Geschichte einer Pandemie. Hermann Görtz

Читать онлайн.
Название Geschichte einer Pandemie
Автор произведения Hermann Görtz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076445



Скачать книгу

keine Presse- und Meinungsfreiheit zu erkennen. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel!

      Es gibt aber auch gute Signale aus dem Europäischen Raum. Es geht um die Unterstützung der Wirtschaft in der Corona-Krise in Dänemark. Das „kleine“ Dänemark hat ein 15-Milliarden-Euro-Programm auf den Weg gebracht. Im Kleingedruckten findet sich ein Clou: Unternehmen, die ihren Sitz in irgendeiner Steueroase unterhalten, sind von den Hilfen ausgeschlossen – sie brauchen sich gar nicht erst bewerben. Bravo! Mich würde interessieren, wie Deutschland und die anderen EU-Länder das geregelt haben.

      Kurzmeldungen vom 22. April

      Es wird lebhaft über eine allgemeine Maskenpflicht, zumindest in geschlossenen Räumen, in ganz Deutschland diskutiert. – Der Gaststättenverband setzt sich massiv für eine Herabsetzung der MwSt. auf Speisen ein. – Die Hilfe für Solo-Selbstständige soll verbessert werden. – Das Kurzarbeitergeld soll erhöht werden. – Es soll ein Familienbonus für bedürftige Familien mit einem einmaligen Zuschlag geben. – Studenten, die ihren Nebenjob verloren haben, soll kurzfristig Zugang zum Bafög ermöglicht werden. – Die CDU spricht sich für mögliche Finanzhilfen für andere EU-Mitgliedstaaten aus, aber nicht für Eurobonds. Teile der SPD sind für solche Bonds. – Bayerns MP Markus Söder und der Münchner OBM Dieter Reiter sagen die Münchner Wies’n für 2020 ab. Erstmals seit 70 Jahren gibt es in München kein Oktoberfest. – Die Spielplätze sollen in Kürze wieder geöffnet werden. – Ab dem 27. April 2020 ist in ganz Deutschland Maskenpflicht, d. h. in allen Geschäften, im ÖPNV und in allen öffentlichen Gebäuden.

      Wer blickt noch durch in der Krise?

      Einer Fragestunde am 22. April 2020 im Deutschen Bundestag ist diese provokative Überschrift geschuldet. Mehrere Bundesminister standen während einer Fragestunde Rede und Antwort im Bundestag. Aufgrund der unterschiedlichen Begrifflichkeiten in Bezug auf die Erfassung der Coronafälle und auch der Verstorbenen wurde mir klar, dass es den meisten Fragestellern nur darum geht, die Antwort zu hören, welche sie auch hören möchten, um dann daraus ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Es wurde auch klar, dass eine genaue und fehlerfreie Erfassung auf Grund der Komplexität gar nicht möglich ist. Das hängt damit zusammen, dass es mit verschiedenen Ansätzen zu unterschiedlichen Ergebnissen und damit zu unterschiedliche Schlüssen führen kann.

      Die Schwierigkeit besteht darin: was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein, oder umgekehrt. Was aber noch viel wichtiger ist, ist zu erkennen, dass es nur zwei Seiten gibt, das Eine zu tun oder das Andere zu lassen. Die eine Seite hat die Wirtschaft im Blick und die andere den Menschen. Es gibt nur die zwei Möglichkeiten. Das mache ich an der Tatsache fest, dass die wirtschaftsnahe Bewegung den Druck auf die Regierung immer mehr erhöht, egal wie sich das Virus weiterentwickelt. Das wird natürlich niemand zugeben, aber die Konsequenz ihres Handelns wäre eine Katastrophe. Das Einzige, was unsere Virologen, Mediziner und Wissenschaftler wissen ist, dass das Virus mehr ist als ein Grippevirus. Die Toten weltweit beweisen das. Die Art, diese Menschen so sterben zu sehen, war auch den Medizinern neu.

      Die Regierung hat mehr den Menschen im Blick, ohne die Wirtschaft zu vergessen. Es darf nicht die Wirtschaft gegen den Menschen ausgespielt werden. Solange niemand verlässlich sagen kann, wie der Ausgang in dieser Sache ist, solange haben wir nur eine Entscheidung zu treffen. Das sind der Mensch und das Leben. Was beide Richtungen gemeinsam haben, ist der Wunsch, bald wieder zur Normalität zurück zu kehren. Alle Entscheidungsträger müssen wissen, dass sie für ihr Handeln auch ihr Gewissen bemühen müssen gegenüber dem Volk. Dazu sind sie per Eid sogar verpflichtet. Das gehört auch zur Wahrheit dazu. Es darf aber auch keine Denkverbote geben. Das macht Demokratie aus und muss der Staat aushalten. Fakt ist auch, dass die Entscheidungsträger in der heutigen Zeit eine hohe soziale Kompetenz und viel Sachverstand benötigen.

      Nur ein Traum!

