Название | Kurzgeschichten, wie sie das Leben so schreibt |
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Автор произведения | Susanne Uenal |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991077114 |
Dort wartete jedoch bereits Petric auf sie. Schnell erklärte sie ihm, was passiert war. „Na, dann haben wir ja nun etwas Zeit füreinander, nicht wahr? Wollen Sie eine Zigarette?“ Während Cornelia dankend annahm, unterhielten sich drinnen die ältere Frau und die Großmutter angeregt. Beide hatten selber je 3 Kinder geboren und erzählten sich gegenseitig davon. Die Kinder wussten nicht so recht, was tun. Still saßen sie da und harrten der Dinge. Keine 10 Minuten später kam der Arzt heraus und teilte strahlend mit, dass es Zwillinge gegeben hätte und alle 3 wohlauf seien. Spontan klatschten die Gäste in die Hände. Der Wirt war ganz konfus. So etwas Aufregendes hatte er noch nie erlebt. Und dann noch in seinem Restaurant! Endlich kam der Krankenwagen. Sonja und die Zwillinge wurden abtransportiert und ins nächste Krankenhaus gebracht. Die Großmutter nahm ihre Enkel und begab sich nach draußen, wo Cornelia und Petric heftig flirteten. „Wollt ihr beide noch bis zum Abend schäkern, oder kann es endlich weitergehen?“, fragte sie etwas bissig ihre Tochter. Petric gratulierte ihr zu ihren weiteren Enkelkindern: „Ihnen als so junge und hübsche Großmutter würde man gar nicht zutrauen, schon soooo viele Enkel zu haben!“ Nun war sie es, die verlegen zur Seite sah. Männer wussten halt schon, wie sie Frauen betören können, dachte sie.
Das Pferd hatte sich anscheinend in der Zwischenzeit erholt, denn es legte nun ganz schön zu. Wieder kicherten die Kinder. Großmutters Rundungen hüpften auf und ab. „Ja, ja, lacht nur! Wenn ihr mal in meinem Alter seid, ist eure Figur wahrscheinlich auch nicht mehr das, was sie einmal war!“ Als die Fahrt endlich zu Ende war, half Petric den Damen galant beim Aussteigen. „Es würde mich freuen, wenn sie wieder mal einen Besuch in unserem Naturpark machen.“ Während die Grossmutter „nein danke, hier ist es mir zu aufregend“ sagte, nahm sich Cornelia fest vor, bald wiederzukommen. Schließlich ist so ein Naturpark ideal für Kinder, nicht wahr? Da ihre Mutter auch fahren konnte, teilten sie sich die Kinder auf und fuhren mit beiden Autos nach Hause, wo sie schon von Hanspeter, Sonjas Mann, erwartet wurden. „Na, wie war’s? Hattet ihr viel Spaß? Und wo ist Sonja?“ Das hätte er lieber nicht gefragt. Jeder wollte ihm so schnell wie möglich alles erzählen. Alle stürmten auf ihn ein, bis er sich die Ohren zuhielt. Es ist einfach nicht zu glauben, dachte er. Wann immer die Frauen allein was unternahmen, passierte etwas. Das nächste Mal würde er mitkommen, damit nichts passierte. Ohne Männer sind doch die Frauen einfach hilflos …
Turbulente Ferien
„Nein, nein!“ „Wieso nicht? Mal was anderes!“ Manuela sah ihre Cousine Fränzi entrüstet an: „Ich denke ja gar nicht daran, in die Türkei zu reisen! Dort, wo mittelalterliche Zustände herrschen mit all den dominanten Männern und den armen Frauen. Wer weiß, was dort so alles passieren kann. Ich will in ein friedliches Land.“ Fränzi lachte sie aus. „Ach was, selbst die Türkei ist in der Zwischenzeit modern geworden. Abgesehen davon ist es bestimmt interessant, mal eine ganz andere Kultur kennenzulernen.“ Fränzi konnte sehr überzeugend sein, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte. Und Manuela mochte ihre Cousine, die sie zuweilen als „meine Schwester“ bezeichnete, viel zu sehr, als dass sie ihr einen Wunsch abschlagen konnte. Sie seufzte und gab nach. „Aber du bist schuld, wenn unsere Ferien nicht schön werden!“ Als ihnen dann die Beraterin im Reisebüro noch einen Sonderrabatt von 400.- pro Person gewährte, war die Sache sowieso gelaufen. Beide freuten sich unheimlich auf ihre gemeinsamen Ferien. Eine Woche in der Türkei, viel Sonne, Strand und faulenzen. Mal ganz weg vom Alltag, zusammen die neu gewonnene Freiheit genießen: einfach herrlich!
Manuela mit ihren 30 Jahren war genau 2 Jahre älter als ihre Cousine. Sie waren praktisch gemeinsam aufgewachsen, sahen sich auch sehr ähnlich. Nur die Augenfarbe stimmte nicht. Aber auch sonst gab es Parallelen in ihrem Leben. Beide hatten fast am selben Tag Geburtstag, sie interessierten sich für dieselben Dinge, hatten die gleichen Hobbys und hatten in ihrer ersten Ehe jeweils einen Mann mit demselben Sternzeichen geheiratet. Und fast auf den Monat genau hatten sie sich vor ein paar Monaten wieder scheiden lassen. Manuela hatte allerdings 2 Kinder im Gegensatz zu Fränzi, die bis anhin der Karriere den Vorzug gegeben hatte. Und nun wollten sie sich nach der Scheidung etwas gönnen. Es traf sich sehr gut, dass Manuelas Exmann einverstanden war, die gemeinsamen Kinder für eine Woche zu sich zu nehmen, gerade zu einem Zeitpunkt, wo auch Fränzi Ferien hatte. Und das musste man schließlich ausnutzen.
