EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

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Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



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unter keinen Umständen dabei haben. »Ich respektiere Ihre Arbeit und Ihren Enthusiasmus. Aber ob ausgerechnet dieser Fall etwas mit den verschwundenen Leuten zu tun hat, muss sich erst herausstellen. Wenn ich den Tatort aufgesucht habe, weiß ich mehr. Danach kontaktiere ich Sie umgehend. Außerdem wird das kein Spaziergang, bei dem ich eine Psychologin mit durch die Gegend schleppen kann. Es …«

      »Psychologische Sonderbeauftragte im aktiven Außendienst, wenn ich bitten darf!«, erwiderte Allison Vangristen brüskiert.

      »Schön … von mir aus«, brummte Lester. »Es ist noch unklar, wie sich die Situation in der Mine entwickelt, und möglicherweise deckt sich Ihre Vorstellung von Außendienst nicht mit der Realität.«

      Sie zog die Augenbrauen hoch.

      Er half nach: »Es könnte Lebensgefahr bestehen, verstehen Sie? Und dann müsste ich Ihren Hintern aus irgendeiner gefährlichen Situation retten.«

      Ihr Gesicht nahm einen streitlustigen Ausdruck an. »Meine Ausbildung im Nahkampf und dem Schusswaffengebrauch war äußerst gründlich. Ich hocke nicht den ganzen Tag hinterm Schreibtisch, wissen Sie? Und auf meinen Hintern kann ich gut alleine aufpassen! Was soll dieser anzügliche Mist?!«

      »Ich entschuldige mich. Aber darum geht es gar nicht.«

      »Wirklich nicht?« Die Leiterin der ISGA setzte eine Miene auf, als würde sie scharf überlegen. »Hm … vermuten Sie, ich könnte mir einen Fingernagel abbrechen, falls diese Frauenleiche uns attackiert? Oder dass ich, während wir die Flucht ergreifen, über mein Schminkköfferchen stolpere und mir die Beine breche? Ja, unter derlei Aspekten stellt der Tatort ein irrsinniges Risiko dar.«

      »Ach hören Sie schon auf … das ist doch Blödsinn! So war das nicht gemeint.«

      »Natürlich nicht, Officer Benx, aber assoziiert haben Sie es damit. Ist ja auch egal.« Sie kam zur Sache. »Meiner Meinung nach haftet dem Verschwinden der Menschen etwas Mysteriöses und höchst Bedrohliches an. Vorhin habe ich die Spur eines vermissten Händlers aus Kap Rosa von einer Militär-Einheit verfolgen lassen. Und wissen Sie was? Die Soldaten sind von ihrer Mission in den alten Gewächshäusern nicht zurückgekehrt … ich fürchte, sie sind ums Leben gekommen. Die Kommandoleitung untersucht die Sache noch.«

      Allison Vangristen rückte an ihren Kamerasensor heran und fuhr gewichtig fort: »Es besteht eine Verbindung zwischen all diesen Leuten, das sage ich Ihnen. Deswegen muss ich jeden Hinweis ernst nehmen. Um es kurz zu machen, Officer Benx: Ihr Boss hat mir die Unterstützung desjenigen Chief-Officers zugesagt, der sich mit der Herkunft einer unbekannten Toten in einem Hochsicherheitsbereich beschäftigt, an der auch meine Abteilung ein gesteigertes Interesse hat … und derjenige sind Sie! Deshalb schlage ich vor, wir verschwenden keine Zeit mit Diskussionen und treffen uns in der Shuttle-Bay Ihres Towers. Ich hole Sie ab in … sagen wir zwei Minuten?«

      Lester war bis eben der Meinung gewesen, diese aufdringliche Person abwimmeln zu können. Jetzt wurde er hellwach. »Stopp, stopp, stopp … das ist unmöglich! Wir treffen uns in drei bis vier Stunden in Ihrem Büro und gehen alles in Ruhe durch. Aber auf gar keinen Fall sofort!«

      Sie warf in gespielter Geschäftigkeit den Kopf zur Seite und überging seinen Einwand. »Ich muss Schluss machen, mein Gleiter fliegt in Ihren Sektor ein. In wenigen Sekunden lande ich. Sehe Sie gleich im Abflugbereich auf Ebene 35 Ihres Towers. Mit Ihrer Laune und meinen Fingernägeln werden wir garantiert ein Dream-Team! Bis gleich, Officer Benx.«

      »Aber … hey! Warten Sie!«

      Allison Vangristen hatte die Verbindung gekappt.

      Lester kochte vor Wut und schob sich durch einen Pulk Bergarbeiter, die von ihrer Minenschicht heimkehrten und vom Terminal zur Bahn strömten. Er hatte es von vornherein gewusst. Die Zusammenarbeit mit solch einer Art von Kollegin brachte nur Scherereien mit sich. Was glaubt die, mit wem sie es zu tun hat?! Mit einem Hanswurst, den sie nach ihrer Pfeife tanzen lassen kann?

