Название | Melea |
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Автор произведения | Alexandra Welbhoff |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783903861749 |
Sie rutschte vom Tisch und musste sich an ihrem Vater festhalten, da ihr schwindelte.
„Sicher, dass es dir gut geht? Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn du dich eine Weile ausruhst“, meinte Rion besorgt.
„Nein, ich muss raus. Mir wird übel!“
„Also gut, ich bringe dich nach oben.“
Er stützte Lea unter den Armen. Sobald die beiden draußen waren, wandte sich Respa an Mo.
„Wir müssen sie im Auge behalten. Wer weiß, was das für ein Gift war.“
„Zumindest nichts Tödliches, sonst käme sie nicht in unseren Visionen vor“, versuchte Mo die Alte zu beruhigen.
„Lass den Blödsinn! Du und auch ich hatten Visionen darüber, was passiert, wenn Lea den Rat nicht überzeugt. Und dass sie ihn nicht überzeugt, könnte durchaus daran liegen, weil sie es nicht mehr kann.“
8. Mond, im 988. Jahr der Barriere
Medon
1
Leas erster Weg führte an die Reling, wo sie mehrmals erbrechen musste.
„Du solltest dich ausruhen, Lea. Am besten gehst du gleich runter und legst dich eine Weile hin.“
Rion streichelte beruhigend über ihren Rücken. Lea musste erst mal tief durchatmen, bevor sie etwas sagte.
„Ich möchte gerne hier oben bleiben, die kühle Luft tut mir gut.“
Kopfschüttelnd führte Rion sie zum Bug, wo Geralt direkt auf sie zukam.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, als er Lea ansah.
Rion schüttelte den Kopf und erzählte.
„Respa musste den Kopf rausschneiden, weil das Mistvieh Gift in Leas Körper pumpte. Es war eine äußerst schmerzhafte Prozedur, und jetzt ist ihr übel.“
Geralt beugte sich vor, um Lea in die Augen sehen zu können.
„Dann solltest du dich vielleicht etwas hinlegen.“
Sie verdrehte genervt die Augen und murmelte irgendetwas Unverständliches, woraufhin Rion grinsen musste.
„Glaub mir, dasselbe habe ich ihr auch schon gesagt. Aber sie möchte an der frischen Luft bleiben.“
„Also gut, dann kommt mit“, sagte Geralt seufzend.
Er führte die beiden auf den Aufbau, der von einem niedrigen Holzgeländer umgeben wurde. Sander stand hier oben, mit einem Kurzspeer in der einen und einer Fackel in der anderen Hand, und schien das Steuerrad zu bewachen.
Geralt trat auf ihn zu.
„Ich bringe dir Verstärkung.“
Sander lächelte Lea an, als sie an ihm vorbeiging.
„So, Lea. Hier oben kannst du dich hinsetzen. Und wenn irgendetwas sein sollte, dann schickst du Sander zu uns“, sagte Geralt.
Sie setzte sich tatsächlich direkt hin und lehnte sich mit dem Rücken gegen das nasse Holzgeländer. Dann schluckte sie angestrengt.
„Ja, mach ich!“
Rion ging vor ihr in die Hocke.
„Es dauert nicht mehr lange, gleich sind wir hier weg.“
Geralt nahm Sander zur Seite und sprach leise mit ihm.
„Du hast jetzt eine ganz wichtige Aufgabe. Du musst auf Lea aufpassen. Wenn es ihr schlechter geht oder irgendetwas anderes nicht stimmt, dann sagst du Rion oder mir sofort Bescheid. Schaffst du das?“
„Ja, Sander schafft das!“
Geralt trat nun an Rion heran.
„Komm, wir müssen das Hauptsegel kontrollieren und uns um die Ruder kümmern. Die anderen halten Wache, damit wir keine bösen Überraschungen mehr erleben.“
Die beiden verabschiedeten sich von Lea und machten sich an die Arbeit.
