Que seco Rosa. Hans-Peter Holz

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Название Que seco Rosa
Автор произведения Hans-Peter Holz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847666707



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Weg zu bahnen. An der linken Seite war eine kleine Balustrade mit Tischen, die in einer Zweierreihe standen und alle besetzt waren. Dort wo Mike stand, befand sich an der Wand ein kleiner offener Kamin, in dem ein künstliches Kaminfeuer brannte. Vor diesem Kamin drängten sich auch die Gäste. Mit einem Wort: es war wieder einmal rappelvoll. Von dieser Stelle aus konnte Mike alles beobachten. Ihm fielen zwei Frauen auf, die in der zweiten Reihe auf der Balustrade an einem Tisch saßen. Mike wunderte sich, dass jeder Mann, der eine der Beiden zum Tanzen aufforderte, einen Korb bekam. Anscheinend saßen die beiden dort, nur um die Leute zu beobachten und über die Gäste zu lästern, insbesondere über die Machos. Er bemerkte bald, dass die Beiden immer zu ihm herüberschauten, er fragte sich, ob er was Falsches an hatte oder ob vielleicht der Reisverschluss seiner Hose offenstand. Doch das war nicht so. Also, was sollte das wohl? Beide Frauen waren dunkel gekleidet. Die Frau, die von ihm aus gesehen, links am Tisch saß, hatte schulterlange, rotblonde Haare, die je nach Lichteinfall, einen goldenen Glanz hatten. Sie trug einen Jeansrock, darüber eine dunkelfarbige Bluse, keine Strümpfe, schwarze Schuhe. Die andere Frau trug etwas kürzere, dunkle Haare, ein schwarzes Kleid, dunkle Strümpfe und Schuhe. Was bei ihr sehr auf fällig war, war ihr wahnsinnig tiefes Dekolleté in ihrem Kleid und da sie sehr üppig ausgestattet war, konnte Mike sich vorstellen, dass allein ein Blick ins Dekolleté die Männer reizte, diese Frau zum Tanz aufzufordern und anzubaggern. Die meisten dachten wohl, dass die Beiden eine „leichte Beute“ für eine Nacht wären. Doch das war nicht der Fall. Jeder Mann wurde erst einmal von oben bis unten „gecheckt“. Und bis dahin hatte keiner den Check bestanden. Zwischendurch tuschelten sie wieder und schauten zu Mike. Ihm wurde es etwas komisch, denn er kannte die beiden Frauen nicht, und konnte sich auch nicht vorstellen, was an ihm denn so auffällig war. Es dauerte dann auch nicht lange, da stand eine der Beiden auf. Er sah es aus den Augenwinkeln.

      „Wo mag sie jetzt wohl hingehen?“ fragte er sich noch, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Er blickte sich um, und da stand sie vor ihm. Er musste etwas in die Höhe schauen, denn sie war ein Stück größer als er. Und er sah in ein paar wunderschöne, unergründlich tiefe grüne Augen.

      „Hi, sag mal, bist du Jörg?“

      „Ähm..., ich..., nein..., ich heiße immer noch Mike.“

      Sie schaute ihm tief in die Augen. Dieser Augenblick kam Mike schon fast wie eine Ewigkeit vor.

      „Ach..., du heißt Mike... Ja..., dann ist gut“ sagte sie nur, drehte sich abrupt um und ging. Verdattert schaute Mike ihr hinterher. „Hey, was war das denn? Lässt so `ne tolle Braut einfach gehen?“ stupste ihn ein Nachbar in die Seite.

      „Ja, soll ich ihr etwa hinterherlaufen?“

      „Nein, das nicht gerade, aber die ist doch nett, fordere sie doch zum Tanz auf.“

      „Keine Chance, bis jetzt sind alle Männer abgeblitzt.“

      „Wenn du nicht willst... Aber da würde heute sicher noch etwas abgehen.“

      „Auf einen One-Night-Stand bin ich aber nicht aus“ meinte Mike und wandte sich wieder der Tanzfläche zu. Doch er ertappte sich dabei, wie er immer öfters zu ihr hinschaute und sie schaute fast immer auch zu ihm. Sie lächelte ihn an, als wenn sie ihm Mut machen wollte, an ihren Tisch zu kommen. Mike schwankte, sollte er, sollte er nicht, was sollte er tun? Er fasste sich ein Herz und ging zu den beiden Frauen hin.

      „Darf ich mich zu euch setzen?“

      „Klar, hier ist noch Platz“ antwortete die Eine.

      „Jetzt kennst ja schon meinen Namen. Mit wem habe ich es denn zu tun?“ fragte er die Beiden.

      „Das ist die Verena und ich bin die Evelyn, doch alle sagen Eve zu mir“ stellte die Rothaarige ihre Freundin und sich vor.

