Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Ich kenne sie nicht«, sagte Fee.
»Sei froh«, erwiderte Daniel lakonisch. »Du hast nichts versäumt. Aber es kann durchaus sein, dass sie ihrem Vater Theater gemacht hat, weil die Verlobung platzt. Immerhin ist Johanson eine blendende Partie.«
»Sie haben doch selbst Geld genug«, stellte Fee fest.
»Aber einen Mann, der so gut aussieht und dazu noch gespickt ist, findet man nicht so rasch. Uns kann das egal sein, Fee. Ich möchte nur, dass Detloff wieder auf die Beine kommt. Er muss sich furchtbar aufgeregt haben, dass es zu diesem Zusammenbruch kommen konnte, aber in dieser Zeit wird es wohl auch bei ihm geschäftliche Sorgen geben.«
*
Harald Johanson war zur Behnisch-Klinik gefahren. Er hatte mit Dr. Jenny Lenz sprechen können, aber sie hatte ihm auch nur sehr vorsichtig Auskünfte gegeben. Was ihn jedoch bestürzte, war die Tatsache, dass Margit nicht in der Klinik weilte, auch wenn sie am Krankenbett ihres Vaters unerwünscht war, wie die Ärztin ihm zu verstehen gab.
Harald fuhr zu seiner Wohnung. Er hatte Wohnungen in verschiedenen Städten, von den komfortablen Besitzungen abgesehen, die ihm auch gehörten. Diese Wohnung war ihm jedoch die liebste. Er hatte sie ganz nach seinem Geschmack eingerichtet, und jeder, der sie kennenlernte, musste zugeben, dass Harald Johanson einen fantastischen Geschmack besaß.
Wer Harald genauer kannte, musste manche Eigenheiten an ihm feststellen, doch niemand hätte ihm zugetraut, dass Gottlieb Detloffs Erkrankung ihm so nahegehen könnte.
Grübelnd blickte er lange Zeit zum Fenster hinaus. Das Telefon läutete ein paar Mal, doch er meldete sich nicht.
Gestern hatte er ein langes und aufschlussreiches Gespräch mit Gottfried Detloff gehabt, das ihm manche Überraschung beschert und ihn sehr zum Nachdenken angeregt hatte.
Heute musste er über einige Bemerkungen noch intensiver nachdenken, und er versuchte, sich diese ganz genau in Erinnerung zu rufen.
Als er Detloff um die Unterredung gebeten hatte und vorschlug, dass sie sich in seinem Stammlokal treffen könnten, war der Ältere sofort einverstanden gewesen. Er hatte nicht einmal gefragt, warum Harald denn nicht zu ihnen kommen wolle.
Ja, diese Bereitwilligkeit hatte ihn in Erstaunen versetzt und es ihm auch erleichtert, ganz offen zu sprechen.
Harald Johanson rekonstruierte den Verlauf des Abends, indem er sich nun Notizen machte. Er schrieb in Stichworten auf, was ihm in der Erinnerung haften geblieben war, ohne sich selbst Rechenschaft darüber ablegen zu können, warum er das tat.
Über eine Stunde saß er so, und dann las er nochmals, was er sich notiert hatte.
20 Uhr Treffen in der Klause. Kamen fast gleichzeitig. D. bestellte sein Leibgericht: Rehschäuferl, hausgemachte Spätzle, Pfifferlinge und Preiselbeeren.
Harald schüttelte den Kopf. Als ob das wichtig wäre. Komisch, dass er es sich überhaupt gemerkt hatte, da die Unterredung doch so wichtig für ihn gewesen war und er sich durchaus nicht behaglich gefühlt hatte, bis er seine Gedanken dann ausgesprochen hatte. Dazu war es aber erst nach dem Essen gekommen.
»Nun, was haben Sie auf dem Herzen, Harald?«, hatte Detloff gefragt.
Mit sehr schlechtem Gewissen hatte er es ausgesprochen. »Es tut mir leid, aber ich möchte jetzt noch keine offizielle Verlobung.«
»Jetzt nicht oder überhaupt nicht?«, hatte Detloff ruhig gefragt.
»Ich fürchte, dass ich nicht zum Ehemann tauge«, hatte er erwidert.
»Das finde ich auch«, sagte Gottfried Detloff. »Margit muss nicht alles durchsetzen, was sie will. Es wird künftig sowieso einige Veränderungen bei uns geben.«
Harald stützte jetzt seine Hand auf und legte sein Kinn hinein. Er starrte auf den Bogen. Hatte es Detloff wirklich so gesagt, und welche Bedeutung konnte diese Erklärung haben?
