Geschichte einer Pandemie. Hermann Görtz

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Название Geschichte einer Pandemie
Автор произведения Hermann Görtz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076445



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Der Arzt berichtet auch von vielen Fällen mit leichten Symptomen über eine Dauer von zwei bis drei Tagen. Es wären auch komplett symptomfreie Fälle dabei gewesen. Auch hätten positiv getestete Kinder keinerlei Symptome gezeigt. Als Ursache der vielen Infizierten wird eine Karnevalsveranstaltung in Gangelt, Kreis Heinsberg, NRW, vermutet.

      Ischgl wird zum Risikogebiet erklärt

      Im bekannten Skiort Ischgl in Tirol wird am 8. März ein Barkeeper positiv auf Corona getestet. Es ist davon auszugehen, dass sich beim Aprés-Ski viele Besucher infiziert haben. Die Tiroler Verwaltung reagiert aber zu spät. Nach einem Urlaub in Ischgl wurden 15 Isländer positiv auf Covid-19 getestet. Die isländischen Behörden erklärten Tirol deshalb schon am 5. März zum Risikogebiet. Die Skisaison wurde aber erst am 14. März für beendet erklärt. Unzählige Skiurlauber haben sich infiziert und das Virus unkontrolliert verbreitet. Sie hätten alle in Quarantäne gemusst, um eine Verbreitung von Covid-19 zu verhindern.

      Virologen klären auf

      Das Robert Koch Institut (RKI) und die Virologen Christian Drosten, Alexander Kekulé, Hendrik Streeck und viele andere mehr erklären in allen Medien, was das Coronavirus für Auswirkungen und Folgen hat und was zu tun ist. Sie geben gute Ratschläge, wie sich die Bürger zu verhalten haben. Mit diesen Hinweisen wird den Politikern ein Leitfaden gegeben, um wichtige und schnelle Entscheidungen zu treffen.

      Rückblick – Beginn eine Pandemie

      Niemand hat im Entferntesten geahnt, dass sich das Virus aus China über den gesamten Erdball ausbreiten würde. China war so weit weg. Niemand war sich der Folgen und auch des Ausmaßes so richtig bewusst. Woher auch! Vielleicht mit Ausnahme der Virologen und Epidemiologen. Das wäre nicht das erste Virus gewesen, mit dem sie es zu tun haben. Wichtig war auch, früh zu erkennen, was die Menschheit an Schwierigkeiten zu erwarten hat. Die Wissenschaftler haben relativ früh erkannt und der Politik gesagt, was zu machen ist. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob sie der Politik zu diesem Zeitpunkt wirklich alles gesagt hat, was uns als Bürger in Zukunft erwarten würde.

      Im Bundestag schlägt das Herz der Demokratie. Doch wurde hier wirklich alles diskutiert? Pandemien ließen Volksvertreter lange kalt. Das zeigt eine Analyse von mehr als 400.000 Redebeiträgen seit 1949. Die Daten stammen aus dem „Open-Discourse“-Projekt des Unternehmens Limebit und liegen ZDFheute exklusiv vor. Bis 1990 fiel das Wort „Pandemie“ nur einmal. Erst seit Mitte Februar 2020 wird in Redebeiträgen im Plenum, aber auch in Ausschüssen und in schriftlichen Anfragen darüber diskutiert. Zwischen September 1949 und Januar 2020 ging es in nur 56 von 4.238 Plenardebatten überhaupt um Pandemien. In nur sechs Sitzungen fiel das Wort mehr als fünf Mal. 2005 und 2014 wurde außerhalb des Plenums in zwei schriftlichen Anfragen während der Vogelgrippe und Ebola über dieses Thema gesprochen. 2005 wollte eine CDU-Abgeordnete wissen, ob im Falle eines Ausbruchs ausreichend Schutzmasken vorgehalten werden. Die Antwort: die Versorgung vor Ort sei nicht Aufgabe des Bundes. Wer trägt also die Schuld daran, dass Deutschland wie viele andere Länder die Pandemieprophylaxe verschlafen hat. Die Antwort des Bundestagsabgeordneten und Infektiologen Andrew Ullmann, FDP, fällt denkbar knapp aus: „Alle“.

      Vor diesem Hintergrund und bei dem Nichtwissen der Regierung und Parlamentarier hätte ich erwartet und gehofft, dass die Politik ganz offen gesagt hätte: „Wir waren auf diese Situation nicht vorbereitet und völlig überrascht. Liebe Mitbürger, wir haben ein Problem, bei dem wir nicht weiter wissen. Wir können auch keine schnellen und zufriedenstellenden Lösungen anbieten. Was wir machen können und uns wichtig erscheint ist, die Menschen durch diese Krise zu führen und Halt zu geben. Wir wissen nicht wie das Ganze endet und auch nicht wann. Es ist aber unsere Pflicht, immer transparent, offen und wahrheitsgetreu unseren Bürgern auf Augenhöhe zu begegnen. Zu sagen was geht und nicht geht und die richtigen Worte zu finden. Alles, Schritt um Schritt – wir Politiker sind auch keine Götter. Wir sind mehr denn je auf die Hilfe und das Fachwissen der Virologen, Epidemiologen und Experten angewiesen und hoffen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir hoffen auch, dass wir alle das Corona-Virus gesund überstehen. Für die Menschen, die dieses Glück nicht haben werden, tut es uns aufrichtig leid und wir versichern den Angehörigen und Trauernden, dass wir das nicht wollten und uns das Herz aus der Seele reißt.“