      „Wie kommst denn darauf, dass ich Jörg sein soll?“

      „Ich kannte mal einen Jörg, der war bei mir in der Klasse, und ich glaubte, ihn jetzt wieder getroffen zu haben. Aber da habe ich mich wohl geirrt.“

      „Ja, das hast du, denn ich glaube, dass ich auch einige Jahre älter bin. Einen Zwillingsbruder oder einen jüngeren Bruder habe ich auch nicht. Ich bin und bleibe Mike.“

      „Schade, ich hätte gern ein paar alte Erinnerungen aufgefrischt“ sagte Eve mit einem süßen Lächeln. Sie plauderten stundenlang miteinander ohne zu merken wie schnell die Zeit verging. Früh am Morgen verabschiedete sich Mike höflich von den beiden, doch er tauschte mit Eve noch Adresse und Telefonnummer aus. Auf dem Weg nach Hause dachte er noch darüber nach. `Eine hübsche Frau. Sie könnte mir gefallen. Schade, sie ist verheiratet und hat ein Kind. Lass besser die Finger davon, das kann nichts werden. Deine eigene Ehe ging wegen einem anderen Mann kaputt, dann kannst du dich nicht in ihre Beziehung einmischen.´ grübelte er die ganze Zeit. `Aber warum sollte man nicht miteinander telefonieren oder sich einmal zu einem Kaffee treffen? Mal sehen.´

      Hundemüde fiel er nur noch auf seine Couch und schlief tief und fest. Erst spät am nächsten Morgen wachte er auf. Ihm kam alles wie ein Traum vor, doch dann fand er den Bierdeckel, auf dem er ihren Namen und Adresse notiert hatte.

      „Also, doch kein Traum“ lächelte er vor sich hin. Mike stand gerade unter der Dusche, als das Telefon ging. Der Anrufbeantworter sprang an.

      „Hallo Mike, hast du verschlafen, oder hast du unser Date vergessen? Wir wollten doch noch die Scribbles der Prospekte zu meinem neuen Trainingskonzept durchgehen. Los, los, komm schon aus den Federn!“ hörte er Chris. Fluchend lief er zum Telefon und hob ab.

      „Chris, du hast ein wundervolles Feeling, genau dann anzurufen, wenn ich unter der Dusche stehe. Aber es stimmt ich habe verschlafen, gestern war es mal wieder spät.“

      „Klar, ich war ja auch nicht dabei. Hauptsache du hattest deinen Spaß! Und ich kann hier bis spät in die Nacht arbeiten.“

      „Nun mach mal halblang. Bin ja erst gegen acht gefahren und außerdem hab ich denen noch beim Kellnern geholfen. Was soll das denn schon wieder?“

      „Komm. Wenn Charles ´ne Fete hat, sind auch immer viele Mädchen da.“

      „Ja, und? Komm, lass uns darüber jetzt nicht streiten. Ich beeile mich, dann schauen wir uns die Sachen an, sind schnell damit fertig und können für den Rest des Tages was gemeinsam unternehmen. Ok ?“

      „Ja. Ok Bis gleich, wir treffen uns in meinem Büro“ klang es mürrisch.

      `Verdammt, was sollte das denn schon wieder?´ fragte sich Mike. Er zog sich schnell an und machte sich auf den Weg. Ihr Büro lag nur wenige Autominuten von ihm weg. Ziemlich brummig empfing Chris ihn in ihren neuen Büroräumen. Chris hatte in der Innenstadt in einem Neubau einige Büroräume angemietet. Die Räume lagen innerhalb der Fußgängerzone über einem großen Bekleidungsgeschäft. Auf diese günstige Lage legte sie besonderen Wert. In der Nähe befand sich ein Parkhaus, denn die Schulungen hielt sie gerne in ihren eigenen Räumen ab. Alle Räume hatte sie in warmen Farben streichen lassen, damit direkt eine positive Stimmung auf die Seminarteilnehmer übertragen wurde. Ihr Büro hatte sie auf der Südwestseite eingerichtet, damit sie mit viel Tageslicht arbeiten konnte. Das Büro wirkte sachlich aber nicht zu kühl. An einer freien Wand hatte sie einen riesigen Planer angebracht, auf dem die nächsten Projekte eingetragen waren. Auf dem Besprechungstisch lagen die von ihr entworfenen Scribbles der Prospekte. Eine recht große Bank in Düsseldorf, für die die „MB-Media GmbH“ schon recht erfolgreiche Kampagnen gemacht hatte, wollte auch ihre Mitarbeiter weiter fördern. Auf diesem Weg bekam Chris die Chance für ein Angebot.

      „Komm, sei nicht so brummig. Wenn wir uns jetzt die Scribbles sachlich ansehen, sind wir schnell fertig“ beschwichtigte sie Mike.

      „Was heißt sachlich? Ich bin in dieser Hinsicht sachlicher als du. Komme direkt auf den Punkt!“

      „Hab ich deine Kompetenz darin je angezweifelt?“

      „Nein, eigentlich nicht, aber sie werden dir nicht gefallen.“

      „Mit dieser Einstellung ist unser Streit ja schon vorprogrammiert. Lass sie mich doch erst mal ansehen.“

      Mike