass Bob munter gelebt hatte und von seinem Erbe nicht mehr viel übrig war. Aber ich ließ mich von ihm beschwatzen. Ich glaubte, dass er Christina ehrlich liebe.« Er machte eine kleine Pause. »Es ist eine endlos lange Geschichte«, sagte er dann.
»Erzählen Sie nur«, forderte Daniel ihn auf.
»Ich erklärte Bob, dass jetzt ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt wäre, die Aktien abzustoßen, aber dass ich seinem Schwiegervater Garantien geben könnte. Wir stritten wieder, wie schon so oft. Bob warf mir vor, dass ich ihm immer Knüppel zwischen die Beine geworfen hätte, und noch manches andere. Es hatte oft Auseinandersetzungen zwischen uns gegeben, doch bei dieser ging es noch um einen anderen Menschen, der zu schade war für ein leichtfertiges Abenteuer.«
Daniel überlegte. Sprach da nicht
die blanke Eifersucht aus diesen Worten? Dass Björn sehr viel für Christina übrig hatte, stand außer Zweifel, doch Daniel schätzte ihn als einen Gentleman ein.
»Bob wollte Christina heiraten«, sagte Daniel betont. »Meinen Sie, dass er auch die Heirat als Abenteuer betrachtete?«
Ein herber Zug legte sich um seinen Mund.
»Christina hatte einen einflussreichen Vater und eine reiche Mitgift zu erwarten«, sagte Björn voller Bitterkeit, »und ich sollte sehr bald erfahren, dass Bob es gar nicht bis zur Heirat kommen lassen wollte.«
»Guter Gott«, entfuhr es Fee, »waren denn nicht schon alle Vorbereitungen dafür getroffen?«
»Ja, natürlich. Ich hegte auch keinen Zweifel, dass die Heirat stattfinden würde. Immerhin machte ich Bob Vorhaltungen und sagte ihm, dass er keinerlei Nachsicht von mir erwarten könne, wenn es zu einem Skandal käme. Ersparen Sie mir bitte die unerfreulichen Einzelheiten. Ich hatte mich entschlossen, wieder abzureisen.«
»Wie war Herr Hammerdonk zu dieser Heirat eingestellt?«, fragte Fee.
»Ich weiß es nicht. Er war ein sehr zurückhaltender Mann. Er liebte seine Tochter über alles und hätte ihr wohl kaum einen Wunsch abgeschlagen. Und Christina war blind verliebt. Hätte ich da als Buhmann auftreten sollen?«
»Es ist dann ja auch nicht zur Heirat gekommen«, versuchte Fee abzulenken. »Das Schicksal wollte es anders.«
Das Schicksal, dachte Björn. Ja, das Schicksal hatte sich eingemischt, aber Bob war schon über alle Berge gewesen, bevor das Unglück geschah, und das hatte Christinas Vater auch gewusst.
Darüber konnte Björn nicht sprechen. Die Nordens hatten sich als Freunde erwiesen, aber diese Vorgänge drei Tage vor der Hochzeit waren für ihn so entsetzlich deprimierend, dass er zu niemanden darüber sprechen konnte.
Daniel und Fee spürten das. Taktvoll überbrückten