EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

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Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



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Flugrouten Geleitschutz, da die Company um jeden Preis Raumpiratenüberfälle in den Weiten des Alls vorbeugen wollte.

      Coffee, Cit und der Roboter ließen sich am Ende der Bereichsebene in den Abwärtsstrom eines Antigrav-Lifts gleiten. Während sie den Schacht nach unten schwebten, versuchte der Master-Officer seiner staunenden Bazille die zweitägige Dauerüberwachung begreiflich zu machen, der alle Personen nach dem Verlassen einer Mine unterworfen waren. Eine Maßnahme, die die Signatur-Standortbestimmung ergänzte, durch die Jedermann rund um die Uhr lokalisierbar war. Man fiel bereits in den Überwachungsstatus, sobald man sich einem Mineneingang oben in der Stadt näherte.

      Cit wirkte schockiert. Was Coffee umso mehr verblüffte, da die Kontrollprozedur zum Standardprozedere Kap Rosas gehörte wie das schlechte Wetter zum Mond.

      »Shit, Mann, so ’ne Seuchenscheiße!«, fluchte der Junge. »D… du meinst, mir glotzen noch übermorgen irgendwelche Spanner in die Bude, nur weil ich heute in ’ner Mine war? Nee, ey … die können sich mal selbst ficken! Mein Onkel Aaron ist doch ’n großes Tier im Company-Vorstand. Muss mal mit dem reden, dass die den Schwachsinn bei uns beiden lassen, was Bruder?! Oder stehste drauf, wenn man dir beim Pissen zusieht? Was für’n Oberhirni hat sich den Scheiß ausgedacht? Da kann man gar nich für ’nen kleinen Nebenverdienst sorgen. Bisschen Extra-Asche, wenn wir so’n paar unschuldige Kristallchen mitgehen lassen und verticken, verstehste? Wär doch easy, in unserer Position … hä, hä.«

      Coffee glaubte, an einer Ohrenkrankheit zu leiden. »Wie bitte?! Dein Onkel hat da nichts zu melden«, wies er Cit mit scharfer Stimme zurecht, »denn wir, die Sol Guard, haben die Bestimmungen erlassen. Du erinnerst dich: Die Unterbindung von Straftaten hat für uns oberste Priorität. Mit anderen Worten, wir sind die Guten! Oder spielst du allen Ernstes mit dem Gedanken, hier was mitgehen zu lassen? So bescheuert kannst nicht mal du sein … okay, streich meine letzte Bemerkung. Aber kapierst du, was du da angedeutet hast? Vielleicht hast du dich soeben selbst gefeuert, da wir unter Überwachung stehen. Ups, hat der Kleine das vergessen?! Kritische Bemerkungen in Unterhaltungen werden herausgefiltert und ausgewertet. Und was heißt überhaupt, du hast nichts davon gewusst? Jedem Bürger ist diese Tatsache bekannt. Sogar in den News wird täglich darauf aufmerksam gemacht. Außerdem wurden dir alle Einzelheiten über unseren Job in deinem Arbeitsvertrag mitgeteilt. Warst du imstande, den zu lesen? Weißt du überhaupt, was ’ne rhetorische Frage ist?«

      Cits Glotzen verursachte Debilitätslöcher in der Luft.

      »Ach komm, vergiss es! Du hast Schwein, dass noch kein SuperMindCell in deinem Schädel steckt, der deine Gedanken analysiert. Müll dieser Art wird ohne Umwege an unsere Zentrale weitergeleitet und bleibt in deiner Personalakte hängen.«

      Coffee war jetzt putzmunter und steigerungsfähig. »Apropos Nichtauskennen: Hast du dir die Updates zur Minensicherheit installiert? Das muss bei deinem Standard-MindCell manuell erledigt werden und ist wichtig. Ich gehe jede Wette ein, du hast’s verpennt! Ist inzwischen auch egal, ich habe nämlich keinen Bock, das Kindermädchen für einen Vollidioten mit Beziehungen zur Verwaltung zu spielen. Ob meine Beurteilung über dich durchwachsen oder vernichtend ausfällt, liegt in deiner Hand. Also geh mir bloß nicht mehr mit irgendwelchem Schwachsinn auf den Zeiger, kapiert?!«

      Bei seiner Standpauke driftete der Master-Officer in dem Antigrav-Schacht an Cit heran, um seinen Worten das nötige Gewicht zu verleihen. Da bemerkte er an der Hand des Jungen eine dunkelrote Schwellung. Bevor er nachfragen konnte, ertönte der Summerton von Cits VidCom, ein Schweinequieken, das das 3D-Display im SOS-Takt aufblinken ließ.

      Coffee verdrehte die Augen.

      Mit gerötetem Gesicht fummelte Cit am Ärmel seines Schutzanzugs herum. Nachdem er das penetrante Geräusch des VidComs abgewürgt hatte, endete der Strom des Lifts auf der untersten Ebene der Reinigungszellen, und er stolperte hinter seinem Teamführer und dem Roboter her. Seine Entschuldigungen gingen ins Leere, genau wie der Rest seines Geschwafels.

