Rebeccas Schüler. Tira Beige

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Название Rebeccas Schüler
Автор произведения Tira Beige
Жанр Языкознание
Серия Rebeccas Schüler
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752924428



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Su­san­na tat wie an­ge­kün­digt und schlich ein­ge­schüch­tert da­von.

      War­um muss­te ihre mie­se Lau­ne über das Zu­sp­ät­kom­men aus­ge­rech­net die falschen Kin­der tref­fen? Die Un­ru­he wur­de nicht we­ni­ger und nun fehl­te auch noch das Lehr­buch der Acht­kläss­ler!

      Als Re­bec­ca für einen kur­z­en Au­gen­blick auf­schau­te, nahm sie wahr, dass noch im­mer nicht alle Ju­gend­li­chen ihr Schul­zeug aus den Ta­schen und Ran­zen ge­holt hat­ten. »Packt zü­gig aus, wir fan­gen heu­te mit ei­nem neu­en Kunst­pro­jekt an; da­für braucht ihr viel Zeit!«, brüll­te sie in die nicht zu­hö­ren wol­len­de Schü­ler­meu­te.

      Nach ei­ner wei­te­ren ge­fühl­ten Ewig­keit hat­te sich die Klas­se in­so­weit be­ru­higt, dass der Un­ter­richt be­gin­nen konn­te. Zehn Mi­nu­ten und mit ih­nen die gute Lau­ne von Re­bec­ca wa­ren ver­stri­chen.

      »Okay. Wie ihr wisst, be­gin­nen wir heu­te mit ei­nem neu­en Kunst­pro­jekt. Es geht um Ta­ges­zei­ten und ihre Dar­stel­lung in der Kunst. Wir wol­len uns ein paar sol­cher Wer­ke an­se­hen und be­schrei­ben. Ihr fin­det sie im Lehr­buch, Sei­te …«

      Sie ging an den mitt­le­ren Tisch in der vor­ders­ten Rei­he, an dem ihr »Lieb­lings­schü­ler« Mar­tin saß. »Sei­te 139«, sag­te sie zü­gig, die eben ein­kehr­te Ruhe aus­nut­zend.

      Doch schon hat­te El­len einen dum­men Spruch pa­rat, mit dem sie Re­bec­ca aus der Fas­sung brin­gen konn­te. »Frau Pe­ters hat ihr Lehr­buch nicht mit. Jetzt be­kommt sie einen Ein­trag ins Haus­auf­ga­ben­heft«, gei­fer­te sie, da­bei sie­ges­si­cher zu ih­rer Cli­que schau­end, die aus Jule, Mar­tin und Andy be­stand. El­len hob eine Hand nach oben, um High-Five zu si­gna­li­sie­ren und lach­te Jule dre­ckig an.

      Die Schü­le­rin wuss­te nicht, ob sie sich ge­trau­en soll­te, eben­falls einen Kom­men­tar los­zu­las­sen und un­ter­ließ es lie­ber. Weil Re­bec­ca nichts auf El­lens Wor­te er­wi­der­te, keim­te die Un­ru­he wie­der auf.

      »Su­san­na«, über­ging sie El­lens Kom­men­tar, »lies uns doch bit­te auf Sei­te 139 den Ein­gangs­text zu den Dar­stel­lun­gen in der Kunst vor.« Böse fun­kel­te Re­bec­ca El­len an, de­ren La­chen ersta­rb. Für heu­te si­gna­li­sier­te sie Stand­haf­tig­keit, aber ins­ge­heim wuss­te sie: Der Kampf zwi­schen ihr und den Ju­gend­li­chen war noch lan­ge nicht vor­bei.

      Nach neun­zig Mi­nu­ten er­tön­te das Klin­gel­zei­chen, das Re­bec­ca er­lös­te. End­lich gro­ße Pau­se. Sie at­me­te er­leich­tert auf, als die Tee­n­a­ger den Raum ver­lie­ßen. Ei­ni­ge der pu­ber­tie­ren­den Mäd­chen wa­ren noch im Zim­mer und feix­ten aus hei­te­rem Him­mel.

      Re­bec­ca blick­te zu den Schü­le­rin­nen auf, die fas­zi­niert den Tür­rah­men be­gut­ach­te­ten. Dort stand Elou­an. »Frau Pe­ters?« Ver­dutzt trat Re­bec­ca an ihn her­an.

      »Was gibt es?« Er war tat­säch­lich da. In der Hand hielt er das Ar­beits­blatt der Re­de­ana­ly­se der ver­gan­ge­nen Stun­de.

      Die Acht­kläss­le­rin­nen husch­ten scheu mit ge­röte­ten Wan­gen an dem Ober­stu­fen­schü­ler vor­bei, der ih­nen ein zar­tes Lä­cheln schenk­te. Auf dem Gang hör­te Re­bec­ca, wie sie sich an­ge­regt un­ter­hiel­ten, sich nach ih­nen um­dreh­ten und dann lach­ten.

      »Ges­tern sag­ten Sie mir, dass ich falsch lie­gen wür­de mit mei­ner Deu­tung. Ich glau­be, ich lie­ge gar nicht so ver­kehrt da­mit.«

      Un­fass­bar, dass sich ein Ju­gend­li­cher über die Un­ter­richts­stun­de hin­aus frei­wil­lig mit dem Stoff be­schäf­tig­te. Lou fal­te­te das zer­knit­ter­te Ar­beits­blatt mit der Rede von Weiz­sä­cker aus­ein­an­der.

