Название | There will be no surrender |
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Автор произведения | Mitch Walking Elk |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948878146 |
Das Department of Indian Work, welches von dem Kirchenrat in St. Paul, Minnesota, gefördert wird, hat ein Papier veröffentlicht, das das Internatssystem treffend beschreibt. Dort heißt es folgendermaßen: „Die Grausamkeiten der Weißen waren scheinbar immer noch nicht zu Ende. Dem physischen Genozid folgte nun der kulturelle durch diese Schulen. Der weiße Mann hatte beschlossen, dass der einzige Weg die Indianer zu retten, in ihrer Zerstörung lag, und so zog er in seinen letzten großen Indianerkrieg, der sich gegen unsere Kinder richtete“. Sie holten sich unsere Kinder. Das Boarding School System war nichts anderes als ein getarnter Krieg. Es war ein Krieg zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und den Kindern der indianischen Völker in diesem Land, und das Ziel war, wie in jedem Krieg, die Vernichtung des Feindes. Der Grund, weshalb dieser Krieg so schwer zu erkennen war, war der, dass man ihn mit einem Konzept veredelt hatte, das man Manifest Destiny (Fügung des Schicksals) nannte. Sie glaubten, dass es eine Fügung des Schicksals war, dass der weiße Mann gesiegt und der rote Mann verloren hatte und sie nun jedes Recht hatten, die Besiegten mit der weißen Zivilisation zu bekehren.
Und sie wollten, dass ich daran teilhatte.
Der Widerstand gegen das, was sich der Weiße Mann für uns ausgedacht hatte, fing gleich bei meiner Ankunft an. Mit aller Kraft, die ein Sechsjähriger nur aufbringen konnte, hielt ich mich an dem Auto fest, welches mich dorthin gebracht hatte. Ein Mann von der Schule, den ich später richtig hassen lernte, zog an meinen Beinen, während ein anderer versuchte, den Griff meiner Hände zu lockern. Jahre später erzählte ich einem Therapeuten von meiner ersten Erfahrung in der Boarding School. Ich ging zu ihm, um besser verstehen zu können, warum ich in meinen Beziehungen mit Frauen immer so unsicher war. Er unterbrach mich und fragte, wer denn damals noch in dem Auto gesessen hätte. Als er mir diese Frage stellte, fühlte ich mich, als hätte er einen Hammer genommen und ihn mir genau zwischen die Augen gehauen. Die Wirkung wäre die gleiche gewesen. Es war meine Mutter, die im Auto gesessen hatte und meine ganze Unsicherheit kam einfach aus diesem Gefühl heraus, verraten und verkauft worden zu sein.
Im Jahre 2009 gründete Don Coyhis, ein Stockbridge Muscogee Mohican aus Wisconsin, die White Bison Organisation. Diese Organisation organisierte eine Reise der Vergebung, wie sie es nannten. Es ging darum, von den Erlebnissen in der Boarding School geheilt zu werden. Die Organisatoren dieses Projektes bereisten viele Boarding Schools im gesamten Land. Sie begannen ihre Reise mit einem Besuch der Chemawa Boarding School in Kalifornien und beendeten ihre Tour einige Monate später mit der Carlisle Boarding School in Pennsylvania. Zweck dieser Reise war es, Menschen, die den Alptraum der Boarding Schools überlebt hatten, die Möglichkeit zu geben, von ihren Erfahrungen dort geheilt zu werden. Viele, die jetzt zu den Ältesten gehören, kamen dorthin und erzählten ihre Geschichte.
Die Gruppe kam auch nach Oklahoma und stattete dort drei Schulen einen Besuch ab. Zwei davon hatte ich früher besucht. Die Schule, die ich am längsten besucht hatte, die Seneca Indian School, gab es nicht mehr, aber die Sequoyah Indian School befand sich noch immer In Talequah, Oklahoma. Sie unterstand jetzt allerdings nicht mehr dem Büro für Indianische Angelegenheiten. Von der Concho Indian School im Cheyenne- und Arapaholand gab es noch die Unterkünfte, in denen die Schüler damals untergebracht worden waren. Auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit war es mir möglich, eine kleine Gruppe von indianischen Studenten aus St. Paul, Minnesota, dorthin mitzunehmen, um meine Erfahrungen mit ihnen zu teilen. Meine Tochter Inyan Canunpa Winyan kam als Reisebegleiterin für die Mädchen mit.
Ich hatte die Ehre, die Adlerfederstandarte vom Cherokee Nation Komplex bis zur Schule zu tragen und wurde von Brenda Golden, einer bekannten indianischen Aktivistin und Mitglied der Creeknation gebeten, der Hauptredner und auch der Vorsänger unter den Anwesenden zu sein.
