Das Passagen-Werk. Walter Benjamin

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Название Das Passagen-Werk
Автор произведения Walter Benjamin
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9788026829706



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nur als Erweiterung ihres eigenen Raumes hinzunimmt, breiter als je zuvor. Doch auch in dieser Barockhalle herrscht der Zug ›nach oben‹, die emporgewandte Ekstase, wie sie in den Deckengemälden aufjauchzt. So lange Kirchenräume mehr sein wollen als Versammlungsräume, solange sie den Gedanken des Ewigen bergen sollen, wird der ungeteilte Einraum ihnen nur bei einem Übergewicht der Höhe über die Breite genügen.« A. G. Meyer: Eisenbauten p 74 Umgekehrt läßt sich nun sagen, daß etwas Sakrales, ein Rest vom Kirchenschiff dieser Warenreihe, die die Passage ist, bleibt. Sie steht funktional schon im Gebiet des Breitraums, architektonisch aber noch in dem der alten »Halle«. [F 4, 5]

      Die Galerie des machines von 1889 wurde 1910 »aus künstlerischem Sadismus« abgerissen. [F 4, 6]

      Geschichtliche Ausbildung des Breitraums: »Vom Palast der italienischen Hochrenaissance übernimmt das französische Königsschloß die ›Galerie‹, die – wie in der ›Apollogalerie‹ des Louvre und in der ›Spiegelgalerie‹ in Versailles – zum Sinnbild der Majestät selbst wird … / Ihr neuer Siegeszug im 19. Jahrhundert beginnt zunächst wiederum im Zeichen des reinen Nutzbaues, mit Lager- und Markt-, Werkstatt- und Fabrikhallen: zur Kunst führt sie hier die Aufgabe der Bahnhöfe – und vor allem der Ausstellungen. Und überall ist da das Bedürfnis nach ungeteilter Breite so groß, daß ihm die steinerne Wölbung und die Holzdecke nur sehr bedingt genügen können … In der Gotik wachsen die Wände in die Decke hinein – in den Eisenhallen vom Typus … der Pariser Maschinenhalle gleitet die Decke ununterbrochen in die Wand über.« A. G. Meyer: Eisenbauten p 74/75 [F 4 a, 1]

      Nie zuvor hat der Maßstab des »Kleinsten« solche Bedeutung gehabt. Auch des Kleinsten der Menge, des »Wenigen«. Das sind Maßstäbe, die schon lange in den Konstruktionen der Technik und Architektur zur Geltung gekommen sind ehe die Literatur Miene macht, ihnen sich anzupassen. Im Grunde handelt es sich um die früheste Erscheinungsform des Prinzips der Montage. Über den Bau des Eiffelturms: »So schweigt hier die plastische Bildkraft zu gunsten einer ungeheuren Spannung geistiger Energie, welche die anorganische stoffliche Energie in die kleinsten, wirksamsten Formen bringt und diese miteinander in der wirksamsten Weise verbindet … Jedes der 12 000 Metallstücke ist auf Millimeter genau bestimmt, jeder der 2 ½ Millionen Niete … Auf diesem Werkplatz ertönte kein Meißelschlag, der dem Stein die Form entringt; selbst dort herrschte der Gedanke über die Muskelkraft, die er auf sichere Gerüste und Krane übertrug.« A. G. Meyer: Eisenbauten p 93 □ Vorläufer □ [F 4 a, 2]

      »Haussmann ne sut pas avoir ce qu’on pourrait appeler une politique des gares … En dépit d’une parole de l’empereur qui avait justement baptisé les gares les nouvelles portes de Paris, le développement continu des chemins de fer surprit tout le monde, dépassa les prévisions … On ne sut pas sortir d’un empirisme au jour le jour.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris Paris 1926 p 419 [F 4 a, 3]

      Tour Eiffel. »Saluée à l’origine par une protestation unanime, elle est restée aussi laide, mais elle a été utile à l’étude de la télégraphie sans fil … On a dit que cette Exposition avait marqué le triomphe de la construction en fer. Il serait plus juste de dire qu’elle en a marqué la faillite.« Dubech-D’Espezel: Histoire de Paris p 461 /62 [F 4 a, 4]

      »Vers 1878, on crut trouver le salut dans l’architecture du fer: les aspirations verticales, comme parle M. Salomon Reinach, la prédominance des vides sur les pleins et la légèreté de l’ossature apparente firent espérer que naîtrait un style en qui revivrait l’essentiel du génie gothique, rajeuni par un esprit et des matériaux neufs. Quand les ingénieurs eurent élevé la Galerie des Machines et la tour Eiffel en 1889, on désespéra de l’art du fer. Trop tôt peut-être.« Dubech-D’Espezel le p 464 [F 4 a, 5]

      Béranger: »Der einzige Vorwurf, den er dem Regime Louis Philippes mache, sei, daß es die Republik in einem heißen Gewächshaus treiben lasse.« Franz Diederich: Victor Hugo Die neue Zeit XX, 1 p 648 Stuttgart 1901 [F 4 a, 6]

