Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
Und was hatte ihre Mutter an diesem Tag zu ihr gesagt? Sie konnte sich genau an ihre Worte erinnern.
»Lieber Himmel, bist du erwachsen, Christina! Und hübsch bist du geworden. Wozu erst noch studieren, es wird nicht lange dauern, dann bist du verheiratet.«
Christina hatte sich nicht vorstellen können, verheiratet zu sein. Ihr Vater war ihr Ideal, und nur ein Mann, der ihm ähnlich wäre, käme für sie infrage. So dachte sie damals, und dann war Bob gekommen, und er war ganz anders als ihr Vater.
Eiseskälte kroch jetzt durch Christinas Körper, als sie an Bob dachte. Eine völlige Leere war in ihr. Kein Schmerz mehr, kein banges Herzklopfen. Einfach nichts.
Katja kam herein. Heute gelang ihr kein leichter Ton, und auch ihr Lächeln wirkte ein bisschen gezwungen.
»Sie haben Ihr Frühstück gar nicht angerührt, Christina«, stellte sie bekümmert fest. »Was wird Dr. Reuwen dazu sagen? Er ist gekommen.«
»Björn?« Wie ein zitternder Seufzer kam der Name über Christinas Lippen. »Nein, ich möchte niemanden sehen!«, stieß sie dann hervor.
Sie hatten sich schon zurechtgelegt, wie sie Björns überraschende Anwesenheit erklären wollten. Katja sagte: »Dr. Reuwen muss in die Schweiz fahren und wollte vorher sehen, wie Sie sich eingewöhnt haben.«
»Niemand hat ihn gerufen?«, fragte Christina tonlos und wandte den Blick nicht von Katja.
»Aber nein. Er ist nur auf der Durchreise«, erwiderte Katja. »Wer weiß, was er sich denkt, wenn Sie ihn nicht empfangen wollen.«
»Sie sagen ihm doch nicht, dass ich nicht gefrühstückt habe? Ich werde mich ankleiden«, sagte Christina hastig. »Sie sagen ihm bestimmt nichts?«
»Nein, machen Sie sich darüber keine Gedanken, Christina«, entgegnete Katja freundlich.
»Er soll nicht denken, dass es mir hier nicht gefällt. Sie alle sind sehr freundlich zu mir.« Ihre Stimme klang matt.
Arme Christina, dachte Katja mitleidsvoll. »Kann ich Ihnen beim Ankleiden helfen?«, fragte sie.
»Es geht schon. Die Bäder strengen mich wohl doch an.«
»Ja, das ist an den ersten Tagen bei allen so. Es wird bald besser«, erwiderte?Katja. »Trinken Sie doch bitte eine Tasse Tee.«
Christina nickte wie ein folgsames Kind. »Björn wird doch nicht erfahren, dass ich gestern zusammengeklappt bin?«, flüsterte sie.
Es war eine barmherzige Lüge, wenn Katja auch darauf mit einem Nein antwortete. Ihm sagte sie, dass er sich ja nichts anmerken lassen solle, aber das hatte Dr. Cornelius vorher auch schon Björn empfohlen.
Es gelang ihm sogar, sein Erschrecken zu verbergen, als er in Christinas blutloses Gesicht blickte, in dem nur die Augen lebten.
Ja, sie hatten nicht mehr den starren Blick wie früher. In ihnen konnte er tausend Fragen lesen, obgleich ihr das wohl gar nicht bewusst war.
Er umschloss ihre kleine bebende Hand mit warmem Griff und zog sie an seine Lippen.
»Wie geht es dir, Christina?«
»Die Bäder sind anstrengend, aber Katja sagt, dass das bei allen so ist. Der Tee bekommt mir gut.« Sie leierte die Worte monoton herunter. Als er ihren Blick suchte, blickte sie zum Fenster hinaus.
»Es regnet«, sagte sie.