      Der erste Lockdown

      Politiker setzen Regeln auf zum „Lockdown“

      Vielen Kritikern zu spät, wird am 16. März 2020 ein sofortiges Schul- und Kita-Verbot ausgesprochen. Da dies Ländersache ist, wird dies in den 16 Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Unmittelbar danach schließen Restaurants, Kneipen, Hotels und alle Geschäfte. Mit Ausnahme aller systemrelevanten Unternehmen. Dazu zählen alle Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien, Ärzte, Krankenhäuser, Energieversorger, Personenverkehr usw. Das Verbot gilt bis 19. April. Weitere einschneidende Maßnahmen erfolgen am 23. März 2020.

      Es besteht ab sofort eine Ausgangsbeschränkung und ein Kontaktverbot. Es dürfen nicht mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit zusammen sein, außer Familien. Somit sind neben Pensionen, Freizeitparks, Campingplätzen, Kinos, Kunst- u. Musikveranstaltungen aller Art auch alle Vereine betroffen. Weiter sind Sportveranstaltungen aller Art untersagt. In vielen Sportarten kann kein Meister ermittelt werden.

      Die Fußball Bundesliga versucht Mitte Mai bis Ende Juni einen Meister und auch einen Pokalsieger zu ermitteln. Notfalls ohne Zuschauer, alles Geisterspiele. Kirchen und Moscheen dürfen keine Gottesdienste durchführen. Das stille Gebet, mit zwei Meter Abstand, ist erlaubt. Mit anderen Worten, das öffentliche Leben findet nicht mehr statt. Die Bundesländer setzen einen Bußgeldkatalog auf, welcher bei Verstößen saftige Geldstrafen bis 25.000 € vorsieht.

      Hilfsprogramme für Unternehmer aller Art

      Die Finanz- u. Wirtschaftsminister von Bund und Ländern und die EU setzen Milliardenbeträge in Form von Kurzarbeitergeld, Soforthilfen in bar, Krediten, Einmalzahlungen, Steuererleichterungen, Stundungen usw. ein. Die tatsächlich gesamten Kosten werden am Ende genau feststehen und an die Billion € gehen. Mit der Opposition wird dieses Hilfspaket im Eiltempo im Bundestag verabschiedet.

      Mahnungen und Hoffnung der Virologen

      Täglich ermahnen uns die Virologen, unser Verhalten zu kontrollieren. Das heißt, Hände öfter gründlich waschen und Abstand halten. Vor gut 14 Tagen wurden Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote ausgesprochen. Da der Verlauf der Krankheit ca. 14 Tage dauert, müssten nun die Zahlen der Infektionen deutlich zurückgehen. Ziel ist, die Intensivstationen sowie Ärzte u. Pfleger nicht über ihre Möglichkeiten zu strapazieren.

      Die Zahlen gehen zurück und machen Hoffnung. Am 5. März 2020 betrug die Verdoppelung der Infektionen 1,7 Tage. Am 8. April waren es schon 12,2 Tage. Ziel ist, mindestens einen 16 Tages Rhythmus zu erreichen. Das heißt auch, dass mehr Menschen wieder gesund würden als erkranken. Die Virologen und auch die Politiker halten sich mit „Lockerungen“ noch zurück. Dazu später mehr.

      Alltagsbewältigung in Familien

      Die Familien, vor allen Dingen die Alleinerziehenden, stehen vor großen Herausforderungen. Schulen u. Kitas sind geschlossen. Wer passt auf die Kinder auf? Oma und Opa, die um die Ecke wohnen, sollen nicht helfen. Sie gehören zur Risiko-Gruppe, zum Teil mit Vorerkrankungen. Hier gilt auch das Kontaktverbot bis vorerst 19. April 2020. Opa und Oma dürfen auch nicht einkaufen gehen. Das übernehmen in der Regel die Kinder oder Hilfsdienste vor Ort. Auch die Enkelkinder sollen das Kontaktverbot beachten. Mit dem Freund oder der Freundin spielen geht nicht. Da ist viel Phantasie gefragt. Zum Glück gibt es digitale Möglichkeiten, um Kontakte zu pflegen.

      Bis zu den Osterferien werden viele SchülerInnen mit Lehrmaterial versorgt, dank Internet. Die Schüler sollen so gut wie möglich den Lehrplan einhalten. Klassenarbeiten müssen nachgeholt werden. Das Abitur in den einzelnen Bundesländern wird aller Voraussicht nach ein wenig nach hinten verschoben. Mehr dazu kann man erst in vielleicht 2–3 Wochen sagen. Diese unfreiwilligen Ferien stellen alle Betroffenen vor große Herausforderungen.

      Auch bei der arbeitenden Bevölkerung ist Flexibilität gefordert. Viele Betriebe machen Kurzarbeit. Das heißt, es ist mit Geldeinbußen zu rechnen. Viele Eltern- oder Elternteile arbeiten