Geschichte einer Pandemie. Hermann Görtz

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Название Geschichte einer Pandemie
Автор произведения Hermann Görtz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076445



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und auch Aktiengesellschaften. Auch sie erfüllen in gewisser Weise ihre sozialen Pflichten. Obwohl einige dafür bekannt sind, Gewinne an die Aktionäre zu verteilen und Verluste, welche zum Teil selber verursacht wurden, zu verstaatlichen. Das letztere Vorgehen ist auch Betrug am Volke. Diese Pandemie bietet die einmalige Gelegenheit, künftig auf Krisen dieser Größenordnung durch weltweite Vorkehrungen viel besser vorbereitet zu sein. Das setzt voraus, dass auch der Wille dazu besteht, über Grenzen und politische Weltanschauungen hinaus. Oder anders ausgedrückt, beginnen wir einmal ernsthaft darüber nachzudenken. Dann machen wir es doch einfach und fangen an, es besser zu machen!

      Fangen wir weltweit an, Krisenpläne mit einheitlichen Standards aufzustellen. Fangen wir weltweit an, für ein besseres Klima zu sorgen. Fangen wir weltweit an, für Chancengleichheit zu sorgen. Fangen wir weltweit an, jede Religion zu respektieren. Fangen wir weltweit an, uns für Meinungsfreiheit und die Gleichheit aller Menschen einzusetzen. Fangen wir weltweit an, endlich Politik für die Menschen zu machen. Fangen wir weltweit an, verstehen zu lernen, dass die Welt niemandem gehört.

      Ich bin weder Kommunist, noch ein Linker oder ein Rechter. Nein, ich stehe in der Mitte der Gesellschaft. Ich bin nach christlichem Glauben erzogen worden, ein Nachkriegskind (1946), das zweitälteste Kind von zehn, und habe früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe gelernt, mit wenig auszukommen und den Menschen, egal welcher Herkunft, mit Achtung und Respekt zu begegnen. Vor meiner Mutter habe ich die größte Hochachtung. Sie hat übermenschliches geleistet und allen Kindern Rückhalt gegeben und eine Ausbildung ermöglicht. Der Weg zum Sozialamt war meiner Mutter fremd. Sie hat immer gesagt: „Das schaffen wir alleine!“ Mein Vater hat meine Mutter dabei immer tatkräftig unterstützt.

      Die Situation in meiner Familie

      Ganz spurlos ist die Corona-Krise an meiner Familie auch nicht vorüber gegangen. Es waren zwar keine gesundheitlichen Probleme zu verzeichnen, aber einige organisatorische. So, wie es fast allen Familien in dieser Situation ergangen ist. Es ist auch niemand arbeitslos geworden, trotzdem gab es einiges anders zu planen und zu organisieren. Man kann auch an einer neuen Aufgabe wachsen. Entscheidend ist aber, dass alle an einem Strang ziehen.

      Die Lebensgefährtin unseres Sohnes machte zeitweise Kurzarbeit und arbeitet in einer Arztpraxis. Der Tochter, die eine Ausbildung macht, wurde gekündigt, da sich der Betrieb aufgelöst hat. Sie kann die Lehre aber in einem anderen Betrieb fortsetzen. Unser Sohn arbeitet im öffentlichen Dienst und macht teilweise Home-Office. Hund Parci soll’s recht sein, wenn ab und zu auch das Herrchen mal zu Hause ist. Unsere Enkelin, 15 Jahre alt, besucht das Gymnasium und langweilt sich zu Tode. Sie ist eine sehr gute Schülerin und fühlt sich nicht ausgelastet. Unsere Tochter arbeitet im Handwerksbetrieb ihres Mannes mit, welcher bisher von Corona verschont blieb. Es gab zwar hier und da Krankmeldungen, welche sich bis heute als harmlos darstellten. Unser Enkel macht eine Lehre beim Papa, was ihm viel Spaß bereitet. Unserer Jüngsten, die im Mai 12 Jahre alt wird, geht es genauso wie ihrer Cousine. Sie vermisst Schule und Freunde. Alle haben mehr oder weniger mit den neuen Gegebenheiten zu kämpfen.

      Man stellt schnell fest, dass sich durch die neue Situation Arbeitsabläufe und auch Alltagsabläufe radikal verändern. Als erstes wird registriert, dass ein geplanter Urlaub in diesem Jahr womöglich nicht stattfinden kann und auch wird. Der Urlaub wird also gestrichen und Alternativen gesucht, was auch relativ schnell gelingt. Der Familienrat tagt und entwickelt Ideen in viele Richtungen, man wird kreativ. Aber zuerst wird, wie in fast allen Familien, kräftig ausgemistet und aufgeräumt. Man merkt plötzlich, dass man Dinge hat, die man nicht braucht, die nicht mehr passen und auch völlig überflüssig sind. Da entwickelt jeder so seine eigene Strategie. Es werden Dinge gemacht, die ansonsten auf die lange Bank geschoben wurden. Es wurde im Haus mal richtig aufgeräumt und ausgemistet. Danach wurden die Gärten auf Vordermann gebracht und zum Teil mit großem Aufwand verschönert. Der diesjährige Urlaub wird im eigenen Garten stattfinden. Kann auch schön sein!

