Название | Varius |
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Автор произведения | Adina Wohlfarth |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991072430 |
„Ich bin übrigens Luan Moor und du wirst mich ab jetzt öfter sehen, wenn du viel Zeit mit Nell verbringst“, erklärte er entschieden. Ich musterte ihn verwirrt.
Lou erhob sich eilig und trat an uns vorbei. „Ich bin im Gemeinschaftsraum.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und warf mir noch einen letzten, kurzen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Dann war ich mit diesem undurchschaubaren Typen allein.
Mit steifen Schritten ging ich an ihm vorbei und lehnte mich gegen die Wand, da Luan fast das gesamte Bett einnahm. Ich senkte die Lider und dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. „Wenn du weißt, wo meine Eltern sind, dann sag es mir“, forderte ich ihn auf und bemühte mich um einen drohenden Unterton.
Er wurde ernst. „Warum sollte ich dir das verraten?“
Ich hob den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. „Wo – sind – sie?“
Er hob unbeeindruckt eine Braue und seufzte tief. „Ich weiß es nicht genau, aber ich weiß, dass sie in Abteil 1 untergebracht sind. Beziehungsweise …“, er sprach nicht weiter und ich erhob mich. „Was?“
„Ich glaube nicht, dass alle vier noch leben. Die Red Eyes wollten nur zwei von ihnen.“ Ich starrte ihn an, während sich eine kalte Hand auf meine Brust legte und mir jeden Atemzug erschwerte.
Er suchte meinen Blick und seine gelben Streifen zogen mich in einem undurchdringbaren Bann.
„Ich will nichts Falsches sagen, aber ich denke, dass deine Mutter und eure Seherin noch leben, aber der Anführer der Green Eyes und dieser Peroll –“ Er schüttelte den Kopf.
Meine Knie gaben nach, ich sackte zusammen. Bevor ich jedoch mit dem Rücken am Boden aufschlug, hatte Luan plötzlich seine Arme um meine Taille gelegt und hob mich hoch, als wäre ich nicht schwerer als eine Feder. Heiße Tränen brannten in meiner Kehle, doch ich wollte nicht vor ihm weinen. Nicht vor ihm.
„Es ist okay“, hörte ich seine tiefe Stimme neben meinem Ohr.„Es ist okay, Nell. Du kannst es rauslassen.“
Verwirrt blinzelte ich zu ihm auf. Als sich unsere Blicke trafen, begannen die gelben Streifen in seinen wunderschönen Augen zu leuchten. Und als er dann auch noch beide Hände an meine Wangen legte, war es endgültig um mich geschehen. Leise wimmernd neigte ich den Kopf an seine Brust und die Tränen rollten mir über die Wangen, durchnässten den Stoff seines T-Shirts an der Schulter, doch das schien ihm egal zu sein.
„Warum?“, schluchzte ich verzweifelt. „Warum mussten sie sterben?“
Er fuhr mit der Hand sachte über meinen Rücken und ließ sie dann auf meiner Taille ruhen, um mich näher an sich heranzuziehen. Doch er gab mir keine Antwort. Eine Weile standen wir einfach schweigend zusammen, ich weinte in seine Schulter und er legte das Kinn auf meinen Kopf und gab tiefe Laute von sich, die wunderschön klangen.
„Vor ein paar Tagen im Wald, weißt du noch?“, murmelte er schließlich, als meine Tränen versiegt waren. „Als du mich zum ersten Mal als Mutant gesehen hast. Ich habe die Kontrolle über mich verloren. Du hast es tatsächlich geschafft, dass ich einmal die Kontrolle verliere.“
Ich lächelte matt und löste mich von ihm. „Danke. Für gerade eben“, meine Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
Sein Blick füllte sich mit Wärme, die gleich darauf auf mich überging.
„Nein, du sollst dich nicht bedanken“, sagte er dann entschieden und ließ sich aufs Bett fallen. „Immerhin habe ich tatenlos zugesehen, wie dir Amber Notker eine Spritze in den Arm gerammt hat.“ Seine dunklen Wimpern senkten sich.
