Mirabella und die Götterdämmerung. Isabelle Pard

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Название Mirabella und die Götterdämmerung
Автор произведения Isabelle Pard
Жанр Языкознание
Серия Mirabella-Reihe
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754185971



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ihre Wange. „Ich mag nicht alle Komplimente so ernstmeinen wie du deine, aber das kannst du mir glauben: ich bewundere dich, Bella, für sehr vieles, gerade auch für deine Ehrlichkeit.“

      Sie schluckte und versuchte zu lächeln. Irgendwann musste sie ihm sagen, wer sie wirklich war, aber nicht heute.

      „Dann ist das abgemacht? Wir tanzen weiter?“

      Er nickte und lächelte schief. „Alles, nur kein Schieber…“

      Sie verließen die Blase und begaben sich in Richtung Ausgang, als plötzlich Ragnar hinter einem Monolithen auftauchte. Mirabella schrak leicht zusammen und Lorenzo hob schützend seinen Arm, ließ ihn aber sofort sinken, als er Ragnar erkannte.

      „Hej, was machst du denn noch hier?“

      „Ich warte auf Mira“, er wandte sich an sie. „Ich muss dich noch wegen Schwarzalbenheim nächste Woche sprechen.“

      Sie nickte, umarmte Lorenzo zum Abschied, er drehte sie in seinen Armen einmal herum, hob sie hoch und setzte sie lächelnd wieder ab. „Bis übermorgen Abend!“

      Als er gegangen war, kreierte Ragnar mit einer schnellen Handbewegung eine Blase. Wieso konnten alle außer ihr das, stellte sie wieder einmal genervt fest.

      „Hast du ihm wieder Hoffnung gemacht?“, fragte Ragnar unwirsch.

      „Nein, wieso? Wir wollen nur weiter tanzen, wir tanzen beide so gerne… Meinst du, dass er das so verstanden hat?“, fragte sie plötzlich unsicher.

      Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber tu ihm nicht weh, ich mag ihn echt gern.“

      Mirabella sah ihn leicht gekränkt an. „Meinst du, ich nicht? Ich hoffe, wir können weiter befreundet sein, ich werde schon nicht seine große Liebe gewesen sein.“

      „Wahrscheinlich nicht“, gab er ehrlich zu.

      Ihre Mundwinkel zuckten, sehr charmant war er wirklich nicht, aber dafür ehrlich.

      „Aber deswegen“, fuhr Ragnar fort, „wollte ich dich nicht sprechen…Runa…“

      Die so Angesprochene gefror in der Bewegung, sie brauchte einen langen Moment, um wieder sprechen zu können. „Seit wann weißt du es?“

      „Unser Vater sprach mit mir vor ein paar Tagen. Ich soll auf meine impulsive Schwester aufpassen.“

      Mirabellas Augenbrauen stiegen skeptisch nach oben. „Aufpassen? Was hat er erzählt?“

      „Vieles, auch von deinem Deal mit Odin.“ Er trat auf sie zu und sah ihr fest in die Augen. „Welches Spiel treibst du, Mira?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Kein Spiel, Ragnar. Ich will nur verhindern, dass Jupiter die Wahrheit erfährt, es würde ihm das Herz brechen.“

      „Glaubst du nicht, dass er es früher oder später erfahren wird? Du wirst ihm den Schmerz nicht ersparen können, aber du bist frei, sobald die Wahrheit heraus ist. Man kann dich nicht mehr erpressen.“

      „Aber was bin ich denn dann noch? Ein Kind der Schande, wie es Juno genannt hatte.“

      „Du bist Runa, Thors Tochter und meine Schwester.“

      „Ich bin gerne deine Schwester, aber ich wäre lieber Jupiters Tochter.“

      „Wirklich? Zumindest ist Nick dann nicht mehr dein Bruder.“

      „Dafür ist er der Sohn des offiziellen Feindes…“

      „Weder Jupiter noch Thor sind deine Feinde.“

      „Du weißt, was ich meine!“, erwiderte sie ungeduldig.

