Название | Die Chroniken der drei Kriege |
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Автор произведения | S. A. Lee |
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Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783967525557 |
»Aber liebend gern«, lächelte dieser. Die übrigen Windreiter machten Platz, damit Rhùk sich durch einen Spalt in den Schilden hindurchzwängen konnte.
Kirin folgte ihm, dann schloss sich der Kreis wieder. Rhùk trat an den Ordensvorsteher heran und zog eines seiner Schwerter aus der Scheide.
»Das ist Izhulzka«, erklärte er ihm lächelnd. »Siehst du den Kratzer hier? Das ist das Werk von einem deiner Freunde. Lass mich dir dafür die Hand schütteln.«
Der alte Mann erbleichte; er wollte vor Rhùk zurückweichen, lief dabei jedoch Gefahr, sich an einer der auf ihn gerichteten Klingen aufzuspießen.
»Ihr könnt versuchen, einen Schutzschild zu erschaffen«, sagte Kirin, während er dabei zusah, wie Rhùk den Alten an den Armen packte. »Das heißt, nur, wenn Ihr herausfinden wollt, ob Ihr schneller seid als acht ausgebildete Windreiter. Und ich«, fügte er hinzu und setzte die Spitze seiner eigenen Waffe erneut an die Kehle des Mannes.
»Ich rate Euch also«, wisperte er, während dem Alten der Schweiß über die Stirn lief, »besinnt Euch. Bevor Rhùk Euch Stück für Stück auseinandernimmt.« Rhùk wartete zwei Herzschläge, dann nahm er Maß für einen Schlag, der dem Alten die Hand direkt am Gelenk abtrennen würde.
»Wartet!«, kreischte der Ordensführer.
Sichtlich enttäuscht brach Rhùk ab.
Die Pupillen des hässlichen alten Mannes waren winzig, als er sich Kirin zuwandte. »Ich sage Euch, was Ihr wissen wollt! Nur haltet ihn zurück!«
Kirin verzog verächtlich den Mund. »Haben die Opfer Eurer nächtlichen Raubzüge auch so gefleht, bevor Ihr und Eure Kumpane ihnen die Hälse aufgeschlitzt habt?«
Der Obere schloss die Augen. »Sie starben als würdige Opfer für meinen Gott. Es gibt keinen ehrenvolleren Tod.«
»Daran solltest du immer denken, Alter«, knurrte Rhùk bösartig.
Kirin erhöhte den Druck seines Schwertes auf den Hals des alten Mannes, bis dieser die Augen wieder öffnete.
»Wo habt ihr Elouané hingebracht? Was wollt ihr von ihr?«
Einen langen Moment erwiderte der Alte nichts. Dann kräuselten sich seine Lippen zu einem grausamen Lächeln.
»Ihr habt tatsächlich geglaubt, wir wären so dumm, nicht wahr? Dass wir auf Eure armselige List hereinfallen.« Er stieß ein keckerndes Lachen aus. »Ich bin sicher, Ihr seid Euch ungemein klug vorgekommen, als Ihr uns scheinbar überrumpelt hattet. Und in der Zwischenzeit sind meine Brüder in Euer Nest gestiegen, um sich das kleine rote Vögelchen zu holen.«
»Zugegeben, ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass diese hässliche alte Krähe, die sich in meinen Gärten herumtreibt, mehr ist als nur ein Unglücksbringer«, stimmte Kirin zu; der Alte stockte, sichtlich überrascht. »Aber trotzdem glaube ich nicht, dass Euer Plan vorgesehen hatte, dass Ihr in einem dunklen feuchten Kerker endet, mit meinem Schwert an Eurem schrumpeligen Krötenhals!« Ein einzelner Blutstropfen rann über die Kehle des Mannes. »Was habt ihr vor mit Elouané? Warum ist sie für euch so wichtig? Redet, oder Rhùk wird nicht der Einzige sein, der sich ein Stück von Euch holt!«
Der Ordensvorsteher warf Kirin einen hasserfüllten Blick zu, dann begann er mit zusammengebissenen Zähnen zu erzählen: »Es gibt eine Prophezeiung … ein jahrtausendealtes Geheimnis, das von meinem Orden bewahrt wird. Ebenso von den Konventen der grauen und weißen Götzen. Es besagt, dass zu einer Zeit, in der die Menschen den Glauben an die Götter verlieren und ihre Macht zu vergehen droht, zwei Sterbliche geboren werden, die ausersehen sind, durch ihre Vereinigung die Zeit der Unsterblichen wieder anbrechen zu lassen. Während die anderen Orden jedoch im Laufe der Jahrhunderte vergaßen und aufhörten, an ihre eigenen Gebete und Überlieferungen zu glauben, blieb der dunkle Konvent seinem Gebieter stets treu.
