Deadforce 2. Norbert Langenau

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Название Deadforce 2
Автор произведения Norbert Langenau
Жанр Языкознание
Серия Deadforce
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752925081



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er schließlich die Ebene am Fuß des Berges. Nun konnte er seinen Freunden erzählen, dass er den Schattenberg hinauf und wieder hinabgestiegen war. Er hoffte, dass Otto und Lisa nicht ebenfalls gezwungenermaßen den Berg bestiegen hatten. Dann wäre seine Verkündung nichts Besonderes mehr gewesen. Sofort darauf verwarf er den Gedanken und hoffte, dass die beiden einfach wohlauf waren und er sie bald finden würde. Während er hinabgestiegen war, hatte Julian einen interessanten Einfall gehabt. Die Urgeister waren ja vom schrecklichsten aller Wesen erschaffen worden, also konnte ein Urgeist ihm auch erzählen, was es mit diesem Wesen auf sich hatte. Sie fürchteten bestimmt nicht seine Rückkehr und würden Julian alles über das Wesen erzählen. Jedoch wusste er nur den Namen eines einzigen Urgeistes. Den hatte er sich immerhin sehr mühsam gemerkt, doch mithilfe des Druiden der Gestirne war es ihm letztendlich doch gelungen. Crypthmetoras, Geist des Wissens. Julian spielte mit dem Gedanken, diesen Geist zu rufen. Dann dachte er aber daran, wie der freundlichste aller Urgeister die mächtige, blutrünstige Nixe erschaffen hatte. war es in irgendeiner Situation eine gute Idee, so ein altes und mächtiges Wesen zu rufen? Wahrscheinlich nicht. Zu diesem Schluss kam auch Julian, während die Sonne sich komplett verabschiedet hatte und die Nacht eingebrochen war. Im Norden des Schattenberges war nicht wirklich viel zu sehen außer einer endlosen Ebene. Auf dieser Ebene befand sich aber etwas, das durchaus ins Auge stach. Wie bei Stonehenge, dem legendären Monument aus Varbitien, waren hier verschiedenste Steinblöcke an einem Ort versammelt. Doch ihnen fehlte die perfekte Zusammensetzung von Stonehenge, was bedeutete, dass sie einfach nur wahllos und willkürlich herumlagen, wobei manche zufällig über andere ragten oder einander stützten. Diese seltsamen Gebilde konnten mit ein wenig Fantasie bestimmt so einiges darstellen. Für Julian stellten sie nur einen Ort dar, der ganz nett anzusehen war, doch mehr nicht. Also ging er weiter.

      "Halt, wo willst du hin?", fragte plötzlich eine Stimme, die durch die Luft hallte. Julian blickte um sich. Doch nirgendwo war jemand zu sehen. Hatte er aus Versehen ein uraltes Wesen aufgeschreckt? Was, wenn es sich dabei um einen Urgeist handelte? Im Moment machten diese Wesen Julian am meisten Angst. Kurze Zeit später schlug nördlich von Julian ein dunkelblauer Blitz in den Boden ein und plötzlich stand dort eine Gestalt. Eine Gestalt von so unglaublicher Erscheinung, dass Julian sich seine Augen rieb. Wer war das und was trug sie da? Vor Julian stand eine junge Frau, ungefähr in seinem Alter. Ihre brünetten Haare hatte sie mithilfe eines Bandes zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie trug eine schwarze Lederjacke mit Stacheln an den Handgelenken, Schultern und Ellenbogen und karoförmigen, dunkelblauen Knöpfen an der Vorderseite. Die Jacke hatte sie so weit offen, dass man darunter ein Stück eines weißen Unterhemdes sehen konnte und darüber hinaus einen großen Ausschnitt. Den Kragen der Jacke hatte sie aufgestellt und an den Händen trug sie verschiedenfarbige Handschuhe. An der rechten Hand dunkelviolett, an der linken hellgrün. Ebenso besaßen ihre Augen verschiedene Farben, rechts grün und links braun. Sie grinste mit offenem Mund und ließ so ihre vergoldeten Schneidezähne sichtbar werden. Als ob all das noch nicht genug war, trug sie noch einen Rock mit rot-blau kariertem Muster und darunter noch zwei dicke, gelbe Strümpfe, die ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichten. Abgerundet wurde das alles noch von violetten Schuhen. Diese seltsame Gestalt mit Kleidung, welche Julian sehr ungewöhnlich schien, stand einsam vor ihm und grinste ihn unverschämt an. Da er nicht wusste, was er tun sollte, begrüßte er sie einfach.

      "Hallo. Ich bin Julian."

      "Lilybeth.", antwortete die Frau. "Nett, dich kennen zu lernen."

      "Schön, warum bist du plötzlich hier aufgetaucht?", fragte Julian skeptisch.

      "Oh, das? Mir war langweilig und ich sehe, dass es mit dir nicht langweilig wird."

      "Was soll das heißen? Willst du mir auch wieder Sex anbieten, wie diese Nymphe?"

