Kurzgeschichten, wie sie das Leben so schreibt. Susanne Uenal

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Название Kurzgeschichten, wie sie das Leben so schreibt
Автор произведения Susanne Uenal
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991077114



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Mutter (die Witwe war) hätte sich nämlich dort eine Wohnung gekauft. Der Wohnblock werde gerade jetzt gebaut. Ob es sie interessieren würde? Alle waren einverstanden, und so fuhren sie weiter. Sie fanden den Wohnblock schnell und bestiegen die Treppe in den 3. Stock. Dort befand sich die 5-Zimmer-Wohnung. Alles war noch im Rohbau. Stolz zeigte ihnen Mehmet die Zimmer. Wenn es mal fertig war, würde es sicher schön aussehen.

      Besonders Fränzi schaute sich alles sehr genau an. Wer weiß, dachte sie, vielleicht werde ich mich in nicht allzu ferner Zukunft auch ab und zu dort aufhalten. Danach schauten sie sich noch etwas die Stadt an und aßen eine Kleinigkeit. Bald mussten sie aber wieder zurückfahren. Wieder in ihrem Zimmer, erfrischten sich die beiden. Komischerweise wirkten beide lustlos. „Ist dir eigentlich klar, dass unsere Woche hier in der Türkei bald vorbei ist?“ Fränzi schaute ihre Cousine traurig an. Auch Manuela wirkte bedrückt. Zu ihrem Erstaunen gefiel es ihr in der Türkei immer besser. All ihre Vorurteile hatten sich in Luft aufgelöst. Die Menschen waren meist guter Laune und sehr entgegenkommend. Das Land gefiel ihr auch immer besser. Sie fühlte sich schon fast wie eine Einheimische hier. Das war bestimmt nicht das letzte Mal, dass sie in der Türkei weilte, dachte sie. Und sie sollte recht behalten. In den nächsten Jahren flog sie noch über ein halbes Dutzend mal dorthin.

      „Ich weiß zwar nicht, wie es mit mir und Tarkan weitergehen wird. Es ist mir im Moment auch nicht so wichtig wie dir mit deinem Mehmet. Aber du hast recht. Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wieder in die kleine Schweiz zurückzufliegen.“ Beide hingen ihren Gedanken nach.

      Den letzten Abend vor der Abreise hatten sich Mehmet und Tarkan freigenommen. Doch es wollte einfach keine gute Stimmung aufkommen. Sie waren zu einem kleinen romantischen Restaurant gefahren. Sie waren dort die einzigen Gäste. Nach dem Essen blieben Fränzi und Mehmet eng umschlungen am Tisch sitzen, während Manuela und Tarkan sich draußen ein Plätzchen suchten. Völlig überrascht stellte Manuela fest, dass Tarkan Tränen in den Augen hatte. „Wie soll es nur weitergehen ohne dich? Du weißt, ich habe keine guten Familienbande. Das Geld für meinen Job reicht kaum zum Essen. Den Pass habe ich schon vor einer Weile verloren. Und ohne den kann ich dich nicht mal in der Schweiz besuchen. Die Leute vom Militär haben gesagt, erst müsse ich meinen Militärdienst von 2 Jahren absolvieren. Erst dann bekäme ich einen neuen Pass. Aber als Kurde, der ich bin, wird es mir garantiert schlecht unter den Türken im Militär gehen. Ich habe solche Zukunftsangst.“

      Tarkan hatte seinen Kopf in Manuelas Schoß gelegt und vergoss weitere Tränen. Sie wusste erst gar nicht, was sagen. Sie strich ihm übers Haar und überlegte. Anscheinend erhoffte sich Tarkan Hilfe von ihr. Doch dazu war sie nicht bereit. Sie mochte ihn sehr, aber wenn er nicht selber sein Leben in den Griff bekam, war ihre Beziehung sowieso chancenlos. Auch wusste sie nicht, ob Tarkans Gefühlsausbruch echt war oder nur eine momentane Regung. Sie tröstete ihn und versuchte ihm Mut für die Zukunft zu machen.

      Wie sich später herausstellen sollte, hatte Tarkan tatsächlich mehr als genug Gründe für seine Tränen gehabt. Er hatte eine sehr schwere Zeit.