Nervös glitt ich neben ihm aufs Bett und konnte nicht verhindern, dass ich rot wurde. „Es gibt so vieles, was ich nicht verstehe.“
Luan drehte den Kopf und sah mich an. „Deshalb bin ich ja zu dir gekommen. Bevor du überwiesen wirst, will ich dir einige Fragen beantworten.“
Mein Magen zog sich zusammen, aber ich versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. „Peroll und Dad –Lenn –, sie sind wirklich fort? Für immer?“
„Ich nehme es stark an.“
In mir zerbrach etwas. Dunkelheit legte sich über mein Herz. Erneut griff die Kälte mit aller Kraft nach meiner Seele und zerrte unbarmherzig daran. Lenn war nie mein leiblicher Vater gewesen, das hatte ich erst vor weniger als 48 Stunden erfahren, doch er hatte mich immer wie seine eigene Tochter behandelt. Ich war sein Licht gewesen, seine Hoffnung. Und er meine. Jetzt wollte mir Luan erklären, dass er tot war? Einfach so? Ohne dass ich mich von ihm oder Peroll hätte verabschieden können? Mein Magen verkrampfte sich, ich schnappte nach Luft. Ich musste mich ablenken, musste auf andere Gedanken kommen, denn wenn ich jetzt keinen klaren Kopf behielt, wusste ich nicht, wie ich den nächsten Tag überleben sollte. Der Schmerz saß tief und das hässliche Loch in meinem Herzen würde sich nie wieder füllen, aber ich konnte nicht trauern. Nicht um Lenn und nicht um Peroll. Nicht jetzt und nicht hier. Ich hasste mich für diese Entscheidung, ich hasste es, dass ich meinen Schmerz unterdrückte und versuchte, nicht mehr daran zu denken, doch es musste sein. Der Tag würde kommen, an dem ich sie beide rächen würde, und dafür musste ich stark sein – sie hätten es so gewollt.
„Warum bin ich hier? Und was wollen sie von mir?“, wollte ich wissen.
Luan massierte sich die Schläfe. „Die Red Eyes machen gemeinsame Sache mit den Black und Blue Eyes. Zusammen haben sie dieses Lager gegründet, irgendwo im Nirgendwo. Sie suchen nach Mutanten aus allen Völkern und holen sie her, um an ihnen Tests durchzuführen.“
„Was für Tests?“, unterbrach ich ihn. Er ließ die Hand sinken und ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. „Sie testen die Stärke, die Kräfte und die verschiedenen Fähigkeiten der Mutanten. Ich weiß selbst nicht wirklich, was ihr Ziel ist, aber ich glaube, sie wollen uns als Waffen benutzen.“
Mir wurde kalt.
„Mit uns, den Mutanten, können die Red Eyes so gut wie jeden Krieg gewinnen. Die Besten von uns sind zu Dingen in der Lage, von denen normale Bürger nur träumen können“, fuhr er fort.
„Und warum bist du zu uns aufs Schloss gekommen und hast dich als ein Austauschschüler der Blue Eyes ausgegeben?“
Luan spannte die Schultern an. „Ich bin der Erste, der von den Red Eyes in den Außendienst geschickt wurde. Normalerweise kommen sie, sobald ein neuer Mutant entdeckt wird, immer mit großer Mannschaft an, weil natürlich keiner freiwillig mit ihnen geht. Bei dir ist es insofern schief gelaufen, dass ich eigentlich dein Vertrauen gewinnen sollte, um dich dann ohne großes Aufsehen ins Lager zu bringen. Aber dein Vertrauen hatte ich noch nie, das weiß ich nur zu gut und dann war da dein Fieber …“ Er brach ab.
Verwirrt sah ich ihn an. „Wann hatte ich denn Fieber?“
Er schüttelte den Kopf. „An dem Tag, als du mich mit den zwei Männern auf der Lichtung gesehen hast, haben wir ausgemacht, dass du in der Nacht zurückkommst, damit ich dir einige Fragen beantworte. Ich war da … und du auch, aber … du hattest hohes Fieber. Ich wusste nicht weiter und dann habe ich dich bis zur Straße getragen, an der Amber Notker bereits wartete. Ich hatte keine Wahl.“ Seine Stimme wurde flehend. „Ich konnte dich nicht einfach zurück zum Schloss tragen und dich vor die Tür legen. Und ich hatte auch keine Ahnung, dass Amber Notker auf uns warten würde. Sie haben dich mir einfach abgenommen und ich konnte nichts tun.“
Als sich die Fäden in meinem Kopf zusammengesponnen hatte, stieg Wut in mir auf. „Du hast mich also wirklich hintergangen – uns alle.“
Luan zuckte zusammen. „Ich hatte keine –.“
,,Man hat immer eine Wahl“, schnitt ich ihm das Wort ab.,,Du wolltest dich bei mir einschleimen und mich dann ausliefern.“
Ich fühlte mich entblößt und schnaubte. „Ist ja nicht ganz nach Plan gelaufen. Und was ist mit dem Auto? Als wir es gefunden haben, bist du abgehauen. Da hattest du deine Finger