Название | Kurzgeschichten, wie sie das Leben so schreibt |
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Автор произведения | Susanne Uenal |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991077114 |
Fränzi flippte beinahe aus. Da standen sie nun, ca. 10 km vom Hotel entfernt, weit nach Mitternacht, und wussten nicht weiter. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, Cousinchen. Aber ich muss dringend aufs Klo.“ Sie stiegen auf eine kleine Anhöhe hinauf, wo dann die beiden Frauen ihr Geschäft erledigen konnten. „Was sind das für Bungalows dort hinten?“ Manuela zeigte mit dem Finger in die Richtung von einem halben Dutzend Bungalows. „Die kann man mieten.“ Manuela, die als Einzige ihre Handtasche mit etwas Geld und dem Pass bei sich hatte, atmete erleichtert auf. Sie hatten also Glück im Unglück. Es klappte. Sie konnten 2 Bungalows mieten, das Frühstück war inbegriffen. Allerdings müssten sie ihre Betten selber beziehen. Aber auf das kam es ihnen auch nicht mehr an. Sie wollten am nächsten Morgen einen befreundeten Automechaniker anrufen, der dann ihr Auto „aufbrechen“ sollte. Sie wünschten sich gegenseitig eine gute Nacht und betraten dann ihre jeweilige Hütte.
Es war kalt. Die Erlebnisse und die kältere Nachtluft führten dazu, dass Tarkan schlotternd in einer Ecke stand, während Manuela die Betttücher hervorholte. Auch sie fror, doch schließlich mussten die Betten ja gemacht werden. „Wäre es zu viel verlangt, wenn du mir helfen würdest?“ Etwas ironisch schaute Manuela Tarkan an. Sie verstand gar nicht, warum er sie so hilflos anstarrte und bewegungslos in der Ecke stand. Sofort kam er zu ihr und half. Aber alles immer noch wortlos. Als sie die nassen Hosen im Badezimmer aufgehängt hatten, schlüpften sie schnell unter die Decke. Manuela wollte sich an Tarkan kuscheln, doch er wirkte immer noch hilflos.
Manuela schaute ihn aufmerksam an. Sie versuchte, seine Gedanken zu lesen. Und plötzlich wusste sie instinktiv, was los war. Das war doch der Hammer! Aber das konnte natürlich nur ihr wieder passieren. Ausgerechnet sie war an eine männliche Jungfrau geraten! Auf ihre diesbezügliche Frage nickte Tarkan verlegen. Er hätte zwar einmal ein nächtliches Abenteuer mit einer jüngeren Touristin gehabt. Aber da sei nicht viel gelaufen, zumal sie nachher sehr bald nichts mehr von ihm wissen wollte. Natürlich hätte er Chancen gehabt. Doch für Affären sei er sich immer zu schade gewesen. Erst bei ihr hätte er sofort gewusst, dass sie seine Traumfrau sei. Und jetzt wisse er nicht, was sie von ihm fordere. Manuela lachte hell auf. „Nur keine Panik. Ich fordere dich zu nichts auf. Wir sind beide todmüde. Ich glaube, das Beste für uns ist, noch ein wenig zu kuscheln und dann ausgiebig zu schlafen.“
Und das taten sie dann auch. Am frühen Morgen wachte Manuela auf. Sie hatte trotz allem sehr gut geschlafen. Und sie hatte sich in den Armen von Tarkan wohlgefühlt. Dieser schaute sie schläfrig an und lächelte. Sie schmusten eine Weile. Etwas später stand sie dann auf. Sie wollte duschen und dann Frühstück holen. Tarkan lachte aus vollem Hals, als er sie kurz darauf laut fluchen hörte. Es schien, als würde die Dusche nur kaltes Wasser hergeben! Erfrischt kam sie wieder aus der Dusche und überließ ihm mit zuckersüßem Lächeln die Dusche. Er schlenderte provozierend langsam an ihr vorbei und schaute ihr dabei tief in die Augen. Dann zwinkerte er ihr fröhlich zu und verschwand im Bad. Als ihr ein lustiges Pfeifen zu Ohren kam, wurde Manuela misstrauisch. Sie erlaubte sich einen kurzen Blick in die Dusche. Das war gemein! Wahrscheinlich hatte Tarkan genau gewusst, dass es immer eine Weile dauerte, bis das Wasser warm wurde. Er auf jeden Fall genoss die warme Dusche in vollen Zügen! Sie ging hinaus in die warme Sonne.
An der Rezeption konnte sie sich das Frühstück abholen. Wieder zurück, klopfte sie an die Tür von Fränzi und Mehmet, die bald darauf auch auftauchten. Es war herrlich angenehm, in der noch nicht allzu starken Sonne zu frühstücken. Munter plauderten sie und machten Pläne. Als Erstes mussten sie mit dem Automechaniker telefonieren. Dieser tauchte eine Viertelstunde später mit seinem Auto auf. Zusammen fuhren sie zum Strand, wo Mehmets Auto stand. Mit einer Brechstange versuchte der Mechaniker, die Tür zu öffnen. Fränzi wurde immer ungeduldiger. „Das ist doch typisch Mann! Jetzt braucht der schon eine halbe Stunde dafür. Bei mir wäre es bestimmt nicht so lange gegangen!“ Endlich war die Tür offen. Sie bezahlten seine Arbeit und entließen ihn dann. Sie wussten, dass sie am Nachmittag pünktlich zur Modenschau-Probe im Hotel sein mussten.
