Geschichte einer Pandemie. Hermann Görtz

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Название Geschichte einer Pandemie
Автор произведения Hermann Görtz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076445



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gewesen.

      Die gegenwärtige Corona-Krise folgt keinem

      vorgegebenen Drehbuch, die Dinge geschehen

      zwangsläufig. Es ist die vordringliche Aufgabe der

      Politik, die Gründe für alle getroffenen Entscheidungen

      nachvollziehbar zu erklären, um eine Solidarität in der

      Gesellschaft zu erlangen.

      Vorausschauend für den 6. Mai 2020 wurde mitgeteilt, dass das Thema Kita und Schule auf der Agenda stehen. In einem Mehrstufenplan sollen Öffnungen vorgestellt werden. Ein weiterer Dreistufenplan über Öffnungen von Cafés, Restaurants oder Kinos soll vorgelegt werden. Auch der Sport war Thema und soll am 6. Mai zur Sprache kommen. Hier geht es auch um den Fußball. Die Profi-Ligen wollen im Mai beginnen und Meisterschaft sowie Champions-League zu Ende spielen. Dieses wird von vielen kritisch gesehen. Hauptkritikpunkt ist, dass die Deutsche Fußball-Liga eine Sonderrolle erhält. Es gibt wichtigere Dinge zu regeln als den Fußball. Objektiv gesehen, ist das richtig. Man sieht, es ist noch viel zu tun.

      Über 10 Millionen Menschen beziehen Kurzarbeitergeld. Kosten bis Ende des Jahres ca. 28 Milliarden €. Die Bundesregierung rechnete mit höchstens 8 Millionen Kurzarbeitern. Zahlen wird dies die Bundesanstalt für Arbeit, die auf Grund der positiven Arbeitsentwicklung bisher über relativ hohe Rücklagen in der Arbeitslosenversicherung verfügt. Vorsorglich hat die BA aber 10 Milliarden € beim Bund als Zuschuss beantragt. Der Haken aber ist, die Firmen müssen in Vorleistung treten, und da werden einige an ihre finanziellen Grenzen stoßen.

      Passend dazu ist die Meldung, dass zurzeit 400.000 Menschen mehr arbeitslos sind als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Wirtschaftsleistung schrumpft in diesem Jahr um voraussichtlich ca. 7 %, sagen unsere Experten. Wir befinden uns in einer Rezession! Dieser Rückgang wäre höher als in der Wirtschaftskrise im Jahre 2009. Es gibt aber auch Gutes zu vermelden. Ein positiver Nebeneffekt der Corona-Krise ist: der Energieverbrauch sinkt, was sich wiederum positiv auf das Klima auswirkt. Die CO2-Emissionen sinken so stark wie nie zuvor, vor allen Dingen in den Großstädten. Das Aus für die Kohlekraftwerke, sowie die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie rücken das bereits aufgegebene deutsche Klimaziel 2020 wieder in greifbare Nähe. Es wird wohl nicht nur das Klima freuen? Neben allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen, die nach der Krise getroffen werden müssen, ist die Klimapolitik die Wichtigste. Das sehen ganz viele, ich behaupte sogar die Mehrheit der Weltbevölkerung, genauso!

      Ausschließen möchte ich den rechten Flügel in der AfD. Sie ist so mit ihrem eigenen Faschismus-Virus beschäftigt, dass außer Verschwörungstheorien, Verharmlosungen und auch Lügen nichts Sinnhaftes zu vernehmen ist. Höhepunkt war die Aussage, man könne ja nun alle Flüchtlinge wieder zurück in die Heimatländer fliegen, da ja viele Flugzeuge zurzeit, mangels Passagieren, nutzlos herumstehen würden. Mehr Empathieunfähigkeit geht nicht mehr. Verstöße gegen die Menschenrechtskonvention und auch Verstöße gegen unser Grundgesetz werden billigend in Kauf genommen. Vor über 80 Jahren haben Faschisten mit Lügen die größte Katastrophe der Geschichte herbeigeführt. Das darf nie mehr passieren!

      Wir stehen erst am Anfang einer Pandemie!

      Woher wissen wir das? Ohne Schutzmaßnahmen oder Impfungen breitet sich das Coronavirus rasant aus, bis etwa zwei Drittel der Menschen infiziert wären, das sind in Deutschland etwa 55 Millionen. Erst dann wäre eine Herdenimmunität erreicht und die Ausbreitung gestoppt. Davon sind wir in Deutschland jedoch weit entfernt.

      Nach fast drei Monaten sind in Deutschland bislang 161.000 Corona-Fälle offiziell registriert. Entscheidend ist die Frage der Dunkelziffer. Eine in Österreich durchgeführte Studie ergab, dass fast dreimal so viele Menschen mit dem Virus infiziert sind, wie in der offiziellen Statistik angegeben. Die Zahl der durchgeführten Tests pro Einwohner in Österreich ist in etwa mit der in Deutschland vergleichbar. Selbst die vielfach zitierte Heinsberg-Studie errechnete zwar eine vielfach höhere Dunkelziffer, aber auch sie nennt einen Anteil von nur 15 % der Bevölkerung, der sich – teils ohne Symptome zu entwickeln – bereits mit dem Virus infiziert habe.