Kaum dass sie fort waren, stöhnte sie leise und legte den Kopf in den Nacken. Ihr war richtig übel, und ihr Arm brannte wie Feuer.
„Dein Hemd ist kaputt! Warum?“, fragte Sander.
Lea räusperte sich und drehte den Kopf zu ihm. Da sie nicht die ganze Geschichte erzählen wollte, sagte sie nur: „Es ist vorhin beim Kampf gegen die Biester kaputtgegangen.“
Er deutete auf den Verband.
„Hast du dir dabei auch wehgetan?“
Wieder blickte sie zu Sander auf, wobei sie einen großen Schatten bemerkte, der über sie hinwegglitt.
„Tut es noch weh?“
„Nein, Sander, es ist alles in Ordnung.“
Mit verengten Augen suchte sie den Himmel ab, und ganz kurz erblickte sie einen weiteren Schatten unter den finsteren Wolkenbergen hinweggleiten.
„Was war das?“, flüsterte sie und sagte: „Hol Geralt oder meinen Vater! Beeil dich!“
Sander hielt erschrocken die Luft an.
„Geht es dir wieder schlecht?“
„Sander, tu einfach, was ich dir sage. Sofort“, rief sie.
Erschrocken ging er ein paar Schritte rückwärts und prallte gegen etwas. Lea bekam große Augen, denn es sah so aus, als würden ihm Flügel wachsen. Dann erhob sich eine große Gestalt hinter ihm.
„Renn weg!“, schrie sie ihn an.
Sander drehte sich langsam zu dem Hindernis um. Seine Fackel spiegelte sich im schwarzem Metall eines Brustpanzers. Als er die Fackel höher hielt, sah Lea fasziniert und entsetzt zugleich dabei zu, was sich ihnen offenbarte. Oberhalb des Brustpanzers kam ein kräftiger Hals mit wulstigen Muskelsträngen zum Vorschein, dann ein breites Kinn und ein hämisch grinsender Mund, der lange Eckzähne entblößte. Diese stachen weiß hervor, da die Haut der Kreatur nachtschwarz war. Zudem musste Sander seinen Arm fast ganz ausstrecken, um das Gesicht der Kreatur zu beleuchten. Aber das war zu viel für ihn. Abrupt ließ er die Fackel sinken, wobei das flackernde Licht die riesigen, abgespreizten Schwingen der Kreatur aus der Dunkelheit riss.
Sander ließ die Fackel fallen, drehte sich zu Lea um und machte einen Schritt in ihre Richtung. Dies ließ sie aus ihrer Erstarrung erwachen, und sie stand hastig auf. Dann ging alles blitzschnell.
Sander wurde von hinten gepackt, verlor den Boden unter den Füßen, und Lea brüllte aus Leibeskräften.
„Nein!“
Sie rannte auf ihn zu, sprang hoch und klammerte sich an Sanders Schultern fest.
„Wir brauchen Hilfe!“, schrie sie.
Die Kreatur musste unglaublich stark sein, denn sie erhob sich weiter in die Luft und hielt sich nun, trotz des Gewichtes, ein paar Meter über dem Schiff. Allerdings gewann er nicht sehr schnell an Höhe.
Die schwarzen Schwingen erzeugten beachtlichen Wind. Lea musste ihre Augen zusammenkneifen.
„Melea, lass ihn los“, brüllte ihr Vater von unten.
„Nein, niemals“, schrie sie.
Dabei sah sie in Sanders Augen. Sie würde diesen ängstlichen Blick wohl niemals vergessen.
„Keine Angst, ich lasse dich nicht allein. Wir schaffen das“, versuchte sie, ihn zu beruhigen.
Allerdings ließ ihre Kraft allmählich nach. Sie zog sich mühsam noch ein Stück höher. Vor Schmerzen stöhnte sie auf. Aber sie schaffte es, Sanders Oberkörper mit ihren Beinen zu umklammern. So hatte sie mehr Halt und konnte zumindest einen Arm nutzen. Sofort ballte