      Ragnar seufzte. „Warum lehnst du Thor so sehr ab? Jupiter ist doch auch kein Baldur…“

      „Jupiter hat sich um mich gekümmert und Thor hat ihn betrogen. Hat Helena eigentlich Jupiter wissentlich betrogen? Das würde ihn wahrscheinlich am meisten verletzen.“

      „Nein, er hat sich in dessen menschliche Gestalt verwandelt, eines nachts, sie ahnte nichts.“

      Sie sah ihren Bruder angewidert an, andererseits war sie froh, dass beide hintergangen worden waren. „Und das soll mir Thor sympathischer machen?“

      „Er hat Wingni sehr geliebt, Odin hat ihn in diese Rache getrieben“, verteidigte ihn sein Sohn.

      „Und wer hat entschieden, den Sohn zu nehmen und die Tochter Jupiter unterzuschieben?“

      „Was glaubst du?“

      „Odin natürlich. Und es war auch schlau, Jupiter liebt mich vor allem, weil ich ihn an Helena erinnere. Wahrscheinlich hat er mich als Person überhaupt noch gar nicht wahrgenommen…“, mutmaßte Mirabella nun düster. „Wie keiner der Götter, die uns nur als Spielzeug missbrauchen.“

      Ragnar lächelte leicht. „Du hast definitiv Eindruck auf Thor gemacht. Er kann dich verstehen, ist aber, glaube ich, echt traurig über deine Ablehnung.“

      „Das hätte er vielleicht mal früher bedenken sollen! Ich fühle mich als Olympierin, ich bin Amazone und Vestalin.“

      Er schwieg kurz. „Magst du den Norden denn gar nicht?“

      „Doch, schon, aber ich fühle mich im Olymp zuhause.“

      Sie schwiegen erneut kurz, als Mirabella plötzlich ernst aufsah. „Mars hat Wingni zu Tode gefoltert, sollte er natürlich nicht, er ist ein bisschen wie Loki. Jupiter und Neptun hatten ihn mit der Wache beauftragt, er wurde hart für seine Tat bestraft. Wingni hat sich nicht umgebracht, wie er sollte. Die Olympier verwenden sein Haar, um nach Asgard zu kommen.“

      „Nick auch?“

      Sie nickte stumm.

      „Der Norden hat auch diverse Körperteile des Südens, kennt jegliches Procedere. Jede Generation Halbgötter spioniert wohl auf der anderen Seite.“ Ragnar schnaubte verächtlich.

      Alarmiert sah sie zu ihrem Zwilling. „Wir müssen einen Weg finden, diesen Wahnsinn zu stoppen, bevor der kalte Krieg heiß wird!“

      „Wie denn?“

      Impulsiv ergriff sie seine Hände. „Ich weiß es nicht, aber wir müssen! Nimm Kontakt zu Fand und ihrer Tochter auf, wir sollten die Kelten mit ins Boot holen.“

      „Die werden sich nicht einmischen wollen, ein Krieg von Nord und Süd könnte ihnen sogar nützen.“

      „Wir könnten ihnen die Statuen versprechen, als neutrale Macht.“

      „Dafür müssten wir sie erst einmal haben!“

      „Zusammen können wir es schaffen, wir brauchen nur einen Plan.“

      „Einen guten!“

      Mirabella nickte. „Ich muss nachdenken, kleiner Bruder!“ Schließlich war sie vor ihm geboren worden. Plötzlich sah sie auf. „Hast du je ein Bild unserer Mutter gesehen?“

      Ragnar schüttelte den Kopf, woraufhin sie ihr Handy aus der Jackentasche kramte. Den Spiegel mit dem Bild ihrer Mutter und Jupiter hatte sie nicht abphotographieren können, er zeigte sich nur dem halbgöttlichen Auge, aber sie hatte ein anderes Bild ihrer Mutter aufgenommen, um es immer bei sich zu haben. Sie zeigte es nun ihrem Zwilling und er betrachtete neugierig seine Mutter auf dem Bildschirm. „Sie war wirklich schön und du hast…“, sie fiel ihm ins Wort „-tatsächlich ihre Augen, ja.“ Sie lächelten sich an.

      „Schickst du mir das Bild, bitte?“

      „Klar“, erwiderte sie und umarmte ihn spontan. Er drückte sie fest zurück.

      „Dir mag Verwandtschaft nichts mehr bedeuten, Mira, aber für mich ist es wichtig. Es bedeutet mir viel zu wissen, wer meine Mutter war.“

      „Natürlich“, sie sah ihn verständnisvoll an, „das kann ich auch verstehen. Mir bedeutet es sehr viel, einen echten richtigen Bruder zu haben.“

      Ragnar