Während meiner Präsentation musste ich dreimal innehalten, aber ich konnte meine Rede vor den anwesenden Vertretern der US-Regierung beenden. Sie wurde später von der White Bison Organisation mit dem Titel „Ich habt mich nie besiegt, eure Gehirnwäsche hat nichts genützt“ veröffentlicht. Ich bin Don und der White Bison Organisation sehr dankbar, dass sie mir/uns nach so vielen Jahren eine Stimme gegeben haben. Natürlich hatte ich schon vorher mit meiner Musik damit begonnen, meine Stimme gegen all das, was unserem Volk widerfahren ist, zu erheben, aber sie schmolzen unsere vielen Stimmen zu einer zusammen und so wurden wir endlich gehört. Die White Bison Organisation leistet viele positive Dinge im Indianerland. Sie organisiert Treffen und Veranstaltungen zur spirituellen Heilung und nennt die Dinge beim Namen.
Eine dieser Reisen endete schließlich in Washington D.C., wo man Präsident Obama um eine öffentliche Entschuldigung bat, aber dies ist, soweit ich das weiß, bisher noch nicht geschehen, und ich bezweifele, dass das jemals geschieht.
Noch Jahre später, als ich als Erwachsener im Indianerland an diversen Konferenzen teilnahm, passierte es ziemlich oft, dass ich, von den Erinnerungen überwältigt, zu schlucken begann, den Raum verlassen musste, oder mich zumindest in eine stille Ecke des Raumes zurückzog, wenn man auf die Boarding Schools zu sprechen kam. Das passiert mir gelegentlich noch immer. Das letzte Mal war im Februar 2009, als ich eine Vorführung des Filmes „Older than America“, von der Regisseurin Georgina Lightening besuchte. Der Film erzählt darüber, was das Internatssystem den Indianerkindern alles angetan hat. Nachdem ich den Film gesehen hatte, konnte ich den Filmraum gar nicht schnell genug verlassen, so sehr kämpfte ich mit den Tränen. So viel also zu den Einfluss, welcher das Internat auf mich hatte. Obwohl ich bereits 60 Jahre alt bin, bin ich emotional immer noch stark geprägt von diesen Ereignissen.
Ein anderes Mal nahm ich an einer Bildungskonferenz auf der Oneida Reservation, in Oneida, Wisconsin, teil. Ich hörte einem Vortrag von Brenda Child zu, die später das Buch „Boarding School Seasons” verfasste. Sie las alte Briefe von Internatsschülern vor, die sie in der Zeit von etwa 1900 bis in die 1940er an ihre Eltern geschrieben hatten. Ich war so berührt von dem, was sie vorgelesen hatte und war so dankbar, dass ein solches Thema endlich einmal angeschnitten wurde, dass ich mich nach ihrer Präsentation mit einem Handschlag bei ihr bedanken wollte. Als ich mich durch die Menge zu ihr hindurch gekämpft hatte, war ich von meinen Gefühlen so überwältigt, dass ich zu weinen begann. Es war mir ein bisschen peinlich vor den Anwesenden, die mich weinen sahen, aber ich konnte nichts dagegen tun. Aber sie kam mir zu Hilfe, indem sie mich voller Verständnis anschaute und mich einfach umarmte. Später erhielt ich einen Brief von ihr, in dem sie mich darum bat, ein paar Passagen aus dem Lied „Indians“ zitieren zu dürfen. Ich habe dieses Lied selbst geschrieben und aufgenommen und ein Teil davon behandelt das Thema der Boarding Schools. Natürlich war ich einverstanden und sie fügte die Textpassagen des Liedes am Ende des ersten Kapitels ihres Buches „Boarding School Season“ ein.
Ich werde mit den Erinnerungen an meine Zeit in der Boarding School fertig werden müssen, so wie ich inzwischen auch den Tod meiner Verwandten überwunden habe.
Meine Urgroßmutter Mary Louise North war übrigens in der ersten Boarding School der USA: Die Carlisle Industrial Indian School wurde 1879 eingerichtet und befand sich in Carlisle, Pennsylvania. Sie war sozusagen das Pilotprojekt des amerikanischen Internatssystems. Sie war eine Erfindung von Richard Henry Pratt, einem ehemaligen Militärangehörigen, der zum Beruf des Lehrers wechselte. Zuerst unterrichte er indianische Kriegsgefangene in Fort Marion, Florida, wo man die gefangenen Apachen, Cheyenne und Arapaho gebracht hatte. Später unterrichtete er die vielen Indianerkinder, die man von ihren Heimstätten weggeholt und gezwungen hatte, sich den Assimilationspraktiken der Schule zu unterwerfen.
In den Schulunterlagen meiner Urgroßmutter Mary North ist verzeichnet, dass sie Carlisle am 26. Februar 1884 verließ. Von dort aus ging sie nach Genua, Nebraska, um für den Indian Service zu arbeiten. Später erfuhr ich, dass Genua auch eine Boarding