Geschichte einer Pandemie. Hermann Görtz

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Название Geschichte einer Pandemie
Автор произведения Hermann Görtz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076445



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den Bewohnern dieser Einrichtungen. Da dieser Personenkreis auch noch zu der Risikogruppe gehört, sind diese Todesfälle leider geschehen.

      Viel zu spät wurden Maßnahmen auch in Form der Quarantäne ergriffen. Natürlich muss man zugutehalten, dass auch hier am Personal gespart wird und niemand so richtig Erfahrung mit einem Coronavirus oder sogar einer Pandemie hat. Da gibt es vieles aufzuarbeiten. Diese Aufarbeitung zieht sich ja durch die ganze Coronageschichte. Vor diesem Hintergrund macht der Ministerpräsident von NRW, A. Laschet, mächtig Druck auf „Lockerungen“. Nicht zum Gefallen aller! Viele sehen das als zu früh an und weisen darauf hin, dass ein Rückfall noch größere Folgen nach sich ziehen würde. Wenn die Infektionen wieder dramatisch ansteigen würden, hätte das noch größere wirtschaftliche Folgen. Von den vielen Todesfällen ganz zu schweigen. Auch wenn A. Laschet kein Denkverbot fordert und nur kleine Schritte machen möchte, ist dies mit einem großen Risiko behaftet.

      Weil die Welt immer enger zusammenrückt, wird die Möglichkeit, sich mit einem Virus anzustecken, für die Menschen immer größer. Wir müssen lernen, damit zu leben und nicht zu sterben. Da kann man nur hoffen, dass die Wissenschaft und die Virologen den Menschen dabei helfen. Das wäre schon fast ein Schlusssatz gewesen. Aber die Geschichte ist noch lange nicht vorbei.

      Das Verhalten in der Bevölkerung

      Als die Ausgangsbeschränkungen und auch Kontaktverbote Mitte März bekannt wurden, haben sich die meisten korrekt verhalten. Es wurde ja in allen Medien darüber berichtet. Die Polizei und auch die Ordnungsdienste haben durch ihre Kontrollfunktion dafür gesorgt, dass die Beschränkunken auch eingehalten wurden, und damit einen wichtigen Beitrag geleistet.

      Ein Phänomen zu Beginn der Beschränkungen war allerdings das Kaufverhalten einiger Mitbürger. Toilettenpapier, Nudeln und Mehl waren innerhalb kürzester Zeit nicht mehr verfügbar. Dies zog sich über mehrere Wochen hin. Meist waren schon eine Stunde nach Geschäftsbeginn diese Artikel in den Märkten ausverkauft. Trotz des Hinweises, dass Hamsterkäufe nicht nötig sind. Es ist genug da!

      Das Verhalten während der Osterfeiertage war für Politiker Voraussetzung, über Lockerungen überhaupt nachzudenken. Ostern ist ein traditionelles Familienfest und wird auch gerne zu einem Kurzurlaub genutzt. Da das Besuchsrecht in den Bundesländern und auch im benachbarten Ausland nicht einheitlich geregelt ist, gab es auch die unterschiedlichsten Vorgehensweisen in der Bevölkerung. Die Niederländer haben viele Einreisende an der Grenze zurückgeschickt. Man hat ihnen erklärt, dass sie zurzeit nicht erwünscht sind. Dies wurde auch im Vorfeld in allen Medien mitgeteilt und erklärt. Trotzdem gab es einige Unverbesserliche, aber die meisten Menschen zeigten Verständnis.

      Am 12. April 2020 verstarb in meiner Heimatstadt

      Hürth der erste Bürger an den Folgen von Corona

      im Alter von 85 Jahren.

      In den Familien wurde das Besuchsrecht zu Ostern ebenfalls unterschiedlich gesehen. Manche hielten sich ganz strikt an ein Kontaktverbot, um eine mögliche Infizierung auszuschließen. Andere sahen es etwas lockerer. Die Folgen wird der weitere Verlauf der Pandemie zeigen und spätestens nach 14 Tagen sichtbar. Egal was passiert, eines ist mittlerweile ganz klar. Wir werden in Zukunft den Erfolg jeder Maßnahme, ob positiv oder negativ, erst nach 14 Tagen seriös bewerten können. Es werden noch viele 14-Tages-Rhythmen folgen und unserer gesamten Bevölkerung sehr viel Geduld abverlangen. Die Lockerungen werden nicht einfach werden!

      Die Kirchen übertragen die Osterchristmette im TV und im Netz. Der Papst sendet seinen Ostersegen „Urbi et Orbi“ aus dem leeren Petersdom. Der Petersplatz, auf dem sonst tausende Pilger den Segen empfangen, war gesperrt. Der britische Premierminister B. Johnson wird aus dem Krankenhaus entlassen, er hatte sich auch infiziert. Im Internet wird ein Missbrauch mit Strukturhilfen aus NRW bekannt. Hacker haben Daten von Firmen abgefischt und Geld auf ihre Konten umgeleitet. Es tauchen immer mehr Pillen mit vielversprechenden Namen auf, die einen Schutz gegen Corona versprechen.

