Название | Ryloven |
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Автор произведения | Manuel Tschmelak |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991076872 |
Am siebten Tag ihres Trainings hatten sich Kerons Muskeln schon besser an die viele Bewegung gewöhnt und er hatte keine Schmerzen mehr, was vor allem im Schwertkampf dazu führte, dass er große Fortschritte machte. Er war natürlich nicht so gut wie Will und nach sieben Tagen Übung immer noch ein Anfänger, aber Nicolas meinte, dass seine Bewegungen jetzt schon etwas mehr mit Schwertkampf zu tun hätten.
Am selben Tag verschwand der Meister der Reichsschützen, während die beiden übten, für mehrere Stunden und kam mit ein paar Ästen wieder zurück. Er setzte sich auf die Veranda, lehnte sich an die Außenwand der Hütte und begann mit einem kleinen Messer den ersten Ast zu bearbeiten. Immer wenn Will oder Keron ihn fragten, was er da mache, wich er ihren Fragen aus und sagte nur „schnitzen“ oder „es wird eine Überraschung“ oder „geht wieder an die Arbeit“. Drei Tage lang saß Nicolas, immer wenn Will und Keron übten oder sich die Landschaft auf den Karten einprägten, auf der Veranda und arbeitete an den Ästen.
Am zehnten Tag gab Nicolas ihnen vom Training frei. Keron nutzte die freie Zeit, um sich um sein Pferd zu kümmern und etwas notwendigen Schlaf nachzuholen. Er ging hinter die Hütte zu dem kleinen Unterstand, wo die Pferde untergebracht waren. Zuerst striegelte er Weher, der ihn mit einem erfreuten Wiehern begrüßte, und dann legte er sich ins Heu und schlief ein. Nachdem er wieder aufgewacht war, fühlte er sich so erholt wie schon seit Tagen nicht mehr. Er ging um die Hütte und entdeckte Will, der gerade im Schatten des Waldrandes saß und etwas polierte, jedoch konnte er nicht genau erkennen, was es war. Als er näher an ihn herantrat, sah er schließlich, was es war. Sein Freund polierte geraden einen Dolch. Als Will seinen Freund und Kameraden bemerkte, schaute er auf und grinste Keron an.
„Na, wieder aufgewacht?“, fragte er Keron spöttisch, der sich neben ihn hinsetzte.
„Wieso, wie spät ist es denn?“
„Es ist schon längst Nachmittag. Du hast das Mittagessen verpasst. Ich wollte dich ja aufwecken“, erzählte er und pikte mit seinem Dolch einen schlafenden imaginären Keron. „Aber Nicolas hat gemeint, dass du schon aufwachen würdest, wenn du Hunger bekämest.“
Jetzt, nachdem Will es ausgesprochen hatte, merkte Keron, dass er wirklich ziemlich hungrig war. „Dann werde ich mir mal etwas zum Essen holen“, sagte er zu Will und ging zur Hütte. Er schlenderte an Nicolas vorbei, der jetzt schon den vierten Tag hintereinander an seinen Werken arbeitete, holte sich ein Stück Brot sowie ein Stück Käse und geräuchertes Fleisch aus ihren Vorräten und machte sich auf den Weg zurück zu Will. Dort angekommen, wollte er ihn fragen, wo er den Dolch denn herhatte, aber sein Mund war so voll, dass er nur unverständliche Laute erzeugte, die niemand hätte verstehen können. Will schaute ihn fragend an und zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe, während Keron damit beschäftigt war, den riesigen Bissen in seinem Mund hinunterzuwürgen.