      Diese Pandemie ist die „größte Bewährungsprobe“ seit Beginn

      der Bundesrepublik und eine „demokratische Zumutung“.

      Deutschland stehe erst am Anfang der Pandemie.

      „Wir dürfen das bisher Erreichte durch zu forsche

      Lockerungen nicht verspielen.“

      Zitate: Angela Merkel, Bundeskanzlerin

      Forscher aus verschiedenen Instituten versuchen, mit Computersimulationen das Ende der Corona-Epidemie in Deutschland vorauszuberechnen. Keines der Modelle lässt darauf hoffen, dass die Krise schnell überstanden ist. Lassen wir die Kontaktsperren so weiterlaufen und ändern wir nichts, dann sehen wir einen Verlauf bis zum Ende dieses Jahres. Heben wir die Maßnahmen auf, gibt es eine weitere Infektionswelle und das Geschehen dauert noch länger. Fazit: in Deutschland ist selbst unter den günstigsten Annahmen und unter Berücksichtigung einer sehr hohen Dunkelziffer erst ein kleiner Teil der Bevölkerung mit dem Virus in Berührung gekommen. Bis eine Herdenimmunität aufgebaut ist beziehungsweise Medikamente oder ein Impfstoff zur Verfügung stehen, wird es wohl noch mindestens bis nächstes Jahr dauern.

      Was bedeutet das für die Bevölkerung? Wir müssen noch einen langen und mühsamen Weg gehen, bis wir wieder einen Zustand der „Normalität“ erreicht haben. Es ist bisher über viele Maßnahmen jedweder Art berichtet worden. Es gibt unterschiedliche Ansätze in der Vorgehensweise von allen Seiten. Viele Ansätze geben vor, in gutem Glauben zu handeln. Wie wäre es, einmal darüber ernsthaft zu diskutieren, wie alle Betroffenen diese verbleibende und nicht zu „Ende gehende Zeit“ überstehen müssen. Eine Perspektive und Hilfestellung aufzuzeigen, wie wir alle dies mit Würde und Menschlichkeit aushalten können. Wir brauchen mehr als warme Worte. Ja, es wird ein langer und schwieriger Weg werden und wir brauchen eine verantwortungsvolle Politik.

      Eine Randnotiz

      Die Bundesregierung wird uns, in Absprache mit den Bundesländern, einige wichtige Lockerungen mitteilen. Im Vorfeld wird befürchtet, dass es ein großer Flickenteppich mit den unterschiedlichsten Regeln geben wird.

      Wie schon bereits mehrmals beschrieben, hängt das auch mit den unterschiedlichen Zahlen und regionalen Begebenheiten der jeweiligen Länder zusammen. Auf je 100.000 Einwohner hat Bayern zehnmal mehr Infizierte wie Mecklenburg-Vorpommern. Das erklärt auch, dass zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern andere Lockerungen anstrebt wie Bayern. Das ist auch weiterhin nicht schlimm. Problematisch wird es nur dann, wenn es für die gleichen Lockerungen, welche auch zeitversetzt sein werden, unterschiedliche Regeln gibt in den einzelnen Bundesländern. Lockerungen sollten eins zu eins übernommen werden, solange keine wichtigen Gründe dagegensprechen. Das würde ein bisschen die Sache überschaubarer machen. Ein Filialist, welcher in zehn Bundesländern Filialen betreibt, braucht auch keine zehn verschiedenen Konzepte umzusetzen. Dem Tourist, welcher von der Nord- zur Ostsee fährt, ginge es genauso wie dem Filialisten. Es ist eigentlich alles schon kompliziert genug. Gut nachdenken und handeln!

      Eine Gefühlsbeschreibung

      Heute ist der 3. Mai 2020. Vor gut 2 Monaten war in meiner Heimat Karneval und es wurde ausgelassen gefeiert. Seit ca. 7 Wochen ist nichts mehr, wie es einmal war. Das Unheil hat einen Namen. Das Corona-Virus, auch Covid-19 genannt, nahm seinen Lauf.

      Erst folgte Unverständnis. Corona, was ist das denn? Dann Ratlosigkeit, Hilflosigkeit und Angst. Virologen, Wissenschaftler und Mediziner waren die gefragtesten Menschen in dieser ersten Zeit. Politiker mussten die ersten Erkenntnisse umsetzen in Form von Beschränkungen und Verboten. Es war Entschlossenheit und Tatkraft gefordert, aber vor allen Dingen Vernunft und Verständnis. Nach dem ersten Durchatmen wurde vielen die Konsequenz dieses Vorgehens bewusst. Es folgen Einschränkungen der Grundrechte und Verzicht in vielen Bereichen. Das betraf sowohl Familien als auch das gesamte Arbeitsleben. Es wurden schnell die ersten Todesopfer in Deutschland gemeldet. Die Situation in Italien war es besonders entsetzlich und ließ Schlimmes erahnen. Die vielen Toten und schrecklichen Bilder verdeutlichten die Situation. Das Entsetzen war groß und das Virus