Название | Das Herz des Zauberers |
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Автор произведения | Betty Kay |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960895077 |
»Ein kluger Schachzug von Euch«, gebe ich zu und schäme mich dafür, an unserem Fürsten gezweifelt zu haben. Ich packe unseren Feind am Kragen und ziehe ihn in eine aufrechte Position. Die Tatsache, dabei an den leblosen Körpern seiner Freunde zu lehnen, schiebe ich hastig zur Seite. »Wollt Ihr uns nicht ein wenig über Euch erzählen? Bestimmt liegen Euch unzählige Beschimpfungen auf der Zunge. Tobt Euch aus, und berichtet mir dann, was ich wissen will.«
Ekel huscht über das fremdartige Gesicht des Kriegers. Dann schüttelt er den Kopf.
Ob er unsere Sprache überhaupt sprechen kann? Ich wünschte, ich wäre dazu in der Lage. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sie schnell zu lernen. Dieses Mal lasse ich keinen Platz für Zweifel. Dieses Mal glaube ich an mich und daran, eine Chance zu haben. In Gedanken gehe ich die Zauberbücher meines Großvaters durch und bleibe dann an einer Seite hängen. Ein Spruch ist dort angeführt, um jede Sprache und jeden Dialekt zu erlernen. Möglicherweise erlaubt es mir, alle Sprachen unserer Welt zu verstehen.
Lautlos spreche ich den Zauber. Danach fühle ich mich wie zuvor. Nichts hat sich verändert. Anscheinend ist meine Magie gescheitert.
»Berichtet mir ein wenig aus Eurer Heimat«, locke ich trotzdem. »Wie wäre es, wenn Ihr mir den Namen Eures Zauberers nennt?«
Hinter mir keucht Manekas auf. Die Augen des Fremden weiten sich überrascht. Scheint, als würde der Zauber doch Wirkung zeigen.
»Ich habe ihn in seiner blauen Robe gesehen«, fahre ich fort. »Faszinierend, wie er förmlich über allem schwebt. Berühren seine Füße überhaupt den Boden?«
»Ihr könnt ihm unmöglich begegnet sein. Er hat uns nicht hierhin begleitet. Wie könnt Ihr wissen, wer er ist?«
»Habt Ihr noch nicht bemerkt, dass ich die gleichen Fähigkeiten wie Euer Zauberer besitze?«
Wut flackert in seinem Blick. »Lüge. Niemand ist so mächtig wie er.«
Grübelnd lege ich den Kopf schief. Mit welchem Spruch soll ich ihn von seinem Fehler überzeugen? Schließlich entscheide ich mich dafür, eine Energiewelle auszusenden, die ihm den Atem rauben soll. Üblicherweise fächere ich diese Kraft möglichst breit, um viele unserer Gegner von den Füßen zu fegen. Jetzt konzentriere ich sie auf seinen Hals, drücke zu, ohne ihn zu berühren.
Ungläubig reißt der Mann den Mund auf und ringt nach Luft.
Ich entlasse ihn aus meinem Griff. »Genügt diese Demonstration, damit Ihr mir glaubt?«
»Du bist nur ein kleiner Wicht, der Tricks anwendet, um mich zu täuschen. Darauf falle ich nicht herein.«
»Schön, dann muss mein Beweis wohl ein wenig größer ausfallen.« Ich murmle die Worte, mit denen ich unsere Soldaten unsichtbar gemacht haben. Untereinander können sie sich immer noch erkennen. Für den Krieger vor mir muss es allerdings wirken, als wären sie von einer Sekunde auf die andere verschwunden.
»Teufelswerk«, behauptet er.
»Wenn du denkst, ich würde mit dem Teufel zusammenarbeiten, dann will ich nicht widersprechen. Tatsächlich bin ich ihm nähergekommen, als ich erwartet habe.« Ich habe sogar mit ihm im Bett gelegen, habe ihm erlaubt, himmlische Dinge mit mir anzustellen. So detailliert muss ich das wohl nicht ausführen.
»Trotzdem sage ich dir kein Wort. Du wirst von mir nichts erfahren, was dir ermöglicht, einen Vorteil über uns zu erringen.«
Mein Versuch, ihm zu zeigen, genauso mächtig zu sein wie sein Zauberer, hat nichts genutzt. Er will an seinem Glauben festhalten, der Seite anzugehören, die am meisten Magie besitzt. Seinen Widerwillen, seinen Fehler einzusehen, kann ich nachvollziehen. Er wehrt sich dagegen, seinen Glauben aufzugeben. Das kann ich ihm nicht verübeln.
Dennoch brodelt die Wut in mir. Wie viel muss ich noch leisten, wie viele Opfer muss ich noch bringen, damit ich vom Rest der Welt endlich für gut genug gehalten werde? Wie viel Mut muss ich noch beweisen, wie viel Klugheit, wie viel Finesse, bis man nicht mehr an mir zweifelt?