„Ich wollte fragen, woher du diesen Dolch hast?“
Will grinste sein typisches Grinsen. „Kannst du dich noch erinnern, wie ich dir in Reduna von den Gauklern aus meiner Kindheit erzählt habe?“ Keron nickte. „Eines Tages habe ich bei einem Auftritt von ihnen als junger Messerwerfer mitgeholfen. Nachdem ich mit meiner Vorführung fertig war, jubelten mir die Leute zu und ein paar gaben mir auch Münzen, weil ich sie beeindruckt hatte. Als der größte Teil der Menge gegangen war, kam ein Mann in einem weiten dunkelblauen Umhang auf mich zu. Er lächelte mich an und sagte, er möchte mir etwas zeigen. Der Mann kniete sich hin und holte einen in einen Stoff gewickelten Gegenstand aus seiner Tasche heraus. Er wickelte den Gegenstand aus und ein wunderschöner Dolch kam darunter zum Vorschein.“ Will hielt den Dolch in seiner Hand höher, damit Keron ihn besser sehen konnte. Er hatte eine leicht gebogene Klinge, wie der Dolch der Nah’rane, den Nicolas ihnen gezeigt hatte. Aber Wills Dolch war nicht rot. Er hatte ein ganz feines Muster auf der Klinge und ein gelber Stein war am oberen Teil des Griffes unter der Klinge eingelassen, was ihm eine gewisse Eleganz verlieh, wie er so im Sonnenschein glänzte. Die Klinge und der Griff waren aus demselben Material und es schaute beinahe so aus, als wäre er aus einem Stück Metall gefertigt worden. Aus welchem Material der Dolch bestand, konnte Keron allerdings nicht sagen. Die Klinge schimmerte silbern und er kannte kein Material, aus dem man Waffen fertigen würde und das dann so aussah. Als er nickte, fuhr Will mit seiner Geschichte fort. „Er gab mir den Dolch und es war der wunderschönste Gegenstand, den ich je gesehen hatte. Als ich ihn in der Hand hatte … wie soll ich das beschreiben … es fühlte sich einfach richtig an, als wäre er ein Teil von mir oder ein alter Freund, der wieder da war … nein, das drückt nicht aus, was ich sagen will, aber es fühlte sich einfach gut an, als ich ihn in den Händen hielt. Der Mann fragte mich, ob er mir gefalle, und ich nickte und wollte ihm seinen Dolch zurückgeben, doch er bestand darauf, dass ich ihn behielt. Er meinte, es sei ein Geschenk und dass ich ihn besser gebrauchen könnte als er. Bevor er verschwand, meinte er noch, dass dieser Dolch mir eines Tages vielleicht das Leben retten würde. Ich hatte damals Tränen in den Augen, weil mir noch nie jemand so etwas Schönes geschenkt hatte. Ich kann immer noch sein lächelndes Gesicht vor mir sehen, als er aufstand, mir durch die Haare fuhr und in der Menge verschwand. In den nächsten Tagen übte ich immer wieder mit dem Dolch zu werfen und ich verfehlte mein Ziel nie. Die Gaukler meinten, es sei mein Talent oder einfach nur Glück, aber ich war mir da nicht so sicher.“
„Du hast dein Ziel wirklich nie verfehlt?“, fragte Keron erstaunt.
„Nicht mit diesem Dolch“, sagte er und stand auf. „Siehst du den Baum dort drüben?“ Keron blickte in die Richtung, in die Will zeigte, und sah einen etwas größeren Baum, der von kleineren Bäumen umgeben war und etwa 10 Meter von ihnen entfernt stand. Keron nickte. Will holte aus und warf den Dolch, der sich in der Luft mehrmals drehte und dann genau mit der Klinge voraus im Baum steckten blieb. Er holte den Dolch und zeigte ihn Keron. Er hatte keinen Kratzer und schaute genauso aus wie zuvor. Doch bevor Keron noch etwas fragen konnte, stand Nicolas plötzlich hinter ihnen, ohne dass sie sein Kommen bemerkt hätten.
„Sie sind endlich fertig“, sagte er.
„Was ist fertig?“, fragte Will.
„Eure Bögen natürlich“, antwortete Nicolas und hielt ihnen zwei fast gleiche Bögen hin. „Sie haben nicht so eine große Reichweite