      Eigentlich wollten wir mit der ganzen Familie im Juli eine Woche Urlaub machen auf der Insel Texel in den Niederlanden. Anlass war unsere Goldhochzeit im Juli. Wir hatten schon im August 2019 ein großes Haus in einem Ferienpark gebucht und haben aber noch vor Ostern diese Reise storniert. Wir waren alle der Meinung, dass im Juli auf Grund des Coronavirus kein vernünftiger Urlaub möglich sein wird und wir auf viele Dinge verzichten müssen. Schlimmstenfalls könnte sogar ein Einreiseverbot ausgesprochen werden. Wir wissen auch nicht, wie sich die Situation in den Restaurants darstellt. Es ist auch mit Einschränkungen von Freizeitangeboten vieler Art zu rechnen. Unsere Familie sind Aktivsportler; es wird Rad gefahren, Wassersport gemacht und es geht in den Kletterpark. Wir haben auch einige Reitsportfreunde in der Familie. Es gibt noch andere schöne Möglichkeiten auf Texel, die Zeit sinnvoll zu verbringen, dazu gehört auch ein wunderschöner kilometerlanger Sandstrand. Schade für die Familie, dass dies nicht klappt! Unsere Goldhochzeitsfeier mit der engsten Familie in Holland ist ins Wasser gefallen. Aber es ist vielen anderen genauso ergangen. Seien es Kommunionen, Geburtstage, Jubiläen, Hochzeiten aller Art usw. – viele, die einen Grund zum Feiern hatten, mussten dies auf unbestimmte Zeit verschieben. Das war und ist nicht immer so einfach gewesen. Aber diese Zeit werden die Betroffenen wohl niemals vergessen.

      Verletzung der Grundrechte

      Amnesty International hat die Länder aufgefordert, die Grundrechte der Bürger nur soweit zu beschneiden, wie unbedingt erforderlich. Diese Auffassung vertritt auch das Bundesverfassungsgericht. Die Grundrechte beinhalten unter anderem das Aufenthaltsbestimmungsrecht und das Recht der Versammlungsfreiheit. Diese dürfen natürlich bei Gefahr vom Staat eingeschränkt werden, aber nur solange wie die Gefahr besteht. Da gibt es einige Juristen, welche unterschiedliche Meinungen vertreten. Amnesty International hat zwar keine direkten Vorwürfe gegen die betreffenden Staaten erhoben, sondern nur darauf hingewiesen, wieder mehr auf die Verhältnismäßigkeit zu achten. Was im Übrigen auch das Bundesverfassungsgericht so sieht. Die Grundrechte stehen im Grundgesetz in den Artikeln 1–19 GG.

      Als Beispiel wurde beschrieben, was gerade in Hospizen, Altenheimen oder Krankenhäusern mit den Menschen geschieht, die im Sterben liegen. Amnesty International sieht es als nicht hinnehmbar an, dieser Personengruppe den Besuch des Partners oder von Familienangehörigen zu verwehren. Das Risiko, bei einem Besuch im Hospiz, Altenheim oder Krankenhaus andere zu infizieren, kann durch ausreichende Schutzkleidung verhindert oder aber eingeschränkt werden. Sie empfehlen den Verantwortlichen eindringlich ein Umdenken im Sinne der Humanität und der Menschlichkeit. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

      Rückblick – Der erste Lockdown

      Die Politik stand vor der großen Herausforderung, Dinge zu beschließen, deren Umsetzung den Bürgern einiges abverlangte. Es wurden massiv die Grundrechte eingeschränkt. Die Bilder aus dem Ausland machten aber die Notwendigkeit sichtbar und auch deutlich. Es gab für die Corona-Einschränkungen eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Das hing auch damit zusammen, dass niemand auch nur im Ansatz wusste, was das Corona-Virus noch alles mit uns machen würde. Die Ärzte und Virologen sahen das vielleicht berufsbedingt etwas anders.

      Die Regierung in unserem Land hat, wenn auch ein wenig zu spät, gehandelt – aber noch gerade rechtzeitig, auch Dank der Experten. Dadurch gingen die Infektionszahlen nicht so schnell in die Höhe. In anderen Ländern sah es ganz anders aus. Diese hatten große Schwierigkeiten und Probleme in der Gesundheitsvorsorge und Wirtschaft. In unserem Land beschloss der Bundestag schnell wirtschaftliche Hilfen für Wirtschaft und Arbeitnehmer. Schnell wurde auch der Ruf nach Lockerungen in unserem Land laut. Man wagte sich relativ schnell an erste Lockerungen, aber immer verbunden mit dem Hinweis auf Achtsamkeit von Seiten der Politik. Der Virologe Christian Drosten hat gesagt: „Die Pandemie ist ja erst mal kein wissenschaftliches Phänomen – es ist eine Naturkatastrophe.“

      Schmerzvoll war in der ersten Phase des Locdowns die Schließung von Kita, Schulen, Geschäften, Gastronomie. Es folgten darauf die ersten Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote. Der Kurzurlaub zu Ostern fand auch nicht statt, trotz des schönen Wetters. Es war auch zum Heulen! In Alten- und Pflegeheimen sterben besonders viele alte Menschen durch das Corona-Virus. Dieses Phänomen sollte uns alle noch lange negativ beschäftigen.

      Nachdem die Phase 1, der Höhepunkt der Infizierten und Todesraten, in vielen Ländern überschritten ist, erfolgen in Deutschland