      »Der Weg von der Empireform der ersten Lokomotive zur vollendeten Sachlichkeitsform von heute kennzeichnet eine Entwicklung.« Joseph Aug. Lux: Maschinenästhetik Die neue Zeit XXVII, 2 p 439 Stuttgart 1909 [F 4 a, 7]

      »Männer, deren künstlerisches Gewissen besonders fein empfand, haben vom Altar der Kunst aus auf die Bauingenieure Fluch auf Fluch geschleudert. Es genüge an Ruskin zu erinnern.« A. G. Meyer: Eisenbauten Esslingen 1907 p 3 [F 5, 1]

      Zur künstlerischen Idee des Empire. Über Daumier: »Er begeisterte sich aufs höchste für muskuläre Erregungen. Unermüdlich verherrlicht sein Stift die Spannung und Aktivität der Muskeln … Doch hatte die Öffentlichkeit, von der er träumte, ein anderes Ausmaß als das dieser würdelosen … Krämergesellschaft. Er sehnte sich nach einem sozialen Milieu, das ähnlich wie im griechischen Altertum den Menschen eine Basis gab, auf der sie sich wie auf Postamenten in kraftvoller Schönheit erhoben … Es mußte eine groteske Verzerrung … entstehen, wenn man den Bürger unter dem Gesichtswinkel solcher Voraussetzungen betrachtete. So war die Karikatur Daumiers fast das unfreiwillige Resultat eines hohen Strebens, das sich vergeblich mit der bürgerlichen Öffentlichkeit in Gleichklang zu setzen bemüht … 1835 gab ein Attentat auf den König, das man der Presse in die Schuhe schob, die … Gelegenheit, ihrer Kühnheit … einen Riegel vorzuschieben. Die politische Karikatur wurde unmöglich … Daher sind die Advokatenzeichnungen dieser Zeit … diejenigen, die weitaus das feurigste Ungestüm … besitzen. Das Gericht ist noch der einzige Ort, an dem Kämpfe mit ihren stürmischen Erregungen sich austoben dürfen. Die Advokaten die einzigen Leute, denen eine muskulär unterstrichene Rhetorik, die berufsmäßig dramatische Pose eine durchgearbeitete Physiognomie des Körpers verliehen hat.« Fritz Th Schulte: Honoré Daumier Die neue Zeit Stuttgart XXXII, 1 p 833-5 [F 5, 2]

      Beim Scheitern des Hallenbaus von Baltard, 1853 handelt es sich um die gleiche unglückliche Kombination von Mauerwerk und Eisen wie bei dem ursprünglichen Projekt für den Londoner Ausstellungspalast von 1851, das von dem Franzosen Horeau stammte. Die Pariser nannten den Baltard’schen Bau, der dann abgerissen wurde »le fort de la Halle«. [F 5, 3]

      Über den Kristallpalast mit den Ulmen in seiner Mitte: »Sous ces voûtes de verre, grâce aux velums, aux ventilateurs et aux fontaines jaillissantes on jouissait d’une fraîcheur délicieuse. ›On pourrait se croire, disait un visiteur, sous les ondes de quelques fleuves fabuleux, dans le palais de cristal d’une fée ou d’une naïade.‹« A Démy: Essai historique 〈sur les expositions universelles de Paris Paris 1907〉 p 40 [F 5, 4]

      »Après la clôture de l’Exposition de Londres, en 1851, on se demanda en Angleterre ce qu’allait devenir le Cristal-Palace. Mais une clause insérée dans l’acte de concession du terrain exigeait … la démolition … du bâtiment: l’opinion publique fut unanime pour demander l’abrogation de cette clause … Les journaux étaient remplis de propositions de toutes sortes, dont beaucoup se distinguaient par leur excentricité. Un médecin voulut en faire un hôpital; un autre, un établissement de bains … Quelqu’un donna l’idée d’une bibliothèque gigantesque. Un Anglais, poussant jusqu’à l’excès la passion des fleurs, insista pour qu’on ne fît qu’un parterre de l’édifice entier.« Durch Francis Fuller wird der Kristallpalast erworben und nach Sydesham transferiert. A S de Doncourt: Les expositions universelles Lille Paris 〈1889〉 p 77 Vgl F 6 a, 1 Die Bourse konnte alles vorstellen, der Kristallpalast zu allem gebraucht werden. [F 5 a, 1]

      »L’ébénisterie en fers creux … rivalise, non sans avantage, avec l’ébénisterie en bois. Les ameublements en fer creux, peints au four, … émaillés de fleurs, ou en imitation de bois avec incrustations, sont galants et bien troussés à la manière des dessus de portes de Boucher.« Edouard Foucaud: Paris inventeur Physiologie de l’industrie française Paris 1844 p 92/93 [F 5 a, 2]

      Der Platz vor der gare du Nord hieß 1860 place de Roubaix. [F 5 a, 3]

      Auf den Gravuren der Zeit tummeln sich auf den Vorplätzen der Bahnhöfe Rosse; in Staubwolken rollen Diligenzen heran, [F 5 a, 4]

      Beschriftung eines Holzschnitts, einen Katafalk in der gare du Nord darstellend: »Derniers honneurs rendus à Meyerbeer à Paris dans la gare de chemin de fer du