Deadforce 2. Norbert Langenau

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Название Deadforce 2
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752925081



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meint, er ist gestorben?"

      "Er wurde ermordet, das trifft es wohl eher. Aber ja, er ist tot. Das Resultat bleibt dasselbe."

      "Darf ich Euch sagen, wie wundervoll es ist, mit jemandem zu reden, der ganz offen auf alles eingeht und nicht vor irgendwelchen Fragen zurückschreckt. Es ist wundervoll, mit Euch zu sprechen."

      "Oh, vielen Dank, Julian. Ich werde ja gleich rot, hihi. Nun denn, ich sollte mich nun wieder auf die Verbindung Eurer beiden Körperhälften konzentrieren." Das tat Lehixili dann auch wieder, während sie weiterhin mit Julian sprach. Zunächst fragte dieser jedoch schockiert:"Moment, ist mein Körper noch immer zerteilt?"

      "Ja, das sagte ich ja gerade."

      "Woher wisst Ihr eigentlich meinen Namen? Das fällt mir erst jetzt auf."

      "Ich beobachte sehr viel und auch Euch habe ich beobachtet, als Ihr den Urgeist rieft."

      "Na schön, dann erklärt mir bitte endlich, was ein Kind des Schicksals ist. Ihr habt mich, so wie ein paar andere ebenfalls, so genannt. Ich muss endlich wissen, was ein Kind des Schicksals ist, wie viele es gibt, wer die anderen sind und was denn unsere Aufgabe ist."

      "Ich fühle, dass ich nicht diejenige bin, die Euch das verraten soll, Julian. Tut mir furchtbar Leid, ich würde es wirklich gerne tun, doch bin ich nicht dazu bestimmt. Ihr müsst Euch noch ein Weilchen gedulden. Bald schon werdet Ihr mehr erfahren."

      "Na toll, war ja klar. Genau dasselbe hat der Druide der Gestirne auch gesagt."

      "Ich weiß. Ich habe aber nicht etwa wiederholt, was er schon von sich gab, sondern bin meinem Gefühl nach zum selben Schluss gekommen."

      "Dann nehme ich an, Ihr werdet mir auch nicht verraten, wer das schrecklichste Wesen der Existenz war, oder?", fragte Julian hoffnungsvoll, aber schon ahnend, wie die Antwort lauten würde.

      "Seid Ihr von Sinnen? Ihr seid gerade einmal so mit dem Leben davongekommen, als Ihr einem Urgeist gegenüber standet. Nun wollt Ihr noch den Vater der Urgeister persönlich beschwören? Niemals werde ich Euch etwas über ihn erzählen. Das ist zu Eurem eigenen Schutz, da Ihr scheinbar dazu neigt, Euch gerne in Gefahr zu bringen. Was war denn das mit Lilybeth, auch nicht gerade eine Glanzleistung, oder?"

      "Das war doch nicht meine Schuld. Sie ist einfach aufgetaucht. Was hätte ich denn tun sollen?"

      "Naja, jedenfalls ist es katastrophal ausgegangen. Euretwegen musste ein Unschuldiger sterben."

      "Meinetwegen?", Julian stutzte. Er war überzeugt, dass Liams Tod nicht seine Schuld gewesen war. Wie hätte er auch verhindern sollen, dass Lilybeth ihn zu Tode prügelt? Sie war ihm weit überlegen. Doch Lehixili erklärte es ihm.

      "Ihr hättet Lilybeth davon abhalten können, ihn zu töten. Es hätte eine Möglichkeit gegeben. Leider habt Ihr falsch gehandelt. In einem nicht existenten, aber theoretisch möglichen Zeitstrang würde Liam noch leben und dann müsste ich Euch auch nicht zusammenflicken, weil Ihr bei ihm im Dorf übernachtet hättet und nicht auf die irrsinnige Idee gekommen wärt, die Manifestation der Dummheit zu beschwören. Schon traurig, wie eine einfache Entscheidung so viel verändern kann."

      "Aber was habe ich getan? Für was habe ich mich entschieden? Und wie könnt Ihr Euch anmaßen, mir einen alternativen Zeitstrang zu präsentieren? Woher wollt Ihr wissen, dass das wirklich passiert wäre?"

      "Schön langsam finde ich keinen Gefallen mehr an einem Gespräch mit Euch, Julian. Ich bin wirklich sehr freundlich und zuvorkommend, doch wenn ich für meine Hilfe ständig angeschnauzt werde, habe auch ich einmal genug. Also mäßigt Euren unhöflichen Ton, sonst lasse ich Euch gleich unter Schmerzen zum Sterben zurück. Aber das wäre eine Verschwendung Eures Lebens, also beherrscht Euch um Euretwillen. Verstanden?"

      Da blickte Julian erschrocken auf die Sternenhexe. Er war nur wegen ein paar Kleinigkeiten erzürnt, doch schien ihr der Ärger in seiner Stimme nicht entgangen zu sein. Julian erkannte, dass es ihm nicht zustand, jener Person gegenüber in irgendeiner Weise unfreundlich zu sein, die ihm gerade das Leben rettete. Also tat er das einzig Richtige.

