EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

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Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



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denjenigen des Hornochsen Cit, registrierte das Gerät Partikel von … Antonio Cabrallo! Also doch!

      Wie hatte der Miner es trotz gegenteiliger Überwachungsberichte geschafft, bis hierher vorzudringen? Noch verwirrender daran war, dass seine DNA-Fährte in den oberen Etagen der Anlage endete und hier wieder auftrat. Weiterhin entsprach der Fund dem Genom des Technikers zwar, stimmte aber nicht hundertprozentig überein. Die Analyse zeigte Ungereimtheiten, interpretierbar als Mutationen. Warum hatten die Kontrollpunkte von Kap Rosa darauf nicht angesprochen?

      Als Coffee an Monas letzte Meldung um die verlorene Lokalisierung von Cabrallo dachte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Der Mann war in der Lage, seine Signatur zu verändern oder das Signal sogar abzustellen. Unglaublich, aber die logischste Erklärung. Nur so hatte er als Geist die Zelle erreichen können. Hingegen blieben seine anormale Bewegungsgeschwindigkeit und die Veränderung seines Gencodes ein Rätsel.

      Na hallo … was ist denn das? Coffee pfiff durch die Zähne. Sein Scanner hatte an der Frauenleiche inaktive Nanobots festgestellt. Im Grunde nichts Ungewöhnliches, denn die mikroskopisch kleinen Helfermaschinen der fast ausschließlich verwendeten Aegis-Klasse arbeiteten in jedem menschlichen Blutkreislauf. Aber diese Bots hier gehörten nicht zur Aegis-Klasse. Sie gehörten zu gar keiner bekannten Klasse, und sie trugen weder die Kennung der Toten, noch die von Cabrallo.

      Der Fall wird immer mysteriöser. Gibt es einen dritten …? Der Master-Officer hielt inne und horchte erneut in sich hinein.

      Endlich stehen die Überwachungskamera-Aufnahmen der Zelle zur Verfügung! Nun würde er sehen können, wie die Frau zur Tatzeit die Kammer betrat.

      Er ließ sich das Material einspielen, das sofort über sein Visier flimmerte.

      Um 04:14 Uhr, bei laufendem Betrieb und eine Minute bevor die Zelle den Alarm ausgelöst hatte, öffnete sich entgegen Coffees Erwartungen keineswegs die Schleusentür. Vielmehr entstand zwischen den wirbelnden Kristallen eine Energieentladung im Raum.

      Er traute seinen Augen nicht, als die blauhäutige Frau in jener Entladung auftauchte, von den Brymm-Stücken getroffen und mit ihnen durch die Schwerelosigkeit geschleudert wurde. Während ihr Körper wie ein Blatt dem Sturm ausgeliefert war, streckte sie die Arme von sich und begann zu leuchten.

      Und jetzt geriet die Sache noch absurder: Ihr Brustkasten platzte auf. Aus der Öffnung ergoss sich eine Flut ultrahellen Lichts, in dem ihr Herz zu erkennen war – ein fremdartiger, pulsierender Gegenstand.

      Die Zelle schaltete sich ab, die Frau stürzte zu Boden und blieb liegen. Anschließend fielen die Kameras aus und die Aufnahme endete.

      Begleitet von einer Meldung knüpfte der Computer von Coffees LiSi an das Geschehen an, indem er eine Simulation des weiteren Tathergangs auf das Visier projizierte. Acht Minuten nach dem Tod der Frau erschien Antonio Cabrallo, griff in den Thorax der Leiche, entfernte einen funkelnden Gegenstand und verschwand.

      Er hat ihr Herz mitgenommen!

      Der Sol Guard-Officer war wie gelähmt. Das übertraf seine wildesten Vermutungen. Ob sich die Ereignisse bis ins Detail so abgespielt hatten, blieb ungewiss, aber wenn nur die Hälfte davon den Fakten entsprach, präsentierte sich der Fall in einem neuen Licht.

      Als er sich erhob, informierte ihn sein Anzug über die Analyse des blauen Blutes, die bei einem Fortschritt von 32% ins Stocken geraten und abgeschlossen war. Aufgrund der Unvollständigkeit bestanden an der Korrektheit des Ergebnisses demnach Zweifel. Denn angeblich handelte es sich bei der Flüssigkeit um eine hochkonzentrierte Form von Brymm-Energie, die in ihrer Reinheit die Qualität der Mondkristalle um das Tausendfache übertraf.

      Coffee versuchte sich fieberhaft einen Reim darauf zu machen, aber er war in seiner Karriere noch nie auf etwas dermaßen Unerklärbares gestoßen.

      Dennoch … der Schlüsselgegenstand ist das Herz der Frau.

      In Anbetracht der Erkenntnisse hastete er an LD-U20-3 vorbei nach draußen auf den Gang und überreichte dem anderen, in Warteposition befindlichen Lockdown-Droiden das Röhrchen mit der Probe. Er instruierte den Roboter, sich damit umgehend zur Oberfläche zu begeben. Das Labor sollte eine intensive Untersuchung des Blutes einleiten, die sein LiSi vor Ort nicht bewältigen konnte.

