EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

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Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



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und automatischen Geschützen bewacht wurde, warteten bereits sechs der Droiden. Ihr Aussehen entsprach dem des klassischen Metallroboters und stand im Gegensatz zu den Service-Droiden der Oberstadt, die ein Menschendesign besaßen.

      »Guten Morgen, Master-Officer Goffey«, leitete die vordere Maschine mit einer voll klingenden Elektronikstimme ihre Berichterstattung ein. Sie überragte Coffee um fast zwei Kopflängen.

      »Die Lage ist unter Kontrolle, Sir. Es fanden keinerlei Störungen durch die POE oder sonstige Individuen statt. Die Werksleitung hat nach anfänglichem Zögern kooperiert und den Bereich für Sol Guard Ermittlungen sechs Stunden lang stilllegen lassen. Sämtliche Arbeiter wurden um 04:55 Uhr aus dem Bereich abgezogen und halten sich seitdem in der Sektionszentrale zum Verhör auf. Wir haben bereits Sensoren-Scans um den Tatort herum durchgeführt und die Ergebnisse dem Untersuchungsbericht hinzugefügt. Leider war es uns nicht möglich, Indizien für ein Verbrechen oder Hinweise zur Herkunft der Toten zu finden, da das Opfer keine MindCell-Signatur besitzt. Es existieren ebenfalls keine Anzeichen eines Kristalldiebstahls oder ähnlicher krimineller Aktivitäten. Innerhalb des Werkes sind weder DNA-Spuren unbefugter Personen noch die des Verdächtigen Cabrallo feststellbar, dessen Spur im oberen Bereich der Anlage endet. Negative Lebenszeichen innerhalb der Tatort-Reinigungszelle. Ich habe die Kammer unter Verschluss gehalten und einen Posten aufgestellt, aber die Situation ist unverändert ruhig. Ein Medic-Droide steht dort in Bereitschaft, falls Sie ihn benötigen, Sir.«

      »Danke, Unit 20-C«, entgegnete Coffee. Die meisten Fakten waren ihm bekannt, doch er empfand es als Erholung, sich normal mit jemandem zu unterhalten. Selbst mit einer synthetischen Lebensform. »Sie und Ihre Einheiten werden nur solange hierbleiben, bis ich den Tatort erreicht habe. Danach begeben Sie sich in die Werkszentrale und unterstützen Officer Herst und Officer Spector.«

      »Darf ich nach dem Grund fragen, Sir?«

      »Nur eine Vorsichtsmaßnahme. Ich habe ein seltsames Gefühl bei dem Fall und den Verdacht, der wahre Täter könnte sich noch oben in der Zentrale aufhalten. Passt das in Ihren Zeitplan, Commander?«

      »Ihre Bitte stellt kein Problem dar, Sir. Im Moment sind keine weiteren Einsätze für uns geplant. Wir stehen solange zu Ihrer Verfügung, bis wir neue Befehle erhalten. Unit-20-3 erwartet Sie im Eingangsbereich und wird Sie zum Tatort begleiten. Auf Wiedersehen, Sir.«

      Die Droiden traten beiseite, und wie auf einen geheimen Befehl hin öffnete sich das Schott unter Grollen, um die beiden Sol Guard-Männer passieren zu lassen.

      Sie betraten eine Schleuse. Warnleuchten blinkten.

      Nachdem sich das Metalltor hinter ihnen geschlossen hatte und erneut ihre Personensignaturen überprüft sowie ihre Körper gescannt worden waren, öffnete sich das zweite Tor zum eigentlichen Anlagenbereich.

      Der innere Teil der Mine unterschied sich stark von den höhlenartigen, blau leuchtenden Tunneln draußen. Die Gänge besaßen Kunststoffverschalungen und erhielten durch Computerterminals, Analysegeräte und Werkzeugregale einen technischen Charakter. Wartungsdrohnen schwirrten durch die Luft.

      Hinter der Schleuse wartete der Lockdown-Droide mit der Bezeichnung LD-U20-3 auf Coffee und Cit, um ihnen den Weg durch die Einrichtung zu weisen. Der Roboter sicherte unter mechanischen Geräuschen seine Waffensysteme und stapfte vor den Männern her. Sie hatten mehrere Abteilungen und Stockwerke bis zu ihrem Ziel zu durchqueren, das im unteren Bereich der Mine lag, in den Kristallreinigungszellen. Dabei handelte es sich um Ultraschallkammern, zu denen die Brymm-Brocken transportiert und von Verunreinigungen befreit wurden, nachdem sie von den Laserfräsen in den Stollen gelöst worden waren. Dort, in einer der nur für das Minenpersonal zugänglichen Zellen, befand sich die mysteriöse Frauenleiche.

      Coffee rief mit Gedankenbefehlen sein Holo-Visier auf und stellte eine Verbindung zu seinen zwei Teamkollegen her. Sie waren vor ihm in der Minenzentrale eingetroffen, um die Angestellten zu verhören. Die plastischen Projektionen von Patricia Herst und Warren Spector glitten vor sein Gesicht. Beide hatten ebenfalls den Master-Officer-Rang inne und gehörten zur älteren Generation.

