Deadforce 2. Norbert Langenau

Читать онлайн.
Название Deadforce 2
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752925081



Скачать книгу

      Kapitel IV: Das Licht in der Dunkelheit

      Inzwischen war es tiefste und dunkelste Nacht und Julian erkannte kaum noch die eigene Hand vor Augen. Nach seiner unheilvollen Begegnung mit Lilybeth, die leider im Tod eines völlig Unschuldigen geendet hatte, war er wie in Trance weiter Richtung Norden marschiert. Irgendwann hatte er die Grenze eines Waldes passiert und nun stapfte er einen erdigen Trampelpfad entlang, der sehr breit war und durch den Wald hindurchführte. In regelmäßigen Abständen wurde die Umgebung ein wenig von alten Laternen erleuchtet. Ihr Licht wirkte warm und man fühlte sich in ihrer Nähe geborgen und sicher. Doch je weiter man sich von einer dieser Lichtquellen entfernte, umso unangenehmer fühlte es sich an und umso gefährlicher wurde es auch. Man konnte nie wissen, was sich nachts so alles in den Wäldern herumtrieb. Allerdings war das Julian im Moment egal, denn er versuchte noch immer zu verstehen, wie man nur so grausam wie Lilybeth sein konnte. Der arme Liam hatte ihren Witz nicht gemocht und dafür wurde ihm sein Kopf zu Mus verarbeitet. Zweifellos hatte er so ein Ende nicht verdient. Da musste Julian an Otto und Lisa denken. Was die beiden wohl zu der Situation gesagt hätten? Julian war überzeugt, dass Lisa Lilybeth aufs Übelste beschimpft hätte, wenn sie nicht zu geschockt gewesen wäre und Otto wäre wahrscheinlich gleich auf sie losgegangen.

      "Gut, dass die beiden nicht dabei waren. Sonst wären sie jetzt womöglich auch tot.", sagte Julian. Seine Reise hatte gerade erst begonnen und schon war etwas Schreckliches passiert. Sollte sich die Reise zur Nebelwiese auf diese Art fortsetzen, so würde er einfach umdrehen und dem Druiden erzählen, er hätte die Nebelseitlinge nicht bekommen. Was konnte er schon tun? Immerhin war Alfokohel, der Druide der Gestirne kein komplett Wahnsinniger wie etwa Lilybeth oder dieser schreckliche Otterschamane aus Illuminon. Zu viele Gedanken gingen in Julians Kopf um, doch sie alle wurden schon bald von einem einzigen verdrängt: Schlafen. Schließlich war Julian den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte einen Berg bestiegen und war wieder hinabgewandert und musste auch noch bei einem Mord zusehen. Das alles konnte einen schon müde werden lassen. Am liebsten wäre Julian einfach umgefallen und eingeschlafen, doch wagte er es nicht, einfach mitten am Waldweg zu schlafen. Im besten Fall würde er von Räubern ausgeraubt und all seiner Habseligkeiten entledigt, im schlimmsten Fall zerfetzte ihn irgendeine Bestie. Oder noch Schlimmeres. Tatsächlich wusste Julian nicht, was der schlimmste Fall sein konnte. Dabei war er so kurz davor, es herauszufinden. Je weiter er dem Weg folgte, umso dichter drängten sich die Bäume am Wegesrand aneinander und formten den durch einen leichten Regen mittlerweile matschig gewordenen Weg zu einer endlosen Röhre, in der man sich gefangen sah. Jetzt konnte man nur noch weitergehen oder umdrehen. Julian entschied sich für Ersteres und folgte dem Weg unablässig. Währendessen überlegte er unentwegt, wie er aus dieser momentanen Misere entkommen konnte. Schließlich sagte ihm ein Teil seines Verstandes immer deutlicher, dass er einen Urgeist anrufen sollte. Noch immer zögerte er, dies leichtfertig zu tun, denn Julian hatte nicht vergessen, wozu diese Wesen imstande waren. Jedoch vermochten sie vielleicht auch zu helfen, wenn man ihnen dafür etwas anbot. Alles, was Julian anzubieten hatte, waren seine Dienste. Womöglich wollte ja einer der Urgeister etwas erledigt haben und war viel zu faul, um es selbst zu tun. Dann konnte Julian ihnen helfen und dafür in sicherer Umgebung schlafen und sich erholen. Das hatte er im Moment am allernötigsten. Er brauchte nur einen sicheren Platz zum schlafen.

