Deadforce 2. Norbert Langenau

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Название Deadforce 2
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752925081



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zu dem seltsamen Mann und blickte ihm ins Gesicht. Da staunte er. Der Mann besaß das wohl ehrlichste Gesicht, das jemals ein Mensch besessen hatte. Wenn man ihn schon ansah, wusste man, dass er stets die Wahrheit sprechen würde und ihm nicht mal in den Sinn kommen würde, zu lügen. Er lächelte Julian an und sagte:"Hallo, mein Name ist Hoën. Die Leute nennen mich den heizenden Hoën. Das ist ziemlich genau das, was ich mache. Ich heize. Meine Feuer dienen all jenen, die sie nutzen wollen. Dafür müssen sie sie lediglich finden. Viele Reisende kennen meine Feuer und reisen gerne zu mir, weil sie wissen, dass sie hier immer willkommen sind. Hier an meinem Feuer gibt es keinen Streit oder Konflikte, nur Reisende, die sich untereinander austauschen, miteinander lachen, tanzen, trinken und feiern. Es ist wirklich wunderbar. Lass dir zwei Dinge gesagt sein, wenn du länger hier bleiben willst: Erstens darfst du hier keinen Ärger machen, sonst werde ich dich persönlich von hier verscheuchen. Zweitens darfst du niemals zu nahe ans Feuer herantreten. Es ist durchaus ein riesiges Feuer und kann somit auch große Zerstörung hervorbringen. Daher kontrolliere ich es mithilfe einer magischen Barriere, die ich unentwegt darauf wirke. Ansonsten würde das Feuer tatsächlich außer Kontrolle geraten und in kürzester Zeit den gesamten Wald abfackeln, wie du schon sagtest. Nun, nachdem das alles geklärt ist, willst du mir nicht mal erzählen, wer du bist?"

      Julian blickte Hoën einen Moment verdutzt an, dann aber sammelte er sich und antwortete:"Ich grüße Euch, Hoën. Mein Name ist Julian und ich bin auf der Reise zur Nebelwiese. Allerdings liegt da noch ein weiter Weg vor mir und zunächst versuche ich, die Nacht zu überstehen. Wenn ich also bei Eurem Feuer übernachten könnte, wäre das wirklich toll."

      "Hast du mir nicht zugehört? Jeder Reisende ist hier willkommen, solange er die Regeln befolgt. Du brauchst auch nicht so höflich zu sein. Alle Reisenden, die hierher kommen, sind meine Freunde. Wir sind doch alle Freunde, nicht wahr, Julian?"

      "Nun, ja, wenn das für dich in Ordnung ist."

      "Aber natürlich. Willkommen an meinem Feuer. Heißt alle mal Julian herzlich willkommen!"

      Daraufhin riefen alle, die sonst noch um das Feuer versammelt waren im Chor:"Sei herzlichst willkommen, Julian!"

      "Vielen Dank euch allen.", erwiderte Julian fröhlich. Was für ein warmherziger Empfang, ebenso warm wie das Feuer, an dem sie alle rasteten. Fürs Erste beschloss Julian, ein wenig zu schlafen und am Morgen mehr über Hoën sowie sein Feuer herauszufinden. Doch er fand es unhöflich, einfach zu schlafen, ohne vorher nachzufragen. Schließlich hatten ihn alle gerade so freundlich willkommen geheißen.

      "Sag mal, Hoën, ist es in Ordnung, wenn ich nun noch ein wenig schlafe, bis es Morgen ist?"

      "Selbstverständlich. Niemand zwingt dich hier zu irgendwas. Du kannst alles tun, was du willst, solange es nicht gegen meine Regeln verstößt und niemand anderem hier schadet. Wenn du also so laut wie ein Walross schnarchst, darfst du hier künftig wohl nicht mehr schlafen, weil das dann alle anderen hier stören würde. Hahaha, aber gehen wir einmal nicht davon aus, dass es so ist."

      "Bestimmt nicht.", versicherte Julian. Bei dem Wort "Walross" war ihm wieder der dämliche Witz eingefallen, den Lilybeth ihm erzählt hatte. Ob der hier wohl gut ankam? Schließlich versuchte Julian es einfach.

      "Hey, Hoën, ich hab einen Witz für dich."

      "Dann leg los, ich liebe Witze, so wie jeder hier."

      "Wie nennt man ein Pferd im Wasser?"

      "Bestimmt nicht Seepferdchen, weil das zu einfach wäre, nicht wahr? Also, wie nennt man's?"

      "Walross.", antwortete Julian und gerade, als er es aussprach, glaubte er schon, einen riesigen Fehler gemacht zu haben. Vielleicht hassten ihn nun alle hier, weil er einen total miesen Witz erzählt hatte. Er hätte jede Reaktion verstanden, aber nicht jene, die wirklich folgte. Alle lachten lauthals auf. Vor allem Hoën, dessen Gelächter schallend durch die Nacht hallte.

