Название | Varius |
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Автор произведения | Adina Wohlfarth |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991072430 |
Luan stellte sich schützend vor mich. „Das ist nicht nötig“, knurrte er bestimmt. Doch keiner der Männer machte irgendwelche Anzeichen, mich loszulassen. Luan richtete sich zu seiner vollen Größe auf und seine Züge verhärteten sich.
„Jungs, Jungs“, mischte sich Amber Notker kopfschüttelnd ein. „Hört auf mit dem Unsinn und lasst sie los.“ Mit einem künstlichen Lächeln in meine Richtung fügte sie hinzu: „Mademoiselle kann sowieso keinen Schaden anrichten.“
Ich verkniff mir ein empörtes Schnauben, weil ich viel zu viel Angst vor allem hier hatte. Und das lag nicht nur an dieser Notker, sondern auch an Luan.
Ihn schien das alles hier größtenteils kalt zu lassen, was hieß, dass er wahrscheinlich wusste, wo wir waren, wusste, was sie hier mit mir vorhatten.
Es traf mich wie ein Schuss in die Brust. Seit ich den Wagen meiner Eltern gesehen hatte, war ich misstrauisch gewesen, hatte aber versucht, mir nichts Schlimmes einzureden. Ich wollte nicht glauben, dass Luan uns verraten hatte. Doch das hatte er. Und verdammt noch mal, ich kannte ihn nicht mal achtundvierzig Stunden. Oder doch?
„Welchen Tag haben wir?“, fragte ich mit belegter Stimme.
Amber Notkers Lächeln wurde breiter – und künstlicher. „Es ist der zweite Morgen nach deinem fünfzehnten Geburtstag.“
Ich konnte sie einen Moment lang nur anstarren, dann wurde mir so kalt, dass mein Körper zu vibrieren begann. „Woher wissen Sie, wann ich Geburtstag habe?“ Meine Stimme klang schrill.
Sie seufzte. „Ach Schätzchen, wir wissen so gut wie alles über dich.“ Sie beugte sich zu mir hinab und ihre roten Augen fixierten mich. „Und das, was wir noch nicht wissen, werden wir in den nächsten Tagen herausfinden.“
Mein letzter Funke Hoffnung verschwand nun endgültig und ich sackte innerlich zusammen. Die beiden Männer ließen mich los, blieben aber dicht neben mir und trieben mich voran.
Ein breiter Tunnel tat sich vor uns auf, der sich mehrfach teilte und in unterschiedliche Richtungen führte. Der rote Lockenkopf vor mir schien ein bestimmtes Ziel zu haben, denn er bewegte sich schnell und gekonnt durch die Flure. Schließlich hielt Amber Notker vor einer breiten Flügeltür an und drehte sich zu uns um. „Hier beginnt offiziell Abteil 1“, erklärte sie in Plauderstimme. „Aber hinter diese Tür wirst du leider erst morgen einen Blick werfen können.“
Wie schade.
Sie hob den Zeigefinger. „Jetzt wird dir erst einmal dein Zimmer gezeigt. Wir haben es extra schön eingerichtet, hoffentlich gefällt es dir.“ Sie nickte Luan auffordernd zu und öffnete eine der Flügeltüren so weit, dass sie gerade so hindurchpasste. Auf einem breiten Schild an der Wand stand in einfachen Buchstaben Abteil 1 – Säuberung.
Säuberung? Was zum Teufel sollte das heißen? Ich spürte einen leichten Schauder auf dem Rücken, als sich Luan an mir vorbeischob und hinter Amber Notker verschwand, ohne mir einen weiteren Blick zuzuwerfen.
Sobald die beiden verschwunden waren, ergriff der rechte Mann erneut meine Schulter und zog mich mit sich. Der andere verschwand in einer der vielen Türen. Unruhig sah ich zu meinem Begleiter auf. „Können Sie mir wenigstens sagen, was ihr von mir wollt?“
Stur blickte er geradeaus und ich gab auf. Die Leute hier – Amber Notker ausgeschlossen – waren wohl nicht sehr gesprächig.
