Название | Das Herz des Zauberers |
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Автор произведения | Betty Kay |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960895077 |
»Ja, natürlich.« Ich richte mich auf. »Die Transportationen sind anstrengend für meinen Körper. Ich brauche nur einen kurzen Moment für mich.«
»Ihr überanstrengt Euch. Habt Ihr heute schon etwas gegessen?«
Darüber muss ich nachdenken. Schließlich schüttle ich den Kopf.
Janifik legt eine Hand auf meine Schulter und dirigiert mich zum Stuhl neben dem Esstisch. »Ihr müsst auf Euch achten. Wir alle sind Euch für Eure Taten zu großem Dank verpflichtet. Wir brauchen Euch. Wenn Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht, sind wir verloren.«
Auch wenn er mit dieser Einschätzung falsch liegt, tut es gut, zu hören, dass man meine Arbeit anerkennt. Vielleicht sollte ich nicht so sehr danach gieren. Ich bin genug, erinnere ich mich. Die Bestätigung von außen darf mir nichts bedeuten. In Zukunft will ich von niemandem abhängig sein. Ich möchte niemanden mehr brauchen. Ab jetzt kämpfe ich mich allein durch diese Welt. Ich habe Elevander verloren. Umock hat mich verlassen. Mein Großvater steht schon lange nicht mehr an meiner Seite. Nun nehme ich mein Leben selbst in die Hand und gehe meinen Weg allein. Dann kann mich niemand mehr verletzen.
Trotzdem kann ich zulassen, dass man sich um mich sorgt. »Danke, Janifik. Vielleicht bist du in der Lage, mir eine Schüssel Eintopf und eine Scheibe Brot zu besorgen, bevor ich wieder aufbreche? Meine Magie wird es mir danken, wenn ich ein paar Minuten hier sitzen bleibe.«
Der Soldat nickt mir zu und eilt dann davon. Es scheinen nur wenige Augenblicke vergangen zu sein, als er auch schon mit einer Schüssel Brei und Brot zurückkehrt. »Es tut mir schrecklich leid. Der Eintopf ist bereits gegessen. Ich habe Euch aber etwas anderes gebracht, das Euch Kraft schenken wird.«
Noch einmal bedanke ich mich bei ihm. Ich schaufle die Nahrung in mich hinein und merke erst jetzt, wie hungrig ich wirklich gewesen bin. Selbst den letzten Rest des Bribri-Breis, um den ich normalerweise einen großen Bogen mache, schiebe ich mir mit dem Brot in den Mund. So sehr ich die Bitterkeit der Bribri sonst hasse, umso mehr gibt mir das nun die Energie, die mir gefehlt hat. Die Düsterkeit meiner Seele verabschiedet sich. Ich fühle mich wieder bereit zu kämpfen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen stehe ich auf und lege Janifik eine Hand auf die Schulter. »Ich danke dir. Deine Unterstützung hat mir sehr geholfen. Aber um eine Sache muss ich dich noch bitten.«
Nachdem er mir mit einem Nicken bestätigt hat, auf ihn zählen zu können, begleitet er mich nach draußen. Ich erschaffe ein Portal, in dessen Nähe ich Janifik warten lasse. Dass ich dazu mehr Energie verwendet habe, als ich es normalerweise getan habe, gestehe ich ihm nicht. Dann springe ich ein paar Fuß weiter und lasse ein Portal entstehen. Jetzt wird sich zeigen, ob mein Versuch gescheitert ist oder nicht.
Um keinen Unschuldigen zu gefährden, durchquere ich das Portal als Erster. Es hat sich nicht anders angefühlt als bei den anderen Portalen, die ich erschaffen habe. Ich nicke Janifik zu, um die Reise mit ihm gemeinsam anzutreten. Auch dieses Mal gibt es keine Schwierigkeiten. Zuletzt winke ich noch fünf weitere Soldaten herbei, die gerade an uns vorbeikommen. Nebeneinander gelingt es uns, uns auf die andere Stelle zu transportieren. Nun kann ich sicher sein, niemandem zu schaden, wenn ich Portale wie dieses hier direkt bei der Basis unserer Feinde enden lasse.
In der nächsten Sekunde reise ich zum ersten Lager unserer Verbündeten. Ich teile den Fürsten unseren Plan mit und erkläre, wie ich sie mithilfe des Portals informieren werde, wann sie es durchschreiten können. Ich muss alle neun Portale gleichzeitig öffnen. Da ich dazu nicht an neun Stellen gleichzeitig springen kann, muss ein Lichtsignal reichen. Zur Sicherheit teste ich es die ersten paar Male, doch dann bin ich selbstbewusst genug, um mich auf meine Fähigkeiten zu verlassen.
Zuletzt gilt es nur noch eine Aufgabe zu erfüllen. Ich springe zu dem Waldstück, in dem unsere Feinde das geheimnisvolle Gerät aufgestellt haben. Ein paar Minuten verhalte ich mich still und beobachte sie nur. Unsere Armee sollte inzwischen zum Kampf bereit sein. Dennoch will ich erst sichergehen, dass uns hier keine Falle erwartet. Wieder kann ich nichts von den Gesprächen im Lager verstehen. Deshalb achte ich auf die Haltung der fremdländischen Männer. Ich überprüfe, wohin ihre Blicke wandern, ob sie sich auffällig bemühen, sich unauffällig zu verhalten. Von meiner Entscheidung hängt ab, ob wir katastrophal scheitern oder Rache für das nehmen können, was diese gnadenlosen Soldaten uns bei der letzten Schlacht angetan haben.