Nein, gestern Abend hatte er darüber nicht nachgedacht. Er war nur froh gewesen, dass dieser cholerische Mann nicht aufbrauste, sondern verblüffend ruhig blieb.
Es wird einige Veränderungen geben! Hatte er finanzielle Verluste gehabt? Nein, das hätte sich doch schon herumgesprochen.
»Spielt da ein anderer Mann mit?«, hatte Detloff gefragt, so ganz beiläufig, als ginge es ihn gar nichts an.
Mehreres spielte mit, worüber sich Harald auslassen wollte, auch ein Mann und sogar noch ein zweiter. Aber das war es ja nicht gewesen, was ihn zu seinem Entschluss gebracht hatte. Er war sich plötzlich klargeworden, dass Margit in keiner Beziehung die Frau war, die er sich an seiner Seite vorstellen konnte. Daran war keine andere Frau schuld, sondern ein paar Bemerkungen von Margit anlässlich einer Party, die sie gemeinsam besucht hatten – und auch ihr Benehmen auf dieser Party.
Man konnte weiß Gott nicht sagen, dass Harald strenge moralische Grundsätze hatte, aber bei ihm gab es gewisse Grenzen, die er nicht überschritt und von anderen nicht überschritten sehen wollte, vor allem nicht von einer Frau, die einmal seinen Namen tragen sollte.
Mit ruhigem Gewissen hatte er so Detloffs Frage beantworten können, dass es keine andere Frau in seinem Leben gäbe, die in absehbarer Zeit Frau Johanson werden sollte.
»Ich werde für eine Zeitlang von der Bildfläche verschwinden«, hatte er gesagt, »und Margit wird sich inzwischen hoffentlich zu trösten wissen. Bewerber hat sie ja genug.«
Mit einem ganz eigentümlichen Blick hatte ihn Detloff angesehen. »Ihr vermeintliches Erbe ist natürlich verlockend für so manchen«, hatte er gesagt.
Hatte er wirklich »vermeintlich« gesagt? Harald dachte wieder nach. Aber wenn dieser Mann Sorgen gehabt hätte, wenn ihm das Wasser gar bis zum Halse stehen würde, hätte er doch alles versucht, um gerade ihn bei der Stange zu halten. In der Not griff sogar ein so ehrbarer Geschäftsmann nach dem rettenden Strohhalm, noch dazu, wenn dieser so nahe war.
»Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht«, hatte Gottfried Detloff zu ihm gesagt. »Ich bin recht froh, dass Sie so vernünftig sind, Harald. Ja, ich bin sehr froh und hege jetzt auch die Hoffnung, dass Sie sich eines Tages des Erbes würdig erweisen, das Ihnen hinterlassen wurde.«
Ganz väterlich wohlwollend hatte er das gesagt, und sie schieden als die besten Freunde mit dem Versprechen, immer freundschaftlich verbunden bleiben zu wollen.
Und heute sollte dieser so erstaunlich friedfertige Gottfried Detloff ein schwerkranker Mann sein?
Harald hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass er unter Herzbeschwerden litt. Margit hatte das nie erwähnt. Als Detloff ihm damals Dr. Norden als Arzt empfohlen hatte, hatte er nur beiläufig bemerkt, dass Norden Routineuntersuchungen bei ihm vornehmen würde.
Ein Arzt, zu dem man Vertrauen haben könne, hatte er erklärt.
Dieser Ansicht war Harald auch. Er mochte Daniel, weil er jung und modern war, weil er das Leben liebte und seinen Kranken vorbildlich half, und auch, weil er eine so entzückende Frau hatte, die Harald verehrte.
Es gehörte zu seinen Prinzipien, sich niemals ernsthaft um eine verheiratete Frau zu bemühen, und er hatte auch sofort gewusst, dass dies bei Fee Norden völlig sinnlos gewesen wäre. Aber ebenso klar war ihm, dass er für eine solche Frau sofort und ohne Bedenken seine Freiheit aufgegeben hätte.
Aber wann traf man eine solche Frau schon einmal? Ein Riesenglück hatte Dr. Norden gehabt. Beneidenswert war er.
Diese Gedanken schob Harald schnell beiseite. Er trat wieder ans Fenster und blickte hinaus. Widersprüchliche Empfindungen spiegelten sich auf seinem interessanten Gesicht.
Er gab sich einen Ruck und ging zum Telefon. Er rief seinen Anwalt an, der zwar in einer Konferenz war, aber von ihm ließ er sich doch kurz sprechen. Sie vereinbarten ein Treffen am Abend. Bis dahin waren noch ein paar Stunden Zeit. Harald Johanson begab sich in die Sauna. Immer wenn er unruhig war, tat ihm das gut.
*