Detektiv Dagobert. Balduin Groller

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Название Detektiv Dagobert
Автор произведения Balduin Groller
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962818814



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be­merkt habe, ein Zi­ga­ret­ten­rau­cher, der glat­tra­siert ist. Wie ich dar­auf­ge­kom­men bin, wis­sen Sie. Wir wa­ren bis da­hin ge­kom­men, dass mir ei­ner Ih­rer Freun­de von sei­nem bür­ger­li­chen Sul­tan flor an­bot.«

      »Wer ist das?«

      »Am nächs­ten Tage mach­te ich die­sem Man­ne mei­nen Be­such, und zwar zu ei­ner Zeit, wo ich be­stimmt wuss­te, dass er nicht zu Hau­se sein wer­de. Ich konn­te das wis­sen; denn ich hat­te mich er­kun­digt. Er war zu je­ner Zeit bei ei­ner Büh­nen­pro­be be­schäf­tigt. Mein Be­such war nö­tig und nütz­lich. Ich konn­te mei­ne Vor­keh­run­gen tref­fen. Als ich Sie heu­te Mor­gen ver­ließ, fuhr ich zum Kri­mi­nal­kom­mis­sär Dr. Wein­lich. Das ist der ein­zi­ge fä­hi­ge Kopf bei un­se­rer Kri­mi­nal­po­li­zei. Wir sind be­freun­det und tau­schen ge­le­gent­lich un­se­re Er­fah­run­gen und Beo­b­ach­tun­gen aus. Ich darf wohl sa­gen, ohne un­be­schei­den zu sein, dass wir uns ge­gen­sei­tig an­re­gen und ge­gen­sei­tig von­ein­an­der ler­nen. Ich trug ihm den Fall vor und frag­te ihn, ob er be­hilf­lich sein wol­le, die be­droh­te Ehre und den Frie­den ei­nes an­ge­se­he­nen Hau­ses zu schüt­zen. Ich ver­lang­te nicht ein amt­li­ches Ein­grei­fen, er­klär­te die­ses so­gar von vorn­her­ein für aus­ge­schlos­sen. Ich brauch­te nur einen sach­kun­di­gen und ein­drucks­vol­len Zeu­gen zu der Ver­hand­lung, die ich vor­hat­te. Er war so­fort mit von der Par­tie, und wir fuh­ren zu dem Man­ne, den wir die­ses­mal – des­sen hat­te ich mich schon ver­si­chert – zu Hau­se tra­fen. Der Schwar­ze ist heu­te üb­ri­gens wie­der ganz vor­züg­lich, Frau Vio­let, und was Ihren Ko­gnak be­trifft, so woll­te ich schon längst ein­mal fra­gen –«

      »Ach, Da­go­bert, las­sen Sie jetzt doch die Ko­gnak­fra­ge! Er­zäh­len Sie wei­ter!«

      »Nein, wirk­lich! Für Ko­gnak, müs­sen Sie wis­sen, bin ich Ken­ner, und da –«

      »Da­go­bert!«

      »Also wir tra­fen den Mann zu Hau­se.«

      »So sa­gen Sie doch end­lich um Got­tes wil­len, wer es ist!«

      »Er emp­fing uns groß­ar­tig. Auch zu Han­se ganz – pè­re no­ble

      »Da­go­bert! Sie wol­len doch nicht sa­gen – –«

      »Ich will.«

      »Doch nicht Wal­ter –«

      »Wal­ter Fran­ken­burg, der große Mime und vä­ter­li­che Men­schen­freund.«

      »Das ist ent­setz­lich!«

      Er emp­fing uns also groß­ar­tig. Mich woll­te er gleich nur um­ar­me, ich wink­te aber ge­las­sen ab. Ich mach­te es kurz und ent­schie­den. Ich stell­te den k. k. Po­li­zei­o­ber­kom­mis­sär Dr. Wein­lich vor, den ich gleich mit­ge­bracht habe, da wir ei­ner ganz nie­der­träch­ti­gen Lum­pe­rei auf der Spur sei­en. Dann zog ich zwei Brie­fe aus der Ta­sche, den von vor­ges­tern und den heu­ti­gen, bei­de noch un­er­öff­net.

      »Ken­nen Sie die­se Brie­fe, Herr Fran­ken­burg?«

      »Nein. Man wird doch nicht glau­ben –«

      »Was wird man nicht glau­ben?«

      »Dass ich sie ge­schrie­ben habe!«

      »Wa­rum soll­ten denn Sie sie nun nicht ge­schrie­ben ha­ben kön­nen? Es könn­te ja ihr In­halt zu­fäl­lig auch ein hoch­an­stän­di­ger sein!«

      Er merk­te, dass er sich ver­fan­gen hat­te, und er­bleich­te, im­mer war er aber noch ganz der Hel­den­va­ter. Er sei hier zu Hau­se und wer­de sein Haus­recht wah­ren. Er sei nicht ge­son­nen, sich in sei­ner Woh­nung we­gen ei­ner eben­so schmäh­li­chen als un­be­grün­de­ten Ver­däch­ti­gung förm­lich ver­hö­ren zu las­sen.