Ob es angebracht wäre, mehr Angst vor diesen Wesen zu haben? Sie kämpfen mit übermenschlicher Kraft. Ihr Zauberer hat unsere Armeen und die Flugechsen die Orientierung verlieren lassen. Zum Glück sind wir bereits durch Umocks Hilfe durch ein Portal an den Ort gelangt, an dem wir gebraucht wurden. Bis jetzt gibt es keinen Hinweis darauf, sie könnten diese Fähigkeit auch. Ist ihr Zauberer doch nicht so mächtig, wie ich befürchte? Oder hält er sich noch zurück? Sind wir jetzt im Nachteil, weil Umock nicht mehr auf unserer Seite kämpft?
Ich entscheide mich, genug gewartet zu haben, und drehe mich suchend um. Die Ratgeber unseres Fürsten haben genau bestimmt, wo die Portale zu entstehen haben. Das erste ist in einer Entfernung von ungefähr zehn Fuß vom Lager geplant. Ob das weit genug ist? Schaffen wir es auf diese Art, uns unauffällig anzuschleichen? Können wir lange genug ungesehen bleiben, um die Soldaten zu überrumpeln? Ich kann versuchen, die ersten Männer, die das Portal durchschreiten, unsichtbar zu machen. Das wird mich große Kraft kosten. Vielleicht erhöht das aber unsere Chance.
Da ich den Unsichtbarkeitszauber nicht gleichzeitig an neun Portalen anwenden kann, verflechte ich ihn mit dem Erschaffungszauber des Durchgangs. Er sollte die ersten Soldaten, die auf der anderen Seite eintreffen, vor den Blicken unserer Feinde verbergen. Bestimmt ist die Magie, die ich verwende, schnell aufgebraucht. Aber in unserem Fall wird jede Sekunde von Vorteil sein.
Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf die Sprüche, die notwendig sind. Durch meine eigene Unsichtbarkeit geht bereits ein Teil meiner Energie verloren. Ich brauche länger, als es bei meinen bisherigen Portalen der Fall gewesen ist. Einen Fehler kann ich mir nicht leisten. Also harre ich aus, ziehe alle Energie, die ich erhaschen kann, aus der Luft. Meine Magie vibriert schmerzhaft in mir. Doch ich gebe nicht nach, bis ich endlich zufrieden bin.
Schwer atmend und völlig erschöpft beuge ich meinen Oberkörper nach vorne. Ich bin mir bewusst, in diesem Moment von unseren Feinden gehört werden zu können. Allerdings bin ich nicht in der Lage, Haltung zu bewahren. Dieser Vorgang hat viel mehr Kraft gekostet, als ich befürchtet habe.
Sobald ich wieder zu Atem gekommen bin, konzentriere ich die Macht neuerlich in mir. Statt mich an meinen Bestimmungsort zu transportieren, schone ich meine Kräfte und schleiche mich zu Fuß zur nächsten Stelle, an der ein Portal entstehen soll. Es nimmt mehr Zeit in Anspruch, als wenn ich meine magischen Fähigkeiten einsetzen würde, aber ich kann kein Risiko eingehen. Es kommt noch zu viel Anstrengendes auf mich zu.
Das zweite Portal kostet mich ebenfalls viel Energie. Ich kann spüren, wie ich schwächer werde. Viel zu schnell. Viel zu sehr. Ich muss unterbrechen und verfluche meine Kraftlosigkeit. Eine wichtige Aufgabe wartet auf mich, aber ich muss mich erst einmal ausruhen. So sollte das nicht laufen. So ist das nicht richtig. Alles fühlt sich schief an. So schwierig sollte die Arbeit eines angeblichen Helden nicht sein.
Ich lege den Kopf in den Nacken, breite die Arme weit aus und stoße ein Gebet in den Himmel. »Götter, hört mich an. Wenn ihr ebenso der Meinung seid, meine Aufgabe sei wichtig, müsst ihr mich unterstützen. Wenn ihr auf unserer Seite seid, dann müsst ihr mir dabei helfen, unseren Kontinent zu retten. Ich brauche euch. Schenkt mir die Kraft, die ich benötige.«
Angespannt lausche ich ins Nichts. Natürlich bekomme ich keine Antwort. Ich warte, ob etwas passiert, auch wenn das völlig verrückt wäre. Die Götter nehmen sich nicht die Zeit, um mit uns Menschen zu kommunizieren. Möglicherweise ist unser Schicksal ihnen völlig gleich.
Trotzdem fühle ich Enttäuschung, als ich die Arme senke. Im nächsten Moment scheint die Luft zu vibrieren. Die Energie, die mich umfließt, wird intensiver. Sie hüllt mich spürbar wie nie zuvor ein. Handelt es sich um ein zufälliges Phänomen?