      "Bitte verzeiht mir, Lehixili. Ich habe wohl meine Höflichkeit und erst recht meine Dankbarkeit vergessen, weil alles gerade ziemlich chaotisch ist. Es tut mir Leid."

      "In Ordnung, ich akzeptiere Eure Entschuldigung. Immerhin ist Euch jetzt klar geworden, welch unverschämtes Glück Ihr hattet, dass ich gerade zusah, als Ihr von der Manifestation der Dummheit zerteilt wurdet. Viele andere hatten nicht so viel Glück wie Ihr. Aber Ihr seid nun mal ein Kind des Schicksals und eines von der gesegneten Sorte, wie mir scheint. Ich verstehe, dass Ihr angesichts des Chaos nicht klar denken und Euch noch weniger angemessen verhalten könnt. Das können die wenigsten im Chaos. Denn so ist das Chaos nun mal. Es wirbelt alles herum und lässt ein Wirrwarr zurück, welches nur schwer zu durchblicken ist. Selbst für jene, die alles durchblicken."

      "Darf ich nun noch einmal höflich fragen, woher Ihr wisst, wie eine alternative Zeitlinie ausgesehen hätte, die nie passiert ist?"

      "Aber natürlich. Das liegt an meiner Sternenmagie. Die Sternenmagie lässt einen zuweilen schon extreme Sachen tun. Ich kann in eine niemals geschehene Zukunft sehen sowie noch viele andere Dinge. Das Zusammenfügen Eures Körpers hingegen gelingt nur mithilfe von Naturmagie, der ältesten und reinsten Form der Magie. Bestimmt langweile ich Euch mit diesen ganzen Fakten. Ich sollte sie vermutlich den Schreiberlingen erzählen, die alles in Büchern verewigen müssen. Die können mit diesem Wissen mehr anfangen."

      "Nein, bitte redet weiter. Solange ich noch aus zwei Teilen bestehe, kann ich ja ohnehin nichts tun. Da ist es schön, zumindest mit Euch reden zu können. Und ich kann Euch ganz ehrlich sagen, dass ich mich mit bisher keinem anderen Menschen außer meinen besten Freunden so gut unterhalten konnte."

      "Vielen Dank, Julian. Eure besten Freunde sind Otto und Lisa, nicht wahr? Ja, ich sehe sie vor mir." Die Sternenhexe seufzte.

      "Was habt Ihr?"

      "Ach, gar nichts. Es ist nur ein Jammer."

      Da wurde Julian das Herz schwer.

      "Es geht ihnen doch gut, oder?"

      "Sollt Ihr nicht eine Aufgabe für Alfokohel erfüllen, um die Antwort auf diese Frage zu erhalten?"

      "Bitte, Ihr müsst es mir sagen. Wenn etwas mit ihnen passiert ist, muss ich es sofort wissen."

      "Ich kann nur so viel sagen, dass sie beide noch am Leben sind. Das muss Euch reichen."

      "Ja, das reicht mir vollkommen.", gab Julian erleichtert von sich.

      "Tatsächlich? Es reicht Euch, wenn sie leben? Was, wenn sie schrecklich verstümmelt und unter furchtbaren Qualen in irgendeinem Folterkeller gefesselt hängen und auf ihren Tod warten? Das ist Euch lieber, als dass sie in ihrem Tod Erlösung finden? Wenn dem so ist, seid Ihr nicht nur ein miserabler Freund, sondern ein kaltherziger Mensch."

      "Nein, um Gottes Willen, so habe ich das nicht gemeint. Das ist doch nicht wirklich mit ihnen geschehen? Was mache ich hier, ich muss sofort weiter." Julian versuchte, sich aufzurichten. Doch er schaffte es nicht.

      "Ruhig jetzt.", sagte Lehixili. "Die beiden sind in keinem Folterkeller und haben auch noch alle Gliedmaßen. Der Rest wird Euch erst von Alfokohel offenbart. Jetzt haltet gefälligst still. Je ruhiger Euer Körper ist, umso einfacher ist es für mich, ihn zusammenzuflicken."

      "Verstanden, ich bleibe ganz ruhig."

      "Hoffen wir, dass Ihr das schafft. Der Prozess wird nämlich noch eine ganze Weile dauern."

      Nach einer gefühlten Ewigkeit - tatsächlich waren es nur drei Stunden - beendete die Sternenhexe ihre Operation und Julians Körper war wieder so, wie er vor der Begegnung mit dem Urgeist gewesen war. Abgesehen von der Narbe, die sich über seinen gesamten unteren Bauch streckte und auch am Rücken entlang verlief. Einmal rund um seinen Körper ging sie. Nun richtete er sich wieder auf, fühlte an die Narbe und erschauderte dann. Für einen Moment dachte er, er würde den Schmerz erneut fühlen, der damals das Zerfallen seines Körpers in zwei Teile begleitet hatte. Doch zum Glück lag diese schmerzhafte Erinnerung nun hinter