Wir haben nie aufgehört, nach den Zeichen zu suchen, haben Ausschau gehalten und das Wissen von Generation zu Generation weitergegeben. So waren auch wir es, die die Geburt des auserwählten Knaben von den Sternen ablasen und ihn in unseren Besitz brachten. Dadurch jedoch wurden einige der verblendeten Anhänger des weißen Götzen ebenfalls aufmerksam und begannen, in ihren staubigen Archiven zu kramen, bis sie per Zufall auf die Weissagung stießen. Und so beschlossen sie, unser hehres Ansinnen zu vereiteln – es hat fast zwanzig Jahre gedauert, bis die Zeichen für die Geburt des zweiten Kindes abzulesen waren, doch sie waren bereit und schafften es, des Mädchens habhaft zu werden und sie vor uns zu verstecken.
Allerdings wussten sie, dass wir, die wir dem Einen dienen, nicht ruhen würden, bis sie gefunden wäre. Also belegten diejenigen, die um ihr Geheimnis wussten, das Kind mit einem Zauber, der das Wissen um ihre Herkunft tief in ihr einschloss, sodass selbst sie nicht mehr wusste, wer sie war. Man schaffte sie fort, beinahe ans Ende der Welt. Auf diese Art war sie vor unseren Augen und denen des Einen verborgen. Jetzt aber haben wir sie gefunden, und die Prophezeiung wird sich erfüllen.«
»Ich verstehe kein Wort von dem Gefasel«, kommentierte Rhùk herablassend; sein Schwert zuckte ungeduldig.
Kirin ließ den Alten nicht aus den Augen. »Ihr sprecht von Elouané – sie ist dieses zweite Kind.«
Der Alte nickte, ein triumphierendes Glimmen in den Augen.
»Wieso nennt ihr sie das ‹Gefäß’?«.
»Weil sie das ist«, erwiderte der Alte grinsend. »Das Behältnis, meinen Gott aufzufangen.«
»Wer ist das andere Kind?«, fragte Rhùk.
»Ein Knabe, der in unseren Reihen aufgezogen und von uns unterwiesen worden ist. Jetzt ist er ein Mann und der Oberste und Mächtigste meines Ordens. Er ist der Vollbringer.«
In einem Versuch, die rätselhafte Erzählung zu ordnen, fragte Kirin: »Ihr sagtet, diese Kinder wären auserwählt, die Zeit der Götter zurückzubringen … Was bedeutet das?«
»Es bedeutet, dass zur Rìzhar-Nacht der Eine Gott wiederkehren wird, um die Herrschaft über alle Seelen dieser Welt anzutreten, wie es Ihm zusteht. Und es bedeutet, dass diejenigen, die sich Ihm widersetzt haben, eine Ewigkeit in Qual verbringen werden.« Ein grausames, siegesgewisses Lächeln umspielte die alten, ausgedörrten Lippen.
Allerdings verwandelte es sich nur einen Lidschlag später in eine schmerzverzerrte Grimasse, als Rhùk ihm mit voller Wucht seinen Schwertgriff ins Gesicht rammte. Nur mit Mühe gelang es dem Alten, sich aufrecht zu halten, sodass er nicht kopfüber in die Klingen seiner Bewacher stürzte.
»Was die Ewigkeit in Qual betrifft, so bist du hier am rechten Ort«, erklärte ihm Rhùk voller Verachtung. »Ich habe Geschichten gehört von den Dingen, die hier in diesen Kerkern vorgefallen sind … da würde sich selbst dein Gott vor Angst verkriechen.«
»Nur zu«, keuchte der Alte, die gichtgekrümmten Finger an seiner blutenden Lippe. »Nur zu, lach weiter und halte dich in deiner Rüstung für unangreifbar – wenn der Eine mit Seiner Stadt zurückkehrt, wirst du einer der ersten sein, der Seinen Zorn zu spüren bekommt!«
Kirin horchte auf.
»Eine Stadt? Welche Stadt? Nardéz?«
Doch das Gesicht des Alten wurde verschlossen, als würde ihm plötzlich bewusst, dass er zu viel erzählt hatte. Er reckte das Kinn und schüttelte trotzig den Kopf.
Mit einer seltsamen Mischung aus Ekel und Befriedigung sah Kirin zu, wie Rhùk ein paar weiter Male auf ihn einschlug, bis der Ordensmann schließlich zusammenbrach.
»Das reicht!«, befahl Kirin, als der Windreiter zum Tritt gegen ihn ausholte. »Wir lassen ihm einen Moment Zeit zum Überlegen. Bewacht ihn weiterhin und lasst euch nicht von seiner Schwäche täuschen«, wies Kirin die Wachen an. »Er ist gerissen und seine Magie kann jeden von euch töten.«
Dann verließ er gemeinsam mit Rhùk den Kerker.
»Die Nacht des Rìzhar?«, fragte Megan. »Davon habe ich noch nie gehört. Ich weiß nicht einmal, aus welcher Sprache dieses Wort