Detektiv Dagobert. Balduin Groller

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Название Detektiv Dagobert
Автор произведения Balduin Groller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962818814



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wäre es nicht, mir wäre es nur nicht si­cher ge­nug.«

      »Also – warum glat­tra­siert?«

      »Es ist nur eine Ver­mu­tung und noch kei­ne Ge­wiss­heit. Da­rum möch­te ich mich auch dar­über jetzt noch nicht äu­ßern. Ich er­bit­te also noch acht Tage Frist. Da wer­de ich Ih­nen schon mehr, viel­leicht al­les sa­gen kön­nen.«

      »Und warum – Zi­ga­ret­ten­rau­cher?«

      »Dar­über lässt sich re­den. Zi­ga­ret­ten­rau­cher al­lein, das wäre auch mir als An­halts­punkt zu we­nig. Ich bin in der Lage, in mei­nen Schlüs­sen et­was wei­ter zu ge­hen. Es ist ei­ner, der die Ge­wohn­heit hat, selbst­ge­dreh­te Zi­ga­ret­ten zu rau­chen. Auch da­mit ist ja noch nicht viel er­reicht, aber je­der Um­stand ist von Wert, der den Kreis en­ger zieht.«

      »Wie sind Sie dar­auf ge­kom­men, Da­go­bert?«

      »Bei mei­nem Ge­schäft muss man ein Klei­nig­keits­krä­mer sein. In zwei­en der vie­len Brie­fe fand ich je ein win­zi­ges Atom von Ta­bak, kaum grö­ßer als eine Steck­na­del­spit­ze, so viel eben an der ein­trock­nen­den Tin­te ei­nes Buch­sta­ben­teils hän­gen blei­ben kann. In Ta­ba­ken – das wis­sen Sie – bin ich Ken­ner. Ich nahm die Lupe, um mir zu be­stä­ti­gen, was ich so schon wuss­te. Denn ich habe gute Au­gen. Das wa­ren Par­ti­kel­chen von Sul­tan flor

      »Und mit die­ser Wis­sen­schaft aus­ge­rüs­tet, wol­len Sie auf den Räu­ber­fang aus­ge­hen, Da­go­bert?«

      »Sul­tan flor ist ein lang- und fein­ge­schnit­te­ner, licht­gel­ber tür­ki­scher Rauch­ta­bak. Er wird nur zu selbst­ge­roll­ten Zi­ga­ret­ten ver­wen­det und höchs­tens noch aus dem Tschi­buk ge­raucht. Da­rum muss ich mir auch noch vor­be­hal­ten, mei­ne ur­sprüng­li­che An­ga­be zu be­rich­ti­gen. Es könn­te also auch ein Tschi­bu­krau­cher sein, ob­schon sol­che bei Wei­tem nicht so zahl­reich sind, wie die Zi­ga­ret­ten­rau­cher. Sul­tan flor ist ein ganz gu­ter Ta­bak, und er ist ins­be­son­de­re den Leu­ten zu emp­feh­len, die halb­wegs an­stän­dig und da­bei doch bil­lig rau­chen wol­len. Man gibt nicht viel aus und hat doch et­was Or­dent­li­ches.«

      »Se­hen Sie, das be­ru­higt mich un­ge­mein!« ent­geg­ne­te Frau Vio­let ein we­nig emp­find­lich über die Dürf­tig­keit der ihr ge­wor­de­nen Ent­hül­lun­gen, aber mehr war an je­nem Tage aus Da­go­bert durch­aus nicht her­aus­zu­krie­gen. Und da war eben wei­ter nichts zu ma­chen.

      Wah­rend der nächs­ten acht Tage kam Frau Vio­let glück­li­cher­wei­se nicht dazu, sich mit der un­leid­li­chen Brie­faf­fä­re viel zu be­schäf­ti­gen. Sie hat­te den Kopf voll mit an­de­ren Din­gen, und alle Hän­de voll zu tun. Zwei große Soi­reen im Hau­se Grum­bach in ei­ner Wo­che! Da­go­bert hat­te sie an­ge­ord­net und sich da­bei hin­ter Grum­bach selbst ge­steckt. Frau Vio­let soll­te von sei­ner Ab­sicht gar nichts er­fah­ren. Er woll­te sich ein­mal den gan­zen Grum­bach­schen Kreis be­quem in der Nähe be­se­hen. Es wä­ren zu viel Leu­te ge­wor­den für einen Abend, und so wur­den denn zwei ver­an­stal­tet. Man nahm eine Tei­lung vor. Erst ka­men sei­ne Freun­de dran und dann ihre Leu­te. Zwei Soi­reen vor­zu­be­rei­ten und durch­zu­füh­ren – na­tür­lich hat­te Da­go­bert in die­ser Zeit Ruhe vor Frau Vio­let.

      Als der Rum­mel glück­lich vor­über war, sa­ßen die drei ei­nes Ta­ges wie­der trau­lich bei­sam­men im Rauch­zim­mer, und Da­go­bert mach­te der Haus­frau Kom­pli­men­te über ihre bei­den schö­nen Fes­te.