      Die Maschine bestätigte, stampfte los und verschwand um die Gangbiegung.

      Ungeachtet des vor sich hin fluchenden Cit eilte Coffee abermals zurück durch die Schleuse, um ein paar Gespräche zu führen, die der Bursche nicht mitzukriegen brauchte. Lester und Isherhill mussten über das Brymm-Blut der blauen Frau und Antonio Cabrallos Genmutation informiert werden. Und dass der Techniker nicht nur ein beträchtliches Sicherheitsrisiko darstellte, sondern sich im Besitz ihres Herzens befand.

      Der Medic-Droide begleitete Coffee auf sein Zeichen hin, um die Leiche für den Abtransport vorzubereiten. Die Lage machte eine rasche Obduktion erforderlich.

      In der Reinigungszelle baute der Master-Officer die Verbindung zu seinem Teamchef auf, dessen Gewittermiene auf dem Holo-Visier erschien.

      »Morgen. Warum meldest du dich jetzt erst?«, maulte Lester ihn an. »Du müsstest längst Cell-Daten gesendet haben, dann könnte ich mir anhand deiner Ermittlungsergebnisse bereits ein Bild machen.«

      Coffee blinzelte vor Überraschung. »Wie bitte? Hat zwar gedauert, bis ich die Dinge halbwegs durchschaute … aber du hättest dich informieren können. Meine Ergebnisse wurden vor sechs Minuten gesendet!«

      Lester runzelte die Stirn. »Im Ernst? Ich finde von dir keinen Eintrag in der Akte. Nur Patricias und Warrens Daten. Woran liegt das?«

      In Coffees Gehirn jagte eine Spekulation die nächste, während er die Finger in seinem Kraushaar vergrub. Dann riss er die Augen auf. »Verdammt, Les … das könnte an Mona liegen! Mir sind bei zwei ihrer Arbeitsprozesse Verzögerungen aufgefallen. Wir müssen Isherhill um eine Systemdiagnose bitten!«

      »Das können wir im Moment vergessen«, dämpfte Lester die Hoffnungen seines Kollegen. »Der Company-Inspektor schaut ihm auf die Finger. Da genehmigt Simon garantiert keine wartungsbedingten Ausfälle des Hauptcomputers. Er hat eben schon so eigenartig reagiert, als es um meine Anweisungen ging … er steht ziemlich unter Druck. Hoffentlich erhalten wir bald Zugriff auf den Verdächtigen, und hoffentlich hat dieser Duquette nicht weitere glorreiche Ideen auf Lager, wie er uns ›behilflich‹ sein kann. Ich werde später mit Simon über Mona sprechen, aber erst mal komme ich runter zu euch. Kann allerdings noch dreißig Minuten dauern … die Vangristen funkt mir dazwischen. Also, kläre mich über die Details auf.«

      Coffee holte Luft. »Okay, vergessen wir fürs Erste Cit … über unseren Neandertaler rege ich mich nachher auf. Das Wichtigste: Antonio Cabrallo muss festgenommen werden, jetzt sofort! Er war hier in der Zelle! Und er hat sich mit einer abartig hohen Geschwindigkeit bewegt, was vielleicht an seiner DNA-Mutation liegt. Doch auch die Frauenleiche kann man kaum als Menschen bezeichnen, da ihr Blut eine Art Energieflüssigkeit ist. Ich habe eine Probe davon ins Labor geschickt. In ihrem Fall sprengt unser Sicherheitsproblem alles, was wir bisher erlebt haben, weil …« Coffee stockte, so unfassbar erschien ihm der Vorfall aufs Neue. »Ich hatte Einsicht in die Kameraaufnahmen. Du glaubst das nicht … die Dame ist aus dem Nichts in der Zelle aufgetaucht. Wahrscheinlich handelt es sich um Teleportation!«

      »Schlechter Scherz?« Lester verzog das Gesicht. »Klingt ja völlig …«

      »Absurd, richtig. Aber wie wir wissen, experimentieren mehrere Firmen mit der Technologie. Und wenn ich mir alle Indizien anschaue, ist das die einzig logische Erklärung. Was aber noch interessanter an der Frau ist: Cabrallo hat ihr Herz an sich genommen! Es scheint sich um ein hochenergetisches Organ zu handeln, das …«

      Ohne Vorwarnung verschwand die Holo-Übertragung von Coffees Visier. Zurück blieb ein Keine-Verbindung-Symbol. Verdutzt versuchte er den Kontakt wiederherzustellen, denn zumindest hätte er bei der Zentrale landen müssen, wenn die Verbindung zu einem Team-Mitglied unterbrochen wurde. Aber das Durchkommen zur Oberfläche schlug fehl und umgekehrt wahrscheinlich ebenso. Auch die Versuche, das Lockdown-Kommando oder seine zwei Kollegen in der Sektionszentrale