So fuhren sie zurück zum Hotel. Während sich die Frauen auf ihrem Zimmer frisch machten, begaben sich die Männer zur Boutique. Nach einem kleinen Mittagsimbiss gingen Manuela und Fränzi im ersten Stock des Hotels auf die Terrasse. Dort warteten schon die anderen Gäste, zusammen mit den Hotelangestellten und Mehmet. Tarkan war in der Boutique geblieben, da er sich geweigert hatte, an der Modenschau teilzunehmen. Es fand zuerst eine Kleiderprobe statt. Jeder musste zweimal die Kleider wechseln und auf dem Laufsteg auf und ab gehen. Der ganze Ablauf wurde besprochen, passende Musik ausgewählt. Fränzi hatte als Partner ihren Mehmet zugeteilt bekommen, Manuela bekam einen der Animateure namens Hassan. Patric moderierte. Alle Namen wurden noch notiert, dann wurden sie entlassen. Während Tarkan und Mehmet arbeiteten, legten sich die beiden Frauen an den Strand und ließen sich bräunen.
Schon während des Nachtessens wurde die Bühne und der Laufsteg aufgebaut. Manuela war ganz aufgeregt, aber sie freute sich. „Na, Schwesterchen, freust du dich auch? Bist ganz blass im Gesicht!“ Fränzi gab zu, dass sie wohl ein wenig Lampenfieber hätte. Diese verstand gar nicht, wie ihre Cousine Manuela so ruhig dasitzen konnte. Sie staunte immer mehr. In den letzten paar Tagen hatte sie ihre Cousine von einer ganz anderen Seite kennengelernt. So souverän, aber auch ausgelassen hatte sie Manuela noch nie erlebt. Irgendwie war sie ganz stolz auf sie. Meine Cousine, dachte sie. Schon bald mussten sie hinter die Bühne und sich zum ersten Mal umziehen. Es gab ein großes Gerangel, aber am Schluss hatte jede ihr passendes Kleid gefunden. Die Hotelgäste hatten sich alle schon gesetzt und warteten gespannt auf den Auftritt. Die Musik ging los, und Patric sagte die Show an. Er nannte jeweils die Namen und was sie tragen würden.
Zuerst mussten Fränzi und Mehmet auf die Bühne. Im ersten Gang wurden Lederhosen und schöne Blusen und Hemden gezeigt. Fränzi stolperte beinahe vor Lampenfieber und war mehr als froh, als sie es hinter sich hatte. Dann kamen Manuela und Hassan, der übrigens auch ganz gut aussah, dran. Sie bewegten sich gelassen zur Musik, drehten sich wie abgemacht und gingen auf ihre Plätze zurück. „Das macht ja richtig Spaß!“ Manuela war begeistert. Doch Fränzi graute vor dem zweiten Gang. „Wie kann dir so was nur gefallen“, stöhnte sie. Doch sie biss tapfer auf die Zähne und ging das zweite Mal auf den Laufsteg. Diesmal waren Lederjacken angesagt. Mitten in den Zuschauern stand Tarkan und machte fleißig Aufnahmen, wie es ihm Manuela vorher aufgetragen hatte. Dass die Bilder schlussendlich völlig unscharf waren, schrieb Manuela später Tarkans Aufregung zu. Auf der einen Seite war er sichtlich stolz, dass sich seine neue Freundin so gut gemacht hatte. Auf der anderen Seite bereute er es tief, dass nicht er, sondern Hassan an ihrer Seite gegangen war.
Während der ganzen Show hatte der hoteleigene Fotograf Fotos geschossen, die man später auch kaufen konnte. Es hatte alles geklappt, und die Gäste applaudierten stürmisch. Gar kein schlechtes Gefühl, dachte Manuela, so im Mittelpunkt zu stehen und Applaus zu kriegen. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen! Man schüttelte ihnen zum Dank die Hand, dann waren sie entlassen. Tarkan und Mehmet arbeiteten noch etwas in der Boutique. Danach fuhren sie in ein einfaches Restaurant, wo sie sich was zum Essen bestellten. Sie beschlossen, die Nacht im Angestellten-Hotel zu verbringen. Dort gab es keine Kontrolle, wer hinein oder heraus ging. Allerdings war es schon eher eine Absteige als ein Hotel. Als Fränzi dann die einzige Toilette, die es dort gab, besichtigte, rümpfte sie die Nase: „Also hier bleibe ich bestimmt nicht. Diesen Dreck muss ich mir nicht zumuten. Wie ihr das aushaltet, begreife ich nicht.“ Die beiden Männer zuckten nur die Schultern. Schließlich hatten sie ja keine Wahl. Gemeinsam beschlossen sie, in das benachbarte kleine Hotel zu gehen und dort 2 Zimmer für eine Nacht zu mieten. Die Zimmer waren ihr Geld wert.
Es waren kuschelige und saubere Zimmer mit einem schönen Bad. Voller Freude hüpften Manuela und Tarkan ins Bett. Diesmal ging es richtig zur Sache. Auf diese Nacht waren sie schließlich vorbereitet gewesen. Sie waren beide genug verliebt, dass alles wie von allein klappte. Manuela wurde sogar etwas misstrauisch. „Sag’ mal, hast du mir die Wahrheit gesagt?“ „Warum? Bin ich denn so gut gewesen?“ Schelmisch, aber auch mit Stolz in der Stimme zwinkerte er ihr zu. „Hm.“ Mehr sagte Manuela nicht. Aber insgeheim wünschte sie sich, dass sich jeder so viel Zeit beim Lieben