      »Ich war der Mei­nung«, ent­geg­ne­te ich, »dass Sie ein Ver­hör hier dem im Ge­richts­saa­le vor­zie­hen wür­den.«

      »Im Ge­richts­saa­le, Herr, wer­den Sie sich zu ver­ant­wor­ten ha­ben!«

      »Ich fürch­te nur, dass Sie mir kei­ne Ge­le­gen­heit dazu bie­ten wer­den. Also Sie leug­nen. Das ist Ihr Recht. Sie wis­sen aber lei­der nicht, dass ich Sie mit mei­nen Be­wei­sen wie in ei­nem ei­ser­nen Schraub­stock hal­te. Sie kön­nen zap­peln, so viel Sie wol­len, Sie kom­men nicht mehr los.«

      »Die Be­wei­se möch­te ich ken­nen!«

      »So­fort. Ich hat­te mir die Ehre ge­ge­ben, ges­tern bei Ih­nen vor­zu­spre­chen. Sie ha­ben mei­ne Kar­te doch vor­ge­fun­den?«

      »Ja.«

      »Ha­ben Sie sie noch?«

      »Ja­wohl, hier ist sie.«

      »Scha­de. Sie hät­ten sie ver­nich­ten sol­len. Denn sie bil­det nun ein star­kes, viel­leicht das stärks­te Be­weis­stück ge­gen Sie.«

      »Was soll die Kar­te ge­gen mich be­wei­sen? Sie schrei­ben mir auf ihr, ob ich nicht in der nächs­ten Zeit im Klub der In­dus­tri­el­len et­was vor­tra­gen woll­te. Ich habe bis jetzt we­der zu­ge­sagt, noch ab­ge­lehnt. Wie soll ich da nun et­was ver­bro­chen ha­ben?!«

      »Sie wol­len noch im­mer nichts zu­ge­ben. Ge­hen wir also me­tho­disch vor. Zu­nächst wäre ich also in der Lage, Ih­nen nach­zu­wei­sen, dass sich das­sel­be Brief­pa­pier, das zu die­sen an­ony­men Su­de­lei­en ver­wen­det wor­den ist, in Ihrem Schreib­ti­sche vor­fin­det.«

      »Wer kann das be­haup­ten?«

      »Ich. Ich bin nicht um­sonst fünf Mi­nu­ten an die­sem Schreib­tisch ge­ses­sen, wenn auch un­ter den sorg­li­chen Au­gen Ih­rer Wirt­schaf­te­rin, die mir die Hon­neurs mach­te. Hier, Herr Kri­mi­nal­kom­mis­sär, was für Par­füm ha­ben die­se bei­den Brie­fe?«

      »Ich glau­be, es ist ein leich­tes Veil­chen­par­füm«, er­wi­der­te Dr. Wein­lich, nach­dem er die Brie­fe zur Nase ge­führt hat­te.

      »Ei­ner­lei, was es ist«, er­klär­te ich, »je­den­falls bil­li­ge Sor­te. Für Par­füms bin ich Ken­ner. Die Haupt­sa­che ist, wol­len Sie ein­mal, Herr Kri­mi­nal­kom­mis­sär zur obe­ren Schreib­tischla­de rechts rie­chen.«

      »Es ist in der Tat ge­nau das­sel­be Par­füm.«

      »Das ist die Haupt­sa­che. Sie wol­len uns die Lade nicht auf­schlie­ßen, Herr Fran­ken­burg. Ich nö­ti­ge Sie nicht, ob­schon ich glau­be, dass wir dort einen Be­weis fin­den könn­ten. Al­ler­dings kei­nen ge­nü­gen­den. Das gebe ich Ih­nen zu. Sie kön­nen auch sonst be­ru­higt sein. Wir ha­ben kei­nen Haus­durch­su­chungs­be­fehl mit, kön­nen Sie also auch nicht zwin­gen. Wir könn­ten uns ja schließ­lich einen sol­chen Be­fehl ver­schaf­fen, aber wir brau­chen ihn nicht. Ich habe et­was Bes­se­res. Als ich an die­sem Ti­sche zu sit­zen die Ehre hat­te, habe ich die Ge­le­gen­heit be­nutzt, um aus die­sem Ve­xier­ring, den Sie an mei­nem Fin­ger se­hen, drei Trop­fen in Was­ser auf­ge­lös­ter Bron­ze­far­be in Ihr Tin­ten­fass zu träu­feln. Sie konn­ten den klei­nen Scherz nicht be­mer­ken, Herr Fran­ken­burg, er hat Sie aber fest­ge­macht. Die Kar­te, die ich schrieb, war das letz­te Do­ku­ment, das an die­sem Schreib­tisch mit glanz­lo­ser Tin­te ge­schrie­ben wur­de. Was spä­ter ge­schrie­ben wur­de, muss­te, wenn die Tin­te ein­mal ein­ge­trock­net war, den ver­rä­te­rischen und un­wi­der­leg­li­chen Me­tall­glanz auf­wei­sen. Ver­glei­chen Sie gü­tigst die­se bei­den Brie­fe, Herr Kri­mi­nal­kom­mis­sär.