      "Haha, der war gar nicht mal schlecht, Julian. Vielleicht etwas dünn, aber durchaus der Brüller für gemütliches Beisammensein. Gut gemacht, dank dir sind alle hier nun noch fröhlicher. Das ist die richtige Einstellung."

      Um zu zeigen, wie stolz Hoën war, klopfte er Julian auf den Rücken. Dieser freute sich, dass Lilybeths bescheuerter Witz so gut angekommen war und hoffte nur, dass sie ihm nicht dafür den Schädel einschlug, dass er ihren Witz weitererzählte. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie ja nur jene ohne Humor tötete und kam zu dem Schluss, dass es ihr Freude bereiten würde, wenn Julian für sie auch den Humor der Leute testete. An diesem Feuer hatte jedenfalls für den Moment niemand etwas von Lilybeth zu befürchten. Glücklich legte sich Julian schlafen und innerhalb weniger Minuten schlief er tief und fest, obgleich die Lautstärke am Feuer enorm war. In den paar Stunden die er schlief, träumte Julian seltsame Dinge. Die Manifestation der Dummheit kam auch vor, diesmal war ihre Gestalt jedoch anders als in Wirklichkeit. Sie besaß keine Sicheln mehr als Hände, sondern geisterhafte, knochige Hände und zwei dunkelrot funkelnde, winzige Augen, die hinter ihrer Kapuze hervorstarrten. Als Julian das in seinem Traum nicht gefiel, zog er einfach ein seltsames Schwert aus der Erde, stach damit der Manifestation der Dummheit durch den Kopf und sie löste sich vor ihm auf. Hinter ihr wartete allerdings eine wüste Eislandschaft, in der alles gefroren und weit und breit außer Eis nichts zu sehen war. Dann bebte der Boden und eine schreckliche Gestalt erhob sich daraus. Anschließend wachte Julian auf.

      Kapitel V: Hoëns Truppe

      Julian schreckte auf.

      "Was ist los, hattest du einen Albtraum?", fragte Hoën.

      "Ja, einen ziemlich seltsamen sogar. Es fühlte sich alles so real an. Ich war in einer Eislandschaft und plötzlich erhob sich irgendsoein Monstrum aus dem Boden. Danach bin ich aufgewacht."

      "Dann leg dich noch mal schlafen und finde heraus, was das für ein Monstrum war."

      "Nein, darauf habe ich keine Lust. War doch nur ein dummer Traum. Wie ich sehe, ist die Sonne aufgegangen. Ich möchte jetzt viel lieber frühstücken."

      "Frühstücken? Dann nimm dir, es ist noch genug übrig."

      "Moment, hier gibt es Frühstück?"

      "Aber natürlich. Reisende haben immer Hunger, also gibt es am Feuer auch stets etwas zu essen. Greif zu."

      Hoën zeigte hinüber zu drei großen Holztischen, die etwas abseits des Feuers standen. Dort gab es Berge von Essen und es schien nicht weniger zu werden. Großteils befanden sich dort verschiedene Sorten von Brot, frische Semmeln, Butter, Milch, Waldhonig, Marmeladen aus verschiedenen Früchten, Sahne und noch vieles mehr. Es gab sogar einige Kannen mit verschiedenen Teesorten sowie Krüge mit Fruchtsäften. Daneben befanden sich große Pfannen mit unzähligen Spiegeleiern, Speckstreifen, Schinkenstreifen sowie einer gigantischen Portion Rührei. Damit wäre sogar eine Riese satt geworden. Es sah alles so köstlich aus, dass Julian nicht anders konnte, als sofort zuzugreifen. Gerade, als er sich eine Scheibe Brot abschneiden wollte, stand Hoën plötzlich neben ihm und packte seine Hand, bevor er das Messer ergreifen konnte. Julian blickte ihn verwirrt an.

      "Du kannst dich sofort an all diesen Köstlichkeiten laben, doch zunächst erwarte ich von dir eine Spende."

      "Eine Spende? Etwa Geld? Ich habe möglicherweise ein paar Silberlinge, aber sonst nichts."

      "Ich spreche nicht von Geld. Jeder Reisende trägt immer verschiedenste Dinge mit sich. Ich möchte nur, dass du etwas von deinem Inventar mit uns allen hier teilst. Jeder andere, der hier sitzt, hat das bereits getan. Deshalb dürfen sie auch essen. Hier teilen wir alles und niemand entzieht sich dessen. Also, möchtest du spenden oder verzichtest du lieber auf dieses vielseitige Frühstück?"

      "Nun ja, ich habe einiges an Zeug im Rucksack, das mir der Druide der Gestirne mitgegeben hat. Reicht es, wenn ich etwas davon spende? Ich brauche allerdings noch den Großteil für meine weitere Reise."

      "Natürlich, niemand verlangt, dass du alles herschenkst, was du bei dir trägst. Ich verstehe durchaus, dass du noch eine weite Reise vor dir hast.