      Die Urgeister. Sie waren das erste und mächtigste Volk der Existenz. Sofern man dreizehn Individuen als Volk ansehen wollte. Trotz ihrer geringen Zahl überstieg ihre summierte Macht jene aller anderen Völker, die je geschaffen wurden, noch um ein Vielfaches. Selbst die Götter, von denen so viele ebenfalls weitaus mächtiger als alle Vertreter anderer Völker waren, wirkten im Vergleich zu den Urgeistern wie lächerliche Witzfiguren. Wenn man dies der Göttermutter Ir gesagt hätte, wäre sie zornig geworden, hätte aber nichts Anderes tun können, als diese Wahrheit zu akzeptieren, denn das war es gewiss. Die Urgeister, deren Vater das schrecklichste Wesen der Existenz war, wurden noch vor dem Tod geschaffen. Jeder von ihnen stellte einen essentiellen Aspekt der Existenz dar. Sie alle besaßen Aufgaben, die sie auf unterschiedliche Weise behandelten. Manche nahmen ihre Pflicht sehr ernst und kümmerten sich um das, was von ihnen verwaltet wurde. Andere kümmerten sich gar nicht um ihre Aufgaben und taten einfach, was ihnen gerade in den Sinn kam. Doch egal, welchem Urgeist man auch begegnen mochte, es war stets weise, diese Wesen mit gebührendem Respekt zu behandeln und ihnen gegenüber so freundlich und hilfsbereit wie nur möglich zu sein. Denn sie mussten sich nicht einmal bewegen und konnten dennoch gewaltige Kräfte entfesseln. Wenn es eine Art von Wesen gab, vor der man sich stets vorsehen sollte, waren es ohne Zweifel die Urgeister. Sogar die dümmsten und ungebildetsten Menschen würden grundsätzlich verstehen, was es mit diesen Urgeistern auf sich hatte, wenn man es ihnen erklärte. Sie würden nie auf die wahnwitzige Idee kommen, auch nur das Wort an diese überlegenen Kreaturen zu richten. Denn ein Urgeist war wie ein Echo. Man konnte stets mit einer Antwort rechnen.

      Julian, dem über die Urgeister berichtet worden war, ignorierte alles, was er über sie wusste und wollte nun trotz allem eines dieser erhabenen Wesen anrufen. Er kannte nur Crypthmetoras, den Geist des Wissens, doch beschloss er, einfach alle Urgeister zu rufen und abzuwarten, welcher sich denn wohl zeigen würde. Da er nicht wusste, wie man das am besten tat, rief er einfach laut in den Wald hinaus:"Urgeister! Ich rufe Euch! Zeigt Euch, Urgeister! Ich benötige Eure Hilfe!"

      Der Regen wurde stärker und durchnässte Julians Kleidung. Plötzlich fegte ein peitschender Wind durch den Wald und traf Julian so heftig, dass er beinahe im Matsch ausgerutscht wäre. Er konnte sich gerade noch aufrecht halten und beobachtete zugleich, wie sich die Bäume am Wegsaum im starken Wind bogen und aneinanderkrachten. Im nächsten Moment erloschen alle Laternen, soweit Julian sehen konnte, zugleich und die tiefste Schwärze, die er je wahrgenommen hatte, drückte von allen Seiten auf ihn ein. Völlig aufmerksam und abwartend blieb Julian auf der Stelle stehen und versuchte, irgendwo um sich etwas zu erkennen. Als er seinen Blick schweifen ließ, glaubte er, dass etwas an ihm vorübergehuscht war.

      "Sicher kein Urgeist. Die können doch nicht so unscheinbar sein. Wenn ein Urgeist hier wäre könnte ich das schon spüren.", sagte Julian überzeugt zu sich selbst. Jedoch rechnete er nicht mit einer Antwort von außen.

      "Sries eun Chestro, Eyulyian.", flüsterte eine fürchterliche Stimme direkt neben Julians Ohr. Er schreckte auf und sprang von der Quelle des Schalls weg. Durch diese rasche Aktion in völliger Dunkelheit hatte er allerdings den matschigen Boden vergessen und nun rutschte er aus, fiel in den Schlamm und rief dann außer Atem:"Wer...seid Ihr?"

      "Cha,cha,cha. Niinkreth berfut. Nee verkcs tangeiir meia Chotra?"

      Julian verstand kein Wort. Er wusste nur, dass er vermutlich doch einen Urgeist in seiner unmittelbaren Umgebung hatte. Das mächtige Wesen sprach nur in der alten Sprache, die Julian nicht beherrschte und so blieben ihm die Aussagen des Geistes ein Rätsel. Er wiederholte seine Frage von vorhin:"Wer seid Ihr, verdammt noch mal?"

      "Tartaro. Srim ses Manifestra sel Berfuuusa."

      Auf diese Worte hin leuchtete plötzlich eine einzelne Laterne auf. Jedoch war dies keine der Laternen, die am Wegesrand den Reisenden Erleuchtung boten. Diese Laterne hing direkt vor Julian in der Luft. Langsam erschlossen sich ihm alle Details der Gestalt, welche vor ihm aufragte. Das seltsame Wesen schwebte einen Meter über dem Boden und sah aus wie ein Gespenst aus Gruselgeschichten. Man konnte nur einen seltsamen, grauen Fetzen in der Luft hängen sehen, der eine Art Kapuzenrobe darstellte. Lange Ärmel und die Kapuze ließen keinen Blick auf die Gestalt innerhalb des Gewandes zu. Lediglich eine metallene Sichel ragte aus dem linken Ärmel und auf dieser hing die Laterne und schwankte minimal im Wind hin und her. An den Seiten der Ärmel erkannte Julian je drei identische, goldene Stickereien in Halbkreisform in denen sich drei verschiedene Edelsteine befanden. Rubin, Saphir und Smaragd, alle in Form eines Karos. Der Gewandfetzen besaß auch feine Linien in dunklerem Grau, welche wie eine Maserung beim Holz über den Stoff verliefen und ihm ein schönes Muster verliehen. Die gesamte Gestalt war umgeben von einem sehr dunklen, rötlichen Licht, welches nicht nur bedrohlich anmutete, sondern die Macht dieses Wesens noch zusätzlich verdeutlichte. Julian konnte kaum hinsehen, geschweige denn, sich aufrichten. Er zitterte am ganzen Körper. Endlich hatte er die Dummheit seiner Handlung erkannt. Wie konnte er nur glauben, ein Urgeist würde ihm helfen? Wie war er nur auf