»Es kann nicht immer die Sonne scheinen, aber für eine Kur ist es gut, wenn das Wetter trübe ist. Dann wird man nicht hinausgelockt und kann viel ruhen. Du brauchst es, Christina.«
»Ich dachte nicht daran, dass du mich zur Kur auf die Insel der Hoffnung geschickt hast, Björn.«
»Ich habe dich nicht hergeschickt, Christina. Es war dein Wunsch, die Insel der Hoffnung kennenzulernen.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Bin ich denn überhaupt ein normaler Mensch, Björn?«, fragte sie. »Hast du nicht Zweifel an meinem Geisteszustand?«
Björn sah sie betroffen an.
»Welch eine abwegige Idee! Du bist genauso normal wie ich. Aber es könnte natürlich möglich sein, dass ich mich in mir täusche«, fügte er mit erzwungenem Humor hinzu.
Christinas Blick ruhte jetzt auf ihm. »An dir ist alles wahr, Björn. Du bist ein Mensch, der ganz klarsieht. Ich frage mich nur, warum du mir nicht hilfst, die Lücken in meinem Gedächtnis zu schließen? Warum tust du das nicht?«
Eine kalte Hand schien nach seinem Herzen zu greifen. Er wusste nicht, was er antworten sollte.
»Ich weiß sehr wenig von dir, Christina«, erwiderte er stockend. »Zu wenig, um dir wirklich helfen zu können.«
»Und es gibt keinen Menschen mehr, der mich vom Tage meiner Geburt an kennt? Oder gibt es einen, Björn?« Sie sah ihn flehend an.
»Lining vielleicht?«, fragte er.
Früher hatte er manches Mal gehofft, dass sie diese Frage stellen würde, aber auch an ihre alte Kinderfrau hatte sie sich nicht erinnert.
»Lining?«, fragte Christina bebend. »Lebt sie denn noch?«
»Sie ging nach dem Unfall nach Odderö«, erwiderte Björn. »Ich habe es heute morgen in Erfahrung gebracht, Christina.«
»Warum?«, fragte Christina. »Du kennst Lining doch gar nicht.«
Björn sah sie mit einem langen Blick an. »Ich dachte, dass es für dich gut sein könnte, endlich einen Menschen um dich zu haben, der dir vertraut ist. Ich habe in Kopenhagen angefragt, wer bei euch im Hause gelebt hat. Das hätte ich schon früher tun sollen.«
Christina suchte Björns Blick und hielt ihn fest.
»Aber du hattest Angst, dass ich mich an Dinge erinnern könnte, die ich vergessen wollte, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ich hoffte, dass du dich von selbst erinnern und Wünsche äußern würdest, den einen oder anderen Menschen zu sehen. Vielleicht hast du auch Freunde, die du wiedertreffen möchtest, Christina. Es war sicher nicht richtig von mir, dich so abzuschirmen, dass niemand wusste, wo du zu finden bist.«
»Ich habe keine Freunde, und Lining mag mich nicht, Björn.«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Björn bestürzt.
»Sie hat mir gesagt, dass sie mich nicht für so dumm gehalten hätte. Sie war böse, und ich war ihr auch böse.«
»Warum?«, fragte Björn.
»Lining wollte nicht, dass ich Bob heirate. Was sagst du dazu?«, fragte Christina mit blechern klingender Stimme.
Björn brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fangen, dann erwiderte er: »Ich stelle fest, dass du dich an Lining erinnern kannst.«
Christina blickte zu Boden. »Ich kann mich jetzt schon an manches erinnern, aber die Zusammenhänge finde ich nicht, und du willst mir nicht helfen, Björn?«
Noch immer hielt sie den Blick gesenkt.
»Wie kann ich dir helfen?«
»Indem du mir sagst, wie Bob wirklich war.«
»Was würde dir das helfen, Christina?«
»Du weichst mir aus. Ich suche nach der Wahrheit, aber ich finde nur Bruchstücke. Ich werde verrückt, wenn ich es nicht schon bin.«
Sie schwankte, er fing sie auf. Er drückte ihren bebenden Körper an sich und presste die Lippen an ihre Stirn.
»Du bist nicht verrückt und wirst es nicht. Du musst den Willen haben, in der Gegenwart zu leben und die Vergangenheit zu vergessen, Christina. Es sind Menschen da, die dir helfen wollen. Ich will es schon lange, aber es hat dir nichts bedeutet. Du dachtest immer an Bob. Soll ich derjenige sein, der dir sagt, dass er deiner