Die Frustration dieses Morgen kehrt mit voller Wucht zurück und lässt mein Herz brennen. Nicht wieder jemand, der mich unterschätzt und denkt, er kann respektlos mit mir umspringen. Ich habe es statt, nett und höflich zu sein. Jetzt bin ich an der Reihe! Jetzt werde ich beweisen, wozu ich fähig bin! Alle Muskeln in meinem Gesicht spannen sich vor Wut an. Ich packe den Mann und schüttle ihn durch. »Du denkst, du hast eine Wahl? Du weißt nicht, mit wem du dich einlässt.«
Eine Hand legt sich auf meine Schulter. »Lesithder«, mahnt Manekas. »So haltet ein.«
»Er hat es nicht besser verdient«, sage ich über meine Schulter. »Ihr wisst doch, er würde keine Gnade zeigen, wenn er an meiner Stelle wäre.«
»Jetzt habt Ihr die Kontrolle über ihn. Ihr könntet mit ihm machen, was Ihr wollt. Ich bezweifle allerdings, Ihr könntet Eure Tat nicht bereuen. So gut habe ich Euch bereits kennengelernt.«
Gut, er kann meine Worte verstehen. Obwohl ich mich nicht bemüht habe, die Sprache zu wechseln, beherrsche ich beide Zungen gleichzeitig.
Aber schlecht, dass er mich durchschaut hat. Nach seinen Worten bin ich nicht mehr in der Lage, in meiner Wut zu verharren.
Ich stoße den Soldaten von mir. »Glaub nicht, das würde irgendetwas ändern. Es wird euch nicht gelingen, uns zu besiegen. Ihr seid vielleicht in unser Land gekommen, um uns zu unterwerfen. Daran müsst ihr jedoch scheitern. Wir lassen uns aus unserem Zuhause nicht vertreiben.«
Der Fremde lacht auf. »Wir werden euch weder unterwerfen noch vertreiben. Wir werden euch vernichten. Keiner von euch wird übrigbleiben. Uns wird gehören, was ihr jetzt besitzt. Und wenn unser Zauberer erst einmal den Rest der Energie eures Kontinents aufgesaugt hat …« Mit erschrockenem Gesichtsausdruck unterbricht er sich.
Mein Blick wandert zu der seltsamen Maschine. »Tut das Ding das? Sammelt sie unsere Magie ein? Schickt ihr sie zu eurem Zauberer?«
Die fest zusammengepressten Lippen des Kriegers machen klar, dass er nichts mehr sagen wird. Möglicherweise hat er bereits genug verraten, damit ich die Bedrohung für uns verringern kann. Unter Umständen ist der Plan unserer Feinde bereits gescheitert, wenn ich diese Maschine außer Gefecht setze.
»Danke dir für deine Hilfe«, sage ich spöttisch und richte mich auf. Dann wende ich mich an Manekas und berichte ihm, was der Soldat ungewollt preisgegeben hat. »Wir müssen uns um diese Gerätschaft kümmern. Ich werde die Hilfe von einigen Männern brauchen. Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein. Sie werden von mir mit einem Schutzzauber belegt, damit sie keine Gefahr von dem Ding fürchten müssen. Zur Sicherheit sollten wir diesen Krieger dennoch am Leben lassen. Wenn es uns gelingt, noch weitere Verletzte zu befragen, erhalten wir möglicherweise ein deutlicheres Bild.«
»Wir werden das im Hinterkopf behalten, auch wenn ich bezweifle, dass meine Männer über die Anweisung sonderlich erfreut sein werden«, stimmt Manekas zu. »Ich werde fragen, ob es Freiwillige gibt, die Euch mit der Zerlegung der Maschine helfen werden.«
Mit einem Nicken verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg zu dem Ungetüm. Je näher ich komme, umso größer wirkt es. Bestimmt spielt mir meine Fantasie einen Streich, weil ich Angst vor dem Versagen habe. Zu viel steht auf dem Spiel. Wenn es mir nicht gelingt, das Gerät unserer Gegner auszuschalten, nutzt es uns auch nichts, die Eindringlinge zu überwältigen.
Der Zauberer unserer Feinde versucht, unsere Magie zu stehlen. Möglicherweise ist dem Fürsten gar nicht klar, welche Folgen das haben würde. Die Energie, die sich in der Luft befindet, speist uns mit göttlicher Magie. Wir Zauberer können darauf zugreifen und unsere Zauber wirken. Sollten wir dazu nicht mehr in der Lage sein, würde das keine großen Auswirkungen auf den Verlauf der Welt haben. Unser Volk würde nicht zugrunde gehen, nur weil die Zauberer an kleinen Tricks und größeren Schauspielen scheitern. Die Sonne würde weiterhin jeden Tag auf- und untergehen. Das Leben der Menschen würde keinen großen Änderungen unterworfen sein.
Doch wenn auch sie nicht mehr in der