      Nachdem sich Tarkan etwas beruhigt hatte, u. a. deshalb, weil ihm Manuela versprochen hatte, ihn fleißig aus der Schweiz anzurufen, gingen sie wieder hinein ins Restaurant. Fränzi schaute mit glänzenden Augen auf und teilte ihnen mit, dass Mehmet ihr einen Heiratsantrag gemacht und sie diesen soeben angenommen hätte. Meine Cousine, dachte Manuela liebevoll und gratulierte. Tarkan bemühte sich, nicht schon wieder zu weinen. Seine Zukunft sah nicht so rosig aus wie die der beiden Verliebten. Sie fuhren weiter in das Hotel, wo sie schon mehr als einmal übernachtet hatten. Bei einer guten Gelegenheit nahm Manuela ihre Cousine schnell zur Seite: „Du weißt, wir müssen morgens um 4.00 Uhr aufstehen und zurück zum Hotel gehen. Dort packen wir schnell, bevor wir vom Bus abgeholt werden. Tarkan ist derart traurig, dass ich denke, dass es besser ist, wenn ich ihn nicht wecke, wenn ich fortgehe. So kann er ausschlafen, und der Trennungsschmerz ist dann auch nicht so groß. Also weck’ mich bitte ganz leise.“ Fränzi verstand sie und war einverstanden. Als dann der Wecker klingelte, weckte sie zuerst Mehmet, der versprochen hatte, sie zum Hotel zurückzubringen. Dann ging sie rüber ins andere Zimmer und stupste sachte ihre Cousine an, die sofort wach wurde. Leise zog sie sich an, schrieb ein paar Zeilen für Tarkan und verschwand mit Fränzi und Mehmet in die Nacht.

      Der Abschied von Mehmet fiel beiden Frauen nicht sonderlich schwer. Beide wussten ja, dass er, sobald er das Visum von Fränzi erhalten hatte, in die Schweiz kommen würde und sie ihn wiedersehen konnten. Manuela hatte Tarkan seine Lieblingskassette geklaut, die sie während des ganzen Heimflugs hörte. Wieder in der Schweiz, fielen sich die beiden in die Arme und verdrückten ein paar Tränen. Beide hofften, dass alles nicht nur ein schöner Traum gewesen war, sondern noch eine Fortsetzung hatte …

      Nachtrag: Es hatte eine Fortsetzung gegeben. Schon am nächsten Tag bekamen beide Anrufe von ihren Freunden. Sie wurden schrecklich vermisst. 3 Monate später kam Mehmet für ein paar Monate in die Schweiz. Weitere 2 Monate später folgte in Ankara die türkische Verlobung im Familienkreis von Mehmet. Selbstverständlich waren Manuela und Tarkan (als zukünftige Trauzeugen) auch eingeladen. 1 Jahr später heirateten Fränzi und Mehmet und bekamen in der Folge 2 Kinder. Zum selben Zeitpunkt gab es ein Missverständnis zwischen Tarkan und Manuela. Als dieses ein paar Monate später aufgeklärt wurde, war es allerdings schon zu spät.

      Manuela hatte in der Schweiz einen Türken kennengelernt, der total in sie vernarrt war und mit dem sie sich kurze Zeit später einließ.

      Ein kleiner Augenblick voller Seligkeit

      Diese Augen! Es hatte sie fast umgehauen. Eigentlich wollte sie nur Tennis spielen. Mit ihrem Bruder. Was sie dann auch tat. Die Stunde war schnell vorüber. Sie verließen den Platz. Gingen Richtung Ausgangstür. Bevor sie diese öffnen konnten, wurde sie von der anderen Seite aufgetan. Ein Rudel Leute kam ihnen entgegen. Man wurschtelte sich aneinander vorbei. Ein Mann ging an ihr vorüber. Ihre Augen begegneten sich. Das genügte. Wie magnetisch angezogen drehten sich beide wieder um. Beide blieben einen winzigen Augenblick stehen, schauten sich einfach nur tief in die Augen. Dann gingen sie weiter. Er auf den Platz. Sie in den ersten Stock ins Restaurant. Von dort konnte sie direkt auf den Tennisplatz sehen. Gerade unter ihr der Mann. Bei jedem Schlag hob er den Kopf und schaute ihr direkt in die Augen. Und sie war immer bereit, den Blick zu empfangen. Eine ganze Stunde lang. Dann verließ er den Platz, sie ihren kalten Kaffee. Noch ein intensiver Blick als Abschied. Sie sahen sich nie mehr. Wie er ausgesehen hatte – keine Ahnung. Mit wem er dort gewesen war – keine Ahnung. Was um sie herum geschehen war – keine Ahnung. Aber diese Augen vergaß sie nie mehr.

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