      Er stand so dicht ne­ben ihr, dass sein sanf­ter Atem über ihre lin­ke Wan­ge strich und sein Duft ihr in die Nase stieg. Die Nähe und der Kör­per­kon­takt sorg­ten da­für, dass Re­bec­ca kei­nen kla­ren Ge­dan­ken fas­sen konn­te und wie­der nicht in der Lage war, den Aus­füh­run­gen ih­res Schü­lers zu fol­gen. Ver­schwom­me­ne Wor­te dran­gen an ihr Ohr.

      »Und, was sa­gen Sie dazu? Bril­lant, oder? Zu­mal die­ses sprach­li­che Mit­tel hier«, wo­bei er auf eine x-be­lie­bi­ge Text­stel­le zeig­te, »mei­ne The­se noch un­ter­mau­ert, nicht wahr?«

      Sei­ne Au­gen strahl­ten, ge­nau wie sein Mund, der ein di­ckes Grin­sen zeig­te. Da er Be­stä­ti­gung ver­lang­te, sag­te Re­bec­ca: »Du hast recht. Wenn du es mir ges­tern ge­nau­so er­klärt hät­test, dann hät­te ich dir auch zu­stim­men kön­nen.«

      Was er wirk­lich ge­sagt hat­te, wür­de ihr für ewig ver­bor­gen blei­ben. Ob sie in kla­rem Zu­stand sei­nen Wor­ten über­haupt zu­ge­stimmt hät­te? Egal. Was zähl­te war, dass Elou­an wie­der strahl­te und dies er­zeug­te eine tie­fe in­ne­re Zu­frie­den­heit in ihr.

      Er fal­te­te den Zet­tel zu­sam­men und ging, in sich hin­ein grin­send, da­von. »Lou?« Kurz be­vor er den Raum ver­ließ, dreh­te sich Elou­an noch ein­mal zu Re­bec­ca her­um.

      »Ja, Frau Pe­ters?« Sie ver­rin­ger­te den Ab­stand zu ihm.

      »War­um hast du mich auf­ge­sucht?« Er zog die Stirn in Fal­ten.

      »Ich be­ste­he gern auf mei­ner Mei­nung.«

      Ein kur­z­er Mo­ment der Ruhe kehr­te ein und ein Au­gen­kon­takt, der ein we­nig zu lang war, ent­stand. »Ach so. Na gut, dann bis mor­gen«, sag­te sie und lä­chel­te Lou flüch­tig an. Das reich­te, um ein klei­nes Lä­cheln von ihm zu­rück­zu­er­hal­ten.

      Noch am Nach­mit­tag be­seel­te Re­bec­ca das win­zi­ge Lä­cheln von Lou bei ih­rer Un­ter­richts­vor­be­rei­tung für die Elft­kläss­ler. Wäh­rend sie am Lap­top saß, drif­te­ten mit ei­nem Male ihre Ge­dan­ken weg. Sie sah ih­ren Schü­ler in sei­ner gan­zen Prä­senz vor sich. Un­will­kür­lich press­te Re­bec­ca die zu­sam­men­ge­schla­ge­n­en Bei­ne fes­ter an­ein­an­der, so­dass ein Druck in den Ober­schen­keln ent­stand, der sich wei­ter nach oben hin fort­s­etz­te. Für einen kur­z­en Mo­ment schloss sie die Au­gen. Da ist er. Re­bec­ca führ­te ihre Hand un­ter den Pull­over, schob den BH bei­sei­te und be­rühr­te ihre Brust­wa­r­zen mit ge­wohn­ten Be­we­gun­gen und ei­nem fes­ten, war­men Griff. Ihre Hän­de san­ken tie­fer, dies­mal in Rich­tung Schoß. Sie öff­ne­te den Reiß­ver­schluss der Jeans und schob die rech­te Hand in ih­ren Slip, bis sie an ih­ren Schamlip­pen an­kam, die sie zart mit den Fin­ger­kup­pen strei­chel­te und dann an ih­rer Per­le den Druck ver­stärk­te.

      Da ist er wie­der. Im Deut­sch­raum. Lou ist der ein­zi­ge Jun­ge, um­ringt von lau­ter Mäd­chen. Es ist ei­ner die­ser hei­ßen Som­mer­ta­ge, an de­nen sich schon in den frü­hen Stun­den des Ta­ges die Klas­sen­zim­mer auf un­er­träg­li­che Art und Wei­se auf­hei­zen. Drü­ckend steht die Hit­ze im Raum. Trotz des­sen ist Kon­zen­tra­ti­on ge­fragt: Die Schü­ler sol­len einen Pro­be­auf­satz ver­fas­sen, der am Ende der Stun­de ein­ge­sam­melt wird. Nur Elou­an lüm­melt auf sei­ner Bank her­um und hat so gar kei­ne Lust dar­auf, das zu ma­chen, von ihm ver­langt wird.

      Die Ar­beits­zeit ver­streicht un­ge­nutzt. Viel­mehr wan­dert er mit sei­nen Au­gen durch die Rei­hen der Schü­le­rin­nen, die in ih­ren en­gen kur­z­en Rö­cken, knap­pen Klei­dern oder nacken­frei­en Tops vor und ne­ben ihm sit­zen.

      Auf den Plät­zen lie­gen