      Da starrte Lilybeth Julian an. Sie starrte ihm direkt in die Augen und ließ keine Emotion in ihrem Gesicht verraten, was gerade in ihr vorging. Allerdings wurde das zunehmend schwieriger, denn allmählich wurde Lilybeths Mund immer breiter und schließlich konnte sie sich nicht mehr halten. Ohne Vorwarnung prustete sie los und lachte so laut, dass Julian sich ein wenig vorgeführt vorkam und rot wurde. Nachdem sie sich auf seine Kosten amüsiert hatte, antwortete Lilybeth:"Das war wirklich lustig. Aber das wird nicht passieren, glaub mir. Du bist nicht mein Typ."

      "Schon klar, gleichfalls.", gab Julian knapp zurück.

      "Oho, da ist aber jemand wählerisch. Ich bin das Beste, was du jemals kriegen könntest. Krieg mich oder bekrieg mich. Hahaha.", dann lachte Lilybeth wieder lauthals auf. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, fragte sie:"Na schön, Julian. Wo soll's denn hingehen?"

      "Nach Londoriya.", antwortete Julian grinsend.

      "Oh, haha, der Witz ist so alt wie die Welt selbst. Denk dir was Neues aus, du Möchtegern-Witzbold.", erwiderte Lilybeth, die das offenbar gar nicht lustig fand. Dabei war dies einer der gängigsten Witze auf der Welt. Vor Ewigkeiten hatte einmal ein Barde ein Lied gesungen, in dem er auf die Freuden der uralten Stadt Londoriya, der Hauptstadt des Inselreichs Varbitien in Westeuropa, aufmerksam machte. Dann hatte er auch gesungen, dass man, immer wenn jemand fragte, wohin man reise, "Nach Londoriya" antworten solle. Dies hatte sich rasend schnell durchgesetzt und wenn sich Reisende trafen, antworteten fast alle das erste Mal auf die gestellte Frage mit "Nach Londoriya". Meistens lachten dann alle laut und offenbarten anschließend ihre wahren Ziele. Doch als die Zeit ins Land ging, wurde auch der Witz immer abgedroschener und mittlerweile, im Jahr 981, verwendete ihn kaum noch jemand. Als aber Julian diese erzwungene Begegnung mit Lilybeth über sich ergehen lassen musste, wollte er sich einen Spaß erlauben.

      "Du willst also Witze machen, ja?", fragte Lilybeth plötzlich.

      "Nein, nicht direkt...", antwortete Julian, der sich nun ein wenig eingeschüchtert fühlte, "...ich wollte nur einen kleinen Spaß machen."

      "Egal, was du wolltest, du bist an die richtige Person geraten. Ich gelte nicht umsonst als witzigste Person in unserer Existenz. Also los: Wie nennt man ein Pferd im Wasser?"

      "Seepferdchen?", fragte Julian ratlos. Das sollte ein Witz sein?

      "Falsch.", deklarierte Lilybeth sofort. "Man nennt es Walross." Dann lachte sie so heftig über ihren eigenen Witz, dass sie schließlich zu Boden fiel und dort gleich weiterlachte. Julian hob eine Augenbraue, dachte kurz darüber nach und musste dann sogar ein wenig kichern.

      "Der ist gar nicht mal schlecht.", sagte er zu Lilybeth, die sich wieder aufgerichtet hatte.

      "Natürlich ist der nicht schlecht. Er stammt ja auch von mir. Ich hab noch einen. Warum ist der Fischer 40 000 Kilometer nach Westen gefahren?"

      "Keine Ahnung, weil er große Entfernungen mag?", riet Julian planlos.

      "Falsch. Er wollte an dieselbe Stelle gelangen. Haha." Erneut lachte Lilybeth so heftig und laut, dass es wohl über die gesamte Ebene bis in die nächsten Dörfer hallte. Diesmal verstand Julian nicht ganz, was daran so lustig war und lachte auch nicht.

      "Gefiel der dir nicht? Keine Sorge, ich hab noch mehr auf Lager. Geht ein..."

      "Moment.", unterbrach Julian seine motivierte Gesprächspartnerin.

      "Was denn? Ich wollte gerade einen Witz erzählen."

      "Ja, aber was wird das hier eigentlich? Muss ich mir all deine Witze anhören und darf erst danach weiter oder kann ich eigentlich auch jetzt schon gehen? Ich muss nämlich eine weite Reise antreten."

      "Dann frage ich noch mal: Wo soll's hingehen? Und wenn du noch mal Londoriya sagst, dann prügle ich deinen Schädel zu Matsch, klar?"

      Julian schluckte und sagte dann:"Nebelwiese."

      "Kannst du bitte in ganzen Sätzen sprechen oder bist du jetzt sprachbehindert?", erwiderte Lilybeth.

      "Nein, nein, schon gut. Ich muss zur Nebelwiese reisen, weil ich für den Druiden der Gestirne ein paar Nebelseitlinge sammeln muss, die er dringend benötigt."

      "Mann, ich hab dich nicht nach deiner Lebensgeschichte gefragt. Egal, bei dieser Wiese solltest du vorsichtig sein, dort haust so ein bescheuerter Wächter des Todes. Das ist aber nicht wichtig. Wichtig ist nur mein nächster Witz."

      "Warte