Deadforce 2. Norbert Langenau

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Название Deadforce 2
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752925081



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wie Lisa. Erst jetzt nahm Julian alle Details der Hexe richtig wahr. Sie besaß langes, seidenglattes, blondes Haar und ihre Augen leuchteten braun. Am Oberkörper trug sie eine Art zerzausten, filzigen Pullover, der bis zu ihren Handgelenken und ihrer Hüfte verlief. Der Pullover besaß denselben, dunklen Grauton wie auch der Kapuzenumhang der Manifestation der Dummheit. Allerdings schimmerte der Pullover an manchen Stellen in verschiedensten Farben. An den Beinen der Sternenhexe konnte Julian den unteren Teil eines hellblauen Kleids erkennen, welcher vorne in der Mitte ein wenig offen war und mit sich überkreuzenden Schnüren zusammengehalten wurde. Die Hexe ging barfuß und der Ringfinger ihrer rechten Hand wurde von einem wunderschönen silbernen Ring mit quadratischem Amethyst verziert. Als Julian den Ring erblickte konnte er nicht anders, als nachzufragen, was es damit auf sich hatte.

      "Verzeiht, Lehixili, aber was ist das für ein wunderschöner Ring, den Ihr da tragt?"

      "Oh, der ist Euch aufgefallen? Ihr seid wirklich aufmerksam, Julian. Das ist der Amethystring. Er war ein Geschenk an mich und besitzt die Macht, Tote wiederzubeleben. Ein wahrhaft mächtiger Ring, findet Ihr nicht auch?"

      "Tote wiederbeleben? Das ist ja unglaublich. Sagt, dürfte ich Euch um die Macht dieses Rings bitten, sollte meinen Freunden doch etwas geschehen sein? Denn dann muss ich alles versuchen, um sie wieder aus dem Totenreich zurückzuholen."

      "Tut mir Leid, Julian, aber so gerne ich Euch helfen würde, das ist leider nicht möglich. Der Effekt dieses Rings ist nur einmal in jeder Ära nutzbar und in unserer jetzigen Ära wurde er schon genutzt. Wie Ihr seht, kann ich also leider nichts für Euch tun."

      Julian senkte enttäuscht den Kopf.

      "Verstehe. Das ist natürlich sehr schade, aber danke, dass Ihr so aufrichtig mit mir seid. Dann werde ich wohl hoffen müssen, dass meine Freunde tatsächlich wohlauf sind oder ich muss warten, bis die nächste Ära beginnt. Zurzeit leben wir ja in der Ära der Menschen, soweit ich weiß, richtig?"

      "Das ist korrekt.", antwortete die Sternenhexe. "Das dritte Zeitalter, auch Ära der Menschen genannt. Jedoch solltet Ihr nicht darauf hoffen, dass es bald zu Ende geht, denn das dauert noch eine ganze Weile."

      "Was genau geschieht denn eigentlich, wenn eine Ära zu Ende geht?"

      "Nun, am Ende jeder Ära geschieht etwas, das die Welt ob seiner Gewaltigkeit erzittern lässt. Wenn es Euch denn interessiert, am Ende der ersten Ära hat ein großer Held bewiesen, dass das schrecklichste Wesen unserer Existenz nicht unbezwingbar ist. Außerdem verließen damals auch alle Götter unsere Welt und zogen nach Vesdgard, in die Dimension der Götter."

      "Beeindruckend, also wurde das schrecklichste Wesen der Existenz besiegt? Moment, sagtet Ihr "Götter"?"

      "Die Antwort auf beide Fragen lautet "Ja". Das schrecklichste Wesen wurde besiegt, sogar mehrmals und ja, früher wandelten Götter auf unserer Erde. Aber das ist wirklich schon sehr lange her."

      "Ach, Lehixili, ich könnte für immer mit Euch sprechen, so aufschlussreich sind die Gespräche mit Euch. Aber es kann nicht für immer so bleiben, habe ich Recht?" Julian fand den Gedanken traurig, sein Gespräch mit der Sternenhexe beenden zu müssen. Jedoch wusste er schon, dass es anders nicht möglich war.

      "Natürlich kann es nicht für immer so bleiben, doch das wisst Ihr ja selbst. Spätestens nach ein paar Tagen würdet Ihr vor Durst sterben und dann wäre das Gespräch sowieso beendet. Darüber hinaus müsst Ihr nun Eure Reise fortsetzen, denn noch viele Abenteuer warten auf Euch, Julian. Ihr seid ein Kind des Schicksals, vergesst das nie. So jemand steht nicht nur an einem Ort und spricht dort für immer mit jemandem, der das Weltgeschehen nicht entscheidend beeinflusst. Also los, macht Euch auf den Weg."

      "Was sagt Ihr da, Ihr beeinflusst das Weltgeschehen nicht? Ihr habt mir gerade das Leben gerettet, wofür ich Euch übrigens auf ewig dankbar sein werde. Ich werde Euch vermissen, Lehixili."

      "Seid nicht so verschwenderisch mit Eurem Dank. Ich habe nur einen dummen Fehler Eurerseits korrigiert und die Konsequenzen minimiert. Aber ich freue mich, wenn Ihr meine Hilfe schätzt. Und Ihr braucht mich nicht vermissen, denn ich bin nie weit weg. Wenn Ihr Euch nach mir sehnt, blickt einfach in den Nachthimmel und Ihr werdet mich sehen. Lebt Wohl, Julian. Damit Ihr diese Nacht übersteht, sage ich Euch noch eines: Sucht das Licht in der Ferne. Ihr werdet schon sehen, was ich damit meine."