      Er schwor sich, sie spüren zu lassen was es bedeutete, einem Profi wie ihm dazwischen zu funken. Jemandem, der sich für die Sicherheit der Menschen in Kap Rosa aufopferte und rund um die Uhr an vorderster Front gegen das Verbrechen kämpfte. Der nicht stumpf Daten über Angestelltenprobleme verglich, ab und zu mal das Näschen aus dem warmen Nest streckte und sich auch noch etwas darauf einbildete. Dieser Frau mangelte es an Respekt.

      Na warte, meine Beste … dir geige ich die Meinung!

      Lester rauschte um 06:07 Uhr in die Shuttle-Bay auf Ebene 35, den Start- und Landeplatz für Personengleiter in Tower 3.

      ~7~

      *** 05:32 Uhr ***

      *** Kap Rosa, Sektor C, Mine C ***

      »Mann, Coffee, warum geben die uns ständig die Schrottaufträge? Geht dir das nich auch auf’n Sack? Ich mein, ich bin nich so lange bei dem Verein dabei wie du. Na ja … erst seit zwei Wochen, okay. Aber ey, sei doch ma ehrlich … ist doch Gülle, dass du, als so’n cooler Typ, so’n Shit zugeschoben kriegst, stimmt’s? Und für mein Image ist das genauso Dreck! Meine Kumpels auf der Erde kringeln sich, weil ich bei den Babysittern für die Berghirnis gelandet bin. Selbst meine Freundin, ey … vor der hab ich geprahlt, was für’n geilen Job ich hab, bei dem ich so Heldendinger abziehen muss. Da hat sie gegrinst und gesagt, ich könnte ihr von der Kohle ja jetzt täglich ’n Geschenk kaufen. Voll scheiße, oder?! Servier ich eh bald ab, die Tussi. Die kapiert gar nix. Was’n mit dir? Haste auch so ’ne nervige Alte am Start? Ich sag dir, die stecken alle unter einer Decke, die Weiber … und alle anderen auch! Mega uncool, dass ich jetzt auf dem Mond rumhänge und mir den Stress der Maulwürfe reintue. Kennen nur ihre Arbeit, die Miner-Idioten. So blöd war ich noch nie, ey. Hab immer gekriegt, was ich nehmen konnte. Kennst den Spruch, oder Coffee? Heißt so viel wie: Wenn du durchtrainiert bist, kannste auch was schleppen, klaro? Deswegen bin ich ja auch jeden Tag im Fitnessstudio, um zwischen den Freaks hier nich zu verblöden. Aber was will man machen? Wir haben uns die Gülle nich ausgesucht, oder? Ich mein … du bist’n Farbiger, der ’ne Familie durchfüttern muss, und ich bin’n Weißer, der von seinem Onkel hier reingesteckt wurde. Wir halten für die Berghirnis unsre Ärsche hin, bei den gefährlichsten Einsätzen und für kaum Kohle, stimmt’s? Wieso lassen wir uns das gefallen, Bruder? Pennt die Gewerkschaft? Ich mach das jedenfalls nich mit. Schätze, ich haue bald wieder ab. Hey, und du? Willste dich echt von der Sol Guard, Korvalinski oder den Maulwürfen noch länger verarschen lassen? Ich geb dir mal’n Tipp, den mein Onkel mir immer gibt. Der sagt: ›Junge, sei clever und pass auf, sonst wirst du noch zu Brymm-Staub.‹ Fuck, wow! Tiefsinniger Spruch, was?! Oder, warte mal … na, jedenfalls so ähnlich ging er. Egal, genau das isses doch, verstehste? Jeder macht mit einem, was er will … auch wenn du das nicht willst. Und falls du das doch willst, machen die genau das Gegenteil. Kapiert? Solltest du dir also merken den Spruch, ist nämlich ’n schlauer Fuchs, mein Onkel. Alle anderen Loser haben null Durchblick. Aber ey … zusammen machen die uns nich kaputt, klaro?! Wir, alle echten Männer, halten zusammen wie Pech und Kacke! Das hat man früher so gesagt … kannst mir glauben. Weiß ich von meiner Freundin. Hatten damals schon ’n Riss in der Schüssel, die Wichser im Mittelalter. Cool, oder?! Okay … du und ich ziehn die Scheiße hier schon runter, was Coffee?«

      Cit hieb seinem Teamführer vertraulich auf die Schulter und fuhr mit seinem Monolog fort.

      Master-Officer Cole Goffey, für seine Freunde Coffee, stand mit dem Gesicht zur Wand des Hochgeschwindigkeits-Aufzuges und versuchte, diesen Pisser zu ignorieren. Er starrte konzentriert durch die Sichtfenster nach draußen, obwohl er dort nur die Wände des Hauptschachtes von Mine C sah, die in einem aberwitzigen Tempo vorbei rauschten.

      Der Highspeed-Lift transportierte ihn selbst, seinen nervigen neuen Kollegen und siebzig Bergleute mit einer Geschwindigkeit von 6.000 km/h in die Tiefen des Mondes hinab. Die extrem widerstandsfähige Zwölf-Meter-Kapsel bestand aus flexiblem Bioglas, in deren Inneren die Passagierplattform um neunzig Grad gekippt war und somit in der Senkrechten stand. Die Fahrgäste wurden durch ein Schwerkraftfeld in der Schräglage gehalten, welche dem Lift die Form eines Torpedos ermöglichte. G-Kraft-Absorber