Pforte des Todes. Willi Voss

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Название Pforte des Todes
Автор произведения Willi Voss
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783967526769



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schlafen gegangen.«

      »Hennes, zeigst du Herrn Meyer bitte die Vertragskopie?«

      Termöhlen zog den Faxausdruck des Telefonvertrages aus der Jackentasche und zeigte sie dem verunsicherten Mann.

      Meyer nahm das Blatt, zog aus der Brusttasche ein silberfarbenes Etui und entnahm ihm eine goldfarbene Metallbrille, die er umständlich und mit allen Anzeichen der Verlegenheit aufsetzte. Mit zusammen gekniffenen Lidern studierte er den Schein, nickte schließlich und sagte geradezu triumphierend: »Meine Unterschrift, ja, das ist der Vertrag.«

      »Am 21. 3. 1999 abgeschlossen«, sagte Termöhlen.

      »Das war ein Samstag, das weiß ich noch genau, weil wir am Sonntag meinen Geburtstag gefeiert haben.«

      Er sah sie fragend an.

      »Alles klar«, sagte Reineking, »das wär ´s im Augenblick. Ihre Frau ist wohl jetzt zu Hause?«

      Meyer warf einen Blick auf seine Uhr.

      »Bestimmt«, sagte er, »morgens geht die nie weg.« Er leckte sich die Lippen. »Können Sie mir denn nicht sagen, was mit dem Handy ist?«

      »Machen Sie sich mal keine Sorgen«, sagte Reineking.

      Sie verließen die werdende Toilette.

      »Auf mich macht er einen glaubwürdigen Eindruck«, sagte Termöhlen leise.

      »Todkrank, das arme Schwein, der kommt lebend gar nicht mehr zum Denkmal hoch.«

      »Aber das Handy gehört ihm, da gibt es keinen Zweifel.«

      »Benutzt aber seine Frau.«

      »Nehmen wir sie uns zur Brust?«

      Reineking nickte. Er blieb stehen und drehte sich um. Er sah Meyer wie einen Schatten vor dem gleißenden Licht des Türausschnitts. Trotz seiner Fülle wirkte er klein und verloren.

      »Herr Meyer«, rief er ihm zu, »wie alt ist eigentlich Ihre Frau?«

      »Wie bitte?«

      »Wie alt Ihre Frau ist!«

      »Siebenundvierzig«, kam es dünn wie von einem gemaßregelten Schüler zurück.

      

      10

      Der Raum, in dem die Männer versammelt waren, wurde von einer mit einem blauen Samtvorhang verschlossenen Bühne beherrscht. Schirmlampen, an langen Seilen aufgehängt, schnitten warme Kreise ins Dunkel. Im Gang vor der Bühne, ziemlich genau in der Mitte, erhob sich aus einem auf einem Tisch ruhenden Holzkasten das Modell einer akkurat nachgebauten antiken Stadt. Tempel, Triumphbögen, weite Plätze und wie mit dem Lineal gezogene Prachtstraßen liefen auf den in der Mitte liegenden großen Kuppelbau zu, dessen Portal von zwei unterschiedlichen Säulen eingefasst wurde.

      Jakob stand am Kopfende des Tisches und stützte die Hände auf der aus Gips geformten Umfassungsmauer des zentralen Tempels ab. In seinem schmalen, durchscheinenden Gesicht zuckten die Muskeln. Unter den Augen lagen tiefe Schatten. Der Blick war nach innen gekehrt und gab ihm den Anschein, erschöpft und geistig abwesend zu sein. Fahrig hob er die rechte Hand und berührte vorsichtig den scheinbar frisch angelegten Wundverband an seinem Hals. Seine Lippen pressten sich wie in Erinnerung an den Überfall zusammen. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Er betrachtete die beiden Männer, die unter der Wirkung seines Berichts wie versteinert links von ihm auf gepolsterten Stühlen saßen und legte die Hände wie zum Gebet ineinander.

      »Ihr Zustand«, kam es wie ein Hauch von seinen Lippen, »war der einer Schlafenden, entsprach in allen Punkten dem Bild der Ankündigung. Sie blühte, wenn ich das so sagen darf. Auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck tiefer Zufriedenheit, ja, absoluten Einklangs. Ich habe nicht die Spur eines Zweifels, dass sie angenommen worden ist.«

      Sie starrten ihn aus glänzenden Augen an.