Der Mann führte mich eine ganze Weile durch das Labyrinth aus Fluren und Treppen, Türen und Kreuzungen und schon bald gab ich den Versuch auf, mir den Weg zu merken. Schließlich gingen wir durch eine breite Glastür und erreichten einen Gang, auf dem deutlich mehr Trubel herrschte als in den übrigen. Wortlos öffnete Mr. Stumm eine kleine Tür, die kaum auffiel, und wir betraten ein schlichtes, weißes Zimmer. An einer Wand stand ein langer Schrank, ebenfalls weiß, und daneben befand sich eine Tür, die vermutlich in ein Badezimmer führte. Auf der anderen Seite befanden sich zwei Betten; weißes Laken, weiße Matratze. Ich merkte schnell, dass Amber Notker und ich etwas vollkommen anderes verstanden unter schön eingerichtet.
Das linke Bett war leer, doch in dem rechten lag eine Person.
„Deine Mitbewohnerin“, knurrte Mr. Stumm und ich hörte zum ersten Mal seine zutiefst beunruhigende, raue Stimme. Er nickte mir zu, verschwand ohne ein weiteres Wort und schloss die Tür hinter sich. Überdeutlich nahm ich das dumpfe Klicken war, als er einen Riegel von außen vorschob. Wir waren eingesperrt.
Meine schwitzigen Hände öffneten und schlossen sich unkontrolliert, als ich mich dem Bett näherte. Die Person war ein Mädchen, wie ich schnell bemerkte. Sie hatte langes, braunes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Ihre geschwungenen Wimpern verbargen die Farbe ihrer Augen. Sie war schmal und etwas kleiner als ich. Behutsam setzte ich mich auf die Bettkante und zuckte zusammen, als sie ruckartig den Kopf hob.
Funkelnde, braun-grüne Augen kamen zum Vorschein.
Eine Mutante!
Als sie mich sah, erröteten ihre Wangen und sie schob sich eine Strähne hinters Ohr. „Hi.“ Ihre Stimme war leise und schüchtern.
„Hi“, erwiderte ich und versuchte ein vorsichtiges Lächeln.
„Ich bin Louana Cole. Aber alle nennen mich einfach Lou, das hört sich deutlich besser an“, stellte sie sich vor und erwiderte mein Lächeln.
„Ich bin Nellanyh Ivy. Aber ich hasse meinen Vornamen und alle nennen mich einfach Nell, das hört sich auch deutlich besser an“, erklärte ich.
Lou riss überrascht die Augen auf. „Du bist die Tochter des Anführers der Green Eyes?“
Jetzt war ich es, die rot wurde. „Ja, sozusagen.“
Sie rutschte vom Bett und fiel vor mir auf die Knie. Ihre langen Haare verbargen das blasse Gesicht, als sie den Kopf senkte und die Hände faltete.
„Nein, nein, bitte mach das nicht. Ich hasse das“, sagte ich flehend und berührte ihre Schulter.
Lou zuckte leicht zusammen, dann erhob sie sich wieder und setzte sich neben mich. „Tut mir leid.“
Ich schüttelte den Kopf. „Alles gut.“ Gedankenverloren sah ich mich um.
„Hast du eine Ahnung, wo wir sind?“, fragte ich nach einer Weile des Schweigens. Lous Züge wurden düster. „Wir sind im Lager für Mutanten. In Abteil 1, um genau zu sein.“
Ich sah sie irritiert an. „Aber ich bin kein Mutant.“
Sie hob den Kopf und ihr Mund verzog sich. „Natürlich bist du das. Wie alle, die sie hier gefangen halten.“
Einen Moment lang starrte ich sie an, dann sprang ich auf, raste zur Tür und stolperte in ein kleines Badezimmer. Ich eilte zum Spiegel und krallte mich am Waschbeckenrand fest, als ich mein Gesicht darin sah. Meine hellblonden, schulterlangen Haare waren zerzaust und fettig. Meine Wangen waren noch immer leicht gerötet und hoben sich merkwürdig von meiner Haut ab – sie war noch blasser als die von Lou. Doch meine Augen, oh Gott, meine Augen waren nicht blassgrün, wie ich sie kannte. Sie waren aus einem intensiven Grün, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte, und ein hellblauer Ring ließ meine schwarze Pupille deutlich zur Geltung kommen. Mein Herz setzte für einen Schlag aus und überschlug sich dann mehrfach. Abermals spürte ich einen Schauder, als Lou neben mich trat.
„So war es bei mir auch“, sagte sie mit