      Auch werden Nahrungsergänzungsmittel angeboten mit den gleichen Versprechen. Hier müssen die Gesetzgebung und der Verbraucherschutz ganz schnell tätig werden. Spanien und Österreich lockern den Shutdown. Betriebe und kleine Geschäfte dürfen unter Auflagen wieder öffnen. Italien lehnt die EU-Hilfe in Milliardenhöhe ab. Es will die Euro-Bonds. Der US-Präsident setzt die Mitgliedsbeiträge an die WHO aus. Er beschuldigt die WHO, zu chinafreundlich zu sein. Präsident D. Trump leistet sich einen weiteren Fauxpas. Er stellt sich über alle Gouverneure des Landes und sagt, dass er Kraft seines Amtes als Präsident in seinen Weisungen praktisch unfehlbar wäre. Zwei Wochen später widerruft er diese Aussage. Was soll man dazu sagen? Dieser Präsident möchte im November 2020 wieder gewählt werden. Amerika hat Besseres verdient.

      Empfehlungen der Leopoldina Akademie über „Lockerungen“

      Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina ist seit 2008 die Nationale Akademie der Wissenschaften. Sie bearbeitet unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht, vermittelt die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt diese Themen national wie international. Diese Akademie hat ihren Sitz in Halle a. d. Saale.

      Am 15. April hat die Bundeskanzlerin A. Merkel in ihrer vierten Pressekonferenz, unter Mitwirkung aller Ministerpräsidenten, die Empfehlungen der Leopoldina Akademie und des RKI, welche mit Spannung erwartet wurden, mitgeteilt. Die Kontaktbeschränkungen werden bis mindestens 3. Mai verlängert. „Es dürfe jetzt keine falschen Versprechungen geben und mit einer Lockerung müsse man mit äußerster Vorsicht vorgehen.“ Weiter muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Zugleich vereinbarten Bund und Länder vorsichtige Lockerungen der Einschränkungen des täglichen Lebens. Geschäfte bis zu einer Größe von 800 qm dürfen öffnen, unter Einhaltung von Auflagen.

      Kaufhäuser dürfen öffnen; unter Auflagen zu Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen. Unabhängig von der Verkaufsfläche gilt dies auch für KFZ-Händler, Fahrradhändler und Buchhandlungen. Friseure sollen sich auf eine baldige Öffnung ab dem 4. Mai vorbereiten. NRW-Ministerpräsident A. Laschet kündigte an, dass Schulen in NRW für Schüler, die unmittelbar vor einem Abschluss stehen, schon in der kommenden Woche wieder den Betrieb aufnehmen. Die Abi-Prüfungen sollen am 12.5. beginnen. Zudem stehen die zentralen Prüfungen in Klasse 10 an. Andere Bundesländer beginnen etwas später. Das hängt auch damit zusammen, dass diese einen späteren Ferienbeginn haben. Der Schulbeginn der anderen Klassen soll ebenfalls später stattfinden. Hierzu braucht es Geduld und gute Konzepte für den Unterricht, die Pausen und den Einsatz der Schulbusse. Es wird ein hoher logistischer Aufwand und eine intensive Vorbereitung erforderlich sein, sagt die Bundeskanzlerin.

      Zum besseren Schutz wird beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr das Tragen von sogenannten Alltagsmasken empfohlen. Eine generelle Maskenpflicht soll es aber noch nicht geben. Auf private Reisen und Besuche auch von Verwandten sollen die Bürger weiter verzichten. Das gleiche gilt für überregionale tagestouristische Ausflüge. Großveranstaltungen sind bis zum 31. August untersagt. Betroffen sind auch Konzerte, Schützenfeste und Kirmes-Veranstaltungen. Konkrete Regelungen etwa zur Größe der Veranstaltungen sollen allerdings die Länder selbst treffen. Diese Lockerungen sind mit Bedacht und auch Vorsicht gewählt. Es heißt abzuwarten, um zu sehen, wie sich diese Maßnahmen entwickeln. Wenn diese gut verlaufen, kann der nächste Schritt gemacht werden. Durch die Lockerungen sollen auch die Notdienste in den Kitas erweitert werden. Sie helfen aber nicht denjenigen Familien, die von diesen Lockerungen nicht betroffen sind. Ein wichtiger Schritt wäre wieder die allgemeine Öffnung der Kitas. Damit wäre vielen Familien und besonders den Alleinerziehenden eine große Last genommen.

      Welcher Weg ist richtig?

      Die WHO weist die Corona-Fälle nach eigenen Angaben für Länder, Gebiete und Territorien aus. In 213 davon lagen demnach am 16. April Nachweise des Coronavirus vor. „Wir haben eine Pandemie!“ Die USA sind besonders hart von der Corona-Krise betroffen. In Großbritannien, Spanien und Italien ist es auf Grund der vielen Infizierten und Todesfälle ähnlich dramatisch. Zwei Hauptvorgehensweisen sind aber festzuhalten: es gibt Länder, die auf Herdenimmunität setzen, und welche, die auf Verbote und Beschränkungen setzen. Beide Vorgehensweisen haben unterschiedliche