Sie fühlten sich ausgesprochen heiter und beschwingt, als sie sich wie vereinbart auf dem Flughafen trafen. „Ich kann’s noch gar nicht fassen! Eine Woche nur Sonne und Strand, kein Kinderlärm und an nichts denken müssen. Am liebsten würde ich laut jauchzen!“ Übermütig schwenkte Manuela ihren Flugschein vor Fränzis Nase. „Komm, beeil dich mit dem Einchecken, damit wir einen guten Platz ergattern können.“ Fränzi schaute ihre Cousine lächelnd an. „So kenne ich dich ja gar nicht, Schwesterchen. Sonst bist du doch die Ruhigere von uns beiden. Anscheinend kann aus dir wirklich noch was anderes werden als das Hausmütterchen, das du bisher warst!“ „Warte nur, du wirst noch staunen! Was du kannst, kann ich schon lange!“ Sie neckten sich gegenseitig, während sie im Warteraum auf die Ankunft des Flugzeuges warteten.
Endlich kam die Turkish Airline. Es war eine kleine Maschine, die nicht sehr Vertrauen erweckend wirkte. „Denkst du, diese kleine Maschine kann deine vielen Koffer tragen?“, witzelte Manuela. „Ha, du musst gerade was sagen! Wie ich gesehen habe, hast du dir ein Beauty-Case zugetan. Schau’ nur selber, dass du all deine Ware gut unterbringst!“ Auf dem Weg zum Flugzeug beäugte Manuela kritisch die türkischen Männer. Die waren ihr einfach nicht geheuer. Nein, also diesen Männern würde sie nie über den Weg trauen. Gott sei Dank gingen sie nur in die Ferien und mussten nicht dort bleiben. Im Flugzeug suchten sie sich ihre Plätze. Sie verstauten ihr kleines Gepäck und machten es sich auf den Sitzen bequem. Plötzlich stupste Manuela ihre Cousine in die Seite und deutete stumm mit dem Kopf auf das Ehepaar neben ihnen. Dieses war ihr schon vorher negativ aufgefallen.
Es wirkte schon etwas grotesk, wie der türkische Mann demonstrativ einen kleinen Plastiksack getragen hatte, als wäre dieser eine Tonne schwer, während seine Frau ein große schwere Nähmaschine in der einen Hand und einen kleineren Koffer in der anderen Hand gehalten hatte. Und nun hatte sie Schwierigkeiten, diese Nähmaschine zu verstauen. Sie versuchte es auf alle möglichen Arten. Ihr Ehemann dachte nicht im Traum daran, ihr zu helfen. Er schaute interessiert aus dem kleinen runden Fenster und tat so, als hätte er die Probleme seiner Frau nicht bemerkt. Schließlich half ihr die Stewardess. Die Nähmaschine wurde zwischen ihrem und dem vorderen Sitz auf dem Boden eingeklemmt, sodass die Türkin gezwungen war, im Schneidersitz zu sitzen.
Fränzi grinste und sagte nur „typisch türkischer Mann“, während Manuela empört den Ehemann fixierte. Doch diesen schien das nicht zu stören. Komischerweise schaute auch die Türkin ganz fröhlich drein. Wahrscheinlich war sie das freche Benehmen ihres Mannes schon lange gewohnt, argumentierte Manuela für sich. Die Arme! Ich sag’s ja, warum müssen wir auch ausgerechnet in die Türkei? Der Flug verlief ruhig. Sie lasen und hörten Musik aus dem Walkman. Nach der Landung mussten sie eine satte Stunde draußen auf dem Rollfeld warten. Es war glühend heiß. Beide schwitzten und waren mehr als froh, als sie endlich durch den Zoll konnten. Im Bus, der sie in die Hotelanlage bringen sollte, fielen sie erschöpft in die Sessel. „Puh, diese Hitze! An die muss ich mich erst noch gewöhnen“, stöhnte Manuela. „Übrigens, ich will dich nur noch mal an unsere Abmachung erinnern, liebes Schwesterchen. Keine Männer! Egal, was passiert, keine Männer! Kein Ferienflirt, nicht mal reden oder dergleichen. Und wenn die Männer noch so gut aussehen – keine Männer, hast du mich verstanden?“ Fränzi lachte. Sie war einverstanden, schließlich hatten sie beide eine schwere Zeit hinter sich und wollten vorläufig nichts mehr mit Männern zu tun haben. Nichts außer entspannen und genießen.
Doch Manuela kannte ihre Cousine nur zu gut. Im Vergleich zu ihr hatte sie selber geradezu keusch gelebt. Fränzi ohne Männer – das konnte sie sich kaum vorstellen. Aber es war ihr mehr als recht, wenn sie sich einmal für eine Weile daran hielt. So hatte sie mehr von ihrer Cousine. Knapp eine Stunde später erreichten sie ihr Hotel. Mit dem Gepäck und dem Schlüssel in der Hand begaben sie sich auf ihr Zimmer. Beide waren