Название | Neues Leben für Stephanie |
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Автор произведения | Lisa Holtzheimer |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847666820 |
„Britta, weißt du, dass ich mich echt freue, dass ich dich getroffen habe?“ sagte Stephanie unvermittelt. „Nein, bisher nicht, aber danke, das freut mich natürlich. Aber mir geht’s genauso“, antwortete sie dann ehrlich. Mitten im Café umarmten sich die beiden plötzlich – aus Kolleginnen waren Freundinnen geworden. „So, und jetzt steigen wir auf den Jenner, so weit wie wir kommen.“ Stephanie sah Britta zweifelnd an. „Auf den Jenner?“ „Natürlich nur ein paar Meter – weiter kommen wir sowieso nicht – mit diesen Schuhen.“ „Also gut, gehen wir. Vielleicht holt uns ja dann auch Christoph ab.“ Stephanie konnte sich die Anspielung auf den Hubschrauber nicht verkneifen und erntete dafür einen Fußtritt von Britta. Sie verließen das Café, rannten am Seeufer entlang auf den Weg, der auf den Berg führte. Hier lag der Schnee tiefer, und an manchen Stellen versanken sie bis zu den Knien. Britta formte einen Schneeball, warf ihn, als Stephanie nicht hinsah, und traf sie am Ohr. Natürlich ließ diese sich das nicht gefallen, und bald tobten sie wie die Kinder durch den Schnee. Weit nach oben kamen sie nicht, zu ausgelassen genossen sie die Spielerei und zu unwegig war das Gelände an dieser Stelle. Erst als es ganz langsam zu dämmern begann, machten sie sich auf den Heimweg.
* * *
Michael hörte, wie jemand seinen Namen rief. Langsam öffnete er die Augen. Ein bisschen verschwommen nahm er Menschen um sich herum wahr. „Wir bringen Sie jetzt auf Ihr Zimmer, Herr Aschmann.“ Zimmer? Ach ja, richtig, da war ja der Unfall auf der Skipiste. Nach einem kurzen Flug mit dem Hubschrauber hatte er sich im Krankenhaus wiedergefunden, wo die Ärzte ihm nach der Untersuchung mitteilten, dass sein Bein mehrfach kompliziert gebrochen sei und operiert werden müsse. Er hatte eine Einverständniserklärung unterschrieben, und an mehr konnte er sich nicht erinnern. „Ist gut“, murmelte er, bevor er die Augen wieder schloss. Nur schlafen, alles andere war ihm egal.
Als er das nächste Mal die Augen öffnete, war es dämmerig im Zimmer. Nur eine schwache Nachtbeleuchtung spendete ein wenig Licht. Er spürte Schmerzen im rechten Bein, und während er mehr und mehr zu sich kam, versuchte er zu rekonstruieren, was eigentlich passiert war. Er war auf der Skipiste gewesen, und aus irgendeinem Grund war er mit jemandem zusammengestoßen. Richtig, da war der Anruf von Stefan. „Auch das noch“, dachte er, „jetzt liegen zwei Aschmanns im Krankenhaus.“ Ob seine Familie schon Bescheid wusste? Und Christine und Peter; sie würden sich längst Sorgen machen. Wie spät war es überhaupt? Er tastete nach einer Klingel und bemerkte erst jetzt einen langen Schlauch, der von seiner Hand zu einer Flasche oben über seinem Bett führte. Bevor er fündig wurde, öffnete sich leise die Tür und eine Schwester betrat das Zimmer. „Hallo, da sind Sie ja wieder. Wie fühlen Sie sich?“ „Gute Frage, nächste Frage.“ Michael versuchte es ein wenig ironisch, aber so ganz gelang ihm das nicht. „Wie spät ist es?“ „Halb elf.“ „Nachts?“ Im selben Moment war ihm klar, dass dies eine dumme Frage war. Natürlich nachts – draußen war es stockdunkel. „Weiß irgendwer, dass ich mich hier vergnüge?“ „Nein, noch nicht. Gerade danach wollte ich Sie fragen. Soll ich jemanden anrufen?“ „Ja, bitte. Christine und Peter Mooser, hier in Berchtesgaden. Sie sind Freunde von mir werden sich bestimmt schon wundern, wo ich bleibe. Meine Familie kann auch morgen Bescheid bekommen, die brauchen wir heute Nacht nicht mehr zu beunruhigen.“ „Pension Mooser – wird erledigt. Morgen bekommen Sie ein Telefon, dann können Sie selbst mit Ihrer Familie telefonieren. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ „Mein Bein tut ziemlich weh. Kann man das ändern?“ „Hm, mal sehen, was ich tun kann“, antwortete die Nachtschwester, bevor sie zur Tür ging. „Wenn etwas ist, klingeln Sie ruhig. Dafür sind wir ja da.“ Michael brachte ein schiefes Lächeln zustande.