      »Hi, Coffee«, flötete Patricia. Ein schadenfrohes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Du hast vorhin nach dem Briefing so lange mit dem Neuen rumgetrödelt, dass ich dir nicht mehr mein Beileid aussprechen konnte.«

      Coffee stierte sie düster an. Seine Kollegin war zwar schon immer der kumpelhafte Typ gewesen, mit dem sich Männer sogar über Frauenprobleme unterhielten. Aber ihre gute Laune erlöste ihn nicht von seiner Misere.

      »Mach dir nichts draus, Süßer«, scherzte Patricia weiter und wickelte sich ihre dunklen Haarsträhnen wie einen Strick um den Hals. »Morgen zieht einer von uns den Kürzeren. Obwohl wahrscheinlich keiner so gut mit dem Bengel zurechtkommt wie du, denn schließlich hast du Familie und kennst dich mit Kindern aus. Und das ist das Positive … es bestätigt dein Selbstwertgefühl!«

      Ihre Herzlichkeit war zumindest erfrischend, das musste Coffee zugeben. Um seine Opferrolle dennoch auszukosten, blaffte er: »Vielen Dank, Pat! Ich weiß deinen Sarkasmus zu schätzen und revanchiere mich. Vielleicht verrate ich Cit ja die Adresse deiner Lieblingsbar, dann lernst du ihn mal von seiner romantischen Seite kennen. Seine Talente liegen zweifellos im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Aber genug Ironie … wie sieht’s bei euch aus?«

      »Wir sind seit einer Viertelstunde hier und verhören das Personal. Wenn du mich fragst, hat keiner von denen was gesehen, da unsere Gesichtsmimik-Analyse kein bewusstes Lügen erkennen lässt. Allerdings nehme ich mir später den Sektionsmanager vor, dann wird’s interessanter. Der Mann ist nach der letzten Datenaktualisierung um einen Verdachtslevel aufgestuft worden.«

      Coffee grinste diabolisch. »Lass noch was für mich übrig, wenn ich nachher vorbeischaue. Ich liebe Sektionsleiter … die tun wegen der unbequemen Fragen immer so schön beschäftigt. Übrigens habe ich zur Sicherheit die beiden Lockdown-Kommandos zu euch beordert. Wer weiß, vielleicht verstecken sich da oben in der Minenzentrale doch ein paar böse Jungs.«

      Patricia piepste mit einer Kinderstimme: »Wenn du meinst, Daddy. Sobald die Genehmigung vorliegt, kümmert sich Warren um die Aufzeichnungen der Gangüberwachungskameras. Du erhältst die Ergebnisse umgehend. Also bis später, Schätzchen … und halt die Ohren steif.«

      Der Master-Officer nickte und wollte abschalten, da ploppten zwei Mitteilungen in seinem Visier auf. Das erste Signal trug die Kennung von Lester Benx, woraus Coffee schloss, dass Lesters freier Tag dem Dienstplan zum Opfer gefallen war. Isherhill hielt es wohl für notwendig, das komplette Einser-Team auf den Fall anzusetzen, vielleicht auf Druck des Company-Inspektors Duquette. Durch Lesters Abwesenheit wegen eines Sondereinsatzes in den letzten Tagen hatte sich der Rang des Teamführers auf ihn, Coffee, übertragen. Ihm war es aber recht, wenn sich das wieder änderte und Lester zu den Ermittlungen hinzugezogen wurde. Dann brauchte er sich nicht länger mit Cit herumzuärgern. Sobald sein Boss die Null in Aktion erlebte, würde das ihr erster und einziger Außeneinsatz bleiben. Und die zweite Mitteilung stammte von Mona, der Sol Guard KI, die einen Haftbefehl gegen den verdächtigen Miner Antonio Cabrallo meldete.

      Coffee deaktivierte das Holo-Visier und konzentrierte sich wieder auf die Umgebung. 05:52 Uhr.

      Auf dem Weg durch die Fördereinrichtung passierten die zwei Sol Guard-Ermittler und der Droide mehrere Energiebarrieren, die zwischen den Gangwänden flimmerten, und erreichten ein weiteres Transportsystem in einer Lagerhalle.

      In der Halle stapelten sich Behälter, die fertiggestellte Kristallzellen verschiedener Größen enthielten. Die Mineralstücke besaßen durch den Arbeitsvorgang in den Schleifeinheiten bereits ihre Oktaederform, und man hätte sie in ihrem jetzigen Zustand in jeden Fusionspower-Konverter einsetzten können. Aufgrund der hohen Werte, die in diesem Bereich auf den Abtransport warteten, hatten ausschließlich Minenarbeiter oder Sol Guard-Beamte mit der höchsten Genehmigungsstufe Zutritt.

      Cit folgte seinem Teamführer und stellte Fragen, deren Antworten jedes Kind gewusst hätte. Coffee erklärte ihm, dass die Behälter bei laufendem Anlagenbetrieb von den Frachtbahnen durch die Tunnel bis zur Oberfläche und nach Luna-Space-Port transportiert wurden. Dort verlud man sie unter den schärfsten Sicherheitsvorkehrungen in