      »Es waren also trotz der Störung keinerlei Zeichen körperlichen Verfalls zu erkennen?«

      »Ich habe sie nicht näher untersucht«, sagte Jakob, ohne den untersetzten Grauhaarigen, der den Einwurf gemacht hatte, anzusehen, »aber was ich sah, lässt keinen anderen Schluss zu.«

      »Bleibt die Frage, ob und wie Deskin sich an ihr vergangen hat, und wenn, ob es eine Wirkung haben wird.«

      In Jakobs Augen trat ein düsterer Zug.

      »Ich sagte es bereits: Sie war unversehrt. Es gab keinerlei Anzeichen einer Berührung oder eines Eingriffs.«

      »Was nichts ausschließt, dass der Bann durch die Störung gebrochen wurde, nicht wahr?«

      »Leider nein.«

      »Mit anderen Worten, auch ein mortaler Ausgang liegt im Bereich des Möglichen?«

      »Es hat keinen Sinn, jetzt zu spekulieren«, sagte Jakob zerquält. »Wir müssen das Ergebnis der Herbeirufung abwarten.«

      »Was sagt denn das Buch«, fragte der zweite Mann, ein schlanker Fünfziger mit schmalem Gesicht und einer Schmissnarbe auf der linken Wange.

      Jakob hob die Schultern.

      »Das Buch lässt keinen Platz für Interpretationen. Da heißt es: Die Türflügel des Myrrhenkastens mögen sich dir auftun, die Türflügel des Kühlen sollen dir offenstehen. Eine Anweisung, die eine unversehrte und ungestörte Verwahrung der Botin bis zur Herbeirufung fordert. Die Frage ist natürlich, ob Deskins Handeln die Wirkung einer Störung gehabt hat.«

      Den Weißhaarigen hielt es nicht länger auf seinem Stuhl. Er sprang auf. Er beugte sich zu seinem Nachbarn.

      »Was sagt der Jurist dazu?«

      »Wir sollten nicht zweifeln«, sagte der Notar, »zumal wir erst in zwei Tagen Gewissheit haben werden.«

      »Das ist auch meine Meinung, Bruder«, sagte Jakob und berührte die Schulter des Grauhaarigen. »Wir haben zwar ein großes Problem, aber ich verweise insoweit auf unsere Dokumentation, die auch dem Uneinsichtigen keine Wahl der Deutung und unserer Intentionen lässt. Unser Problem ist die augenblickliche Ungewissheit, ist die Frage der Unversehrtheit der Botschafterin und zum anderen der Verursacher der Störung. Ich kann nicht einschätzen, welche Kenntnisse dieser unglückselige Deskin erlangte, noch, ob er sie letztlich über den Versuch, sie der Presse anzudienen, verwendet hat. Die Informationen, die mir vorliegen, weisen darauf hin, dass Deskin die Zusammenhänge nicht begriffen hat. Sein Versuch, sein Wissen als Sensation an die Presse zu verkaufen, ist gescheitert. Er selbst leider unauffindbar.«

      »Und wenn die Herbeirufung scheitert?«

      Jakob atmete tief ein. Er strich sich über die Stirn.

      »Dann«, sagte er, »sind wir gezwungen, es noch zu wiederholen.«

      Der Weißhaarige stöhnte. Verzweiflung zeichnete sein Gesicht. Auch der Notar schüttelte den Kopf.

      »Wie lange ist denn das Zeitfenster noch offen?«

      »Sehr kurz«, sagte Jakob. »Knappe vierzehn Tage.«

      »Wir benötigen den sicheren Ort. Und uns fehlt das Medium!«

      »Ja, ich weiß«, sagte Jakob, »aber ich bin überzeugt, dass sich die Schwierigkeiten überwinden lassen.«

      »Das heißt?«

      Jakob schloss die Augen. Er sah das lächelnde Gesicht Magdalenas. Er war sicher, dass sie den Ansprüchen nicht nur genügte, sondern bereit war, die Rolle des Opfers anzunehmen. Er öffnete die Augen.

      »Dass wir das Ritual«, sagte er entschlossen, »im Falle des Scheiterns mit einer anderen Kandidatin wiederholen. Eine Alternative haben wir ja wohl nicht …«

      

      11

      Wäre ihr herbes, von