Название | Drachenwispern |
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Автор произведения | Christian D'hein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991075288 |
»Und doch bin ich allein«, murmelte Elynia zu sich selbst. Der Zwerg grinste sie an und sagte: »Dein Zimmer hat doch Zugang zu den Getränkelagern, oder?«
Sie nickte verwirrt. Das Grinsen des Zwerges wurde noch breiter und er beteuerte: »Sorge nur immer dafür, etwas Honigwein da zu haben, dann sollst du abends nicht mehr einsam sein. Und dafür musst du dich noch nicht einmal mit diesen Rohlingen anfreunden.«
Mit einem Augenzwinkern verschwand der Zwerg. Nun konnte sich auch Elynia ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen und sie lächelte den großen Mann provokant breit an.
14
Er hatte Geschichten über die Goblins gehört. Auch wenn sie sehr triebgesteuert waren, so waren sie doch nicht dumm. Ihre Kolonien waren in unterschiedliche Bataillone aufgeteilt, von denen nur einige wenige für die Nahrungsbeschaffung zuständig waren. Die meisten kümmerten sich um Dinge wie die Bewachung des Baus. Und ihre gute Organisation war auch der Grund dafür, dass sie ihn und die Elfe nicht direkt umgebracht hatten, denn wenn ihre Vorratsstollen gut gefüllt waren, dann hielten sie sich ihre Beute lebend, damit das Fleisch nicht ranzig wurde und verweste. Allerdings stimmte ihn die Aussicht auf eine lange Gefangenschaft vor ihrem Ende nicht wirklich besser. Der einzige Lichtblick war, dass Leben immer auch Hoffnung bedeutete, auch wenn er sie noch nicht sah. Ardun krabbelte zu den knöchernen Gittern und rüttelte prüfend daran. Die Erschütterung lief durch die gesamte Konstruktion, doch sie würde wohl auch unter Gewalteinwirkung standhalten. Als Nächstes versuchte er, die Knochen auseinanderzubiegen. Sie waren zwar etwas elastischer als Eisenstäbe, doch auch so konnte er keine Lücke erschaffen, die groß genug gewesen wäre, um durch sie zu entschlüpfen. Entmutigt ließ er sich zurücksinken und prägte sich stattdessen die Höhle mit ihren möglichen Fluchtwegen ein. Falls es ihnen gelang, aus dem Käfig zu entkommen, wäre der nächste Weg nach draußen wahrscheinlich ebenjener, durch den sie gekommen waren. Aber wenn dieser Tunnel versperrt sein sollte, blieben noch drei weitere Möglichkeiten. Zwei Tunnelöffnungen befanden sich am Westende, eine im Süden. Allerdings wäre es gefährlich, auf gut Glück einen dieser Wege zu gehen, daher beobachtete Ardun die Goblins, die durch die verschiedenen Tunnel kamen und gingen, und versuchte, sich einen Reim auf ihre Ziele zu machen. Ansonsten war die Höhle relativ kahl und es befanden sich auch nicht mehr so viele Goblins in ihr wie zuvor. Nur zwei Wachen patrouillierten vor ihrem Käfig auf und ab, die restlichen Goblins hatten sich zum Großteil in die Tunnel verteilt. Tatsächlich schienen er und Lian den einzigen Zeitpunkt getroffen zu haben, an dem so viele der Kreaturen anwesend gewesen waren. Doch all das half Ardun nur wenig weiter. Was er jedoch erleichtert bemerkte, war, dass man ihre Waffen einfach achtlos in eine Ecke nahe ihrem Käfig geworfen hatte. Sie würden sich im Falle einer Flucht also nicht mit leeren Händen durchschlagen müssen. Die lange Zeit des Wartens war ermüdend. Nur selten kam ein einzelner Goblin aus einem Tunnel oder verschwand darin, wodurch es fast unmöglich war, ihre Bestimmung zu erraten. Dennoch gelang es ihm nach einiger Zeit, einen der Westtunnel als Fluchtweg auszuschließen, da einer der Wächter in diesem verschwand und kurze Zeit später mit einem großen Stück Fleisch zurückkehrte. Er vermutete daher, dass es sich um einen Vorratsstollen handelte. Es blieben also nur noch zwei Gänge. Auf diese konzentrierte er sich und wartete. Selbst seine aufkommende Müdigkeit kämpfte er verbissen herunter, denn er konnte es sich nicht leisten, ein eventuell wichtiges Detail zu verpassen. Doch lange gab es nichts zu sehen oder zu hören, mit Ausnahme von dem Grunzen der Wächter, weshalb Ardun trotz seines Vorsatzes einzunicken drohte. Da kam es ihm gerade recht, dass plötzlich Lian neben ihm aufschreckte und ihn mit nun wieder klaren Augen entsetzt anstarrte.