      »Man spricht in der Stadt da­von«, sag­te er, »und man ist ei­nig in der Be­wun­de­rung Ih­rer Haus­frau­en­tu­gen­den, Frau Vio­let.«

      »Wa­ren Sie auch zu­frie­den mit mir, Da­go­bert?«

      »Ich war ein­fach ent­zückt.«

      »Das freut mich. Denn ich weiß, Sie sind ein stren­ger Kri­ti­ker, Da­go­bert. Ei­nen Ver­dacht aber wer­de ich doch nicht los. Mir ist näm­lich nach­träg­lich die Idee ge­kom­men, dass ich die­se Soi­reen ei­gent­lich für Sie ma­chen muss­te?«

      »Für mich?!«

      »Ja­wohl, zu Stu­di­en­zwe­cken. Mir ist, als hät­ten Sie die gan­zen Ver­an­stal­tun­gen in ir­gend­ei­ner Wei­se mit Ihren Un­ter­su­chun­gen in der An­ge­le­gen­heit der Brie­fe in Zu­sam­men­hang brin­gen wol­len.«

      »Ich beu­ge mein Haupt, Gnä­digs­te; Sie ha­ben mich durch­schaut.«

      »Nun – hat es we­nigs­tens et­was genützt?«

      »Ich glau­be wohl, dass wir um einen Schritt vor­wärts ge­kom­men sind. Aus dem In­halt der Brie­fe geht her­vor, dass ihr Ab­sen­der zu den Be­kann­ten, viel­leicht zu den In­ti­men des Hau­ses ge­hört. Die­se woll­te ich nun gern ein­mal bei­sam­men se­hen. Ich hät­te es auch schon als einen Er­folg an­ge­se­hen, wenn das Er­geb­nis ein rein ne­ga­ti­ves ge­we­sen wäre, und ich die Über­zeu­gung ge­won­nen hät­te, dass der Brief­schrei­ber nicht in Ihrem en­ge­ren Krei­se zu su­chen sei.«

      »Es wäre mir sehr lieb, Da­go­bert, wenn Sie zu die­ser Über­zeu­gung ge­langt sein soll­ten, und ich hät­te gar nichts da­ge­gen, wenn mei­ne Mühe eine ver­geb­li­che ge­we­sen wäre.«

      »Dann müss­te ich mir Vor­wür­fe ma­chen, dass ich sie Ih­nen ver­ur­sacht habe.«

      »Ha­ben Sie wirk­lich et­was ge­fun­den, Da­go­bert?«

      »Ich habe mich in ei­ner Mei­nung be­stärkt, und das ist schon et­was. Ich habe mei­ne Spur, und ich glau­be, dass sie die rich­ti­ge ist.«

      »Da­go­bert, das wäre groß­ar­tig, wenn Sie uns die­sen Dienst leis­ten könn­ten! Sa­gen Sie, wen Sie im Ver­dacht ha­ben.«

      »Das geht nicht so schnell, mei­ne Gnä­digs­te. Mit Ver­mu­tun­gen ist uns nicht ge­hol­fen. Wir müs­sen Be­wei­se ha­ben.«

      »Quä­len Sie mich nicht so, Da­go­bert! Sie wis­sen et­was; sa­gen Sie es!«

      »Es tut nicht gut, vor­zei­tig zu plau­dern. Ich set­ze vor­aus, Gnä­digs­te, dass selbst­ver­ständ­lich auch Sie mit kei­nem Men­schen über die­se häss­li­che Af­fä­re ge­spro­chen ha­ben.«

      »Selbst­ver­ständ­lich nicht, das heißt, ei­nem habe ich doch mein Herz aus­ge­schüt­tet, aber das ist so, als wenn ich es nie­man­dem ge­sagt hät­te. Wal­ter Fran­ken­burg –«

      »Wal­ter Fran­ken­burg!«

      »– ist mein äl­tes­ter Freund noch von der Büh­ne her, und er war mir schon da­mals ein wahr­haft vä­ter­li­cher Freund. Als ich hei­ra­te­te, war er mein Bei­stand vor dem Al­tar. Das ist ein Mensch, dem ich al­les sa­gen darf.«

      »Ich habe Sie be­ob­ach­tet, Gnä­digs­te, als Sie mit ihm spra­chen, und ich hät­te vor­hin mei­ne Be­mer­kung nicht ge­macht, wenn ich nicht ver­mu­tet hät­te, dass Sie ihn ins Ver­trau­en ge­zo­gen ha­ben.«

      »Daraus kön­nen Sie mir kei­nen Vor­wurf ma­chen. Da­go­bert. Der Mann ist ver­läss­lich.«

      »Ich hät­te es für bes­ser ge­hal­ten, über­haupt nicht zu spre­chen. Ha­ben Sie ihm am Ende auch mit­ge­teilt, dass Sie mich mit den Nach­for­schun­gen be­traut ha­ben?«

      »Sie wur­den nicht er­wähnt, Da­go­bert. Ich wie­der­ho­le, dass ich für Wal­ter Fran­ken­burg die Hand ins Feu­er lege. Er ist ein wahr­haft ed­ler und eh­ren­haf­ter