      Dann stieg Lehixili, die Sternenhexe in die Luft auf und langsam verblasste ihre Gestalt immer mehr, wurde durchsichtig und schließlich war sie ganz verschwunden. Julian blieb verwundert, erstaunt, erfreut und zugleich traurig zurück. Er hatte die Sternenhexe wirklich geschätzt, vor allem, weil sie offen mit ihm sprach und ihm nicht irgendetwas verheimlichte. Doch nun war sie weg und Julian war wieder ganz auf sich allein gestellt.

      "Das Licht in der Ferne suchen, was?", fragte Julian in die Dunkelheit hinaus und bemerkte dann, dass er sich noch immer an derselben Stelle befand, an der er von der Manifestation der Dummheit in zwei Teile geteilt worden war. All die Laternen am Rand des matschigen Weges inmitten des düsteren Waldes waren noch immer erloschen und im Moment drückte eine schwere Dunkelheit von allen Seiten auf Julian ein. Zweifellos hatte die Sternenhexe eine Art Sternenlicht ausgestrahlt, als sie ihn verarztet hatte, denn zuvor war es viel heller gewesen. Was für eine erstaunliche Person diese Sternenhexe doch war. Noch viel faszinierender fand Julian jedoch die Tatsache, dass er nun schon einem Druiden, einer Hexe und sogar einem Urgeist begegnet war. Auch wenn der Urgeist ihn getötet hätte, hätte die Sternenhexe nicht so schnell reagiert, waren das doch schon bedeutsame Begegnungen. Immerhin hatte Julian schon mit zweien der mächtigsten Menschen und einem der allermächtigsten Wesen überhaupt interagiert. Wem mochte Julian auf seiner Reise noch begegnen? Das konnte er nur herausfinden, indem er sie fortsetzte, doch dafür musste er zunächst die Nacht überstehen. Als er sich umsah und in alle Richtungen spähte, auf der Suche nach einem Licht irgendwo in der Ferne, da bemerkte er tatsächlich etwas. Zwischen zwei Bäumen, die den Wegesrand säumten, konnte man weit entfernt einen winzigen, weißen Lichtpunkt erkennen. Ob dies das Licht war, von dem Lehixili gesprochen hatte? Julian musste sich nun zwar zwischen Bäumen hindurchzwängen, doch er versuchte, zu diesem Lichtpunkt zu gelangen. Nach einigen Metern wurde der Wald lichter und Julian konnte sich freier bewegen. Er lief unablässig in Richtung des Lichts, das langsam, aber doch immer größer zu werden schien. Nach einiger Zeit gelangte er auf eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein großer Monolith prangte. Er ragte gen Himmel und ließ Julian instinktiv aufsehen. Dort oben erstreckte sich ein endloser, mit Sternen übersäter Himmel. Als Julian sich in den Sternen verlor, schoss plötzlich eine Sternschnuppe über den Himmel und sofort verstand er, dass das ein Gruß der Sternenhexe war. Wie sie gesagt hatte, konnte er sie stets am Nachthimmel finden. Freudig über dieses kleine, aber bedeutende Ereignis setzte Julian seinen Weg in Richtung der Lichtquelle fort und nach einiger Zeit erkannte er, dass es sich bei der Quelle des Lichts um ein riesiges Feuer handelte. Fackelte gerade der Wald ab? Warum würde die Sternenhexe ihn dann dorthin schicken? Sollte er etwa das Feuer löschen? Nervös wurde Julian noch schneller und schließlich erreichte er den gigantischen Haufen von Holz, der lichterloh brannte und eine weitreichende Umgebung erleuchtete und wärmte. Da saßen ein paar Gestalten am Feuer und einer von ihnen schürte es sogar noch weiter. Sofort trat Julian zu ihnen heran und schrie:"Was macht ihr hier? Ihr werdet den ganzen Wald abfackeln, verdammt! Macht sofort das Feuer aus!"

      Einige der Leute sahen ihn kurz an und wandten sich dann ebenso schnell wieder ab. Die Gestalt, die das Feuer schürte, sprach mit besänftigender Stimme:"Ganz ruhig, Mann. Niemand fackelt hier irgendwas ab. Dieses Feuer entzündet nichts in seiner Umgebung. Es dient alleine dem Zweck, zu wärmen und zu versammeln."

      "Was redet Ihr da? Das ist das größte Feuer, das ich je gesehen habe. Es ist absolut unmöglich, dass es nicht bald den gesamten Wald im Umkreis abfackeln wird."

      "Das ist sehr wohl möglich, denn ich kontrolliere dieses Feuer. Vertrau mir, nichts wird geschehen. Schließlich brennt dieses Feuer nun schon seit fast drei Jahren."

      "Was?", rief Julian erschüttert. Das konnte unmöglich der Wahrheit entsprechen.

      "Setz dich zu uns und gib mir die Chance, mich einmal vorzustellen. Na mach schon, ich warte nicht die ganze restliche Nacht. Bald geht die Sonne auf, also los."