»Willkommen zurück unter den Lebenden«, begrüßte er sie mit leichtem Lächeln.
Sie machte immer noch einen leicht verwirrten Eindruck, als sie sich langsam umblickte und ihn dann fragend ansah.
»Wo sind wir hier?«
Er erzählte ihr in aller Kürze, was sich zugetragen hatte. Ihr Gesicht wurde erst bleich, dann puterrot und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie zu zetern begann: »Das ist alles deine Schuld! Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht auf die Täuschung der Irrlichter hereinfallen! Aber du wusstest es ja besser und musstest ihnen hinterherrennen!«
Ardun wartete, bis die folgende Schimpftirade vorbei war, dann legte er ihr sanft eine Hand auf die Schulter und widersprach: »Es war andersherum. Ihr seid auf die Irreführung angesprungen.«
Ihr Blick machte ihm mehr als deutlich, dass sie an seinem Verstand zweifelte. Dann schüttelte sie bestimmt den Kopf.
»Hör zu, ich habe das Irrlicht durchschaut. Du aber bist ihm gefolgt!«
Diesmal war es an ihm, den Kopf zu schütteln und er erklärte ihr umsichtig: »Ihr habt ein Irrlicht durchschaut. Nicht aber das zweite.«
Er sah, wie sich ihre Augen erschrocken weiteten, als sie verstand, was er da sagte. Beschämt senkte sie den Blick, obwohl Ardun ihr keinen Vorwurf gemacht hatte und dies auch nicht vorhatte. Denn er war beruhigt zu sehen, dass auch die Elfen nicht unfehlbar waren.
»Dennoch ergibt es keinen Sinn«, nahm Lian das Gespräch wieder auf, »Irrlichter und Goblins sind Todfeinde. Wieso also sollten sie uns in eben diesen Stollen locken?«
Darüber hatte Ardun auch schon nachgedacht, doch die Idee, welche ihm gekommen war, musste er erst noch prüfen. Daher fragte er: »Als ich versuchte, Euch aus dem Bann zu befreien, habe ich nach einem der Irrlichter geschlagen, aber ich habe es nicht getroffen, obwohl ich die Gestalt, die Euch erschienen ist, hätte treffen müssen. Woran liegt das?«
Zum Glück konnte die Elfe ihm die Frage beantworten.
»Als ich dir erzählt habe, dass die Irrlichter perfekte Imitationen schaffen können, um Wanderer zu verwirren, habe ich einen Aspekt ausgespart. Sie können zwar Form, Geruch und Stimme verändern, aber sie können nicht tatsächlich zu einer neuen physischen Materie werden.«
Ardun lächelte, denn dies passte zu seiner Theorie.
»Sie können also nichts anfassen oder bekämpfen«, murmelte er zu sich selbst, bevor er dann an Lian gewandt lauter fortfuhr: »Ist Euch aufgefallen, dass die Tunnel, welche man von hier aus sieht, mit Fackeln erleuchtet sind? Auch hier in der Höhle hängen etliche davon.«
Die Elfe nickte stumm und bedeutete ihm, weiterzureden.
»Einzig der Gang, durch den wir gekommen sind, ist von geschlossenen Laternen erleuchtet. Ich glaube, sie hängen dort als Strafe oder Verhöhnung.«
Lian sah ihn stirnrunzelnd an und hakte nachdenklich nach:
»Wie kommst du darauf?«
»Ich glaube«, führte er seine Idee weiter aus, »dass die Irrlichter uns hierhergeführt haben, weil sie unsere Hilfe brauchen. Ihr habt selbst gesagt, dass Irrlichter und Goblins Todfeinde sind. Von den Laternen waren einige schon erloschen. Die leuchtenden dagegen haben ein seltsam pulsierendes Licht von sich gegeben, ganz anders als das einer Flamme. Aber was, wenn in diesen Laternen Lebewesen sind? Wenn die Goblins es geschafft haben, Irrlichter einzufangen, die sie jetzt zu ihrer Belustigung dort schmoren und sterben lassen? Was würden die restlichen Irrlichter wohl tun? Denn befreien können sie die ihren ja nicht aus den Gefängnissen, weil …«
»Weil sie nichts greifen können!«, beendete die Elfe aufgeregt seinen Satz und er sah in ihren Augen, dass sie seiner Idee Glauben schenkte oder ihr zumindest glauben wollte, »wenn das stimmt, dann müssen wir die gefangenen Irrlichter befreien, damit sie uns aus diesem elenden Wald herausführen.«
Ardun