* * *
Christine sprang aus dem Sessel, als das Telefon klingelte. Dann hielt sie inne. „Peter, bitte geh’ du an den Apparat.“ Als Michael auch mehrere Stunden nach Einbruch der Dunkelheit nicht nach Hause gekommen war, verstärkte sich die Vermutung, dass ihm etwas passiert war. Gleich dreimal hatten sie heute den Rettungshubschrauber gehört – vielleicht war er einmal für Michael geflogen? Peter kam zurück ins Wohnzimmer. „Und?“ Christine sah ihn fragend an. „Das war die Klinik. Du hattest Recht, Michael hatte einen Skiunfall. Aber es geht ihm den Umständen entsprechend gut.“ „Den Umständen entsprechend. Was heißt das?“ „Er hat sich ein Bein gebrochen, wurde inzwischen operiert und hat selbst darum gebeten, uns zu informieren. Er ist also schon wieder so weit in Ordnung, dass er das koordinieren kann.“ Christine ließ sich wieder in den Sessel fallen. „Jetzt brauche ich einen Enzian!“ Nur in den seltensten Fällen trank sie den Schnaps. Peter holte die Flasche und zwei Gläser und schenkte ein. „Gott sei Dank, dass ihm nichts Schlimmeres passiert ist. Er wird wieder. Morgen kannst du ja mal in der Klinik vorbeischauen – er freut sich bestimmt über ein bekanntes Gesicht.“
Im selben Moment erschien Birgit in der Tür. Sie hatte das Telefon gehört, und als sie ihre Eltern mit den Schnapsgläsern sah, ahnte sie, was passiert war. „Michael?“ fragte sie nur. Christine nickte. „Ja, aber nichts Dramatisches“, warf ihr Vater sofort ein. „Nur ein Beinbruch. Wir sollten schlafen gehen, morgen geht’s munter weiter. Wir können sowieso nichts tun, und außerdem ist Michael gut versorgt und schläft höchstwahrscheinlich auch. Und die anderen Gäste wollen trotzdem rechtzeitig ihr Frühstück.“ Birgit nickte bestätigend und verschwand wieder nach oben. Sie hatte selbst schon zwei Beinbrüche hinter sich und wusste, dass diese zwar unangenehm, aber nicht lebensgefährlich waren. Es schien das Los eines jeden Skifahrers zu sein, irgendwann mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus zu landen.
* * *
Stephanie öffnete langsam die Augen und stellte entsetzt fest, dass es draußen schon hell war. Verschlafen. Wieso hatte der Wecker sie im Stich gelassen? Wie spät war es überhaupt? Ein Blick auf das Uhrenradio ließ sie auch nicht schlauer werden, denn dieses blinkte fröhlich vor sich hin, zeigte aber keine aktuelle Uhrzeit an. Da war wohl in der Nacht der Strom ausgefallen. Stephanie sprang aus dem Bett, lief in die Küche, um dort einen Blick auf die Uhr zu werfen – 8 Uhr 12. Schreck lass nach – sie kam fast drei Stunden zu spät. Nur schnell die Zähne putzen – duschen konnte sie am Abend – und nichts wie los.
Zwanzig Minuten später rannte sie keuchend auf ihre Station, wo Britta sie grinsend empfing. Margot hatte eine andere Schicht an diesem Tag, das war Stephanie ganz recht so. Wenn die Stationsschwester auch sicherlich Verständnis zeigen würde, denn schließlich kann jeder einmal verschlafen, so war es ihr peinlich genug. Sie kam nicht gerne zu spät, schon gar nicht zum Dienst. „Hi Britta, mein Wecker hat den Dienst versagt. Hat mich jemand vermisst?“ „Ja klar, die Oberin war hier und hat nach dir gefragt, Margot hat dich am Telefon verlangt und wir mussten ja deine Arbeit mit tun.“ Stephanie starrte Britta entsetzt an und wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als die Kollegin ihr einen freundschaftlichen Stoß versetzte. „Ich hoffe, du hast schön ausgeschlafen! Wir haben das schon gebacken bekommen. Es ist kein Patient vor Hunger gestorben, weil er sein Frühstück fünf Minuten später bekommen hat. Und die Oberin habe ich schon seit Wochen nicht mehr auf dieser Station gesehen.“ Stephanie schnaufte erleichtert, als sie Brittas breites Grinsen sah. „Na, dann ist es ja gut“, antwortete sie und verschwand im Stationszimmer, um zu sehen, was es zu tun gab. Sie war noch nicht ganz im Raum, als eine Klingel summte. Ein Blick auf die Anzeigetafel sagte ihr, in welche Richtung sie gehen musste. Sie öffnete die Tür des letzten Zimmers auf dem Gang. Zwei der drei Patienten dort kannte sie schon, und die waren