      Jeder Mensch träumt schon mal, auch ich. Ob da ein Zusammenhang besteht zwischen der jetzigen Situation oder nicht, weiß ich nicht. Ich habe geträumt, dass mein Fuß und mein Untergelenk sich auflösen und durch Metalldosen ersetzt werden. In den Dosen sind Löcher und durch diese ein Draht, welcher die Beweglichkeit der Dosen ermöglicht. In diesem vermeintlichen Zustand bin ich ins Bad gegangen, welches ich übrigens nachts häufiger mache. Ich habe es auch wieder zurück ins Bett geschafft. Dann bin ich wach geworden und habe meiner Frau wirres Zeug erzählt. Sie hat mich beruhigt und gesagt, alles ist gut. Kurz nachdem ich wieder eingeschlafen bin, träumte ich wieder. Ich erlebte an meinem Körper das gleiche wie vorhin, nur in umgekehrter Reihenfolge. Auf einmal waren die merkwürdigen Dosen wieder weg und ich konnte meine Gliedmaßen wieder spüren. War ich froh, dass alles wieder so war wie es sein sollte!

      Was sagt dieser Traum aus? Psychologen, Neurologen und auch Traumdeuter könnten mir nach paar Sitzungen sagen, was dieser Traum für eine Bewandtnis hat. Ich mache mir natürlich auch so meine Gedanken. Was ich glaube ist, dass ich eine große Angst davor habe, dass die Entscheidungsträger unfähig sind, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nicht weil sie es nicht möchten, sondern es nicht können, und der Mensch nicht in der Lage ist, Entscheidungen jeglicher Art für einem längeren Zeitpunkt hinzunehmen. Wir sprechen hier von einem Zeitpunkt von vielleicht einem Jahr oder auch mehr. Der Mensch hat das nicht gelernt. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen Traum und Wirklichkeit. Es ist nicht die Angst vor Covid-19, sondern die Angst, den Mensch in seinen Entscheidungen, seinem Tun und Handeln einfach zu überfordern.

      Vielleicht gelingt es uns, die Hilflosigkeit zurzeit zu akzeptieren und zu erkennen. Was uns nicht hilft ist, so zu tun als wären wir stärker oder sogar immun gegen alles. Es ist auch nicht selbstverständlich zu erwarten, dass nur die Anderen es schon richten werden. Manches müssen wir schon selber leisten.

      Was geschah vor 75 Jahren und heute?

      Vom 1.09.1939 bis 8.05.1945 dauerte der 2. Weltkrieg. 50–60 Millionen Menschen verloren ihr Leben. Deutschland war weitgehend zerstört, militärisch erobert und von alliierten Truppen besetzt. Die Niederlage war vollständig und es gab keine deutsche Autonomie mehr. Die großen Städte lagen in Trümmern, Flüchtlinge und Vertriebene strömten aus den Ostgebieten herein, auf der Suche nach Obdach und Nahrung und einer neuen Heimat. Der Alltag der Deutschen war von Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung, von Apathie und der Sorge um die vermissten Angehörigen bestimmt. Die Siegermächte fanden unterwürfige und abgestumpfte Menschen vor, die sich auf der Straße nach Zigarettenkippen bückten, um die Tabakreste zu rauchen. Besiegte, die sich elend, gedemütigt und als Opfer fühlten.

      Die Währungsreform von 1948 trat am 20. Juni in Kraft. Ab dem 21. Juni war die Deutsche D-Mark alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Die Währungsreform von 1948 gehört zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Maßnahmen unserer Nachkriegsgeschichte. Es wurde der legendäre Kopfbetrag von 40 DM gegen Zahlung von 40 Reichsmark ausgezahlt. Mehrere Gesetze und Verordnungen sollen eine Basis für ein vertrauensvolles Miteinander schaffen. Es war der Beginn eines großen wirtschaftlichen Aufstiegs, eine Euphorie und Entschlusskraft waren zu erkennen, die ihresgleichen suchten.

      „Nichts zu haben, macht stark.“

      So war es lange nach dem zweiten Weltkrieg.

      Im Umkehrschluss bedeutet dies,

      das „alles zu haben, schwach macht.“

      Heute leben wir in einer Zeit des Überflusses.

      Aber in Krisenzeiten scheint der Mensch die Fähigkeit

      des Verzichts komplett verloren zu haben.

      Wie immer und überall gibt es Verlierer und Gewinner. Deshalb ist es umso wichtiger, durch eine soziale Politik für einen gerechten Ausgleich zu sorgen. Die Probleme von damals sind mit der Pandemie von heute (2020) in keiner Weise vergleichbar, aber in ihren Auswirkungen gleichwohl bedeutsam. Es ist vielleicht leichter, nach und nach etwas aufzubauen, als in einer Pandemie gleich von Hundert auf Null zu fallen, denken vielleicht viele. Die Geschichte unseres Landes, im wirtschaftlichen Kontext gesehen, ist unmöglich in wenigen Worten zu erklären. Es gab Aufschwünge und Krisen. Die Industrialisierung hat Wohlstand für viele gebracht. Es gab auch falsche Entscheidungen.

      Der Einstieg in die Atomindustrie war alternativlos, jedenfalls zur damaligen Zeit. Bis heute ist immer noch nicht geklärt, wo das Atommüll-Endlager