      ~8~

      *** 05:40 Uhr ***

      *** Kap Rosa, Sektor E, Tower 4 ***

      Skyrock-Inspektor Edwin Duquette fegte in das Herz der Sol Guard-Zentrale wie die leibhaftige Hiobsbotschaft.

      Triumph glühte in seinen eisgrauen Augen. Er war ohnehin mit dem Plan angetreten, Isherhill und dessen überbezahlte Pseudo-Schutzfirma unter Druck zu setzen. Deshalb hatte er vor kurzem die Datenverarbeitung aufgesucht, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch jetzt, nach Einsicht der Sicherheitsprotokolle, vermochte er diesem Haufen von Versagern so richtig Feuer unter den Ärschen machen.

      Seine Beweise bestätigten, dass die Sol Guard eine erhebliche Anzahl der Zwischenfälle in letzter Zeit hätte verhindern können, wäre sie mit Kompetenz vorgegangen. Und der kritischste aller Vorfälle, der in Mine C vor einer knappen Stunde, galt als Paradebeispiel dafür, welche Schlamperei in den sensiblen Bereichen der Kristallbestände herrschte – sogar ein Blinder konnte sich da unten Zutritt verschaffen. Es befriedigte Duquette, die Auswirkungen einer so groben Fahrlässigkeit heute Morgen live mitzuerleben. Zudem hatte er eine alte Rechnung mit Isherhill offen. Wenn er ihn durch die Mangel gedreht hatte, würde der Mann seine Karriere bei der Sol Guard an den Nagel hängen können.

      Vor Duquette öffnete sich die Tür zur Chefetage. Er marschierte in den ovalen Hauptkommandoraum, in dem die Hektik der Computerspezialisten zur Tagesordnung gehörte und das Summen der Unterhaltungen einem Bienenstock glich. In der Mitte des Raumes thronte in erhöhter Position sein Ziel, das kapselartige Büro des »Senior Chief of the Guard« Simon Isherhill.

      Er steuerte eine der beiden Treppen an, die zu dem Büro hinauf führten. Eine schlanke Frau Mitte zwanzig, die braune lange Haare und ein VidCom an der Schläfe trug, fing ihn lächelnd ab.

      »Guten Morgen, Mr. Duquette. Mein Name ist Angelica Anderson, ich bin die Leitende Assistentin von Chief Isherhill. Wir haben Sie bereits erwartet, Sir. Mein Boss wird in Kürze für Sie da sein und hat mich gebeten, mich solange um Sie zu kümmern, bis …«

      »Ms. Anderson«, giftete Edwin Duquette die Frau an, »Ihre Zuwendung interessiert mich einen Dreck! Ich bin nicht gekommen, um mich von Ihnen unterhalten zu lassen, sondern um Ihren Boss zu sprechen. Jetzt!« Seine Nasenflügel blähten sich und seine Mundwinkel zuckten vor Verachtung.

      Einige Mitarbeiter der Abteilung drehten die Köpfe.

      Angelica schluckte, zwang sich jedoch zur Freundlichkeit. »Natürlich, Sir. Wie Sie wissen, fand ein Sicherheitsbruch in Mine C statt, der uns aktuell beschäftigt. Chief Isherhill brieft in Kürze den Teamführer, der in dem Fall ermitteln soll … eine Unterredung von enormer Wichtigkeit. Bitte haben Sie Verständnis für unsere Arbeitsabläufe, die schließlich im Interesse der Company …«

      Weil Isherhills Assistentin keine Anstalten machte, den Weg für freizugeben, baute sich der Inspektor von Angesicht zu Angesicht vor ihr auf. Sein feindseliges Mienenspiel füllte ihr Blickfeld aus. »Ich brauche erstens keine Belehrung von Ihnen, was im Interesse meines Arbeitgebers liegt und was nicht, Ms. Anderson«, zischte er. »Und zweitens gebe ich mich nicht mit niederen Assistentinnen ab. Wenn Sie mir nicht sofort Platz machen, feuere ich Sie kraft meiner Befugnisse und sorge dafür, dass Sie weder auf dem Mond noch auf der Erde jemals wieder eine Anstellung im Sicherheitsbereich finden. Haben wir uns verstanden?!« Er funkelte sie an.

      Angelica Anderson verging das Lächeln. Verstört trat sie beiseite und wies auf das Büro ihres Chefs.

      Duquette rauschte an ihr vorbei und erklomm die geschwungene Treppe, bis er das Türkraftfeld erreichte. Da sein MindCell die Zugangsberechtigung für hochkritische Bereiche wie diesen enthielt, dachte er gar nicht daran, den Summer zu betätigen. Das Feld öffnete sich, und er trat ein.

      Im Zentrum dieses runden Raumes im Raum, in dem ein Übermaß an Holo-Bildschirmen leuchtete, saß ein Mann, der aufgrund seines gewellten, hellbraunen Haars und des Kinnbarts wie die Personifizierung eines britischen Gentlemans wirkte. Er führte eine Unterhaltung mit einem ebenso anwesenden Sol Guard-Beamten, verglich Infodateien und erteilte